Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic
Читать онлайн книгу.bebte vor Zorn. Nicht bloß, weil dieser Insektoide so tat, als läge ihm etwas an den Opfern, deren Tod er zweifellos selbst beauftragt hatte. Rhodan war wütend, weil er so lange gezögert hatte. Weil er erst SENECA gebraucht hatte, um Semmarus Absichten zu durchschauen.
Weil er zu spät gekommen war.
Er war so gefangen in seiner Schuld, dass er beinahe die nächsten Worte von BARILS Stimme versäumt hätte.
»Eine ausgesprochen bedauerliche Entwicklung, Terraner. Du hattest fast alle Tests bestanden. Doch es ist gut, dass sich deine wahre Natur gezeigt hat, ehe du zum Ritter aufsteigen konntest.«
»Ein Ritter?« Sofortumschalter hin oder her – Rhodan brauchte eine Sekunde, um diesen Satz zu begreifen.
Die Prüfungen hatten niemals dazu gedient, seine Aufrichtigkeit zu beurteilen. Man hatte seine Eignung als Ritter überprüft. Warum? Er war ein Angeklagter!
Und er hatte sich damit verteidigt, dass er ganz wie ein Ritter gehandelt hatte. Wer hätte denn ahnen können, dass BARILS Handlanger ihn deshalb gleich auf einen ihrer bunten Sessel heben wollten?
Aber auf welchen? Alle sieben Posten waren schließlich besetzt ...
Die Ritter kümmern sich rechtzeitig um Nachfolger, erkannte er. Sie tun, was wir auf der SOL verpasst haben. Und Semmaru, der Diplomat, fürchtet, dass ich ihn ablösen soll. Sie kennen mein Psychogramm aus den Tests, kennen meine diplomatische Grundhaltung. Deshalb wollte dieser feige Mörder mich also loswerden!
Rhodan wandte sich an das Hologramm über dem grauen Thron. »Ich möchte eine neue Verhandlung vorschlagen!«, rief er. »Einen Misstrauensantrag gegen Semmaru.«
Der Diplomat sirrte protestierend. »Du hast hier gar nichts zu beantragen!«
»Ich habe auch nicht gesagt, dass ich ihn beantrage.« Er wandte sich an Yalaba. »Aber du als Forscherin, die sich der Findung der Wahrheit verschrieben hast, solltest das tun.«
»Das ist doch lächerlich, ich ...«, begehrte Semmaru auf.
Die Riesin brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Erkläre dich, Perry Rhodan.«
»Nicht ich habe die Kussu getötet. Im Gegenteil, ich bin zurückgekehrt, um sie zu retten.«
»Das kann jeder behaupten!«
Er ignorierte Semmarus Einwand. »Ich habe vier Leute mitgebracht, die genau zu diesem Zweck in der Zitadelle warten. Ihr könnt sie befragen.« Rhodan wusste, dass er damit ein Risiko einging. Aber wenn er richtiglag, hatten die Ritter ihn schon ganz treffend eingeschätzt: Er war ein Diplomat. Und diese Situation war eindeutig eine Angelegenheit, in der Worte größere Wirkung zeigen konnten als Waffen und Agenten.
»Was sollten mich die Kussu interessieren?«, ereiferte sich Semmaru. »Dich wollten sie töten. Ich habe nichts mit ihnen zu schaffen.«
»In deinem Auftrag. Ich nehme an, dass sie genau das zu Protokoll gegeben hätten, wenn einer der anderen Ritter die Gelegenheit bekommen hätte, mit ihnen zu sprechen.«
An Yalabas pochenden Organen glaubte Rhodan, eine Erkenntnis ablesen zu können. Zweifellos wäre es ihre Aufgabe gewesen, die Gefangenen zu verhören – nicht Semmarus.
Die dürren Arme des Diplomaten zuckten. »Ich ändere mein Votum!«, rief er unvermittelt. »Ich unterstütze den Antrag der Kriegerin gegen den Eindringling.« Er sirrte leise, als würde ihm diese Lösung außerordentlich behagen. »Damit steht es vier zu zwei Stimmen gegen dich. Ein Ausgleich durch BARILS Stimme ist also nicht notwendig.«
»Doch, das ist er!«
Überrascht sah Rhodan zu A-Kuatond, die sich von ihrem Sitz erhoben hatte. »Ich ändere mein Votum ebenfalls und stimme gegen meinen eigenen Antrag.« Sie wandte den bleichen Kopf in seine Richtung. »Ich habe gegen diesen Menschen gekämpft. Ich teile nicht seine Intentionen und seine Ansichten. Aber im Kampf lerne ich das Wesen meiner Gegner kennen. Dieser Terraner kämpft trickreich und entschlossen, aber ehrenhaft. Und in den Prüfungen, die er bislang abgelegt hat, waren ebenfalls keine Anzeichen für Feigheit oder Rachsucht zu finden.«
Einmal mehr sah sich Rhodan von dem nicht zu deutenden, schwarzen Augenband fixiert. Da wandte A-Kuatond den Kopf in Richtung des Diplomaten. »Ich glaube Perry Rhodan. Und deshalb stelle ich den Misstrauensantrag gegen Semmaru.«
»Natürlich musst du wieder gegen mich stimmen«, giftete der Diplomat. »Dabei geht es dir weder um die Wahrheit noch um diesen Menschen. Du versuchst bloß, mich loszuwerden!«
»Ruhe!« Der Funkensturm, in dem die Waage von BARILS Stimme ruhte, leuchtete so hell auf, dass Perry Rhodan geblendet die Augen schließen musste. »BARILS Urteil ist gefallen.«
18.
