141. Das Geheimnis der Moschee. Barbara Cartland

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141. Das Geheimnis der Moschee - Barbara Cartland


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sich weigert?«

      »Das wird er ganz gewiß tun«, stimmte ihr Rozella zu. »Aber ich habe das Gefühl, daß er mich akzeptieren wird, wenn er erst begreift, wie gut ich die arabischen Sprachen beherrsche und wie nützlich ich ihm sein kann. Und selbst wenn er mich heimschickt, können wir die fünfhundert Pfund behalten!«

      »Das wäre unredlich!«

      »Aber keineswegs! Papa war persönlich leider verhindert und hat ihm deshalb Ersatz geschickt. Es wäre außerordentlich unhöflich und ungebührlich von Lord Merwyn, die erste Rate des Honorars zurückzuverlangen, auch wenn er sich weigert, die zweite Rate zu zahlen.«

      »Ich werde dich nicht fahren lassen«, weinte Mrs. Beverly.

      Aber Rozella erkannte an ihrem Tonfall, daß sie wußte, daß es keine Alternative gab. Ob es Mrs. Beverly gefiel oder nicht und gleichgültig, wie unglücklich es sie machte, ihre Tochter mußte nach Konstantinopel fahren, um ihrem Mann das Leben zu retten.

      Nachdem sie erkannt hatte, daß ihr ohnehin keine Wahl blieb, verlor Rozella keine Zeit mit weiteren Argumenten, obwohl Nanny noch wesentlich energischer Widerspruch einlegte als ihre Mutter. Rozella packte die Ausrüstung, die ihr Vater auf seinen Expeditionen benützt hatte, aus, entdeckte dabei ein Cape und nähte es zu einem Rock um. Als er fertig war, paßte er genau zu dem Mantel und Hut, die sie ihrer Mutter vorgeführt hatte.

      Diese Kombination ließ sie, zusammen mit ein paar festen Schuhen, aussehen wie eine mittelalte Missionarin oder eine jener gesichtslosen englischen Weltenbummlerinnen, die auf allen Kontinenten anzutreffen waren. Neben den Kleidern, die sie von ihrem Vater hatte, packte Rozella auch einige aus ihrem eigenen Kleiderschrank ein. Sie konnte nicht wissen, ob sie so etwas nicht irgendwann brauchen würde.

      Die fünfhundert Pfund rührte sie nicht an, denn die wurden benötigt, damit ihr Vater wieder zu Kräften kam.

      »Du weißt, was du zu tun hast«, sagte sie zu Nanny, als sie allein waren. »Du mußt sie alle füttern, bis sie vor Kraft und Gesundheit strotzen. Und wenn Lord Merwyn dann noch etwas von seinem Geld zurückfordert, wird er nichts bekommen, weil alles aufgegessen ist.«

      Nanny antwortete nicht, aber Rozella bemerkte den Glanz in den Augen der Haushälterin, als würde sie bereits all die Leckereien vor sich sehen, die sie zubereiten wollte.

      Später hielt sie Rozella einen langen Vortrag über all die Gefahren, die alleinreisenden Frauen drohten. Ihrer Ansicht nach waren alle Männer, gleich welchen Alters, wie hungrige Wölfe, die nur darauf warteten, ein unschuldiges, hirtenloses Schaf zu verschlingen. Außerdem ließ sie sich ausführlich darüber aus, was für eine Torheit es war, wenn Frauen sich in reine Männerangelegenheiten mischten.

      »Ich habe es nie gern gesehen«, schloß Nanny ihre Ermahnungen ab, »daß dein Vater sein Leben riskiert. Ich weiß nicht, warum er sich bei diesen Revolutionären herumtreiben muß, die nichts Besseres zu tun haben, als sich gegen ihre Väter und Herren zu verschwören.«

      Rozella lachte.

