Der exzellente Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.seiner Muschel geöffnet, als ihm auch schon ein gewisses Funkeln und Glänzen auffiel. Dann sah er deutlich, wodurch es verursacht wurde. Er stöhnte leise und bekam genau jenes Glänzen in die Augen, das ihm aus dem Innern der Muschel entgegenfunkelte.
Er steckte einen Finger gierig hinein und angelte nach der Perle, die er dort entdeckt hatte. Ein gewisser Josuah Parker hatte seinem Glück übrigens etwas nachgeholfen und die – falsche Perle hineinpraktiziert.
Es war auch Parker, der diese Muschel mit einer weiteren Besonderheit versehen hatte, nämlich einem Schließmechanismus, der auf genau jene Manipulationen reagierte, wie sie das Eindringen eines fremden Gegenstandes, in diesem Falle des Fingers, darstellte.
Dieser von dem Butler selbst ersonnene Mechanismus sorgte dafür, daß sich die beiden Hälften der Muschel ruckartig schlossen und den eingeführten Finger des glücklich vor sich hinlächelnden Gangsters einklemmten. Der Mann schrie entsetzt und zerrte an seinem schmerzenden Finger. Er sprang auf, schlenkerte die Hand durch die Luft und kreischte dazu in den höchsten Tönen.
Die übrigen Gäste sahen irritiert auf, erkannten die Ursache der urweltlichen Geräusche und gaben sich unisono einem kleinen Heiterkeitsausbruch hin, der die alte Volks Weisheit bestätigte, daß Schadenfreude die größte aller Freuden ist.
Während der in die Klemme geratene Gast um seinen Finger kämpfte, hatte ein anderer Probleme mit dem Kaviar. In seinem Fall handelte es sich übrigens um einen der vier hohen Herren, der sich an diesen Fischeiern delektieren wollte.
Er schaufelte sich einen Löffel voll, schob ihn in den Mund und begann genüßlich zu kauen. Plötzlich hielt er inne und zwängte vorsichtig einen Finger in den Mund. Er betastete einen Backenzahn und überprüfte, ob sich dieser eventuell gelöst oder sonstwie Schaden genommen hatte.
Da die Frage zu seiner Erleichterung verneint werden konnte, unternahm er einen erneuten Versuch, den Kaviar zu verarbeiten. Diesmal spürte er es ganz deutlich. Seine Zähne stießen auf erheblichen Widerstand und zogen sich einen gewissen Schmerz beim Aufeinandertreffen mit dem Kaviar zu. Der irritierte Gast spie ihn diskret aus, nahm eines der winzigen Kügelchen zwischen zwei Finger und untersuchte es sorgfältig.
Wenig später zeigte seine Miene deutliche Anzeichen einer gewissen Verärgerung. Er warf das Kügelchen auf einen Teller, wo es mit deutlichem Klirren aufprallte und bewies, daß es außergewöhnlich hart sein mußte. An der Stelle, wo es aufgeprallt war, platzte etwas von dem alten Porzellan ab und bildete einen kleinen Krater.
Der herbeigeeilte Gastgeber nahm verblüfft das vermeintliche Kaviarstück zur Hand und begutachtete es seinerseits. Was er feststellte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Das angebliche Fischei erwies sich als Kunstprodukt von bemerkenswertem Härtegrad und war für den Verzehr ungeeignet, ganz abgesehen davon, daß es ihm auch an Geschmack mangelte.
Pat O’Hara suchte den Butler, aber bevor er ihn fand, wurde er bereits wieder abgelenkt.
Ein anderer Gast hatte Ärger mit seiner Auster bekommen. Dieses an sich recht köstliche Meeresgetier hatte sich ihm gegenüber sehr unbotmäßig benommen. Während der Mann gerade genüßlich seinen Löffel in das Fleisch besagter Auster tauchte, war diese im wahrsten Sinn des Wortes explodiert. Die Fragmente der Auster flogen dem verdatterten Gast buchstäblich um die Ohren und verunreinigten seinen Smoking.
Auch hier zeigte sich der Einfallsreichtum des Butlers. Er hatte die Austern mit einer winzig kleinen Sprengladung versehen, die zwar keinen Schaden anrichten, jedoch das jeweilige Tier bei Druckeinwirkung auseinanderspritzen ließ.
Der betroffene Gast fand das gar nicht lustig. Er sprang wütend auf und wischte mit einer Serviette über seinen bekleckerten Anzug. Er wehrte den Gastgeber wütend ab und stieß ihn sogar heftig zur Seite, als dieser ihm bei der Reinigung seiner Kleidung behilflich sein wollte.
