Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic

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Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic


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vor. Er sah humanoide Wesen, aber auch welche mit jeder erdenklichen Anzahl von Gliedmaßen zwischen null und sechzehn.

      Sie alle schrien, jubelten, riefen die Namen der Ritter, die ihn mit ihrem Schandwagen durch die Stadt transportierten. Sogar in der Luft flogen sie, zwischen den Kameradrohnen und den Hologrammen, die das Gesicht von A-Kuatond zeigten.

      Die Ritterin hielt den Kopf gesenkt, aber in den überdimensionalen Holos konnte Rhodan ihr Gesicht sehen. Aufgrund seiner früheren Begegnungen mit Zentrifaal und ihrer spärlichen Mimik erkannte er, dass sie die Situation genoss. Auch die anderen zwei Ritter labten sich offenbar an den Huldigungen und Lobpreisungen, die ihnen entgegenschallten, als seien sie Gesandte einer verehrten Gottheit – wahrscheinlich BARIL – und direkt vom Himmel herabgestiegen.

      Was, wie Rhodan begriff, vermutlich ziemlich genau dem entsprach, als was sich dieser Orden sah. Ein Punkt mehr, den er bei seiner Verhandlung bedenken musste. Wer große Macht innehatte, erwartete eine entsprechende Ehrerbietung. Das war lästig. Aber mit etwas Geschick und Glück würde es ihm ein paar Möglichkeiten eröffnen. Er musste es nur richtig machen.

      Auf Glück allein hatte sich Rhodan allerdings noch nie gern verlassen. A-Kuatond mochte glauben, ihn sicher verwahrt zu haben, und für den Augenblick stimmte das sogar – er brauchte sich nur ein wenig zur Seite zu neigen, um das warnende Knistern des Energieschirms zu spüren.

      Das verdammte ihn jedoch nicht zur Untätigkeit. Seine Augen konnte er jedenfalls benutzen, seinen Kopf ebenso. Und so langsam, wie der Gleiter durch die Straßen kroch, war es keine große Herausforderung, sich den Weg durch die Stadt einzuprägen.

      Auch wenn es eindeutig nicht der kürzeste Weg zum Adyton war, Rhodans Orientierungssinn war geübt genug, um die markantesten Gebäude der Stadt als Anhaltspunkte zu identifizieren. Da der tunneldurchsetzte Hügel, der an einen Termitenbau erinnerte. Dort die pilzartigen Türme, die aussahen, als hätte jemand arkonidische Trichterbauten unterhalb des Trichters gekappt, den Aufsatz auf den Kopf gestellt und wieder auf den Unterbau gesteckt.

      Als sie die Zitadelle endlich erreichten, war Rhodan daher optimistisch, nach der Verhandlung rasch zum Raumhafen zurückzufinden – mit oder ohne Hilfe der Ritter.

      Seine Zuversicht schwand indes, nachdem er entdeckte, dass ein blau schimmernder Energieschirm das metallplattenverstärkte Gemäuer wie ein öliger Film überzog. In gut zehn Metern Höhe ragten mehrere Rohre aus der Wand, bei denen es sich bestenfalls um Impulsstrahler handelte. So bedrohlich, wie die Dinger aussahen, konnten es aber genauso gut Transformkanonen sein. Und als wäre all das noch nicht genug, patrouillierten Kampfroboter auf dem freien Platz rund um den Turm. Rhodan hatte A-Kuatonds Maschinenhelfer gegen die Truvaud kämpfen sehen. Es gab keinen Grund zur Annahme, dass die Modelle auf Kessaila weniger tödlich wären.

      Der Gleiter fuhr auf ein breites Tor zu. Für einen kurzen Augenblick erfasste das Licht eines Scanners die Passagiere, tastete einen Ritter nach dem anderen und zuletzt Rhodan ab, ehe sich eine schmale Strukturlücke im Energiefeld öffnete. Der Durchlass bestand nur für ein paar Sekunden. Kaum war der Gleiter hindurch, schloss sich der Schirm und bildete erneut eine undurchdringliche Wand hinter ihnen.

      Vor ihnen ragte ein weiteres Gebäude auf. Das eigentliche Adyton, vermutete Rhodan.

      Es war um einiges kleiner als die äußere Hülle der Zitadelle, aber nicht minder imposant. Eine schlanke Nadel aus glänzend schwarzem Metall, über das sich wendelförmig eine Reihe von Fenstern nach oben zog, zweifellos aus Glassit. Auch diesmal waren die Gleiterinsassen nicht allein. Rhodan erspähte weitere Wachen hinter den Scheiben. In regelmäßigen Abständen zischten fliegende Kampfroboter über sie hinweg.

      So viel also zu seinem Plan, ohne die Hilfe der Ritter zurückzukehren. Wie es aussah, würde Rhodan definitiv mehr als nur Glück brauchen, falls die Verhandlung nicht wie erhofft verlief. Ein ganzes Einsatzteam zum Beispiel.

      Der Gleiter hielt an, und endlich erlosch der Energiekäfig um Rhodan. Ohne ein Wort der Erklärung sprang A-Kuatond zu Boden.

