Perry Rhodan Neo 232: Labor der Gaden. Michelle Stern

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Perry Rhodan Neo 232: Labor der Gaden - Michelle Stern


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weniger höllischen Bereichen der Galaxis taugte das Verfahren nicht. Die Rumpfbesatzung der CRISTOBAL hatte sämtliche nicht lebenswichtigen Rechenprozesse des positronischen Netzwerks an Bord eingeschränkt, um die erforderlichen Kapazitäten freizuschaufeln. Es war gelungen, aber Rhodan sah dem Mutanten und dem Emotionauten die Erschöpfung an.

      Sie waren der CREST II in sicherem Abstand schließlich in dieses Sonnensystem gefolgt. In einem Raumsektor voller Sterne – sie standen im Zentrumsbereich der Milchstraße so dicht, dass die Fülle an Lichtpunkten Rhodan geradezu verschwenderisch vorkam – war Cark fast eine Enttäuschung. Die Sonne war ein blauer, heißer Glutball, ein »Blauer Nachzügler«, entstanden aus der Verschmelzung von zwei Vorgängersternen, deren Plasmareste nun Orbitalringe um Cark bildeten. Sie bot zwar einen exotischen Anblick, stellte als Sonne aber ein eher »kleines Licht« in dieser Umgebung dar. Einzigartig indes war der ungewöhnliche Aufbau des Systems.

      »Ist es sicher, dass die CREST II diese seltsame Planetenanordnung angesteuert hat?«, fragte Rhodan zweifelnd.

      »Sofern sie nicht nur sehr dicht daran vorbeigeflogen ist. Aber warum sollte sie das tun?«, antwortete Montoya.

      Von der Trauer über den Verlust ihres Manns Conrad Deringhouse war derzeit nichts zu spüren. Sie hatte in den Vollprofi-Modus geschaltet, wie Rhodan es von ihr kannte. Sie interagierte äußerst wachsam mit den Holoanzeigen der Außenbeobachtung; eine Aufgabe, die auf der CREST II normalerweise Sarah Maas oblag. Doch die Funk- und Ortungsoffizierin war zusammen mit dem Mutterschiff in den Tiefen des Alls verschwunden und, wenn die Messungen stimmten, zu einer engen Ansammlung von fünf kleinen Planeten transitiert, die als geschlossene Ballung auf derselben Bahn um ihr Zentralgestirn rotierten.

      »Dem offiziellen Kartenmaterial zufolge, das wir von Merkosh erhalten haben, nennt sich die Ansammlung Carxtröll«, fuhr Montoya fort. »Es sind fünf kleine Planeten, die einander umkreisen. Es wird als Planetenrotte bezeichnet. Die Orbitale sind offenbar weitgehend stabil.«

      »Wie konnte so etwas entstehen?«, rätselte Gucky.

      Seit ihrer Flucht war der Ilt ernster als gewöhnlich und verkniff sich seine flapsigen Sprüche. Er hatte den Funkleitstand übernommen und provisorisch auch den Waffenleitstand, wobei Rhodan hoffte, dass der Letztere nicht zum Einsatz kommen musste. In dieser Besetzung war die CRISTOBAL für eine Raumschlacht definitiv untauglich.

      »Wer weiß? Wir haben ja schon zahlreiche Konstrukte im All gesehen, bei denen nachgeholfen wurde.« Rhodan dachte unter anderem an die Sonnentransmitter der Liduuri. »In dieser Region der Galaxis spricht einiges für die Gaden als Urheber.«

      »Nun, wie auch immer für diese ›Planetenrotte‹ zustande gekommen ist, etwas stimmt hier nicht«, meldete sich Myers zu Wort.

      Der Mediziner war seiner Personalakte zufolge bereits über dreißig, wirkte auf den ersten Blick aber deutlich jünger. Das lag einerseits an seinem Äußeren: Er wäre mit seiner gebräunten Haut und den blonden Haaren als der typische australische Sonnyboy durchgegangen. Andererseits lag es an seinem unsicheren und introvertierten Wesen. Seit sie zusammen auf der CRISTOBAL unterwegs waren, hatte Myers schon einige kluge Dinge von sich gegeben – er schien aber jemand zu sein, der sich nicht gern in den Vordergrund drängte, selbst wenn er etwas zu sagen hatte.

      Auch diesmal, während er inmitten eines Schwarms von Hologrammen am Rand der Zentrale stand, bewies er verblüffende Einsichten. »Es gibt ringsum zu viele Asteroiden, Trümmerstücke ... Etwas Großes ist hier zerstört worden.«

      »Und haben Sie auch eine Idee, was genau?«

      Myers zuckte zusammen, offenbar erschrocken darüber, dass Rhodan eine Frage an ihn gerichtet hatte. »Ähm, Sir, darüber habe ich nicht genug Daten vorliegen. Aber wenn ich mir die Planeten so ansehe, fällt auf, dass sie eine recht geringe Masse haben. Das kommt daher, weil ihre Struktur ziemlich porös ist. Vielleicht gab es einst weitere Planeten, die aber irgendwann zerrissen wurden. Oder es war ursprünglich nur ein einziger, sehr großer Planet, aus dessen Trümmern die fünf Carxtröllwelten entstanden sind.«

