Sophienlust Box 14 – Familienroman. Aliza Korten

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Sophienlust Box 14 – Familienroman - Aliza Korten


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kleines Mädchen. Sie weiß nicht, dass Kinder normalerweise einen Vater und eine Mutter haben. Sie spricht nur manchmal von zwei Tanten. Ich bin in ihren Augen auch eine Tante.«

      »Armes kleines Ding – keine Mutterliebe, keinen Vater. Du, das ist eine echte Aufgabe für uns. Es wird sein, als wäre Renata wiedergekommen.« Ein wenig erschrocken schaute er sie an. Hätte er das nicht sagen dürfen?

      Doch Isolde schlug nur glückstrahlend die Augen zu ihm auf. »Ja, Achim, es ist so, als wäre sie zurückgekommen – und mit ihr unser Glück.«

      Sie kamen zu spät zum Essen und mussten erst Schuhe und Kleider wechseln, ehe sie bei Tisch erscheinen konnten. Aber niemand machte ihnen deshalb Vorwürfe.

      »Wer ist der Onkel?«, fragte Micki und betrachtete Achim misstrauisch und eifersüchtig.

      »Er ist sehr lieb, Micki. Du kannst ihn Onkel Achim nennen.«

      Micki schaute ihn prüfend an. »Magst du ihn, Tante Isolde?«, erkundigte sie sich, während Achim seinerseits seine zukünftige Tochter amüsiert beobachtete.

      »Ja, ich mag ihn sehr, Micki«, antwortete Isolde fröhlich.

      Micki schob die Unterlippe vor.

      »Weißt du, er ist Tante Isoldes Mann«, schaltete sich Pünktchen ein, die Micki gegenübersaß.

      »Braucht sie denn einen Mann?«

      Pünktchen lachte. »Ich glaube schon. Tante Isi hat doch auch einen Mann. Ebenso Tante Carola.«

      Micki schaute etwas ratlos drein. Sie fand das nicht so überzeugend oder auch nicht so wichtig.

      Isolde brach das Thema ab, indem sie ein Versprechen gab: »Onkel Achim schenkt dir bestimmt einen Luftballon, wenn du einen willst.«

      »Einen blauen?«, fragte Micki. »Die krieg’ ich immer von Nick.«

      »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dir natürlich einen gekauft, Micki. Aber das holen wir nach.« Achim blinzelte ihr zu.

      »Fein, Onkel Achim. Ich mag nämlich die Luftballons, weil ich Micki Luftballon heiße.« Für Micki war die Sache inzwischen in der Reihenfolge umgekehrt worden. Von der bösen Tante sprach sie nicht mehr.

      Die Unterhaltung wurde nun lebhaft, und Achim schloss auf Anhieb Freundschaft mit dem kleinen Ding.

      So verlief dieses Wochenende in Sophienlust für Achim von Rettwitz ein wenig anders, als er geplant hatte. Doch es kam ihm vor, als habe er auf eine solche Lösung im Unterbewusstsein gehofft.

      Isolde war gelöst und glücklich. Auch der letzte Rest von Unsicherheit und Verzweiflung war von ihr abgefallen, seit sie der Liebe ihres Mannes wieder sicher sein konnte. Gewiss, sie hatte ihr Töchterchen Renata nicht vergessen. Aber sie kannte nun den Ausweg, den ihr das Schicksal gezeigt hatte: sie und Achim würden sich um Mickis Adoption bemühen.

      Der Sonntag auf Schoeneich verlief harmonisch und erfreulich. Denise von Schoenecker brauchte Isolde und Achim nur anzusehen, um zu wissen, dass sich hier ein Eheproblem gelöst hatte. Fragen erübrigten sich.

      Erst am späten Nachmittag trat Achim die Heimreise an. Das Paar trennte sich nur sehr schwer voneinander.

      »Bis bald, Isolde.«

      »Ja, Achim, bis bald. Denise sagte, dass wir möglicherweise sehr schnell eine Genehmigung erwirken könnten, Micki als Pflegekind zu uns zu nehmen. Denn mit der Adoption wird es sich ziemlich hinziehen, weil ja nicht einmal feststeht, wer das Kind ist.«

      »Die Hauptsache, man nimmt uns die Kleine dann nicht mehr weg, Isolde. Das wäre schlimm.«

      Achim legte ein letztes Mal die Arme um Isolde. Sie küssten sich und dachten voller Dankbarkeit an dieses Wochenende zurück, das sie hatte trennen sollen und das sie nur um so fester zusammengefügt hatte.