      Das kleine, dicke Wesen mit dem Insektenschädel – Semmaru, der Diplomat, wie Rhodan aus den Rufen der Menge gelernt hatte – wandte sich zu Rhodan um.

      »Im Allerheiligsten sind keine Fahrzeuge gestattet«, sagte er. »In BARILS Blick zählen nur die eigenen Werte.«

      Wunde Füße verschaffen Demut, übersetzte Rhodan im Stillen. Es hatte bestimmt seine Gründe, weshalb die meisten Religionen Askese und keine Bequemlichkeit predigten.

      Er folgte den Rittern zum nächsten Tor. Es war deutlich kleiner als das vorige Portal, und auch der Taststrahl, der sie überprüfte, fiel dezenter aus. Diesmal konnte Rhodan sogar erkennen, worauf sich die Einlasskontrolle konzentrierte: ein kleines, glänzendes Signet, das die Ritter am Kragen trugen wie eine Anstecknadel.

      Über Rhodans Brust verweilte das Suchlicht einen Augenblick länger. Als der Scanner nicht fündig wurde, blinkte ein winziges, gelbes Licht auf. Dann verschwand der Strahl, und das Tor öffnete sich. Rhodan hatte keinen Zweifel daran, dass nun jeder Flug- und Bodenroboter im gesamten Adyton über seine Anwesenheit informiert war.

      »Weiter!« A-Kuatond verpasste Rhodan einen leichten Stoß in den Rücken. »BARILS Stimme erwartet uns.«

      Er setzte sich gehorsam in Bewegung. Es war schließlich nicht so, als hätte er eine Wahl gehabt. Und sowenig ihm die Aussicht behagte, vor einen unbekannten Richter zu treten, konnte er sich doch einer gewissen Neugier nicht verschließen.

      BARILS Stimme, jene Person also, die im Namen der Superintelligenz sprach, war bisher nur als exakt das in Erscheinung getreten: eine gellende Stimme in einer Holobotschaft, körperlos und undurchschaubar. Rhodan war gespannt, wer sich tatsächlich dahinter verbarg.

      Der Weg führte durch verzweigte Gänge, die in strengem Hell-Dunkel-Kontrast gestaltet waren. Mal war der Boden aus demselben schwarzen Material gefertigt, aus dem die Außenseite des Adytons bestand, mal war es die Decke. Jeweils die gegenüberliegende Fläche war matter, weißer Stein. Die Wände indes waren samt und sonders grau – mit jeder vorstellbaren Schattierung. Von Farbe hielt man in BARILS Orden offensichtlich wenig.

      In unregelmäßigen Abständen stießen sie auf Seitentüren, doch die Ritter schenkten keiner ihre Aufmerksamkeit. Es ging immer weiter durch triste, monochrome Gänge, die sie schließlich an ein breites, mindestens vier Meter hohes Portal führten, vor dem die Ritter innehielten.

      In einer fließenden Bewegung legten alle drei die Arme, ganz gleich, wie viele sie besaßen, an die Brust und beugten den Kopf. Aus den Tiefen der Zitadelle ertönte ein dumpfer Gong. Die beiden Flügel des Portals glitten auseinander, verschwanden in den Wänden und gaben die Sicht frei auf einen runden Saal.

      Dort war der Boden weiß, die Decke schwarz. Der Raum maß gut zehn Meter im Durchmesser, doch die einzige Einrichtung bestand aus sieben Sitzen mit breiter Fläche und niedrigem Rückenteil, die im Kreis arrangiert waren. Der Sitz direkt gegenüber der Tür war aus grau marmoriertem Stein gefertigt. Die anderen sechs waren schmaler und zu Rhodans Überraschung bunt, wenn auch in sehr gedeckten Tönen.

      A-Kuatond durchschritt den Raum und nahm auf dem dunklen Stuhl mit blauen Einsprengseln unmittelbar links vom grauen Thron Platz. Semmaru wandte sich nach rechts, zu dem orangefarbenen Stuhl neben der Tür. Da erst bemerkte Rhodan die dünne Linie aus Licht, die in den Boden eingelassen war und die beiden Plätze miteinander verband, ebenso jeden der anderen Stühle mit seinem jeweiligen Gegenstück.

      Die Kriegerin und der Diplomat, begriff er. Gegenspieler, miteinander verbunden. Und ihre Stühle, blau und orange. Das sind Komplementärkontraste.

      Gespannt beobachtete er, wie Yalaba, die Forscherin, sich auf dem grünen Platz neben dem Diplomaten zusammenkauerte. Das Sitzmöbel war etwas zu klein für ihre massige Gestalt, aber das schien sie nicht zu stören. Sie zog die Knie bis unter das teigige Kinn und ließ die Arme herabhängen. Der Stuhl ihr gegenüber war rot, auch das ein Komplimentärkontrast. Nur fiel Rhodan nicht recht ein, was wohl das Gegenteil einer Forscherin sein mochte.

      Da nichts weiter geschah, sah sich Rhodan erwartungsvoll um. Aber die anderen Stühle,


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