      »Interessante Theorie.« Montoya schob ein paar holografische Datenfelder beiseite und tippte in ein großes Orterholo mit der schematischen Darstellung eines der Himmelskörper. »Ich habe die CREST II ausfindig gemacht. Sie ist auf dem zentralen Planeten gelandet. Viel mehr ist auf den Außenseiten allerdings nicht zu erkennen.«

      »Wie soll ich das verstehen?«

      »So, wie ich es sage, Perry.« Montoya war wohl selbst irritiert. »Anscheinend gibt es auf der Oberfläche der Planeten keine künstlichen Anlagen – wohl aber darunter.«

      »Das kann ich bestätigen.« Myers zog sich aus seiner Holowolke ein hellblau leuchtendes Datenbündel heran und entpackte es mit einem Fingerschnippen. »Die Planeten sind nicht einfach nur porös, sondern von Höhlen und Gängen durchzogen. Laut unseren Fernbeobachtungssensoren herrscht dort sogar eine künstlich erhöhte Schwerkraft. Ein ziemliches Risiko, wenn Sie mich fragen.«

      Rhodan gesellte sich zu Myers und versuchte, aus der Datenfülle seiner Holoanzeigen schlau zu werden. »Sie meinen wegen der Wirkung der Kräfte auf das Umfeld?«

      »Genau. Infolge der labilen planetaren Struktur muss der Einsatz von künstlicher Gravitation mit häufigen Gesteinsverdichtungen, Erdbeben und anderen geologischen und tektonischen Verschiebungen einhergehen.«

      »Ein lauschiges Plätzchen«, meinte Moncadas, der sich mit dem Energiemanagement der CRISTOBAL befasste. »Es muss dort etwas geben, was dieses Risiko wert ist, oder?«

      Rhodan schürzte die Lippen. »Für uns auf jeden Fall. Aber für die Druuwen? Finden wir es heraus.«

      »Also gut.« Montoya nickte. »Schleichen wir uns an, Mister Kosum!«

      »Ich tue mein Bestes. Wird aber nicht einfach, ungesehen zum Hauptplaneten Carxtröll-Fabb zu gelangen. Es sind im dortigen Umfeld nämlich ein paar alte Freunde von uns unterwegs.«

      Rhodan runzelte die Stirn. »Wissen Sie etwas, das wir noch nicht wissen, Mister Kosum?«

      Kommentarlos ließ Kosum die Holodarstellung von zwei kleinen Raumschiffen in der Mitte der Zentrale erscheinen.

      Gucky stieß ein Zischen aus. »Shafakk!« Der Ilt war nicht gut auf seine entfernten Verwandten zu sprechen.

      »Allerdings. Um Carxtröll fliegen mehrere Patrouillengruppen dieser Art.« Kosum hob entschuldigend die Hände. »Miss Montoya hätte es sicher ebenfalls gleich bemerkt, aber eine SERT-Kopplung muss ja irgendeinen Vorteil haben.«

      »Können Sie uns unauffällig da durchbringen?«, fragte Montoya, ohne auf Kosums Spruch einzugehen.

      Kosum ließ seine Fingerknöchel knacken. »Hab doch gesagt: Einfach wird das nicht. Aber man muss mit dem arbeiten, was man hat!«

      Kosum ist wirklich ein cleverer Bursche, dachte Rhodan anerkennend, als der Emotionaut das Schiff geschickt ins Zentrum eines Meteoridenschwarms lenkte.

      Zusammen mit den Gesteinsbrocken trieb die CRISTOBAL dicht an dem Hauptplaneten vorbei, scherte im letzten Moment aus und glitt sanft auf die Oberfläche hinunter. Kosum flog das Beiboot nicht zur CREST II, sondern zu einem der Tunnel, die ins Innere des Himmelskörpers führten.

      »Soll ich noch weiter hinein?«, fragte der Pilot. »Der Tunnel geht definitiv noch bis zu einer Zone, in der künstliche Schwerkraft aktiv ist. Und es gibt sogar eine atembare Atmosphäre auf und in dem Steinbrocken, ist das zu fassen?«

      »Verankern Sie die CRISTOBAL hier«, bestimmte Rhodan. »Wir müssen schnell flüchten können, wenn es darauf ankommt. Da wäre es ungünstig, sich erst durch ein Tunnellabyrinth schlängeln zu müssen.«

      Sobald die CRISTOBAL stand, befahl Rhodan Moncadas, sie in Schlafmodus zu versetzen. »Minimale Energieleistung – gerade genug, um die Lebenserhaltung zu gewährleisten. So werden wir nicht bemerkt, wenn eine aufmerksame Shafakkpatrouille vorbeikommt.«

      »Die CREST II ist vor etwa zwölf Stunden auf diesem Planeten gelandet«, informierte Gucky, der den spärlichen Funkverkehr im Carksystem abhörte.


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