Perry Rhodan 3076: Inmitten der Lichtfülle. Arndt Ellmer

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Perry Rhodan 3076: Inmitten der Lichtfülle - Arndt Ellmer


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      »In der obersten Ebene der Gärten, bei den Kondensatoren der Wasserkulturen.«

      »Ich komme. Parko, nehmt den Außenring! Dort sind die Aufgänge übersichtlich. Ich nehme die andere Seite.«

      Innen führten Wendelgänge um die Stützpfeiler, die den Stiel des Hauses stabilisierten.

      Manche Hoch-Häuser besaßen einen leichten Knick im Stiel, ein besonderer Service der Architekten. Andere hielten sich an die strengen Vorschriften und drückten die Vollkommenheit der cairanischen Kultur aus, kugelrunde Häuser, exakt rechteckige oder ovale Innenräume, sich zur halben Höhe hin verschlankende und nach oben wieder verdickende Stiele.

      Es hatte mit der Natur zu tun, wie Cairaner sie sahen.

      Dupa hatte sich nie mit der Psychologie von Pflanzen auseinandergesetzt, aber eines Tages würde sie es tun. Dann, wenn überall Frieden herrschte und ihr berufliches Geschick nicht mehr zur Bändigung fremder Völker benötigt wurde.

      Pelga und Omla tauchten auf. Sie befanden sich inzwischen im Kommunikationsverbund der Familie, vom System des Turmhauses zusammengeschaltet.

      Die beiden Mädchen nahmen den Schnellweg im Zentrum des Stiels bis in die mittlere Ebene der Gartenanlage. Als sie den Vakuschacht verließen, sah Dupa sie zwei Etagen unter sich. Sie gab ihnen Handzeichen. Vor ihr baute sich eine Spiegelprojektion auf und zeigte wieder Aipu – diesmal von vorne. Er hielt die Augen geschlossen.

      Dupa Emuladsus Gedanken stockten für einen Moment. Sie versuchte Sprechkontakt zu ihm herzustellen, aber es gelang ihr nicht. Sein Chip sendete jedes Mal ein Störsignal.

      »Ich muss das ändern«, sagte sie leise zu sich selbst. Im nächsten Augenblick verwarf sie den Vorsatz. Sie hatte es selbst so entworfen.

      Aipu verhielt sich anders als seine Geschwister. Er war anders.

      Dupa war fest entschlossen, sich an die Absprachen mit den Medikern zu halten. Und sie ahnte, dass eine Änderung viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Neue Versuche, neue Behandlungen und neue Verhaltensregeln. Eines wollte Dupa auf keinen Fall: Aipu von der Familie getrennt in einem Heim. Das würde die Kosmopsychologin nie erlauben.

      Der Chip an ihrem Gürtel flüsterte Positionsdaten ihres Jüngsten. Der Haussteuerung war es offensichtlich gelungen, das Modul anzumessen. Aipu bewegte sich hoch über ihr durch den Wald aus Esspflanzen. Er tat es gemütlich, ohne eine Spur von Hast.

      Manchmal stieg Angst in ihr hoch, wenn sie daran dachte, wie sich Aipus Gehirn mit der Zeit entwickeln würde. Das Organoid löste die Effekte aus, das hatten die Mediker recht schnell herausgefunden. Bei allen anderen jungen Cairanern war das nicht der Fall.

      Zumindest galt das in Orsaidd.

      Dupa lief los. Aipu erreichte eine der Rampen nach unten. Für endlos scheinende Augenblicke verschwand er aus dem Bereich des Spiegelsystems. Im Zentrum der Plantagen ließ der Pflanzenwuchs keine umfassende optische Überwachung zu.

      Die Kosmopsychologin blieb stehen und lehnte sich über den Rand des Wendelgangs. »Aipu, komm zu mir!«

      Es raschelte irgendwo im Pflanzengewirr.

      Er kam den Weg herab auf sie zu.

      Sie sah ihn immer wieder zwischen den Pflanzen und gewann den Eindruck, dass er sich ihr absichtlich zeigte. Dupa wartete vergeblich auf eine verbale Rückmeldung ihres Sohnes. Das war sie gewöhnt.

      Aipu bewegte sich lautlos und schweigend. Manche Cairaner in Orsaidd glaubten, dass er stumm wäre.

      Dupa Emuladsu wusste es besser.

      *

      Die Süßblätterstauden in den Hochbeeten standen in geometrischer Anordnung und in exakt gleich großen Abständen zueinander. Kein Roboter hätte es besser hinbekommen. Die Kinder hatten die Beete angelegt und die Setzlinge gesteckt. Angesichts der eigenen Leistung machten sie jedes Mal einen respektvollen Bogen um das Areal.

      Nur Aipu nicht. Er setzte sich über Gepflogenheiten und Rücksichten hinweg.