SOL, Serkatlasystem
Die SOL erreichte den Ort, so sich Semmarus Daten zufolge jene Schlacht ereignet hatte, in der Rhodan gezwungenermaßen kommandiert hatte. Tess Qumisha wandte sich an ihre Mannschaft.
»Wir suchen nach Überlebenden im All«, fasste sie zusammen. »In der Zwischenzeit hören wir alles ab, was an Funkaktivitäten im System und seinen Planeten stattfindet, suchen Volksaufläufe, Kampfplätze, Truppenaufmarschgebiete – alles, was nach einer solchen Schlacht in Unruhe geraten sein kann.«
Die Rolle als unerwarteter Friedensbringer aus dem All behagte ihr nicht. Es war zwar sicher nicht das erste Mal, dass die SOL eine solche Funktion übernahm – aber normalerweise ergab sich das mehr oder minder zufällig. Nicht als Folge eines abgekarteten Spiels, bei dem Rhodan und somit die Schiffsführung manipuliert und ausgetrickst wurden.
Sofern das tatsächlich der Fall gewesen war. Vielleicht hatte es gar keine Schlacht gegeben, und Semmaru hatte Rhodan nur angelogen, um ihn zur Flucht zu bewegen. Zuzutrauen war es dem Intriganten allemal.
Viena Zakatas gerunzelte Stirn ließ Qumisha vermuten, dass sie mit dieser Theorie richtiglag. »Keine Trümmer«, meldete der Ortungs- und Funkspezialist. »Keine Energierückstände. Aber ...«
Nun war es an Qumisha, die Stirn in Falten zu legen. »Aber?«
Zakata legte seine Ortungsergebnisse ins Hauptholo. »Ich orte die Raumfahrzeuge, die in der Schlacht angeblich zerstört wurden. Da und dort.« Er zeigte auf zwei Punkte. »Das sind die beiden Flaggschiffe, die die Flotten angeführt haben. Sie stehen ziemlich genau auf denselben Positionen wie in der Simulation.«
Einen Moment lang starrte Qumisha auf die Darstellung, während sich in ihrem Kopf eine gähnende Leere ausbreitete, in der kleinste Gedanken schallende Echos warfen. Erst nach zwei Sekunden schüttelte sie die Erstarrung ab.
»Was ist mit den Hilfsschiffen?«, fragte sie. »Die, die Perry für Beiboote gehalten hat?«
»Sind noch nicht alle da«, antwortete Zakata. »Wir sind anscheinend mitten in die Aufmarschphase hineingeplatzt für die Schlacht, die er geschlagen hat. Das Ganze hat also nicht real stattgefunden – noch nicht«, präzisierte er. »Die Ritter haben ihre Simulation auf Basis realer Konstellationen lediglich hochgerechnet. Das Gefecht wird zwar stattfinden, aber erst in ein paar Stunden, spätestens morgen.«
Qumisha nickte beeindruckt. Es war den Rittern von BARIL also tatsächlich gelungen, einen Mittelweg zwischen Wahrheit und Lüge zu entdecken.
»Okay!«, rief sie. »Wir sind hier, um nach einer Schlacht beim Aufräumen zu helfen. Die gab es aber überhaupt nicht, und jetzt sorgen wir dafür, dass das auch so bleibt.«
Zakata sah sie kopfwiegend an. »Das hat Perry schon versucht ...«
»Ich bin nicht Perry.«
Sie ließ die Beiboote der SOL ausschleusen und befahl sie auf genau jene Positionen, die auch Rhodans Flotte in der Simulation eingenommen hatte. Dann öffnete sie eine Funkverbindung zu den beiden Leitschiffen, und genau wie Rhodan in der Simulation stellte sie sicher, dass alle Einheiten im gesamten System mithören konnten, was besprochen wurde.
»Ich