141. Das Geheimnis der Moschee. Barbara Cartland

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141. Das Geheimnis der Moschee - Barbara Cartland


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erhalten kann. Sie und ich wissen, wie man am besten an diese Informationen herankommt.

       Ich erwarte Sie so bald wie möglich in Konstantinopel. Dem Brief liegen Fahrkarten Erster Klasse für die Kanalfähre und für den Zug - oder richtiger die Züge - bei, die Sie schnellstmöglich hierher bringen sollen.

       Außerdem übersende ich Ihnen fünfzig Pfund für Ihre Unkosten und einen Scheck über fünfhundert Pfund, der die erste Hälfte Ihres Honorars darstellt.

       Bitte machen Sie sich sofort auf den Weg. Falls sich irgendwelche Schwierigkeiten ergeben sollten, können Sie sich an meinen Sekretär wenden, der unter oben genannter Adresse zu erreichen ist.

       Ich erwarte Sie spätestens Ende nächster Woche.

       Merwyn

      Rozella wagte kaum zu atmen, als sie den Brief fertig gelesen hatte. Dann zog sie die kleineren Umschläge aus dem Kuvert heraus, hob den Kopf und wiederholte mit ehrfürchtiger Stimme: »Fünfhundert Pfund, Mama!«

      Mrs. Beverly, die aufmerksam zugehört hatte, während ihre Tochter den Brief vorlas, sagte: »Lord Merwyn war schon immer sehr großzügig. Als Papa letztes Mal mit ihm auf Expedition ging - das muß vor mindestens sieben Jahren gewesen sein -, hat er dafür tausend Pfund Honorar erhalten.«

      Rozella legte den Scheck auf den Tisch und lächelte. Allein der Gedanke an eine solche Summe ließ ihr Herz schneller schlagen.

      Dann erklärte sie bedauernd: »Leider wird Papa diesen Auftrag nicht übernehmen können.«

      Mrs. Beverly schrie erschrocken auf.

      »Nein, natürlich nicht! Das würde ihn umbringen! Der Arzt hat vor einer weiteren Herzattacke gewarnt. Er muß sich schonen.« Sie hielt inne und fügte dann hinzu: »Du solltest den Brief zurückschicken, natürlich mit dem Scheck und den Fahrkarten, und erklären, daß Papa zu krank für eine Reise ist.«

      »Aber Lord Merwyn ist inzwischen bestimmt schon unterwegs, Mama. Das steht in seinem Brief.«

      »Wenn er in Konstantinopel ankommt, wird sich sein Sekretär mit ihm in Verbindung setzen können. Er muß ihm erklären, daß er sein Vorhaben allein durchführen muß.«

      »Was macht Lord Merwyn eigentlich?« fragte Rozella. »Papa hat zwar von ihm erzählt, aber damals habe ich nicht richtig zugehört.«

      »Dein Vater hat aus einem einfachen Grund so wenig über seine Arbeit mit Lord Merwyn gesprochen! Sie war streng geheim. Nicht einmal ich weiß, was die beiden vorhatten. Auf ihrer letzten Reise waren sie in Algerien. Es war ein sehr gefährlicher Auftrag, auch wenn dein Vater mir das erst nach seiner Rückkehr verraten hat. Aber sie haben ihn offensichtlich erfolgreich erledigt und viele Informationen gesammelt, die dem Außenministerium sonst nicht zugänglich gewesen wären.«

      Rozella setzte sich ihrer Mutter gegenüber und fragte fassungslos: »Soll das heißen, Mama, daß Papa für die Britische Regierung spioniert hat?«

      Mrs. Beverly lachte.

      »Wahrscheinlich lief es genau darauf hinaus. Lord Merwyn wurde ausgesandt, um bestimmte Gerüchte zu überprüfen, die in England bekannt wurden. Und er nahm Papa mit, der nicht nur fließend Arabisch sprach, sondern auch als einziger viele der Dialekte beherrschte. Dein Vater konnte sich ohne Dolmetscher mit den einzelnen Stämmen unterhalten und auf diese Weise herausfinden, was wirklich vor sich ging.«

      »Und jetzt braucht er Papa wieder«, überlegte Rozella. Sie senkte den Kopf ein wenig und fuhr fort: »Lord Merwyn muß ein eigenartiger Mensch sein. Er ist anscheinend fest davon überzeugt, daß Papa sich augenblicklich auf den Weg macht, nur weil er es möchte. Es scheint ihm völlig gleichgültig zu sein, ob seine Bitte gelegen oder ungelegen kommt.«

      »Ich fürchte, Lord Merwyn kann sich gar nicht vorstellen, daß irgendetwas in der Welt wichtiger ist als er«, erklärte Mrs. Beverly lächelnd.

