Butler Parker Staffel 12 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 12 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      *

      Der ältere Herr mit dem Zwicker auf der Nase schlenderte durch die Gassen der Hafenstadt und brauchte nicht lange nach dem Ford zu suchen. Der ältere Herr, den Lady Simpson ein wenig albern gefunden hatte, kannte sich in den Praktiken der Gangster recht gut aus. Es gehörte zu seinen Erfahrungen, daß Menschen dieser Art gern in preiswerten kleinen Hotels abstiegen, wo man selten Fragen stellte. Sie wohnten nie in der Nähe ihrer wirklichen Bosse und Auftraggeber, die sie in den seltensten Fällen kannten. Mit diesen »großen Tieren« verkehrten diese kleinen Gauner und Gangster immer nur über Mittelsmänner, die oft ihrerseits wieder Kontaktmänner aufsuchen mußten. Diese großen Tiere waren immer daran interessiert, im Hintergrund zu bleiben.

      Butler Parker fand also in der Maske des älteren Herrn schnell den Ford und brauchte auch nicht lange nach dem dazu passenden Hotel zu suchen. Es handelte sich um einen schmalbrüstigen, dreistöckigen Steinbau in Hafennähe, dessen Zimmer früher mal nicht teuer gewesen sein konnten. Jetzt war das sicher anders, seitdem der große Bauboom die Ostküste erfaßt hatte.

      Parker fand einen guten Beobachtungsposten. Er betrat ein kleines Lokal und bestellte sich Fisch mit Chips. Er ließ sich in Fensternähe nieder, mißachtete das, was man ihm an den Tisch brachte und mußte nur knapp zehn Minuten warten, bis einer der drei jungen Männer tatsächlich aus dem Hotel kam. Der Butler hatte also auf die richtige Karte gesetzt und gewonnen.

      Der junge Mann, dessen Namen er natürlich nicht kannte, hatte es sehr eilig. Er steuerte eine Telefonzelle an, die sich am Ende der schmalen Straße befand. Er hatte die Nummer kaum gewählt, als der ältere Herr bereits neben der Zelle auftauchte und ausgerechnet hier seinen Spazierstock verlor. Umständlich beugte sich der ältere Herr, der eine Art Hexenschuß zu haben schien. Als er sich endlich wieder aufrichtete, klebte unten an der Glasscheibe der Telefonzelle ein kleiner, unscheinbar aussehender Gummisauger, der selbst von einem mißtrauischen Falken übersehen worden wäre. Der ältere Herr schritt weiter und verschwand nach wenigen Metern in einer schmalen Toreinfahrt. Hier steckte er sich einen Ohrclip ins Ohr und schaltete den Empfänger ein, der sich in seiner Hosentasche befand.

      Der Empfang war hervorragend.

      »Hier spricht Neptun«, klang es aus dem Ohrclip. »Die beiden Schellfische sind uns entwischt. Nähere Einzelheiten später. Sollen wir weiter auf Fang gehen? Gut, ich warte.«

      Der junge Neptun in der Telefonzelle trommelte offensichtlich ungeduldig mit den Fingerspitzen auf dem Ablagebrett herum, er mußte warten.

      »Ja?« fragte er dann plötzlich gespannt, »ja, ich höre. Okay, ich wiederhole. Schellfische sofort mit allen Mitteln jagen und an Land ziehen. Klar, ich habe verstanden. Wie? Gut, die Schellfische nicht ausnehmen, werden später noch gebraucht. Okay, Ende.«

      Der junge Neptun verließ die Telefonzelle. Im Ohrclip des älteren Herrn mit dem Zwicker auf der Nase gab es einen harten Schlag. Die Tür der Zelle schien ins Schloß gefallen zu sein. Der ältere Herr sah vorsichtig auf die Straße hinaus und beobachtete den jungen Mann, der eilig zurück ins Hotel marschierte.

      Der ältere Herr verließ nun die Toreinfahrt, ging zurück zur Telefonzelle und verlor hier prompt wieder seinen Spazierstock. Während er ihn umständlich aufhob, ließ er den kleinen Gummisauger wieder von der unteren Glasscheibe verschwinden. Die Übertragung war beendet, der winzige Sender wurde im Moment nicht mehr benötigt.

      Josuah Parker war sich natürlich klar darüber, was das verschlüsselte Gespräch zu bedeuten hatte. Er fand es wenig fein, daß man Mylady und seine bescheidene Person mit Schellfischen verglich. Diese jungen Burschen hatten eben kein Benehmen …

      Ihre Anweisung war allerdings eindeutig.

      Sie sollten noch mal versuchen, Lady Simpson und ihn einzufangen. Und dagegen hatte der ältere Herr einiges einzuwenden. Er überlegte, was zu tun war.

