Gedichte. Gustav Schwab

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Gedichte - Gustav  Schwab


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      Vom Berge

      Wir treten aus dem hohen Wald,

      Vom Morgenlicht erhellt:

      In sonnenfreundlicher Gestalt

      Grüßt uns die weite Welt.

      Was leuchtet dort im hellen Stral?

      Das ist das Felsenschloß.

      Ahnst du, mein Herz, den hohen Saal?

      Ahnst Ritter schon und Roß?

      Was blinket aus dem tiefen Thal?

      Das ist der alte Fluß.

      Ahnst du die Nixen ohne Zahl,

      Der Nymphen lust'gen Gruß?

      Was glänzt im Nebel dort wie Gold?

      Das ist ein Städtchen gar.

      Ahnst du die Mägdlein schmuck und hold,

      Mit krausem Lockenhaar?

      Das Felsschloß, das ist öd' so sehr,

      Kein Ritter haust mehr dort;

      Wohl rauscht der Fluß, doch ist er leer,

      Die Nymphen all' sind fort.

      Doch in die Stadt da ziehn wir ein,

      Die ist ganz voll und hell.

      Gegrüßet seid, ihr Jungfräulein,

      O kommt ans Fenster schnell!

      Auf ein Paar gestickte Rosen

      Nach Blumen trugen wir Verlangen,

      Doch lag der Winter auf den Aun:

      Da seid ihr lieblich aufgegangen,

      Fast wie ein Wunder anzuschaun.

      Doch ist's kein Wunder mehr zu nennen

      Für den, der eure Saat belauscht;

      Er sah die Himmelsröte brennen,

      Aus der sich euer Glanz berauscht.

      Es nahte sich an jedem Morgen

      Still eine ros'ge Gärtnerin,

      Die stellte früh, mit leisen Sorgen,

      Vor euer weiches Beet sich hin.

      Sie streut' in tausend lichten Fädchen

      Den Samen auf den weißen Grund,

      Und Morgenrot ergoß das Mädchen

      Auf euch von Wangen und von Mund.

      Und leuchtend über Mund und Wangen

      Ergossen auf die kleine Hand

      Zwei Sonnen, freundlich aufgegangen

      Den holden Schimmer unverwandt.

      Und auch den zarten Fingerspitzen

      Entquoll so leise Kraft und Licht

      Und zückte mit geheimen Blitzen

      Durch euer rotes Angesicht.

      So seid ihr in dem seltnen Scheine

      Zu solcher Frühlingsglut gediehn:

      So hell und himmlisch lächeln keine,

      Auf die nur ird'sche Sonne schien.

      O Morgenrot, o lichte Sonnen!

      Glückselig wer in eurem Glanz

      Den ew'gen Frühling sich gewonnen,

      Den ewig blüh'nden Rosenkranz!

      Das Wort der Liebe

      O aller Berge Quellen,

      Tönt mit berauschten Wellen

      Vernehmlich durch die Luft!

      O aller Thäler Bäume,

      Säuselt mir leise Träume,

      Und sendet süßen Duft!

      Es sollen alle Sinne

      Der Freude werden inne,

      Die heut mein Herz begeht,

      In allen Farben, Tönen

      Lebe das Wort der Schönen,

      Das mir im Geiste steht!

      Der Liebe Wort, das zitternd

      Und inniglich erschütternd

      Durch meine Seele dringt,

      In ew'gen Wiederhallen

      Hör' ich es rings erschallen,

      So daß es nie verklingt.

      Und wenn die Quellen schweigen

      Und wenn die Bäume neigen

      Ihr Haupt in welker Zier;

      Im Herzen ewig klingen,

      Blühen und lieblich singen

      Wird doch das Wort von Ihr.

      Gesang der fliehenden Griechen von Parga

      Als ihre Stadt von den Engländern an die Türken übergeben ward.

      (1819.)

      Frei aus dem Neugriechischen.

      Männer.

      Unser Schwert liegt auf der Erde,

      Wie ein ausgelöschter Blitz.

      Fern vom unterjochten Herde

      Birg' uns, Meer! in deinem Sitz.

      Aber, wenn wir nun zerschellen

      Am verborgnen Felsenriff:

      Laß' uns deine bittern Wellen

      Treiben an kein englisch Schiff!

      In den Hafen würd' es laufen,

      An des Feindes Uebermut

      Unsre Leichen zu verkaufen,

      Wie jetzt unser Haus und Gut!

      Frauen.

      Grüne Lorbeern, frische Rosen!

      Nicht mehr werdet ihr gepflückt,

      Nicht mehr unsre freudelosen

      Häupter je mit euch geschmückt.

      O ihr Vögel in den Hainen!

      Bach! und Wind! Mit eurem Klang

      Wird sich fürder nicht vereinen

      Unsrer hellen Stimme Sang.

      Ach, der Lieder Ton muß hassen

      Und der Blumen Ueberfluß,

      Wer, wie wir, auf ewig lassen

      Seiner Väter Boden muß.

      Greise.


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