Der alte Trapper. James Fenimore Cooper

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Der alte Trapper - James Fenimore Cooper


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im Grase versteckt, da sprengten auch schon die Indianer in aufgelöstem Schwarme heran und vorüber. Vorsichtig hob der Trapper nach einer Weile den Kopf und spähte ihnen nach, schnell aber duckte er sich wieder, denn die nächtlichen Reiter kehrten, nachdem sie augenscheinlich bis in die Nähe der Wagenburg gekommen waren, auf die Bodenerhebung, wo unsere Freunde versteckt lagen, zurück.

      Schwarz hoben sich die Gestalten der Wilden von dem helleren Nachthimmel ab. Einige stiegen von den Pferden, andere ritten wie suchend hin und her. Noch war keiner von ihnen in die Nähe der im Grase Verborgenen gekommen.

      „Ich fürchte, daß sie Böses gegen die Auswanderer im Schilde führen,“ flüsterte der Trapper seinen Gefährten zu. „Sie wittern Beute und werden nicht eher ruhen, bis sie solche erlangt haben.“

      „Können wir denn den Ahnungslosen keine Warnung zukommen lassen?“ fragte Ellen in Herzensangst.

      „Das könnten wir schon,“ meinte Paul. „Wenn ich aus voller Kraft rufe, dann hört man's in der offenen Prärie eine englische Meile weit; Ismaels Lager aber ist kaum eine Viertelmeile entfernt.“

      Er hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als sich eine schwere Hand auf seine Schulter legte; erschrocken fuhr er auf und blickte in das wilde Antlitz und die funkelnden Augen eines indianischen Kriegers. Trotz aller Nachteile seiner Lage griff der Jüngling den Sioux bei der Kehle und würde denselben auch erdrosselt haben, wenn der alte Trapper ihn nicht gewaltsam zurückgerissen hätte. Ehe der Bienenjäger noch seinem zornigen Erstaunen über diese anscheinende Verräterei Ausdruck geben konnte, waren die drei umringt und zu Gefangenen gemacht.

      Ruhig, ja bereitwillig, lieferte der Trapper den Sioux seine Waffen aus; der innerlich vor Wut kochende Paul Hover aber konnte sich erst dazu entschließen, als Ellen ihm unter flehenden Bitten vorstellte, daß der alte, erfahrene Trapper sicherlich das Richtige getan habe und daß er ihr Leben in Gefahr brächte, wenn er diesem Beispiel nicht folgte.

      Nachdem die Wilden ihren Gefangenen auch noch sonst allerlei Sachen, die ihnen gefielen, abgenommen hatten, ließen sie dieselben, wenn auch streng bewacht, vorläufig unbehelligt.

      „Soll ich dem Ismael zurufen?“ fragte Paul Hover leise.

      „Wenn Ihr den Kopf gespalten haben wollt, dann ruft,“ antwortete der Trapper. „Nein, wir müssen versuchen, die Teufel zu überlisten, sonst ermorden sie alles, was dort unten im Lager lebt; denn mit der Wachsamkeit der Emigranten scheint es nicht weit her zu sein. Es sind aber tüchtige Leute, wie ich gesehen habe; meint Ihr, daß sie sich zu schlagen verstehen?“

      „Ich will Euch was sagen, alter Trapper,“ antwortete der Bienenjäger, „ich, Paul Hover, habe nicht die mindeste Veranlassung, dem Ismael Busch und seinen sieben hammerfäustigen Schlagetots von Söhnen zugetan zu sein. Aber was wahr ist, bleibt wahr: eine solche Bärenfamilie wie die gibt es in ganz Kentucky nicht zum zweitenmal, und wer einen von den Buschs im Ringen wirft, der muß ein ganzer Kerl sein!“

      „Still!“ sagte jetzt der Alte, der inzwischen keinen Blick von den Wilden verwendet hatte. „Die Rothäute haben ihre Beratung geendet und werden nun an die Ausführung ihrer Teufeleien gehen. Wir müssen Geduld haben, vielleicht finden wir noch eine Gelegenheit, Euren Freunden nützlich zu sein.“

      „Meine Freunde sind das nicht,“ entgegnete Paul unwirsch. „Wenn ich etwas zu ihren Gunsten sagte, so geschah das, weil ich ein ehrlicher Kerl bin.“

      „Ich dachte, das junge Frauenzimmer hier gehöre auch zu der Verwandtschaft,“ meinte der Alte trocken. „Na, nichts für ungut.“

      Die Wilden waren jetzt sämtlich abgestiegen und hatten ihre Pferde dreien ihrer Genossen übergeben, denen auch die Bewachung der Gefangenen oblag. Nunmehr scharten sie sich um den, der ihr Häuptling war, um sich gleich darauf geräuschlos und schnell nach allen Richtungen über die Prärie zu zerstreuen. Nach kaum einer Minute war der letzte von ihnen in der Dunkelheit verschwunden.

