Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic
Читать онлайн книгу.es nicht.«
»Mach auf!«
»Aber es ist so hell da draußen! Das tut meinen Sensoren weh!«
Rhodan gab auf und funkte Meyun mit dem Gerät an, das er sich selbst auf dem Weg geschnappt hatte. »Mahlia«, sagte er. »In der Zeit, als du Kommandantin einer SOL-Zelle warst – hast du da einen Abschaltcode für SENECA bekommen?«
Er konnte förmlich hören, wie die Frau, die ihn mehrfach gerettet, aber auch unendlich viel Nerven gekostet hatte, grübelte. »Nein«, antwortete sie schließlich. »Kann mich zumindest nicht erinnern. Müsste ich?«
»Schon gut«, sagte Rhodan. »Ich frage Roi.«
Sein Sohn kannte den Code – selbstverständlich, das musste er als Expeditionsleiter. »Was ist wichtiger?«, fragte Roi Danton. »Die Sonden oder ...?«
»Der Code«, entschied Perry Rhodan. »Es bringt nichts, wenn wir Hindernisse vor uns kennen, aber nicht ausweichen können, weil SENECA alles blockiert.«
*
Perry Rhodan brauchte fünf Minuten. Es kam ihm wesentlich länger vor. Jeder Roboter, den er passierte, jedes Schott – alles konnte zur Todesfalle werden, wenn SENECA ihn aufhalten wollte. Verschwitzt und mit klopfendem Herzen erreichte er sein Ziel und suchte den Raum ab. Zu seiner Erleichterung fand er nichts, was die Hyperinpotronik als Waffe hätte missbrauchen können.
Roi Danton brauchte deutlich länger für den Weg. Er war schon in einem Hangar gewesen und hatte eine Sonde vorbereitet. Der Weg bis zur Beta-Zentrale der Hauptpositronik, genau im Zentrum des SOL-Mittelteils, hätte kaum länger sein können.
»Lange nicht hier gewesen«, sagte Danton, als er abgehetzt den Raum betrat.
Rhodan stimmte ihm zu. Die Beta-Zentrale, in der man über archaische Eingabegeräte direkten Kontakt zum Schiffsgehirn aufnehmen konnte, war in den ersten Jahrhunderten nach dem Stapellauf der SOL wichtig gewesen. Inzwischen konnte man im Grunde überall mit SENECA kommunizieren.
Aber für das, was er nun vorhatte, mussten sie vor Ort sein. Er wollte SENECA zwar nicht abschalten, aber zweiteilen. In der Hyperinpotronik ergänzten sich eine lebendige Komponente aus Zellplasma und ein positronischer Hochleistungsrechner mit einem Volumen von insgesamt 65 Millionen Kubikmetern.
Das Plasma war außer Kontrolle. Bislang war zwar außer ein paar Insubordinationen nichts Gravierendes geschehen. Aber wer konnte wissen, wann SENECA nicht aus Jux den Sauerstoff im gesamten Schiff abpumpte?
Deshalb musste sein biologischer Teil von der Schiffssteuerung abgekoppelt werden. Die Positronik musste allein die Kontrolle übernehmen, bis ihr Gegenpart wieder voll und ganz in der Wirklichkeit angekommen war.
Eine derartige Trennung bedeutete aber eine massive Einschränkung für die Einsatzfähigkeit der SOL. Deshalb konnte der Befehl dafür nur von zwei Kommandoberechtigten gemeinsam erteilt werden. Sie mussten ihre Codes dafür gleichzeitig auf einer Tastatur in der Beta-Zentrale eingeben. Eine archaische Sicherheitsschaltung, die nur sehr selten in der langen und wechselhaften Geschichte des Expeditionsschiffs nötig geworden war.
»Umstellung auf reinen Positronikbetrieb erfolgreich«, meldete sich SENECAS Stimme direkt im Anschluss. Ihr fehlte jedoch das warme Timbre, das sie üblicherweise auszeichnete.
»SENECA, Ortung!«, forderte Rhodan. »Wo befinden wir uns?«
»Sämtliche Ortungssensoren sind ausgefallen«, meldete SENECA unverzüglich. »Überprüfe Schiffsstatus. Schwere Beeinträchtigungen vieler Systeme. Die Ausfälle umfassen neben der Ortung den Antrieb, Offensiv- und Defensivwaffen, Funk, Güterdistribution ...«
Die Liste wurde immer länger.