O’Hara geriet ins Schwitzen und wischte sich mit einem blütenweißen Taschentuch über die Stirn. Wenn sich der weitere Abend so gestaltete, wie er begonnen hatte, war seine Karriere früher beendet, als er gehofft hatte, nämlich noch an diesem Abend. Dabei hatte er genau das Gegenteil feiern wollen, nämlich den Beginn eines kometenhaften Aufstiegs, von dem er bis jetzt felsenfest überzeugt gewesen war.
*
»Dürfte ich einen Augenblick um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten?« fragte Josuah Parker und wandte sich an einen Mann mittleren Alters, der den Hinterausgang der Villa bewachte. Er saß an einem Tisch und blätterte in einem Magazin mit zweideutigem Inhalt.
Er sah verärgert ob der Störung auf und musterte den Butler stirnrunzelnd.
Parker deutete auf das silberne Tablett, das er ihm entgegenhielt, und bat ihn, sich dieses näher anzusehen. Der verblüffte Türwächter kam der Aufforderung ohne zu überlegen nach und machte einen Moment später nähere Bekanntschaft damit.
Parker zog das Tablett blitzschnell zurück, hob es an und ließ es diskret auf den Hinterkopf des Mannes fallen. Er fing den Mann auf und transportierte ihn in eine in der Nähe gelegene Abstellkammer, wo er ihn mit Handschellen an ein Heizungsrohr anschloß und so am Verlassen des Raumes hinderte.
Dann begab er sich gemessenen Schrittes zur Hintertür und öffnete sie. Gleich darauf schlüpften mehrere seltsam gekleidete und vermummte Gestalten an ihm vorbei und sammelten sich auf dem Gang, der ins Innere des Hauses führte.
Ein gewisser Robin Hood war merkwürdigerweise zweimal vertreten. Zum einen gab es da eine gertenschlanke, sehr drahtig wirkende Ausgabe, wie sie durchaus dem üblichen Klischee der Figur entsprach. Dann gab es da aber auch noch einen sehr stattlich gebauten Robin Hood, der von der Figur her eher an eine Walküre denn an den bekannten Waldläufer erinnerte.
Gerade dieser stattliche Hood war es, der ungeduldig mit den Füßen scharrte und sich mit baritonal gefärbter Stimme an den Butler wandte.
»Wo sind diese Subjekte, Mister Parker, ich möchte Ihnen endlich eine Lektion erteilen«, grollte diese Gestalt und ließ einen seltsam geformten Gegenstand durch die Luft sausen, der sich bei näherem Hinsehen als ein Pompadour entpuppte, wie ihn die Damen um die Jahrhundertwende gern zur Aufbewahrung diverser Kleinigkeiten verwendet hatten. Die Wucht, mit der dieser Handbeutel durch die Luft sirrte, ließ darauf schließen, daß sein Inhalt keineswegs harmloser Natur war.
Parker deutete eine Verbeugung an und bat die neu eingetroffenen Gäste, ihm zu folgen. Weitere Wächter waren übrigens nicht zu befürchten, da diese zwar durchaus anwesend waren, von Parker jedoch rechtzeitig mit einem Kaffee besonderer Art versorgt worden waren. Sie schliefen samt und sonders tief und traumlos und waren erst vor wenigen Minuten in diversen Nebenräumen untergebracht worden.
»Ich hoffe, es wird sich lohnen«, sorgte sich der füllige Robin Hood. »Schließlich möchte man seine Zeit nicht vergeuden.«
Parker blieb vor einer hohen, zweiflügeligen Tür stehen und verbeugte sich erneut vor den vermummten Gestalten. Dann öffnete er sie weit und betätigte einen großen Gong, der direkt neben der Tür an der Wand hing und normalerweise der Ankündigung der Mahlzeiten diente.
Parker ließ den Klöppel kraftvoll auf die auf Hochglanz polierte goldene Scheibe fallen und wartete, bis sich die Köpfe sämtlicher Anwesender ihm zugewendet hatten.
»Mister Robin Hood und seine Bande«, verkündete er gemessen. »Man wünscht, Sie um Ihre Wertsachen zu erleichtern, und bittet um freundliche Herausgabe derselben, wie mitzuteilen man mir auftrug.«
»Und sollte sich jemand nicht davon trennen können, sind wir ihm gern behilflich«, ergänzte der rundliche Robin Hood mit dröhnender Stimme und drängte sich an Butler Parker vorbei in den Raum.
Er blieb am Kopfende des festlich gedeckten Tisches stehen und ließ den Pompadour darauf niedersausen. Eine Terrine, die mit einer pikanten Sauce gefüllt war, sprang hoch in die Luft, entließ ihren Inhalt in die Freiheit und landete wieder klirrend auf dem Tisch, während sich die Sauce auf diverse Kleidungsstücke verteilte.
*
»Das wird Folgen haben, mein Lieber!« Der ältere, weißhaarige und ein wenig an einen liebenswerten