      »Ich liebe dich, Isolde.«

      »Ich liebe dich, Achim.«

      Dann fuhr der Wagen davon, und Isolde kehrte ins Herrenhaus zurück, wo Micki ihr fröhlich entgegenlief, Renatas Teddy im Arm.

      *

      Achims Gesicht wurde ernst, als Isolde ihn nicht mehr sehen konnte. Solange er mit seiner Frau zusammen gewesen war, war ihm alles ganz einfach und problemlos erschienen. Doch nun, da er sich auf der Heimfahrt befand, musste er den Tatsachen ins Auge sehen. In seinem Haus – Isoldes Haus, genau gesagt – wartete Lieselott.

      Das war einerseits unangenehm, andererseits wurde er auf diese Weise gezwungen, noch heute Nacht klare Verhältnisse zu schaffen. Er musste offen mit Lieselott reden. Es war sicherlich nicht ihre Schuld, dass es so gekommen war. Sich selbst musste er die Vorwürfe machen.

      Es ist meine Strafe, dachte er. Aber es tut mir leid, dass ich Lieselott wehtun muss.

      Achim erreichte sein Ziel rascher, als ihm lieb war. Er hielt vor dem hübschen Bungalow, als es eben von der nahen Kirche zehn Uhr schlug.

      Hatte sie ihn kommen hören?

      Natürlich! Wahrscheinlich wartete sie schon eine ganze Weile. Da kam sie aus dem Haus, fröhlich und ahnungslos wie ein Kind. Ihr blondes Haar wehte im Abendwind. Sie hatte die Beleuchtung an der Einfahrt eingeschaltet.

      »Hallo, da bist du ja!«

      »Guten Abend, Lieselott. Ja, ich bin eine gute Zeit gefahren.«

      »Bist du müde? Nun ja, so etwas ist kein Spaß. Warte, ich mache das Garagentor auf.«

      Es war unmöglich, sich gegen ihren Eifer und ihre Hilfsbereitschaft zur Wehr zu setzen.

      Im Haus erwartete sie, dass er sie in die Arme nahm. Daraus erkannte er, dass er sofort sprechen musste.

      »Lieselott …«

      »Hast du Hunger? Es ist alles da. Ich war einkaufen.«

      »Danke, ich brauche nichts. Ich muss dir etwas sagen, Lieselott, was dich vielleicht sehr enttäuschen wird.«

      Zwischen ihren sorgsam nachgezogenen Brauen entstand eine steile böse Falte. »Es hat nicht geklappt? Schwierigkeiten?«

      »Komm, wir gehen ins Wohnzimmer.«

      Sie wollte sich auf seine Knie setzen, doch er drückte sie in einen zweiten Sessel.

      »Was hast du auf einmal?«, rief sie nervös aus.

      »Lieselott, Isolde und ich haben uns ausgesprochen. Ich weiß, dass es dir wie ein …, wie ein Betrug vorkommen muss. Trotzdem: wir werden uns nicht scheiden lassen, sondern neu anfangen. Isolde hat dort ein Kind gefunden, das wir adoptieren wollen.«

      Die blonde Frau sprang auf und starrte ihn an. »Aber … das …, das geht nicht, Achim. Isolde hat es mir versprochen. Ich habe ihr Wort.«

      »Es handelt sich auch um mich, Lieselott. Isolde wollen wir mal aus dem Spiel lassen.«

      »Du hast mir tausendmal versprochen, dass du mich heiraten willst«, fuhr sie auf. Ihr hübsches Gesicht wurde vom Ärger entstellt.

      »Ich kann mich nicht genau an das erinnern, was ich zu dir gesagt habe, Lieselott. Es gibt eigentlich keine Entschuldigung für mein Verhalten. Ich hätte mich auf diese Affäre niemals einlassen dürfen. Alles, was geschah, ist meine Schuld. Ich kann dich nur bitten, mir zu verzeihen und mich so rasch wie möglich zu vergessen. Die Rolle, die ich gespielt habe, gefällt mir selbst am wenigsten. Jetzt hilft nichts als Ehrlichkeit, Lieselott.«

      Sie kämpfte mit den Tränen. »Achim, magst du mich plötzlich nicht mehr? Hast du vergessen, was in diesen Wochen zwischen uns war?«

      »Ich muss vergessen, Lieselott. All das hätte eigentlich niemals geschehen dürfen.«

      »Du bist ein Feigling«, zischte sie. »Isolde hat plötzlich ein kleines Mädchen gefunden, das sie adoptieren will. Natürlich braucht sie auch einen Vati für ihr neues Kind, und nun überlegt sie sich alles anders. Innerhalb von zwei Tagen hat sie es geschafft, deine Ansichten umzuwerfen.«


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