Die Tote vom Dublin Port. Mara Laue

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Die Tote vom Dublin Port - Mara Laue


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und vermutlich auch anderswo im Netz auftauchen werden«, brachte Declan es auf den Punkt. »Falls das nicht schon geschehen ist. Wollen Sie den Kerl anzeigen?«

      »Ja!«, heulte sie auf, und es klang wie der Schrei eines verletzten Tieres.

      »Mr Cooper oder wie immer Sie heißen«, mischte sich der Manager ein, der an der Tür stehengeblieben war, »Sie werden auf der Stelle unser Hotel verlassen. Sie haben unsere Gastfreundschaft aufs Übelste missbraucht.«

      »Wir nehmen ihn gleich mit«, entschied Declan hörbar zufrieden. »William Steele, Sie sind verhaftet wegen gewerbsmäßigen Handels mit Pornografie und unerlaubten Aufnahmen von einer nicht einwilligungsfähigen Person. Und ich wette, Steuerhinterziehung können wir Ihnen auch noch nachweisen, wenn wir ein bisschen tiefer graben. Drehen Sie sich um und legen Sie die Hände auf den Rücken.«

      Steele gehorchte notgedrungen.

      Edana stand vom Bett auf und zog sich einen Morgenmantel an, in den sie sich so fest einwickelte, als wäre ihr kalt. Unsicher blickte sie Declan und Russel an. »Müssen«, sie schluckte, »meine Eltern von …«, sie deutete auf die Kamera, »davon erfahren?«

      Declan schüttelte den Kopf. »Von uns nicht. Sie sind dem Gesetz nach erwachsen und Ihren Eltern keine Rechenschaft mehr schuldig. Was Sie denen erzählen, ist allein Ihre Angelegenheit. Allerdings wird es zum Prozess kommen, und wenn Sie noch bei Ihren Eltern leben, werden Sie das kaum geheim halten können.«

      »Außerdem«, Russel ließ seine Stimme so sanft wie möglich klingen, »wäre es von Vorteil, wenn Sie Ihre Eltern einweihen. Falls die Fotos tatsächlich im Netz auftauchen, könnten Ihre Eltern durch Zufall damit konfrontiert werden. Da wäre es besser, sie wären darauf vorbereitet.«

      Neue Tränen rannen über Edanas Wangen. Sie errötete tief.

      Declan gab seinen Begleiterinnen die Anweisung, Steele abzuführen, schickte den Manager weg und setzte sich Edana gegenüber in einen Sessel. »Was für uns noch wichtig ist, Miss Rafferty: Was hat der Mann Ihnen versprochen? Er plante irgendwas mit Ihnen. Andernfalls hätte er nicht vorgetäuscht, Ihre Eltern über Ihren Aufenthaltsort zu informieren. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat er Ihnen sogar in Ihrer Gegenwart vorgespielt, es tatsächlich zu tun. Wie sahen Ihre gemeinsamen Pläne aus? Oder seine?«

      Edana wischte sich mit dem Bademantelärmel die Tränen ab, was dunkle und hautfarbene Flecken von Wimperntusche und Schminke darauf hinterließ. »Er wollte eine ganze Fotoserie mit mir machen. Erst hier im Hotel und heute Abend auf einer Yacht seiner Agentur am Hafen. Weil das alles so viel Zeit in Anspruch nimmt, hat er vorgeschlagen, dass ich die ganze Zeit hierbleibe und nicht zwischendurch nach Hause fahre.«

      »Hat er gesagt, wie die Yacht heißt?«

      Sie nickte zögernd. »Ich glaube, ja. Aber ich erinnere mich nicht.«

      Declan stieß sichtbar frustriert die Luft aus und seufzte.

      »Ihre Freundin Gina war aber in alles eingeweiht?«, vergewisserte sich Russel.

      Sie nickte. »Ich hatte ihr aber nur gesagt, dass ich ein paar Tage die Vorlesungen schwänze, weil ich hier im Hotel Aufnahmen mache. Dass ich auch«, sie schluckte, »über Nacht bleiben würde, hat sich erst ergeben, als ich hier war. Er – Ron – hat mich dazu überredet, weil es so am einfachsten ist. Wegen der Aufnahmen.«

      Und sicherlich hatte ihr auch gefallen, von einem scheinbaren Mann von Welt in einem Hotel wie diesem verwöhnt zu werden, weshalb er bestimmt nicht allzu viel Überredungskunst gebraucht hatte.

      »Und damit sich meine Eltern keine Sorgen machen, wollte ich sie anrufen. Er hat gesagt, es wäre besser, wenn er das übernimmt und sich ihnen bei der Gelegenheit vorstellt, damit sie hören, dass er seriös ist.« Sie brach wieder in Tränen aus. »Und alles war gelogen? Wirklich alles?«

      »Ich fürchte ja. Und wenn Sergeant Walsh keine weiteren Fragen an Sie hat, würde ich Sie gern zu Ihren Eltern begleiten. Wenn Ihnen das recht ist. Und ihnen zuerst aber mal sagen, dass es Ihnen gutgeht.«

      Sie nickte. »Ich ziehe mich nur schnell um.« Sie stand auf und ging ins angrenzende Badezimmer. Sekunden später rauschte das Wasser in der Dusche.