      *

      Der stramme Pensionär mit dem rosigen Gesicht und der militärisch schnarrenden Stimme ließ schon bald die Maske fallen. Irgendwie hatte Jane Wells damit gerechnet und wunderte sich nicht. Dennoch tat sie überrascht.

      »Als Bardame kann man natürlich auch Geld machen«, sagte Arthur Schellman und schnarrte nicht mehr. Er hatte sich von Jane erzählen lassen, woher sie kam und was sie in Panrose tun wollte.

      »Ein Mädchen wie ich muß sich eben nach der Decke strecken«, gab sie achselzuckend zurück, »ich habe auf jeden Fall keine Lust, meine Zeit in einem Büro zu vertun.«

      »Ich wüßte einen besseren Job für Sie, Kindchen.« Arthur Spellman fuhr langsam und schien jetzt sehr viel Zeit zu haben.

      »Diese Art von Angeboten kenne ich.« Sie sah ihn spöttisch an. »Wenn Sie eine Freundin suchen, sind Sie bei mir an der falschen Adresse.«

      »Sie sind doch ein sportliches Mädchen«, redete der Rosige weiter. »Hätten Sie nicht Lust, in kurzer Zeit viel Geld zu machen?«

      »Und wo liegt da der Hund begraben?« fragte sie burschikos.

      »Ohne Risiko kein schneller und hoher Verdienst.«

      »Sie machen mich neugierig, Sir.«

      »Daß Sie eine erstklassige Schwimmerin sind, weiß ich inzwischen.« Er drückte sich immer noch um das Thema herum.

      »Lassen Sie endlich die Katze aus dem Sack, Mr. Spellman!«

      »Hätten Sie nicht Lust, sich als Seejungfrau zu betätigen?« Arthur Spellman hatte nun endlich den Sack geöffnet, Jane Wells konnte die sprichwörtliche Katze sehen.

      »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?« fragte sie auflachend.

      »Ich meine es ernst, Miß Wells. Hätten Sie nicht Lust, sagen wir, ein wenig Schmuggel zu betreiben?«

      »Whisky und Zigaretten, wie?« Ihre Frage klang spöttisch.

      »Bohrproben«, gab er zu ihrer Verblüffung zurück.

      »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr, Sir.«

      Arthur Spellman fuhr noch langsamer und bog von der Küstenstraße ab. Er benutzte einen Feldweg und fuhr bis hart an die steil abfallenden Klippen heran. Er stieg aus und nickte Jane aufmunternd zu, es ihm gleich zu tun. Als sie neben ihm stand, deutete er hinaus auf die See.

      »Selbst der Laie weiß inzwischen, daß hier im Shelfgebiet nach Öl und Erdgas gebohrt wird«, schickte er sachlich voraus und wirkte überhaupt nicht skurril. »Sie kennen ja die schwimmenden Bohrinseln, nicht wahr? Okay! Es geht um Rieseneinsätze und Summen. Es geht um Informationen. Und solche Informationen, Kindchen, liefern die Bohrkerne, die man aus der Tiefe herausholt. Sie geben Aufschluß darüber, wie weit die, Konkurrenz ist, wann man wo wahrscheinlich fündig wird. Daraus lassen sich nun wieder Aktienbewegungen an der Börse auslösen.«

      »Ich glaube, daß ich bereits verstanden habe, Mr. Spellman. Mit einer Vorinformation kann man richtig spekulieren.«

      »Schnell erfaßt, Kindchen.« Er nickte zufrieden. »Solche Bohrproben müssen unauffällig an Land geschafft werden. Sie dürfen dem Zoll nicht per Zufall in die Hände fallen. Dazu lasse ich Seejungfrauen arbeiten.«

      »Jetzt hakt es aber kurz bei mir aus, Sir.«

      »Erstklassige Schwimmerinnen, die die Proben hier an der Küste heimlich an Land schaffen. Sie werden draußen auf See abgesetzt, transportieren das Material zur Küste und kassieren dafür viel Geld. Steuerfrei, wie Sie sich denken können.«

      »Haben Sie Nachwuchssorgen, weil Sie mir das vorschlagen, Mr. Spellman?«

      »An gutem Nachwuchs bin ich immer interessiert.«

      »Bin ich heute etwa getestet worden, Sir? War der Steinschlag inszeniert? Steht Mr. Walker auch bei Ihnen unter Vertrag?«

      »Wir sind eine große Familie«, lautete seine ausweichende Antwort, die überhaupt nichts besagte. »Sie können Mitglied dieser Familie werden, Miß Wells.«

      »Wollen Sie mich aufs Glatteis führen?« fragte sie mißtrauisch,


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