      Einer der Wächter, ein großer, halb nackter Krieger, trat an die Gefangenen heran.

      „Haben die Bleichgesichter ihre eigenen Büffel alle aufgezehrt und auch allen ihren Bibern die Felle genommen, daß sie nun herkommen müssen, um zu sehen, wieviel Büffel und Biber bei den Pawnees noch übrig sind?“ fragte er in den rauhen Kehltönen seiner Rasse.

      „Die Weißen kommen hierher, um zu kaufen oder zu verkaufen,“ antwortete der Trapper, „sie werden aber zurückbleiben, wenn sie hören, daß die Sioux ihnen feindlich sind.“

      „Die Sioux sind Diebe und wohnen im Schnee; warum von einem Volke reden, das so fern ist, wenn wir hier im Lande der Pawnees sind?“

      „Gehört dies Land den Pawnees, dann haben Weiße und Rothäute das gleiche Recht daran.“

      „Haben die Bleichgesichter den roten Männern nicht schon genug gestohlen? Müssen sie mit ihren Lügen noch bis in die Jagdgründe meines Stammes kommen?“

      „Mein Recht ist hier so gut wie das deine,“ entgegnete der Trapper mit unerschütterlicher Ruhe. „Die Pawnees und die Weißen sind Brüder, ein Sioux aber darf sein Gesicht in einem Dorfe der Loups nicht sehen lassen.“

      „Die Dakotahs sind Männer!“ rief der Wilde, die angenommene Maske vergessend und sich den Namen zulegend, auf den seine Nation besonders stolz war. „Die Dakotahs kennen keine Furcht. Sprich, was führte dich so weit her aus den Dörfern der Bleichgesichter?“

      „Ich habe die Sonne über vielen Ratsversammlungen auf- und niedergehen sehen und stets nur den Worten der Weisen gelauscht. Wenn deine Häuptlinge kommen, wird mein Mund nicht verschlossen sein.“

      „Weucha ist ein großer Häuptling!“ rief der Wilde im Tone beleidigter Würde.

      „Bin ich ein Narr, daß ich einen Teton nicht kennen sollte?“ versetzte der Trapper kalt und fest. „Geh', es ist finster, sonst würdest du sehen, daß mein Haar weiß ist. Aus dem Munde der Siouxkrieger vernahm ich den Namen Mahtoree; nur vor den Ohren eines Häuptlings werde ich reden.“

      Der Wilde warf einen giftigen Blick auf den Alten und zog sich zurück. Kaum war er unsichtbar geworden, da trat aus der Dunkelheit ein Krieger von mächtiger Gestalt hervor und stellte sich mit jener vornehmen und stolzen Haltung, die den großen indianischen Häuptlingen von jeher eigen gewesen ist, vor die Gefangenen. Eine Schar Sioux, die mit ihm gekommen war, gruppierte sich in achtungsvollem Schweigen hinter ihm.

      „Die Erde ist sehr groß,“ begann der Häuptling nach längerem Schweigen. „Warum finden die Kinder meines großen weißen Vaters keinen Raum darauf?“

      „Einige von ihnen haben gehört, daß ihre Freunde in der Prärie mancherlei Dinge bedürfen,“ antwortete der Trapper, „sie wollen nun sehen, ob das wahr ist. Andere wieder brauchen Dinge, die von den Rothäuten verkauft werden, und so kamen sie, ihre Freunde mit Pulver und Wolldecken reich zu machen.“

      „Seit wann kommen die Händler mit leeren Händen über den großen Fluß?“

      „Unsere Hände sind leer, weil deine jungen Männer meinten, wir seien müde; da nahmen sie uns ab, was wir trugen. Sie irrten sich jedoch, ich bin zwar alt, aber es fehlt mir noch nicht an Kräften.“

      „Das kann nicht sein. Ihr habt Eure Bürden in der Prärie verloren. Meine jungen Männer sollen danach suchen, ehe die Pawnees sie finden und mitnehmen. Sage mir, weißer Jäger, wer sind jene Männer deiner Farbe, die dort drüben bei den gefällten Bäumen schlafen?“

      Der Trapper erkannte aus dieser Frage, daß der Häuptling das Lager der Emigranten entdeckt hatte. Trotzdem bewahrte er seine ganze Ruhe.

      „Es ist möglich,“ erwiderte er, „daß weiße Männer in der Prärie schlafen. Mein Bruder sagt es, darum wird es wahr sein. Ich aber weiß nicht, was das für Männer sind. Mag mein Bruder seine jungen Krieger hinsenden und fragen lassen; die Bleichgesichter haben Zungen.“

      Der Häuptling schüttelte finster lächelnd den Kopf.

      „Die


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