Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 10 – Familienroman - Lisa Simon


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grüne Wiese, eine Sonne am blauen Himmel und Bäume um den See. Unter den Bäumen saß eine Familie mit drei Kindern auf einer Decke, neben sich einen Picknickkorb. Vor Eifer schob sich seine Zunge zwischen die Lippen.

      »Du sabberst schon wieder!« rügte ihn Kai.

      »Ob sie sich darüber freut?« fragte Martin und betrachtete stolz sein Werk, ohne Kais Kritik zu beachten. Kai blickte ihm über die Schulter.

      »Na ja, sieht ein wenig krakelig aus. Aber sie weiß ja, daß es von dir ist.«

      »Genau, ich schreibe jetzt meinen Namen darunter.«

      »Und ich?« fragte Kai.

      »Mal doch selbst ein Bild.« Martin preßte das Blatt an seine Brust. »Oder schreib ihr einen Brief.«

      »Nein, lieber male ich auch ein Bild. Vielleicht das Vogelhaus, das ich bauen will, mit vielen Vögeln und Schnee. Gibst du mir deine Buntstifte?«

      Nach einiger Zeit war auch das zweite Bild fertig.

      »Und nun? Wie können wir die Bilder Kathrin schicken? Ich kenne ihre Adresse gar nicht.«

      »Wir geben sie Vati, er soll sie Kathrin schenken.«

      »Nein, dann weiß er ja, daß wir doch wieder etwas unternehmen und ist vielleicht böse.«

      »Hm.« Kai kratzte sich am Kopf. »Weißt du noch, als wir sie damals abgeholt haben zu dem Ausflug? Sie wohnt gleich um die Ecke vom Kino. Berger heißt sie, Kathrin Berger.«

      »Ja, das stimmt.« Martin war aufgesprungen. »Wir gehen hin und stecken ihr die Bilder in den Briefkasten.«

      »Einverstanden. Und wie kommen wir aus der Wohnung raus? Tante Hella sitzt drüben im Wohnzimmer und packt Berge von Weihnachtsgeschenken ein.«

      »Um so besser. Dann merkt sie nicht, wenn wir mal kurz verschwinden. Wir machen ganz leise.«

      Wie kleine Diebe schlichen sich die Jungs auf den Korridor, zogen Schuhe und Anoraks an und öffneten leise die Wohnungstür. Martin hielt die Bilder zu einer Rolle gebunden in der Hand.

      »Halt! Wohin wollt ihr denn?« Hellas Stimme klang ziemlich scharf hinter ihren Rücken. Ruckartig blieben Kai und Martin stehen.

      »Mist!« flüsterte Kai.

      »Was sagtest du? Was schleicht ihr hier herum?«

      Ertappt drehten sie sich um. »Wir kommen gleich wieder. Wir wollen nur jemandem zwei Bilder bringen.«

      »Ihr geht jetzt nirgendwo mehr hin. Es wird schon dunkel. Zu wem wolltet ihr denn die Bilder bringen?«

      »Zu Tante Friedel«, log Martin.

      »Und dazu zieht ihr euch die

      Anoraks und Stiefel an? Tante Friedel wohnt eine Etage tiefer. Also, ich erwarte eine Erklärung.«

      »Wir wollten die Bilder zu Kathrin bringen«, sagte Kai nun wahrheitsgemäß.

      »Kathrin, wer ist Kathrin? Ein Mädchen aus eurer Schule?«

      Kai wurde es warm unter seiner Pudelmütze. »Nein, Kathrin ist…«

      »… eine Fee«, ergänzte Martin.

      Hella schüttelte tadelnd den Kopf. »Also, weißt du, Martin, es ist zwar bald Weihnachten, aber deshalb mußt du mir keine Märchen erzählen.«

      »Kathrin ist eine Schuhverkäuferin«, berichtigte Kai kleinlaut.

      »Das klingt schon ganz anders. Jetzt zieht ihr bitte eure Sachen aus und kommt wieder ins Wohnzimmer. Und dann möchte ich alles über diese Kathrin wissen.«

      Sehr, sehr langsam schälten sich die Kinder wieder aus ihren Anoraks. »Dumm gelaufen«, flüsterte Martin.

      »Das kannst du wohl sagen. Und dann erzählt sie alles Papa. Wo ich ihm doch von Mann zu Mann versprochen habe, nichts zu unternehmen. Er wird ganz schön sauer auf mich sein.«

      Martin schwieg. Ihm war sehr unbehaglich zumute, als er mit seinem Bruder das Wohnzimmer betrat.

