Die Insel des Dr. Moreau. Herbert George Wells

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Die Insel des Dr. Moreau - Herbert George Wells


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in ziemlich knappen Sätzen berichtete – denn ich fühlte mich furchtbar schwach –, und als sie zu Ende war, kam er sofort auf das Thema der Naturwissenschaft und seine eigenen biologischen Studien zurück. Er begann mich genau nach der Tottenham Court Road und der Gower Street zu befragen. »Existiert Cablatzi noch? Was für ein Laden das war!« Er war offenbar ein sehr durchschnittlicher Student der Medizin gewesen, und unaufhaltsam steuerte er das Thema Vergnügungslokale an. Er erzählte mir ein paar Anekdoten. »Alles aufgegeben«, sagte er. »Vor zehn Jahren. Wie ulkig alles war! Aber ich habe einen Esel aus mir gemacht ... Hab' mich rausgespielt, eh' ich einundzwanzig war. Ich kann mir denken, jetzt ist alles anders ... Aber ich muss mal nach dem Esel von Koch sehen, was er mit Ihrem Hammelfleisch macht!«

      Das Knurren oben begann so plötzlich und mit so wilder Wut von neuem, dass es mich erschreckte. »Was ist das?« rief ich ihm nach, aber die Tür hatte sich geschlossen. Er kam mit dem gekochten Hammelfleisch zurück, und ich war von dem appetitlichen Duft so erregt, dass ich den Lärm des Tieres bald vergaß.

      Nach einem Tag abwechselnden Schlafens und Essens war ich so weit erholt, dass ich aus meiner Koje steigen, an das Ochsenauge treten und die grünen Wellen sehen konnte, die mit uns Schritt zu halten versuchten. Montgomery – so hieß der flachshaarige Mann – kam wieder herein, als ich dort stand, und ich bat ihn um Kleider. Er lieh mir ein paar Segeltuchsachen von sich, denn die, die ich im Boot getragen hatte, sagte er, waren über Bord geworfen worden. Sie saßen mir ziemlich lose, denn er war breit und langgliedrig.

      Er sagte mir gelegentlich, der Kapitän läge dreiviertel betrunken in seiner Kabine. Als ich die Kleider annahm, begann ich ihn über das Ziel des Schiffes zu befragen. Er sagte, das Schiff solle nach Hawaii fahren, aber es habe ihn erst zu landen.

      »Wo?« fragte ich.

      »Auf einer Insel ... Ich lebe da. Soweit ich weiß, hat sie keinen Namen.«

      Er starrte mich mit hängender Unterlippe an und sah plötzlich so eigensinnig und borniert aus, dass mir schien, er wolle meinen Fragen ausweichen. Ich war so diskret und fragte nicht weiter.

      Wir verließen die Kabine. An der Kajütstreppe stießen wir auf einen Mann, der uns den Weg versperrte. Er stand, den Rücken gegen uns gekehrt, auf der Schiffsleiter und spähte über die Scherstöcke der Luke. Es war ein missgestalteter, kurzer, breiter, plumper Kerl mit einem Buckel, behaartem Nacken und zwischen die Schultern gesunkenem Kopf. Er war in dunkelblaue Serge gekleidet und hatte merkwürdig dickes, grobes, schwarzes Haar. Ich hörte die unsichtbaren Hunde wütend knurren, und alsbald duckte er sich zurück und stieß gegen die Hand, die ich ausgestreckt hatte, um ihn abzuwehren. Er drehte sich mit tierischer Behändigkeit um.

      Auf irgendeine unbestimmte Weise widerte mich dieses Gesicht zutiefst an. Es war seltsam entstellt, sprang vor und erinnerte dunkel an eine Schnauze; der große, halboffene Mund zeigte so starke weiße Zähne, wie ich sie noch nie in einem menschlichen Munde gesehen hatte. Die Augen waren an den Rändern blutunterlaufen, und kaum ein Streif Weiß blieb um die nussbraunen Pupillen. Eine seltsame Glut und Aufregung spiegelte sich in diesem Gesicht.

      »Zum Henker!« sagte Montgomery. »Warum gehst du nicht aus dem Wege?« Der Mann mit dem schwarzen Gesicht sprang ohne ein Wort zur Seite.

      Ich stieg weiter die Treppe hinauf und starrte ihn dabei instinktiv an. Montgomery blieb einen Moment am Fuß stehen. »Du weißt, du hast hier nichts zu suchen«, sagte er bedächtig. »Dein Platz ist vorn.«

      Der Mann mit dem schwarzen Gesicht kauerte nieder. »Sie ... wollen mich vorn nicht haben.« Er sprach langsam, mit einem wunderlichen, heiseren Klang in der Stimme.

