Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic

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Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic


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Und ihr könnt froh sein, wenn unsere Inspektion hier zur Zufriedenheit Dantons verläuft. Andernfalls werden wir dieses Schifflein zerbrechen und in den kosmischen Schlund stürzen.«

      Die Echse wandte den Kopf zu den anderen Wächtern. Amüsiert? Nein, irritiert! Anchi hatte den richtigen Tonfall getroffen.

      »Bringt uns etwas zu essen!«, setzte er nach. »Eine Schale Früchte. Das könnt ihr doch, oder?«

      *

      Die Mor'Daer zogen sich zurück. Sie brachten keine Früchte, egal welcher Art. Aber sie verließen den Verhörraum. Und so warteten die Solaner nervös darauf, was als Nächstes geschehen würde.

      Nach einer Zeit, die wie eine Ewigkeit erschien, öffnete sich wieder die Tür. Hinein kamen Roi Danton und, in bemerkenswerter Unterwürfigkeit, der Kolonnen-Anatom, der sie zuvor noch alle als Spione hatte verhaften lassen wollen.

      »Wie ich es mir gedacht habe«, meckerte er heuchlerisch. Seine Knochenplatten knackten, während er die Hände aneinanderrieb. »Kalbaron Danton ist die hochgestellte Persönlichkeit, als die er sich ausgibt. Daten der vor zweihundert Jahren zerstörten Skapalm-Bark DERUFUS weisen ihn als Vorlage für einen Dualen Kapitän aus. Ihr alle seid damit frei, euch in der GRAGRYLO nach eigenem Gutdünken zu bewegen.«

      Es war das erste Mal, dass sie den Namen der Skapalm-Bark hörten, auf die sie sich eingeschmuggelt hatten. Es war absurd, mit welchem Minimum an Informationen sie es zur hochgestellten Persönlichkeit auf dem Kolonnen-Fahrzeug gebracht hatten.

      Danton spielte seine Rolle, ohne mit der Wimper zu zucken und mit steinernem Gesicht. »Nun, da dies geklärt ist, möchten wir gerne die Experimentallabors mit den Kompanten sehen. Das Projekt verläuft nicht zu unserer Zufriedenheit. Deshalb bin ich gekommen, um mit eigenen Augen eure Fortschritte zu begutachten.«

      Anchi war froh, dass nun wieder Danton die Rolle des arroganten Kolonnen-Aufsehers spielen konnte. Wieder bediente er sich geschickt der wenigen Informationen, über die sie verfügten, um den Eindruck zu vermitteln, er wüsste bereits alles über die Kompanten.

      Der kleine Kolonnen-Anatom hob abwehrend beide Hände, die gesunde an seinem Seitenarm und die kranke am Brustarm. »Der Hoch-Medokogh wird in Kürze zurückerwartet. Ich bin sicher, er würde es um nichts in allen Universen missen mögen, euch persönlich durch das Gen-Kabinett zu führen.«

      »Nein«, beschied Danton hart. »Wir werden nicht auf Krefferk warten. Die Führung beginnt sofort!«

      10.

      Im Gen-Kabinett

      Die Schichtleiterin des Gen-Kabinetts erwies sich als eine Kolonnen-Anatomin namens Targya Zegeff. Ihr Totenschädel hing von einem unnatürlich langen Hals herunter. Hatte sie etwa einmal ihren Kopf abnehmen und zusätzliche Halswirbel einfügen lassen? Die Operation schien ihr nicht gut bekommen zu sein. Ein Auge war vollkommen von Geschwüren überwuchert.

      »Du bist das Urbild Dantyrens?« Mit unverhohlenem Interesse betrachtete die Kolonnen-Anatomin Danton von oben bis unten, als wolle sie ihn zu ihrem Bräutigam machen – oder zum Gegenstand medizinischer Experimente.

      »Ich bin Kalbaron Danton«, entgegnete Danton steif. »Ich erinnere an meine uneingeschränkte Vollmacht auf diesem Schiff. Zeig uns dein Kabinett!«

      Targya Zegeff streifte die anderen Solaner mit einem beiläufigen Blick und ging knackend und knirschend voran. »Folgt mir, ehrwürdiger Kalbaron.«

      Als sie in die gewölbte Halle traten, in die Zegeff sie führte, hielt Anchi den Atem an. Ein fauliges Aroma lag in der Luft, eine Mischung aus Chlor und Ruß. Vor ihnen streckten sich bis ans Ende der Halle Reihen von sargähnlichen Tanks, in mehreren Etagen übereinander. Sie sahen, anders als man es auf einem Medoschiff erwartete, schmutzig aus, verbraucht.

      Anchi schätzte, dass es Hunderte waren, nein, sogar Tausende.