      »Ich finde das unverschämt!« schimpfte Rozella. »Er erteilt Papa Befehle, als ob er mit seinem Diener spräche: Komm her, tue dies, reise sofort ab! Woher will er wissen, ob Papa das überhaupt möchte?«

      »Lord Merwyn ist überzeugt, daß das, womit er beschäftigt ist, Vorrang hat vor allem anderen«, sagte Mrs. Beverly.

      »Nun, diesmal hat sich Seine Lordschaft aber getäuscht!« warf Rozella ein. »Ich wünschte, ich könnte sein Gesicht sehen, wenn er in Konstantinopel erfährt, daß ihm diesmal niemand helfen wird. Er wird alles auf eigene Faust machen müssen!«

      »Ich bin überzeugt, daß er sehr wütend sein wird«, bestätigte Mrs. Beverly. »Ich glaube, er hält deinen Vater für sehr wichtig. Aber ich werde auch nie vergessen, wie ich mich während der drei Monate geängstigt habe, als die beiden das letzte Mal auf Reisen waren. Ich bin so froh, daß dein Vater dieses Mal nicht mitfahren kann.«

      »Ich vermute, Mama«, sagte Rozella langsam, »daß wir den Scheck nicht behalten können, den er Papa geschickt hat. Er wäre die Antwort auf all unsere Gebete.«

      »Nein, natürlich nicht!« bekräftigte Mrs. Beverly. »Wie kannst du an so etwas überhaupt denken?«

      »Ich habe es nicht ernst gemeint«, antwortete Rozella. »Ich werde ihn natürlich zurückschicken. Aber mit diesem Geld wäre uns der Hausverkauf erspart geblieben, und wir hätten Papa die wunderbarsten Dinge zum Essen zubereiten können.«

      Sie stand auf und ging zurück zum Tisch. Sie starrte auf den Scheck über fünfhundert Pfund, der mit Lord Merwyns starker, klarer Handschrift unterzeichnet war. Unvermittelt stieß sie einen kleinen Schrei aus.

      »Was ist denn?« fragte ihre Mutter.

      »Ich habe gerade nachgedacht, Mama. Warum sollen wir den Scheck zurückschicken, wenn ich an Papas Stelle fahren kann? Du weißt, daß ich alle Sprachen, mit denen es Lord Merwyn zu tun haben wird, fast so gut spreche wie er.«

      »Du willst mich schon wieder erschrecken«, tadelte Mrs. Beverly. »Kannst du dir vorstellen, was für einen Wirbel es verursachen würde, wenn du statt deinem Vater plötzlich auftauchst?«

      »Ich glaube, ich könnte Lord Merwyn von großem Nutzen sein«, beharrte Rozella. »In seinem letzten Buch hat Papa eine lange türkische Passage abgeschrieben. Ich mußte jedes Wort so lange wiederholen, bis ich es richtig aussprechen konnte. Und das gleiche gilt für jeden Dialekt, den man in Konstantinopel spricht. Ich konnte sie schon im Kindergartenalter sprechen. Dafür hat Papa gesorgt.«

      Mrs. Beverly wußte, daß ihre Tochter die Wahrheit sagte. Ihr Gatte war einer der größten Experten, was das Türkische, Arabische und deren viele Dialekte betraf.

      Er hatte Wert darauf gelegt, daß sein Kind sich nicht nur in der klassischen Hochsprache verständigen konnte, die in allen Teilen der arabischen Welt gesprochen wurde, sondern auch die Dialekte verstand, in denen sich die verschiedenen Stämme unterhielten und die er meisterhaft beherrschte.

      »Wenn du ein Junge wärst«, sinnierte Mrs. Beverly jetzt, »dann wäre alles viel einfacher. Gerade weil ich immer zu Hause sitzen mußte, weiß ich, wie sehr dir diese Reise gefallen würde, aber unglücklicherweise, mein Liebling, bist du ein Mädchen und ein äußerst attraktives dazu.«

      Rozella setzte sich wieder zu ihrer Mutter.

      »Wir sollten wirklich darüber nachdenken, Mama«, riet sie. »Nichts ist unmöglich, wie wir beide wissen. Und diese fünfhundert Pfund wären wirklich die Lösung all unserer Probleme.«

      »Was sagst du da? Wovon redest du überhaupt?« fragte Mrs. Beverly.

      »Ich überlege mir gerade, wie ich es anstellen könnte, an Papas Stelle zu reisen, während du hierbleibst und ihn gesund pflegst.«

      »Das ist purer Unsinn, das weißt du genau!« brauste Mrs. Beverly auf. »Wie könntest du allein nach Konstantinopel reisen und von dort zusammen mit Lord Merwyn nach weiß Gott wohin?«

      »Wenn Papa das kann, kann ich es auch«, behauptete Rozella


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