      »Wollen dich vorn nicht haben!« sagte Montgomery mit drohender Stimme. »Aber ich sage dir, du gehst!« Er war nahe daran, noch etwas hinzuzufügen, blickte aber plötzlich zu mir auf und folgte mir die Leiter hinauf. Ich war stillgestanden und blickte zurück, noch immer maßlos über die groteske Hässlichkeit dieses schwarzgesichtigen Geschöpfes erstaunt. Ich hatte nie zuvor ein so abstoßendes und außerordentliches Gesicht gesehen, und dennoch – wenn der Widerspruch zu glauben ist – hatte ich zu gleicher Zeit die merkwürdige Empfindung, als sei ich irgendwie doch schon genau den Zügen und Gesten begegnet, die mich jetzt entsetzten. Später fiel mir ein, dass ich das Geschöpf wahrscheinlich gesehen hatte, als ich an Bord gehoben wurde, doch befriedigte das meinen Argwohn, es schon früher wo erblickt zu haben, kaum. Aber wie man ein so eigentümliches Gesicht vor Augen gehabt und vergessen haben kann, wann und wo das war, das ging über meine Vorstellungskraft.

      Die Bewegung, die Montgomery machte, um mir zu folgen, lenkte meine Aufmerksamkeit ab, und ich wandte mich und sah mich auf dem glatten Deck des kleinen Schoners um.

      Ich war durch die Töne, die ich gehört hatte, schon halb auf das, was ich sah, vorbereitet. Jedenfalls hatte ich noch nie ein so schmutziges Deck gesehen. Es war mit Rübenabfall, Fetzen von grünem Zeug und unbeschreiblichem Schmutz bedeckt. An den Hauptmast waren mit Ketten eine Anzahl grauer Hetzhunde gefesselt, die jetzt gegen mich zu springen und zu bellen begannen, und ein riesiger Puma war in einen kleinen eisernen Käfig am Besanmast gesperrt, der viel zu eng war, um dem Tier auch nur Raum zum Wenden zu lassen. Ferner gab es auf Steuerbord einige große Ställe, die eine Anzahl Kaninchen enthielten, und ein einzelnes Lama war vorn in eine viel zu kleine Kiste gequetscht. Die Hunde hatten Lederriemen um die Schnauzen. Das einzige menschliche Wesen auf Deck war ein hagerer, schweigsamer Seemann, der das Steuer bediente.

      Die geflickten, schmutzigen Treibsegel standen straff vor dem Winde; überhaupt schien das kleine Schiff all seine Segel gesetzt zu haben. Der Himmel war klar, die Sonne halbwegs den westlichen Horizont hinunter; lange, schaumgekrönte Wogen begleiteten uns. Wir gingen am Steuermann vorbei nach Backbord und blickten auf das Wasser, das schäumend unter den Stern lief, und auf die Blasen, die im Kielwasser tanzten und verschwanden. Ich drehte mich um und blickte das ekelhafte Schiffsdeck entlang.

      »Ist dies eine Meeresmenagerie?« fragte ich.

      »Sieht fast so aus«, sagte Montgomery.

      »Was sollen die wilden Tiere? Ware? Meint der Kapitän, er wird sie irgendwo in der Südsee loswerden?«

      »Es sieht so aus, nicht wahr?« sagte Montgomery und wandte sich wieder dem Kielwasser zu.

      Plötzlich hörten wir von der Schottluke her einen Schrei und eine Ladung von Flüchen, und der ungestalte Mensch mit dem schwarzen Gesicht kletterte eilig herauf. Dicht hinter ihm folgte ein untersetzter, rothaariger Mann mit einer weißen Mütze. Beim Anblick des ersteren wurden die Hetzhunde, die mittlerweile alle des Bellens müde geworden waren, wütend aufgeregt, heulten und sprangen an ihren Ketten. Der Schwarze zögerte vor ihnen, und das gab dem Rothaarigen Zeit, ihn einzuholen und ihm einen furchtbaren Stoß zwischen die Schulterblätter zu versetzen. Der arme Teufel flog hin wie ein gefällter Ochs und rollte unter die wütend aufgeregten Hunde. Es war sein Glück, dass ihnen das Maul verbunden war. Der Rothaarige grunzte triumphierend, taumelte und geriet, wie mir schien, in ernstliche Gefahr, entweder rückwärts die Kajütstreppe hinunterzustürzen, oder vorwärts über sein Opfer zu stolpern.

      Als der zweite Mann erschien, fuhr Montgomery heftig auf. »Sachte da vorn!« rief er warnend. Ein paar Matrosen erschienen am Bug.

      Der Mann mit dem schwarzen Gesicht rollte unter den Pfoten der Tiere umher und heulte mit merkwürdiger Stimme. Niemand versuchte ihm zu helfen. Die Tiere taten ihr Bestes, um ihn zu zerreißen, indem sie mit den Schnauzen nach ihm stießen. Ihre geschmeidigen grauen Leiber vollführten einen behänden Tanz über der plumpen, gestürzten Gestalt. Die Matrosen vorn riefen ihnen zu, als sei es ein ausgezeichneter Ulk. Montgomery stieß einen zornigen Ausruf aus und ging weiter über das Deck. Ich folgte ihm.

      In der nächsten Sekunde hatte sich der Mann mit dem schwarzen Gesicht aufgerafft und taumelte vorwärts. Er stolperte bei den Wanten, blieb keuchend stehen und sah sich über die Schulter weg nach den Hunden um. Der Rothaarige lachte ein befriedigtes Lachen.

      »Hören Sie, Kapitän«, sagte Montgomery, stärker lispelnd als gewöhnlich, während er den Rothaarigen bei den Ellenbogen packte: »Das geht


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