      »Woher weißt du so genau, was er gemacht hat?«

      »Ich habe zwei und zwei zusammengezählt«, antwortete Nanny. »Und deshalb weiß ich Bescheid, auch wenn man versucht hat, alles vor mir geheim zu halten.«

      Rozella dachte zurück an die vergangenen Jahre und erinnerte sich plötzlich an einige Bemerkungen ihres Vaters. Es waren nur winzige Bruchstücke, aber zugleich waren sie sehr aufschlußreich. Sie wußte, daß er einen Derwischtanz beobachtet hatte, den kein Fremder jemals sehen durfte. Wäre er entdeckt worden, hätte er sein Leben verloren. Einmal hatte er auch versucht, zur heiligsten Stadt der Moslems, nach Mekka, vorzudringen. Damals war er dem Tod nur entgangen, weil seine Beine schneller waren als die seiner Verfolger.

      Rozella erinnerte sich auch daran, daß er sich als Fakir verkleidet und sich in ein Lager von Beduinen geschlichen hatte, die die Briten bekämpften. Weil sich die Beduinen täuschen ließen, konnte er wertvolle Informationen sammeln, die vielen Soldaten das Leben retteten.

      »So etwas würde ich nie fertigbringen«, gestand sich Rozella ein. »Aber andererseits hätte Lord Merwyn Papa nicht um Hilfe gebeten, wenn es nicht sehr dringend wäre.«

      Als sie sich schließlich von ihrer Mutter und der hemmungslos weinenden Nanny verabschiedete, trug sie in einem Leinensack alle Notizen bei sich, die ihr Vater über die Türken angefertigt hatte. Außerdem hatte sie sich aus seiner reichhaltigen Bibliothek noch einige Bücher genommen, die das gleiche Thema behandelten.

      »Jedenfalls werde ich ein wenig Hintergrundwissen haben, wenn ich ankomme«, sagte sie zu sich selbst.

      Dann begab sie sich als Erste-Klasse-Passagier auf die Reise. Zuerst überquerte sie den Kanal auf einem Dampfer, dann bestieg sie den Zug in Calais. Die Schaffner musterten sie überrascht, fanden sie erstaunlich unattraktiv für eine so reiche Frau und ignorierten sie von diesem Augenblick an.

      Im Gegensatz zu ihren Befürchtungen befanden sich in dem Zug, der sie nach Paris brachte, wo sie in den Orient-Expreß umsteigen sollte, keine Männer, die alleinreisende Frauen belästigten. Ihre einzigen Reisebegleiter waren im Gegenteil zwei ältere Damen und ein sehr alter Mann, der unter einem hartnäckigen Husten litt und dem seine Begleiterinnen immer wieder ein Plaid über die Knie zogen.

      Je mehr Rozella über Lord Merwyn nachdachte, desto mehr mißfiel ihr die Art, in der er ihren Vater herbeizitiert hatte, als würde er seinen Diener rufen. Sie hatte seinen Brief vor ihrer Abreise noch mehrmals gelesen. Dabei war sie zu dem Schluß gekommen, daß nur ein außerordentlich unangenehmer und egozentrischer Mensch von einem Freund erwarten konnte, von einer Minute auf die nächste sein Haus, seine Frau und seine Tochter im Stich zu lassen. Dabei hatte Lord Merwyn nicht einmal ein Wort des Bedauerns geäußert oder wenigstens gefragt, ob das, was er verlangte, überhaupt möglich war.

      »Er läßt Papa überhaupt keinen freien Willen«, überlegte Rozella. Wenn sie für Lord Merwyn arbeiten durfte, dann würde sie ihm zeigen, daß sie ihn nicht fürchtete. Im Gegenteil, sie würde ihm ihre Meinung sagen, ob es ihm gefiel oder nicht.

      »Natürlich hält er sich für sehr bedeutend, weil er so wichtig und reich genug ist, sich all seine Wünsche zu erfüllen«, dachte sie weiter. »Aber ich werde ihm schon klarmachen, daß er deshalb noch lange nicht das Recht hat, sich aufzuspielen, als wäre er Gott.«

      Aber dann mußte sie lachen. Wenn sie ehrlich war, fürchtete sie sich ziemlich davor, Lord Merwyn gegenüberzutreten und ihm zu erklären, daß sie als Ersatz für ihren Vater gekommen war.

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