Sophienlust Box 16 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Box 16 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Jetzt packte er seinen Koffer, dann duschte er, zog wohl nun die gereinigte Uniform an. Er sah gut aus darin.

      Ihr rannen Tränen über die Wangen.

      Endlich wurde sein Wagen aus der Garage gefahren. Alexander Rethy war wieder im Dienst – wieder einmal vor Ablauf der ihm zustehenden Ruhezeit. Ob es wirklich bei allen Flugkapitänen so war?

      Josefa ertrug die bedrückende Einsamkeit ihres Zimmers nicht mehr. Leise ging sie zu Alexa hinüber, die den blonden Kopf auf einen Arm gebettet hatte und fest schlief – ihrer endgültigen Genesung entgegen.

      Josefa weinte haltlos und verzweifelt. Doch plötzlich erklang die Stimme des Kindes neben ihr: »Warum weinst du, Mutti?«

      Sie konnte nicht sofort antworten und gab sich Mühe, ihr Schluchzen zu bezwingen.

      »Soll ich Vati holen?«, fragte Lexi bestürzt und hellwach.

      »Vati ist …, ist fort …, zum Flughafen«, stieß Josefa hervor. »Er lässt dich grüßen. Sie haben ihn telefonisch zurückgerufen.«

      Nun begann auch Alexa zu weinen. »Er darf nicht immer wieder fortgehen, Mutti. Wir haben ihn doch lieb! Aber er hat uns nicht lieb, wenn er nicht bleibt.«

      Lexis Tränen brachten Josefa zur Besinnung. Sie riss sich gewaltsam zusammen. »Er kommt ja wieder, Lexi. Es ist dumm von uns beiden, wenn wir weinen.«

      »Du weinst ja immer noch. Ich sehe es.«

      »Es ist gleich wieder gut. Du musst jetzt schlafen. Ich hätte dich nicht aufwecken dürfen. Ich bin eine unvernünftige Mutti.« Das aufmunternde Lächeln, das Josefa zu diesen Worten versuchte, misslang ihr. Doch Lexi schloss gehorsam die Augen und versprach wieder zu schlafen.

      Leise ging Josefa aus dem Zimmer. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie das kleine Mädchen geängstigt hatte, und wollte in einer halben Stunde nachsehen, ob Lexi wirklich eingeschlafen sei.

      Josefa ging zum Medikamentenschrank und entnahm ihm ein Beruhigungsmittel. Sie musste etwas unternehmen, um ihre Fassung wiederzugewinnen.

      Dann läutete das Telefon, das Alexander noch umgeschaltet hatte, ehe er das Haus verlassen hatte. Alexander, dachte sie und fühlte heiße Freude, dass sie seine Stimme noch einmal hören würde. Doch es war Fred Wellner.

      »Fred, ich glaube, es ist besser, wenn du nicht mehr kommst«, erklärte sie hastig, denn es ging schon auf neun Uhr zu.

      »Ich möchte etwas Wichtiges mit dir besprechen. Dein Mann ist heute Mittag bei mir gewesen, Josefa.«

      »Bei dir? Ist er krank?« Ihr schlug das Herz. Zu Bonny war er also nicht gefahren.

      »Nein, das ist kaum anzunehmen. Er sieht recht gesund aus. Wann fliegt er ab? Er hat mich gebeten, mit dir zu sprechen.«

      »Er ist schon weg, Fred. Wenn du willst, kannst du kommen.«

      »Gut, Josefa. In zwanzig Minuten bin ich bei dir.«

      Als Josefa seinen Wagen hörte, schaute sie noch einmal ins Kinderzimmer. Zu ihrer Überraschung fand sie Alexas Bett leer.

      »Lexi?«

      Keine Antwort.

      Josefa vergaß Fred Wellner und schaltete das große Licht ein. Doch Alexa war nicht da. Sie war auch nicht im Bad. Dann stellte Josefa mit heißem Erschrecken fest, dass Alexa den Schlafanzug ausgezogen und auf den Fußboden geworfen hatte. Die Sachen aber, die sie beim Abendessen getragen hatte, fehlten.

      »Alexa! Alexa!«

      Frau Gesine hörte das Rufen und kam herbei.

      »Haben Sie Lexi gesehen? Ist der Mantel da?«, fügte Josefa ahnungsvoll hinzu.

      Frau Gesine schaute nach. »Nein, Frau Doktor. Sie muss den roten Schulmantel angezogen haben. So ein unvernünftiges kleines Ding«, schalt sie, während ihre Stimme vor Angst zitterte.

