Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic

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Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic


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      Ein leises Klopfen riss Perry Rhodan aus dem unruhigen Schlaf, in den er gefallen war. Augenblicklich war er hellwach. Viel Ruhe hatte er ohnehin nicht gefunden. Er schwang gerade die Beine aus dem Bett, als ein Roboter hereinfuhr, der sein Frühstück auf einem Tablett vor sich her trug. Kein Kantinenbesuch diesmal. Damit hatte sich Rhodans Verdacht bestätigt. Er war ein Gefangener, der nun seinen Freigang eingebüßt hatte.

      Letzte eventuelle Zweifel daran waren beseitigt, als A-Kuatond hinter dem Roboter eintrat. Sie betrachtete Rhodan mit unbewegtem Gesicht.

      »Du bist spät.« Sie deutete in Richtung der Nasszelle. »Du solltest dich frisch machen und etwas essen. BARILS Stimme ist es nicht gewohnt, zu warten.«

      Als ob sie es nicht erwarten konnte, ihn endlich verurteilt zu sehen.

      Rhodan seufzte. Er war nie der Typ Mensch gewesen, der unangenehme Situationen hinauszögerte, wenn sie sich ohnehin nicht vermeiden ließen. Es war immer besser, zu wissen, was einen erwartete. Dennoch fühlte er sich nicht bemüßigt, das Ende auch noch zu beschleunigen. Er nahm sich die Zeit, die er brauchte, um wenigstens zu duschen und seinen Kaffeeersatz hinunterzuwürgen. Für mehr reichte seine Verfassung ohnehin nicht. Anschließend nickte er A-Kuatond zu, die während der ganzen Reinigungsprozedur ungerührt in seiner Unterkunft gewartet hatte.

      »Bringen wir es hinter uns.«

      Die Zentrifaal stieß ein leises Schnauben aus, das Rhodan nicht einordnen konnte. Sie ließ ihm den Vortritt aus seinem Quartier, sodass er zwischen den beiden Wachen vor und der Ritterin hinter sich eskortiert wurde.

      Rhodan überlegte fieberhaft, wie er seinen Bewachern entkommen könnte, aber eine der Wachen war ein Roboter, die andere ein Koloss, gegen den selbst ein Haluter zierlich wirkte. Beide waren mit Strahlern bewaffnet. Bei A-Kuatond hatte er nichts dergleichen festgestellt, er traute der Zentrifaal aber durchaus zu, ihn auch ohne eine Waffe außer Gefecht setzen zu können.

      Abrupt blieben die beiden Wachen stehen und rückten auseinander. Erstaunt stellte Rhodan fest, dass er nicht vor dem Portal zum Verhandlungssaal stand, wie er gedacht hatte – sondern vor dem Prüfungsraum. Er sah zu A-Kuatond, die einladend durch die Tür deutete.

      »Wir warten, Mensch.«

      Zögernd trat Rhodan ein. Wieso war er hierhergebracht worden? Selbst falls sein Einbruch in Semmarus Arbeitsräume bisher nicht aufgefallen sein sollte – zumindest das gestohlene Permit müssten sie ihm doch vorwerfen. Es konnte einfach nicht sein, dass er so lange damit durchkam.

      Aber A-Kuatond tat, als wisse sie von all dem nichts. Wären die Wachen nicht gewesen ...

      Rhodan erreichte die Mitte des Raums, und die Welt ringsum verschwand. Die Simulation begann, doch anders als bislang war es nicht die Galaxis Yahouna, in der er sich wiederfand – sondern die Zentrale eines Raumschiffs.

      Rhodan entspannte sich ein wenig. Die Prüfung ging weiter, aber diesmal war es wenigstens eine vertraute Situation. Mit Raumschiffen kannte er sich aus. Er orientierte sich mit einem routinierten Blick: ein halbrunder Raum, und er saß im Sitz des Kommandanten hinter einem nierenförmigen Steuerpult.

      Damit endete die vertraute Umgebung allerdings. Zum einen fand er keinerlei Holos, anhand derer er sich einen eingehenderen Überblick hätte verschaffen können. Zum anderen bestand seine Mannschaft wie er selbst aus schuppigen, siebenarmigen Klöpsen. Sie unterhielten sich in einer zwitschernden Sprache, die er wieder einmal nicht verstand.

      Wie er diese Tests hasste!

      Frustriert untersuchte er sein Kontrollpult. Keine sichtbaren Sensorfelder, keine Schalter oder Knöpfe. Die Oberfläche glänzte in sattem Blau, aber sie gab keinen Hinweis darauf, wie er sie benutzen sollte. Also wandte er sich erneut der Zentralebesatzung zu. Er betrachtete den Tentakelklops zu seiner Rechten und zuckte zurück, als ohne Vorwarnung eine Sternkarte vor seinen Augen erschien und ebenso schnell wieder verschwand. Verwirrt schüttelte Rhodan den Kopf. Was war das gewesen?