Roi Danton seufzte. »Ich laufe zum Hangar und starte eine Ortungssonde. Von Hand.«
»Super Idee«, meinte Rhodan lakonisch. »Könnte von mir sein.«
Sein Sohn deutete auf seine Tastatur. »Du weißt, was das bedeutet, oder?«
Perry Rhodan nickte. Wenn einer von ihnen verletzt oder getötet wurde oder sich auch nur auf einem Außeneinsatz befunden hätte, hätte der andere die Trennung der zwei SENECA-Komponenten nicht veranlassen können. Es brauchte also mehr Besatzungsmitglieder an Bord, die für solche Fälle bevollmächtigt waren.
Was nichts anderes hieß, als dass Tess Qumisha die ganze Zeit recht gehabt hatte. Die SOL brauchte dringend wieder einen Kommandanten.
11.
A-Kuatond kehrte in die Zentralpyramide zurück und nahm hinter der Steuerstation Platz. Acht ihrer Roboter bildeten ein v-förmiges Spalier um sie herum und erwarteten Befehle.
Sie musterte die Ortungsergebnisse, deretwegen die Schiffspositronik sie zurückgerufen hatte. Etwas außerhalb der Bahn des vierten Planeten hatte sich eine Quelle sechsdimensionaler Strahlung gebildet, die A-Kuatond ein gewaltiges Rätsel aufgab: Diese Emission war mit den hochwertigen Instrumenten eines Ritterschiffs sicher in halb Yahouna anzumessen – aber was die Strahlung verursachte, war völlig unklar. Als Auserwählte einer Superintelligenz bekam A-Kuatond es zwar sporadisch auch mit höherdimensionalen Begebenheiten zu tun, aber Werte wie diese hatte sie noch nie gesehen.
Inzwischen manifestierte sich das Phänomen sogar im normaloptischen Spektrum, in Form eines hellblauen Gleißens.
»Was ist das?«, fragte sie leise.
Die Roboter, die als Gesprächspartner nicht im Mindesten an Kalphatt Udimor heranreichten, blieben dankenswerterweise still.
Von einem Moment auf den anderen war das Leuchten verschwunden. Allerdings nicht vollständig, nicht rückstandslos, wie A-Kuatond verblüfft feststellte. Am Punkt der höchsten Strahlungsintensität schwebte plötzlich ein Raumschiff im All – ein gewaltiges Schiff sogar, in das ihre Schlachtspitze selbst in Split-0 mehrmals hineingepasst hätte. Es bestand aus zwei Kugelkörpern, die durch einen Zylinder verbunden waren. Jede einzelne Kugel war schon größer als A-Kuatonds Schiff.
Und seine Farbe ... Ein strahlendes Gold ...
Carit?, fragte sich A-Kuatond. Nein, dazu passten die Ortungsergebnisse nicht, Carit reflektierte höherdimensionale Tastungen anders. Aber ungewöhnlich war das Material dennoch ...
Nicht nur die Strahlung, die es hierhertransportiert hatte, gehörte dem sechsdimensionalen Spektrum an. Auch das Raumfahrzeug erhielt Komponenten, die auf die Technik höherer Mächte zurückgehen mussten.
»Wer seid ihr?«, murmelte sie. »Was wollt ihr hier?«
Die zweimalige Ansprache innerhalb kurzer Zeit aktivierte bei dem Roboter zu ihrer Rechten ein Programm, auf das A-Kuatond gut hätte verzichten können. »Alles strebt nach Balance«, belehrte die Maschine sie. »Das ist BARILS Wille. Das Neue stört oder stärkt die Balance. Dient es dem Gleichgewicht, hat BARIL ein Wohlgefallen.«
»Halt den Mund!«, schimpfte A-Kuatond, ohne den Kopf zu drehen.
Der Roboter beendete seine Litanei, bevor er zu der Stelle kam, an der er den Kampf gegen Kräfte anmahnte, die das Gleichgewicht störten.
Die Predigten waren hilfreich, wenn die Ritterin einem geschundenen, darniederliegenden Volk wieder auf die Beine half und den Glauben an BARIL in ihrer Kultur verwurzelte, wie sie es einst auf Udimors Heimatwelt getan hatte. Sie waren ein Werkzeug, um empfängliche Gesellschaften zu formen und Frieden und Gleichgewicht als Ziele zu verankern. Aber A-Kuatond selbst war als Adressat genauso ungeeignet wie ihr Orbiter. Sie diente BARIL, weil sie die Ziele der Superintelligenz bewusst teilte, nicht aus einer religiösen Überzeugung oder Ergebenheit heraus.
Die Frage, die die Maschine aufgeworfen hatte, war trotzdem wichtig: Störten oder stärkten die Neuankömmlinge das Gleichgewicht? Welches Ziel verfolgte die Besatzung des fremden und zweifellos mächtigen Gebildes?
In Yahouna gab es kaum Völker, die Raumfahrzeuge dieser Größe besaßen. Definitiv verfügten diese nicht über Sechs-D-Technik