      Als Peter Kilian spät abends nach Hause kam, lagen seine Kinder schon im Bett. Erstaunt blickte er sich um. Hella blätterte in einem italienischen Modemagazin.

      »So eine unheimliche Ruhe heute«, wunderte er sich.

      Hella lächelte ihn an. »Sie haben sich heimlich und leise ins Bett verkrümelt, nachdem sie mich austricksen wollten.«

      »Austricksen? Was haben sie denn nun schon wieder angestellt?«

      »Ach, nichts weiter. Sie wollten sich aus der Wohnung schleichen, um eine Kathrin zu besuchen.«

      »So?« Überrascht wandte sich Peter um. »Wie kommen sie denn darauf?«

      »Das wollte ich eigentlich dich fragen.« Hella schenkte ihm ein Glas Rotwein ein. »Die Kinder haben mich neugierig gemacht. Vielleicht erzählst du mir etwas über sie.«

      Peter blickte Hella an und atmete tief durch. »Muß das sein?« fragte er.

      Entschlossen nickte Hella. »Es ist besser, ich weiß die ganze Wahrheit darüber. Was die Kinder erzählt haben, klang ganz schön konfus.«

      Nervös fuhr sich Peter durch sein blondes Haar. »Na gut, wenn du darauf bestehst. Ich schau nur noch mal kurz zu den Kindern rein. Ich glaube nicht, daß die Jungs schon schlafen.«

      Leise öffnete Peter die Tür zum Kinderzimmer. Zwei blonde Strubbelköpfe drückten sich tief in ihre Kopfkissen.

      »Ihr braucht nicht so zu tun, als ob ihr schlaft«, sagte Peter streng. »Ich weiß bereits alles. Ich bin nicht besonders erfreut darüber, daß ihr mir ins Handwerk pfuscht. Übrigens, es hätte wenig Zweck gehabt, zu Kathrin zu gehen. Sie ist nicht zu Hause.«

      Ruckartig fuhren die beiden Jungs aus ihren Betten hoch und blickten ihren Vater fragend an.

      »Kathrin hatte einen Unfall. Sie liegt bei mir in der Klinik.«

      »Schlimm?« fragte Martin ängstlich.

      »Wie man es nimmt. Sie hat einen komplizierten Beinbruch. Sie muß mindestens noch zwei Wochen im Krankenhaus bleiben.«

      »Kann sie dann wieder laufen?« wollte Kai wissen.

      »An zwei Stützen schon. So etwas dauert seine Zeit. So, und nun wird geschlafen.« Er küßte seine beiden Jungs auf die Stirn und schloß leise die Tür. Dann blickte er ins Schlafzimmer, wo Jenny in ihrem Bettchen mit rosigen Wangen schlief. Eine Welle tiefer Zuneigung durchflutete Peter, als er das süße Mädchen sah. Ganz sacht schloß er wieder die Tür.

      Hella saß bereits vor dem Kamin und wartete auf Peter.

      »Du siehst müde aus«, sagte sie. »Hattest du einen schweren Tag?«

      »Ich bin jetzt zu Hause bei meiner Familie, da ist alles vergessen.«

      *

      Kathrin blickte an ihrem Körper hinab. Aus dieser Perspektive wirkte die ganze Konstruktion noch gefählicher. Ihr operiertes Bein lag wie ein schwerer Klumpen in einer Halbschale. Schwester Hilde nickte ihr aufmunternd zu.

      »Kopf hoch, Mädel, es wird schon wieder. Sie hatten Glück, daß Sie so einem guten Doktor unter die Finger gekommen sind. Er hat goldene Hände.«

      Kathrin schwieg. Tausend Fragen schwirrten ihr im Kopf herum. Aber sie wagte nicht, eine davon an die Schwester zu stellen, die ihr vielleicht einige ganz gut beantworten konnte. Zumindest die, die mit Dr. Peter Kilian im Zusammenhang standen.

      Die Tage im Krankenhaus wurden Kathrin zur Qual. Weniger war es der Schmerz ihres gebrochenen Beines, der schon bald nachließ, als daß sie Peter täglich sah. Zur offiziellen Visite verhielt er sich korrekt und distanziert, konnte sich aber ein verräterisches Augenblinzeln oder Lächeln nicht verkneifen, das die umstehenden Ärzte und Schwestern nicht bemerkten, wohl aber Kathrin.

      Außerdem richtete es Peter immer


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