      Dupa fragte sich, ob er es in seinem Zustand nicht mehr wusste oder bewusst gegen Regeln verstieß. Die schwankenden Halme und die raschelnden Blätter verrieten ihr, wo er sich entlangbewegte. Sie beschloss, ihm den Weg abzuschneiden.

      Er änderte die Richtung. Sie wandte sich nach links, er kehrte um und wurde schneller.

      Dupa ging geradeaus. Für jeden Schritt, den sie machte, brauchte Aipu drei. Er merkte, dass sie näher kam und bog erneut ab.

      Als Kosmopsychologin forschte Dupa Emuladsu selten in der Genetik von Cairanern oder anderen Völkern. In diesem Fall erlaubte sie sich eine Ausnahme. Die Einflüsse von Korrektiv-Organoiden ließen sich ziemlich genau feststellen und vorhersagen. Störungen zählten zu den großen Geheimnissen des Weltenlaufs, und sie lagen in der Skala ganz unten. Grafisch konnte man sie kaum darstellen.

      Dupa wollte die Sensoren ihrer Geräte genau da ansetzen, wo die neuronalen Knoten im Körper ihres Sohnes steckten. Winzige, kaum wahrnehmbare Energieströme messen, Lichtblitze aufzeichnen, die von Entladungen kündeten und mit etwas Glück neue Nervenfunktionen entdecken, die bisher nicht bekannt gewesen waren oder keine Rolle spielten. All das beschäftigte ihre Gedanken auf der Suche nach einer Lösung. Wie konnte sie Aipu helfen?

      Von dem Korrektiv-Organoid hatte sie sich Erfolg versprochen. Zu ihrer Enttäuschung waren keine Verbesserungen in Aipus Zustand erfolgt. Es gab weitere Störungen. Die Sonnenphysiker hätten von Protuberanzen gesprochen, Ausbrüchen von Energie an Sonnenoberflächen. Bei Aipu diagnostizierten sie das Gegenteil: Einbrüche. Das Organoid wirkte in entgegengesetzter Richtung. Es half dem Jungen nicht, lebhafter und kommunikativer zu werden, um wenigstens annähernd mit seinen Geschwistern Schritt zu halten.

      Dupa kannte ihren Sohn. Er bog gerne ab, er wich aus. Nach einer Weile – manchmal sehr rasch, manchmal erst nach Stunden – wurde er des Spiels überdrüssig. Dann kam er auf sie zu. Auf sie allein. Er akzeptierte sie als einzige Kontaktperson, als Hafen, in den ein Schiff einlief, wenn sich ein Sturm ankündigte.

      Ganz in der Nähe bewegten sich die Stauden.

      Dupa suchte nach seiner Gestalt, dem glänzenden Fleckenkopf. In weiten Sprüngen jagte sie auf die Stelle zu und stieß ins Leere.

      Ein leichter Windhauch umwehte sie. Er trug seine Stimme zu ihr. »Mu...er!«

      »Aipu?«

      Er wartete auf sie. 20 Schritte entfernt stand er in der Schneise, die sie gerade entlanggekommen war. Sie hatte ihn nicht bemerkt, obwohl sie ihn an Körpergröße um das Dreifache überragte.

      Aipu hielt ein paar Blätter der süßen Stauden in der Hand und kaute genüsslich darauf.

      »Da bist du ja endlich!«, sagte sie sanft.

      Er schaute sie mit einem Blick an, als wollte er ihr etwas mitteilen. Fast gleichzeitig wanderten die schmalen Schlitze seiner Pupillen zur Seite.

      Sie kannte das. Er nahm sie in diesem Augenblick gar nicht wahr.

      »Komm!«, sagte sie. »Wir gehen spielen oder essen. Was möchtest du am liebsten?«

      »Dupa, ich ...«

      Die Kosmopsychologin hatte das Gefühl, als würde sie etwas Wichtiges erfahren. Sie blieb stehen und streckte die Arme nach ihm aus.

      Es sollte wohl nicht sein. Zwischen den Stauden rauschte und zischte es. Wie eine Horde Insekten brachen die Geschwister über Aipu herein. Dupa Emuladsu sah, wie er sich vor Schreck zu Boden warf und anfing, mit den Armen zu rudern. Dann verdeckten die Körper der Kinder ihr die Sicht.

      »Aufhören!« Sie arbeitete sich zu ihrem Jüngsten vor. »Loslassen!«

      Wie so oft, wenn sie sich in etwas hineingesteigert hatten, brauchten die Kleinen eine Weile, um ihre Mutter zu hören und zu reagieren. Dupa konnte nicht so lange warten. Sie grabschte nach Armen, Beinen und Körpern, riss die Jungen und Mädchen zur Seite und warf sie zu Boden. Dabei ging sie wenig sanft


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