Perry Rhodan 3082: Ein kalkuliertes Risiko. Kai Hirdt

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Perry Rhodan 3082: Ein kalkuliertes Risiko - Kai Hirdt


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Wochen. Aber er hielt sich erkennbar aufrechter und wirkte energischer als zuletzt.

      Als er Jasmyne hinter mir sah, straffte er die Schultern sogar noch etwas mehr und reckte sich, um einen Zentimeter an Körpergröße zu gewinnen – das oft gesehene und stets etwas peinliche Balzverhalten eines etwas älteren Mannes, der sich unerwartet einer attraktiven jungen Frau gegenübersah.

      Das überraschte mich insofern, als der Baron mit einem jungen Mann zusammenlebte.

      Verheiratet ist er aber mit einer Frau, wies mich mein Extrasinn zurecht, und zwar nicht nur formal, wie aus der Existenz ihrer gemeinsamen Tochter hervorgeht. Vielleicht verfolgt er schlichtweg vielfältige Interessen. Sei nicht so prüde, Mascant!

      Ich hatte keine Zeit für solche Sticheleien, sondern musste ein wichtiges und nicht ganz einfaches Gespräch führen. »Baron.« Ich verneigte mich vor meinem Dienstherrn. »Ich möchte dir in aller Ehrerbietung meine Enkeltochter vorstellen: Jasmyne da Ariga.«

      Larsav da Ariga verlor den zusätzlichen Zentimeter wieder. Seine Augen weiteten sich für einen winzigen Moment, dann hatte er sich wieder im Griff. »Es ist mir Freude wie Ehre gleichermaßen, Kristallprinzessin«, behauptete er.

      »Baron«, hauchte Jasmyne lediglich und schlug die Augen nieder.

      Larsav spielte die Rolle gut, aber ich hatte gesehen, was ich wissen musste: Er hatte Angst. Jasmyne war nicht nur meine Enkelin, sondern zudem die Tochter von Gaumarol da Bostich, stammte also in direkter Linie von zwei ehemaligen Imperatoren ab. Ich hatte dem Baron versprochen, dass sie ihm den Anspruch auf den Kristallthron nicht streitig machen würde, als er mich für ihre Rettung und Befreiung von meinen Amtspflichten entbunden hatte. Es gab auch keinen Anlass, diese Abrede offiziell infrage zu stellen.

      Aber allein der Umstand, dass Jasmyne nun persönlich auf der Bildfläche erschien und ich meine Meinung ändern könnte, würde den Baron offener für meine Positionen machen.

      »Ich danke dir«, sagte ich, »dass du mir die Freiheit gelassen hast, Jasmyne aus Feindeshand zu befreien. Ich bin nun wieder bereit, meinen Posten an der Spitze deiner Flotten einzunehmen. Und wie wir geahnt haben, hat Markul agh Fermi sich in meiner Abwesenheit als mein Stellvertreter hervorragend bewährt. Er hat die kurze Zeit genutzt, um ganz eigene strategische Vorstellungen zu entwickeln.«

      Man musste kein Spitzendiplomat sein, um herauszuhören, dass ich diese ganz und gar nicht teilte.

      Larsav da Ariga zog wenig begeistert den Mund schief. Er spielte das Spiel lange genug, um zu wissen, was nun folgen würde: Er musste den Schiedsrichter geben und einen Konflikt auflösen, idealerweise gesichtswahrend für beide Parteien.

      »Berichte!«, sagte er, und nun hörte man ihm wieder an, welche Bürde sein Amt für ihn darstellte. Ich skizzierte die strategischen Vorteile, die ich in einem Angriff aufs Sternenrad sah, agh Fermi malte die damit verbundenen Risiken aus. Der Baron hörte beides schweigend an und nickte verstehend.

      »Beide Positionen sind überzeugend und doch unvereinbar«, sagte er. »Tatsächlich bin ich dafür, die Initiative zu ergreifen. Die Situation in Thantur-Lok verändert sich nicht zu unseren Gunsten, indem wir nichts tun.«

      Ich hatte also gewonnen – ob nun wegen meiner zweifellos brillanten Argumentation oder wegen des Druckmittels Jasmyne, war egal.