      Erneut sah er zu dem Wesen, das wie apathisch in seinem schalenförmigen Sitz hockte. Er musterte die Tentakel, die langsam über die Oberfläche eines Steuerpults strichen, die schuppige Haut. Doch als er das Gesicht des Wesens ansehen wollte, erblickte er stattdessen abermals die Sternkarte, samt Koordinaten und Umlaufsimulationen. Diesmal war Rhodan darauf gefasst. Offensichtlich war das Wesen mit seinem Steuerpult auf andere Weise verbunden, und Rhodan sah, was der Navigator sich anzeigen ließ.

      Rhodan studierte die Karte, konnte jedoch keine der Konstellationen identifizieren – was in der ihm fremden Galaxis Yahouna nicht verwunderlich war. Also wandte er sich dem nächsten Wesen zu. Es schien für die logistische Verwaltung der Beibootflotte zuständig zu sein. Rhodan überschlug die Fahrzeugansammlungen, die er sah, und kam auf eine Flotte von über eintausend Beibooten, die alle auf den Befehl zum Ausschleusen warteten. Kampfbereite Beiboote.

      Ein mulmiges Gefühl beschlich Rhodan. Hastig überprüfte er die weitere Zentralebesatzung, bis er das Wesen fand, das für Funk und Ortung zuständig war. Seine Befürchtungen wurden bestätigt: Eine gewaltige Flotte fremder Raumschiffe hatte sich in unmittelbarer Nähe postiert, und sie war unverkennbar als feindlich markiert.

      Rhodan ballte die Tentakel zu Fäusten. Als ob er solche Situationen nicht schon oft genug in seinem eigenen Leben durchmachen musste – nun auch noch in einer Simulation.

      »Die Kraad sind in Position«, informierte ihn eine Stimme in seinem Kopf, anders als seine Wahrnehmung übers Gehör völlig verständlich. »Und auch die S'Hud.«

      Verwundert sah Rhodan auf und erkannte seinen Fehler. Nicht eine Flotte – sondern zwei.

      »Sollen wir einschreiten, Kommandant?«

      »Nein.« Seine eigene Stimme klang ebenso hell und zwitschernd, obwohl Rhodan sicher war, kein Wort gesagt zu haben. »Warten wir ab, was sie tun.«

      »Verstanden.«

      Er hatte noch immer keine Ahnung, was diesmal seine Aufgabe sein sollte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er es herausfand.

      »Die S'Hud eröffnen das Feuer.«

      Verdammt.

      »Und die Kraad erwidern.«

      Na großartig.

      »Anfunken!«, befahl Rhodan. »Sofort.«

      »Wen, Kommandant?«

      »Beide!«

      Ungeduldig wartete er darauf, dass die Abbilder der zwei Befehlshaber vor seinen Augen auftauchten.

      Der Anführer der Kraad nahm das Gespräch als Erster entgegen. Er war vom selben Volk wie Rhodans Mannschaft, seine Schuppen hatten einen ungesunden, grauen Farbstich, um sein breites Maul verliefen tiefe Furchen, die ihm ein missbilligendes Aussehen verliehen. »Was willst du? Ich bin beschäftigt.«

      Nun erschien auch die Anführerin der S'Hud – Rhodan stufte sie unbewusst als weiblich ein. Sie war ebenfalls ein Tentakelklops, wirkte aber jünger und energischer. Also waren es keine verschiedenen Spezies, die da gegeneinander antraten, sondern ... was? Clans desselben Volkes?

      »Was soll dieser Angriff?«, fragte Rhodan. »Wo ist das Problem?«

      Nicht nur seine Gesprächspartner reagierten erkennbar irritiert. Auch die Besatzung seines eigenen Schiffs verfiel in leises Zwitschern. Rhodan war das egal. Sollten sie sich doch über ihren Kommandanten wundern, der plötzlich nicht mehr wusste, weshalb er mit einer ganzen Flotte von Kampfschiffen Stellung bezog. Es war schließlich nur eine Simulation – und in der steckte er bloß, weil er in das vorige Gefecht, in das er geplatzt war, eingegriffen hatte, ohne alle Details zu kennen. Ein zweites Mal würde er diesen Fehler nicht begehen.

      Vielleicht löste ja allein dieser Entschluss schon die Situation auf.

      Aber so leicht machten es ihm die Ritter nicht.

      Die S'Hud zuckte mit ihrem Fronttentakel. »Wenn du nicht hier bist, um uns gegen die Eindringlinge zu unterstützen, hab wenigstens den Anstand, dich rauszuhalten.«

      »Eindringlinge?«


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