      Die Becken waren mit einem zähen Fluid gefüllt, einer Konservierungsflüssigkeit, die manchmal farblos war, manchmal in einem hässlichen Grünton fluoreszierend schimmerte. Von irgendwoher ertönte das Geräusch ständig fallender Tropfen.

      Das Fürchterlichste war, dass in all diesen Tanks Lebewesen schwammen, zum Teil unfertig wirkende, manchmal bizarr verformte Organismen, die nur teilweise am Leben schienen, obwohl einige von ihnen offenbar sogar bei Bewusstsein waren. Es waren viele verschiedene Spezies, von fisch- und amphibienartigen Wesen bis zu solchen, die Menschen ähnelten.

      Am Ende der Halle ließen Roboter Versorgungsflüssigkeit aus einigen der Tanks ab, entfernten die Schläuche, die mit den Geschöpfen im Innern verbunden waren, hoben die Überreste der Insassen aus den Tanks und schafften die Kadaver auf Antigravkarren hinaus. Wahrscheinlich kamen sie zur Entsorgung in den Schiffskonverter, nahm Anchi an. »Genmüll« hatte Krefferk das Haldukass gegenüber genannt.

      Anchi näherte sich dem ersten der Särge. Bei dem Geschöpf darin handelte es sich nur um eine amorphe Masse. Dennoch öffnete es ein Auge und starrte Anchi an. Flehend, um Erlösung bittend. So zumindest interpretierte er den Blick.

      Mit einem Aufschrei schreckte Anchi zurück.

      Crompton und Matabiau waren bleich geworden.

      Ebenso Danton. Doch er machte einen eigenartig gefühllosen Eindruck. Ohne eine merkbare Regung ging er durch die Reihen und inspizierte die Behälter auf beiden Seiten. Er wirkte wie ein strenger Oberbefehlshaber, der nach dem kleinsten Fehler suchte, den er seinen Untergebenen vorhalten konnte. Die lebenden, fühlenden und leidenden Wesen in den Tanks schienen ihm egal zu sein.

      Zegeff eilte mit nach links und rechts pendelndem Kopf vor ihnen her und richtete ihre Worte ausschließlich an Danton, den hochwichtigen Kalbaron. »Mein Kabinett, bitte sehr! Wir haben insgesamt vier davon, aber dies ist das mit Abstand effektivste. Wir haben bereits fünf Kompanten hervorgebracht.«

      Anchi unterdrückte mit Mühe, dass sein Mageninhalt die Speiseröhre emporstieg. Zegeffs Worte machten den Anblick der Probanden nicht erträglicher. Wenn in diesem riesigen Saal gerade einmal fünf Kompanten erzeugt worden waren – wozu dienten all die anderen Wesen, die an Maschinen angeschlossen und so schrecklichen Experimenten ausgesetzt waren, dass der Tod für sie eine Erlösung sein musste?

      Mit unbewegtem Gesicht und beinahe beiläufig erkundigte sich Danton: »Wie viele Kompanten hat die Skapalm-Bark insgesamt erschaffen?«

      »Ein Dutzend.« Die Kolonnen-Anatomin klang stolz auf diese Leistung. »Leider erweist sich nur einer von etwa zwanzigtausend Kandidaten als geeignet.«

      Zwanzigtausend ungeeignete Körper! Zwanzigtausendmal »Genmüll«! Dabei waren das lebende, fühlende Wesen!

      Danton blieb vor einer Reihe aufrecht stehender Glaszylinder stehen, die in regelmäßigen Abständen zwischen den Särgen aufgestellt waren. Mit distanziertem Interesse betrachtete er das Wesen, das darin schwamm.

      Es war nackt, entfernt menschenähnlich, mit großem Kopf und kleinen Extremitäten – die Proportionen eines Embryos! Jedoch war der Embryo einen Meter groß – und er war bei Bewusstsein. Als der kleine, sirrende Roboter, der an dem Tank operierte, eine längliche Injektionsnadel in seinen Kopf bohrte, öffnete das Embryowesen den Mund zu einem lautlosen Schrei.

      Danton, anscheinend völlig ungerührt angesichts der grausamen Handlungen, die sich überall um sie abspielten, hob eine Augenbraue. »Welche Spezies ist das?«, fragte er gleichgültig, als würde ihn die Nebeninformation nicht sonderlich interessieren.

      »Ein Rokolofoke aus dem Tyramidsystem«, antwortete Zegeff mit ebensolcher Sachlichkeit. »Die Rokolofoken verfügen über ausgezeichnetes Gen-Material. Sie haben die komplexesten Biomoleküle der Völker Yahounas, und ausgewachsene Exemplare bringen angeblich eine überragende Intelligenz hervor. Dennoch ist es uns bislang nicht gelungen, aus ihnen einen Kompanten zu züchten. Ist wohl doch nicht so weit her mit dieser Spezies.«

      Das Wesen im Glaszylinder verzog das Gesicht in unendlichem Schmerz.

      Danton kümmerte


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