      Einen Dämpfer musste mir der Baron allerdings offenbar verpassen. »Im Grunde ist die Sache klar«, fuhr er fort. »Da der Mascant wieder an der Spitze der Flotte steht, entscheidet der Mascant über das Vorgehen. Ich würde es allerdings begrüßen, wenn die beiden ranghöchsten Offiziere am Brennpunkt des Geschehens eine gemeinsame Vorstellung zu ihrer Vorgehensweise entwickelten.«

      »Wir werden uns darum bemühen«, bestätigte agh Fermi. Ich versicherte dasselbe.

      Da Ariga beendete die Verbindung.

      Ich lächelte herausfordernd.

      Agh Fermi seufzte. »Wir können noch einmal von vorn anfangen«, stellte er fest. »Und wir werden zum selben Ergebnis kommen. Angreifen oder nicht angreifen, es gibt keinen Mittelweg. Willst du mir den Angriff nicht einfach befehlen?«

      Ich nickte. »Das will ich.« Nach kurzem Zögern fügte ich hinzu: »Du bist eine Nervensäge, De-Keon'athor. Aber du bist die absolut richtige Nervensäge an dieser Stelle. Auch wenn ich mich deiner Meinung nicht anschließe.«

      »Ich werde dein Lob angemessen feiern«, sagte der unverschämte Kerl, »wenn wir den Angriff unbeschadet überstanden haben. Entschuldigst du mich? Ich habe ein Manöver zu kommandieren.«

      »Auf in den Kampf! Wenn ich den Bedarf sehe, dir Informationen zukommen zu lassen, wird Jasmyne dich kontaktieren.« Uns beiden war klar, dass Informationen eigentlich Befehle bedeutete. »Wenn du sie siehst, siehst du mich.«

      Ich beendete die Verbindung und wandte mich meiner Enkelin zu, um Details mit ihr zu besprechen. Bevor ich aber etwas sagen konnte, unterbrach mich ein Alarmsignal. Hatte agh Fermi so schnell zugeschlagen?

      Vor allem: War der Angriff so schnell schiefgegangen? Hatte der junge Kerl etwa die ganze Zeit recht gehabt mit seinen Vorbehalten?

      Eine Nachricht aus der Zentrale der THORA zerstreute diese Bedenken. Die Warnung hatte einen ganz anderen Grund: Ein Konvoi aus 300 Schiffen war im System aus dem Hyperraum erschienen. Der Bauart nach gehörten sie nicht zu den bisherigen Konfliktparteien: Es waren Kugelraumer ohne Ringwulst, düster, fast schwarz, teils mit 350, teils mit 650 Metern Durchmesser. Wer tauchte denn jetzt noch auf nach Arkoniden, Naats, Ladhonen, Posbis und Terranern? War die Situation nicht schon verfahren genug?

      »Diese Schiffe kenne ich«, sagte Jasmyne mit Blick ins Holo. »Die kleineren sind definitiv Haluterschiffe. Der größere Typ ist mir unbekannt, aber ich wette darauf, dass sie ebenfalls halutisch bemannt sind.«

      Ich entspannte mich, und mein Ärger fand ein anderes Ziel: mich selbst. Mir fehlten immer noch zu viele wichtige Informationen über die aktuelle Lage in der Milchstraße, nachdem ich wegen eines temporalen Phänomens die letzten 500 Jahre einfach verpasst hatte. Diese Lücken musste ich dringend stopfen.

      Die Haluterschiffe dieser Zeit sahen also so aus? Und was machten sie bei der Bleisphäre? Ich wusste, wie kampfstark selbst ein kleiner Verband der schwarzen, vierarmigen Riesen war. Ihr Auftauchen verschob das Gleichgewicht der Kräfte massiv – aber in welche Richtung?

      Wir mussten die taktische Lage neu bewerten.

      Hektisch funkte ich Markul agh Fermi hinterher, um den Angriff aufs Sternenrad zu verschieben.

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