Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Der Poldi hat mich angeschaut, als wollte er mich kaufen und nicht die Dirndl.«

      Anna schmunzelte.

      »Du wirst ihm gefallen haben!«

      »Es war so peinlich, Anna! So peinlich! Ich brachte kein Wort heraus. Dabei war er der erste Kunde in Sachen Dirndl. Franz Boller stand am Anfang dabei. Es war grausam, ich wäre am liebsten in den Erdboden versunken. Ich brachte kein Wort heraus. Ich spürte nur, wie ich immer wieder rot wurde. Es waren seine Augen. Hast du Poldis Augen gesehen, Anna? Er hat so große blaue Augen, blau wie das Meer. Und diese lockigen Haare? Oh, Anna, er erschien mir wie ein… jedenfalls sehr unwirklich.«

      Anna konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

      »Was grinst du, Anna?«

      »Kann es sein, daß er dir gefällt?«

      »Was für eine Frage, Anna? Also, ich kann mir keine junge Frau vorstellen, der Poldi nicht gefällt. Er sieht aus wie ein Typ aus einem Magazin. Aber eine Macke muß er haben, sonst wäre er verheiratet.«

      Anna war über Tinas Bemerkung erstaunt. Sie hörte Tina zu, was er über Poldi erzählte. Franz Boller schien Tina über alles informiert zu haben, ihr jeden Dorfklatsch erzählt zu haben.

      »Ob er eine Macke hat, das weiß ich nicht, Tina. Ich habe meinen Toni. Da muß ich mich nicht um Poldi kümmern. Ich weiß nur, daß er der begehrteste Bursche weit und breit ist. Wo er auftaucht, versuchen alle ledigen Madln ihn zu umgarnen. Aber Poldi hat sich bisher noch nicht festgelegt. Warum, das kann ich dir auch nicht sagen. Vielleicht stimmt es, was dir Boller erzählt hat. Schließlich weiß er mehr, als wir hier oben auf der Berghütte erfahren. Die Rosel Roßbacher, Poldis Mutter, ist schon eine besondere Frau. Wenn du mehr über sie wissen willst, dann mußt du den alten Alois befragen. Der kann dir bestimmt mehr sagen. Alois ist draußen auf der Terrasse.«

      »Ach, das ist nicht nötig, Anna!«

      Anna lächelte still in sich hinein. Vielleicht noch nicht, dachte Anna. Aber das kommt noch, bestimmt, dachte Anna. Tina hat sich in Poldi verliebt, auch wenn sie es noch nicht weiß oder es sich nicht eingestehen will. Anna schaute Tina an. Sie sah, daß die Trauer in ihren Augen, der sorgenvolle Blick, verschwunden war. Tinas Augen leuchteten und strahlten. Die Ursache konnte nicht nur der Aushilfsjob im Trachten- und Andenkenladen Boller sein. Da stand mehr dahinter. Es war Liebe! Die Liebe hatte nach Tinas Herz gegriffen.

      Tina bemerkte nicht, wie aufmerksam Anna sie musterte. Sie stand verträumt in der Küche der Berghütte. Ihr Blick war aus dem Fenster gerichtet. Doch in Wirklichkeit schaute Tina nicht in die schöne Berglandschaft. Sie dachte an Poldi Roßbacher, den Erben des Roßbacher Hofes.

      Tina stand lange da. Anna fuhr fort, ihre Apfelkuchen zu backen. Irgendwann seufzte Tina tief. Dann wandte sie sich um und ging in ihre Kammer.

      »Mei, was ist denn mit der Tina los?« fragte Toni. »Die lächelt, als hätte sie die Engel vom ›Engelssteig‹ gesehen.«

      »Wenn ein Engel davon Poldi Roßbacher ist, dann hat sie einen Engel gesehen.«

      Toni schmunzelte. Anna schmunzelte.

      »Die Tina und der Poldi, die würden ein schönes Paar abgeben, denke ich.«

      »Das denke ich auch, Toni. Doch noch ist es zu früh, etwas zu sagen. Die Tina weiß selbst noch nicht, daß die Liebe von ihrem Herzen Besitz genommen hat.«

      »Vielleicht wird die Tina glücklich! Mei, des wünsche ich ihr. Sie ist ein feines Madl, die Tina.«

      Toni und Anna sprachen nicht weiter darüber. Dazu war es noch zu früh, und außerdem hatten sie keine Zeit. Es gab viel zu tun.