      »Das wird jetzt vermutlich eine Weile dauern«, meinte Declan und stand auf. »Sie soll morgen zu uns kommen und ihre Aussage zu Protokoll geben. Richtest du ihr das bitte aus?«

      »Klar. Aber warum der Frust, als sie den Namen der Yacht nicht wusste?«

      Declan zögerte und setzte sich wieder. »Im strengsten Vertrauen«, Russel machte eine Geste, als schlösse er den Mund mit einem Schlüssel ab, den er anschließend wegwarf, »darf ich dir sagen, dass wir schon seit einiger Zeit an einer Bande dran sind, die Frauen verschleppt und sie vermutlich als Sexsklavinnen verkauft, zumindest aber pornografische Aufnahmen von ihnen macht. Einige der Opfer sind tot wieder aufgetaucht, andere bis heute verschwunden. Wir vermuten, dass man sie außer Landes gebracht hat.«

      »Mit einer Yacht.«

      »Möglicherweise. Oder sogar wahrscheinlich. Miss Raffertys Hinweis, dass Steele auf einer Yacht Fotos von ihr machen wollte und noch dazu am Abend, deutet darauf hin, dass er sie vielleicht bei der Gelegenheit entführen wollte. Wie lange kennt sie ihn schon? Weißt du das?«

      »Nur ein paar Tage, höchstens eine gute Woche, glaube ich.«

      Declan nickte. »Und sie hat sich recht schnell von ihm ins Bett locken lassen.« Er deutete auf die Kamera, stand erneut auf und schraubte sie ab. »Womit ich nichts gegen Miss Rafferty sagen will. Oder über sie. Typen wie Steele sind Meister der Manipulation. Wenn die funktioniert, zeigt das solchen Leuten, dass der Widerstand der Frauen vermutlich nicht allzu groß sein wird, wenn sie ihnen weiterhin Honig ums Maul schmieren und sie mit Versprechungen einwickeln. Und wenn die endlich begreifen, dass sie nur benutzt wurden, schämen sie sich meist zu sehr, um zu rebellieren, und geben sich an allem die Schuld.«

      »Du glaubst, Steele gehört zu der Bande?«

      Declan nickte. »Wahrscheinlich. Das wird uns sicherlich die Auswertung seiner Handydaten verraten. Weil er den letzten Chatverlauf noch nicht gelöscht hat, können wir mit etwas Glück zumindest den oder die Typen drankriegen, die seine letzten Fotos und das Video gekauft haben. Und mit ganz viel Glück können wir die Verbreitung verhindern oder zumindest eindämmen.«

      Dazu gehörte allerdings schon mehr als »ganz viel« Glück. Solche Dinge brachten viel Geld, je öfter sie verkauft und geteilt wurden. Und der Käufer des Videos musste immerhin dreißigtausend Euro zusammenbekommen, um seine Investition zu ersetzen. Russel fürchtete, dass Edana Rafferty den Fehler, dem falschen Mann vertraut zu haben, noch lange bereuen würde.

      Declan hob die Kamera leicht an. »Ich bringe das und Steele ins Präsidium und schicke ein Team, das das Zimmer auseinandernimmt. Gute Arbeit, Russel.«

      Russel grinste. »Man tut, was man kann. Und ich hatte einen sehr guten Lehrer.« Schließlich hatte Declan ihn in seiner Freizeit als Detektiv ausgebildet und ihm alles beigebracht, was er über Ermittlungsarbeit und vor allem Observation wissen musste.

      Declan nickte ihm zu. »Slán!«, verabschiedete er sich.

       »Slán!«

      Während Edana Rafferty immer noch duschte und sich wohl vergeblich das Gefühl von Steeles Körper auf ihrer Haut abzuwaschen versuchte, rief Russel ihre Eltern an.

      »Ich habe Edana gefunden und bringe sie gleich nach Hause«, teilte er Mrs Rafferty mit, die seinen Anruf entgegennahm. »Sie ist unversehrt.« Zumindest körperlich. »Und alles andere wird sie Ihnen selbst erklären.«

      Mrs Rafferty weinte vor Erleichterung und konnte kaum aufhören, sich bei ihm zu bedanken. Das machte ihn verlegen. Schließlich hatte er nur getan, wofür sie und ihr Mann ihn bezahlten. Er sah auf die Uhr. Wenn er Edana zu Hause abgeliefert haben würde, wäre es ungefähr zwei Uhr. Das bedeutete, er konnte den Raffertys vier Stunden Arbeit in Rechnung stellen. Zweihundert Euro und ein paar


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