      Es läutete an der Haustür. Josefa besann sich. »Das ist Dr. Wellner, Frau Gesine. Lassen Sie ihn bitte herein. Nein, ich gehe selbst öffnen. Vielleicht hat er Alexa gesehen.«

      Josefa stürmte die Treppe hinunter und riss die Tür auf.

      »Was hast du?«, fragte Dr. Wellner bestürzt.

      »Alexa ist fort«, stammelte sie. »Es ist meine Schuld. Wenn ich nur wüsste, wo ich sie suchen soll! Hast du sie unterwegs gesehen?«

      Er schüttelte den Kopf. »Ich habe allerdings auch nicht darauf geachtet, ob jemand auf der Straße ging. Ich habe an dich gedacht.« Er nahm ihre Hand.

      »Sie war außer sich, weil ich geweint habe«, flüsterte Josefa tonlos. »Es war unbeherrscht von mir. Wahrscheinlich spürt sie, dass etwas nicht in Ordnung ist in diesem Haus. Jetzt ist sie davongelaufen, weil sie Angst hatte.«

      Der Arzt hielt ihre Hand noch immer fest. »Überlege, Josefa, sie kann eigentlich nur ihren Vater suchen wollen. Wenn sie Angst hatte, wird sie bei ihm Schutz suchen.«

      »Möglich, Fred. Sie sagte, dass er kommen müsse, als ich weinend an ihrem Bett saß. Ich schäme mich so sehr. Wenn ihr nun etwas zustößt! Sie ist doch noch nicht gesund, und die Nacht ist kalt.«

      »Fahren wir zum Flughafen! Kinder haben meist einen besonderen Schutzengel.«

      »Ja, Fred.« Josefa war keines eigenen Entschlusses mehr fähig.

      »Soll ich auf alle Fälle die Polizei verständigen, Frau Doktor?«, warf die praktische Haushälterin ein. »Ein Mädchen von knapp sechs Jahren, hellblondes Haar und ein knallroter Mantel – man müsste sie doch finden können, wenn sie unterwegs ist.«

      »Ja, Frau Gesine, rufen Sie die Polizei an«, antwortete der Oberarzt an Josefas Stelle.

      Fred Wellner half Josefa in den Mantel, den sie sonst vergessen hätte. Dann saß sie neben ihm im Wagen, als wäre sie gelähmt.

      »Wenn ihr etwas zustößt, will ich nicht mehr leben«, stieß sie hervor, als der Flughafen schon in Sicht kam. »Ich könnte Alexander nicht mehr unter die Augen treten.«

      »Weißt du, wann seine Maschine abfliegt?«, erkundigte sich der Arzt.

      »Nein, keine Ahnung. Er muss immer eine ganze Weile vorher da sein.«

      »Willst du nicht wissen, warum er bei mir war?«, fragte er nun behutsam.

      Sie wandte ihm das starre blasse Gesicht zu.

      »Das hatte ich ganz vergessen. Was wollte er denn?«

      »Er möchte, dass du glücklich wirst, Josefa. Ich soll mit dir sprechen, damit du dich nicht mehr verpflichtet fühlst, die Ehe mit ihm aufrechtzuerhalten.«

      »Dass ich glücklich werde?«, wiederholte sie flüsternd. »Mein Gott, wie kann ich glücklich sein, wenn ich ihn und Alexa verlieren soll?« Sie barg das Gesicht in den Händen, ohne zu weinen.

      »Du liebst ihn, Josefa.« Wie aus weiter Entfernung hörte sie die Stimme des Freundes.

      »Ja, Fred, ich habe ihn von Anfang an geliebt. Sonst wäre ich auf seinen Vorschlag wohl nicht eingegangen.«

      Eine Weile schwieg er. Als er den Wagen zum Parkplatz lenkte, seufzte er tief auf. »Arme Josefa«, meinte er. »Dann kann ich dir freilich auch nicht helfen.«

      »Das ist jetzt alles nicht so wichtig. Wir müssen Alexa finden. Auf mich kommt es nicht an«, stieß sie erregt hervor.

      »Sie kann unmöglich schon hier sein«, überlegte der Oberarzt. »Wir sind auf dem kürzesten und schnellsten Weg hergefahren. Lexi hätte den Bus nehmen müssen, falls sie das überhaupt weiß. Hat sie Geld?«

      »Keine Ahnung, Fred. Mit dem Bus ist sie auch noch nie zum Flughafen gefahren, nur mit dem Auto. Wer weiß, wo sie jetzt herumirrt in der Dunkelheit?«

      »Frau Gesine hat sich inzwischen sicher mit der Polizei in Verbindung gesetzt. Möglicherweise ist Lexi schon gefunden worden«, tröstete sie der Arzt. »Komm,


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