      *

      Der schöne Roßbacher Hof lag im Mondlicht. Zarter Blütenduft wehte durch die offenen Fenster des Wohnzimmers. Poldi Roßbacher saß beim Kamin und las in einem Buch. Seine Mutter Rosel saß dabei und stickte. Es war still im Raum. Nur das Ticken der schönen alten Standuhr in der Ecke war zu hören. Ab und zu warf Poldi einen Blick darauf. Es ging auf Mitternacht zu.

      Kurz bevor die Standuhr mit zwölf hellen Schlägen und vier dunklen Schlägen den neuen Tag ankündigte, stand Poldi auf und verließ das Zimmer. Er kam mit zwei riesigen Kartons zurück. Seine Mutter lächelte und tat, als bemerke sie es nicht.

      Dann war es soweit: Die Uhr schlug Zwölf. Poldi trat vor seine Mutter. Rosel Roßbacher legte das Stickzeug zur Seite. Sie stand auf und schaute ihren Buben an. Dabei mußte die zierliche Frau sich etwas strecken.

      Poldi nahm seine Mutter in die Arme. Er drückte sie fest und gab ihr einen Kuß auf die Wange.

      »Mutter! Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag! Ich wünsche dir Gesundheit und ein langes glückliches Leben. Mögen dich die Engel vom ›Engelssteig‹ immer beschützen!«

      »Danke, Poldi! Danke!«

      Poldi führte seine Mutter zum großen Eichentisch.

      »Hier habe ich etwas für dich!«

      Er schob ihr einen Karton zu. Sie öffnete ihn.

      »Poldi, du bist ja narrisch! Was für ein Geschenk! Wie schön! Das ist genau das Dirndl, das ich mir auch ausgesucht hätte. Und dieses bunte Schultertuch dazu. Poldi, du hast wirklich einen guten Geschmack. Du weißt, was Frauen gefällt.«

      Die Roßbacherin streichelte ihrem Bub die Wange.

      »Poldi, eigentlich habe ich mir gewünscht, daß du bis zu meinem fünfzigsten Geburtstag ein Madl auf den Hof bringst. Aber des soll kein Vorwurf sein. Jedenfalls ist des ein ganz wunderbares Geschenk.«

      »Ich dachte mir, wie fahren zusammen nach Kirchwalden und sehen

      uns in der Volksbühne den Bauernschwank an. Des Stück soll gut

      sein.«

      »Des machen wir, Bub! Und vorher oder nachher gehen wir schön essen! Es ist doch wirklich ein besonderer Tag.«

      Poldis Mutter breitete das Dirndl auf dem Tisch aus.

      »Poldi! Daß du so einen guten Geschmack hast, das habe ich nicht angenommen. Und eine wunderbare Qualität ist das. Das Dirndl kann ich später noch meiner Enkelin vererben, wenn ich welche habe. Aber des wird schon.«

      »Da ist noch ein Paket!«

      Rosel Roßbacher sah ihren Buben an. Sie öffnete. Sie staunte über das altrosa Dirndl.

      »Gleich zwei Dirndl? Wunderschön ist das auch! Doch das grüne gefällt mir besser! Das ziehe ich an, wenn wir ausgehen. Das paßt gut zu meinen Haaren!«

      Sie sah ihren Sohn an.

      »Bist jetzt enttäuscht, daß mir des altrosa Dirndl net genauso gut gefällt?«

      »Naa, Mutter! Du mußt des auch net nehmen. Ich habe dafür vielleicht auch noch eine andere Verwendung…«

      Rosel Roßbacher sah das Leuchten in den Augen ihres Sohnes. Sie tat aber, als bemerkte sie es nicht.

      »So? Welchen denn? Man kann mit einem Dirndl doch nix anderes machen, als es anziehen?«

      »Des stimmt!«

      Poldi öffnete die Flasche Wein, die auf dem niedrigen Tisch beim Kamin stand, und schenkte die Gläser voll. Sie prosteten sich zu.

      »Poldi, du hast doch etwas auf dem Herzen. Das kann ich dir ansehen. Schon als Bub hattest du diesen Blick, wenn du mir etwas sagen wolltest. Wir hatten doch nie Geheimnisse voreinander. Auch wenn es mein Geburtstag ist, mußt net Rücksicht nehmen. Bist den ganzen Tag schon so sonderbar gewesen.«

      Poldi Roßbacher setzte sich.

      »Mutter! Des ist ein bissel kompliziert. Ich weiß nicht recht, wie ich vorgehen soll. Des ist alles so plötzlich gekommen. Also, sie hat ganz – wirklich ganz große braune Augen. Die blicken so sanft. Sie ist von der Statur nicht kräftig, sondern zart.«

      Rosel Roßbachers Herz schlug schneller. Sie begriff sofort,


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