Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod. Stefan Burban

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Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod - Stefan Burban


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und sie wird uns in Teile des Weltraums führen, die noch nie ein Drizil – oder ein Mensch – erkundet hat. Und mit etwas Glück finden wir eine Welt, auf der wir noch einmal von vorne anfangen und in Frieden leben können.«

      »Das wünsche ich mir für euch«, erwiderte Carlo ergriffen. »Wenn es jemand verdient hat, dann ihr.«

      »Dennoch gefällt es mir nicht, dass ihr euch dieser Bedrohung allein stellen müsst. Ich würde bei diesem Kampf nur zu gern an eurer Seite stehen.«

      »Ich befürchte, ihr werdet uns auch sehr fehlen.«

      »Ihr schafft es auch ohne uns.«

      »Du klingst sehr sicher.«

      Abermals schwang Humor in der Stimme des Clanführers mit. »Ihr Menschen habt so eine Art an euch … Immer wenn man meint, ihr wärt am Ende, dann habt ihr die einzigartige Fähigkeit, all eure Differenzen auf Eis zu legen und euch zusammenzuraufen. Dann bildet ihr eine Macht, die kaum aufzuhalten ist. Auch wir Drizil dachten einst, ihr wärt so gut wie besiegt.«

      »Aber damals hatten wir eure Hilfe.«

      »Und jetzt habt ihr Ad’""bana.« Der Drizil beugte sich vor und stützte sich schwer auf das Geländer vor ihm. »Verliere nicht die Hoffnung, Carlo. Das passt nicht zu dir. Immerhin bist du der Mensch, der den Drizilkrieg gewonnen hat.«

      Carlo schnaubte. »Soweit ich mich erinnere, waren auch noch ein paar andere dabei.«

      Taran nickte. »Armeen gedenkt man, aber an Anführer erinnert man sich.«

      Carlo fühlte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. »Wann brecht ihr auf?«, fragte er, um nicht auf die Worte Tarans eingehen zu müssen.

      »Wir warten so lange wie möglich. Wie gesagt, es kommen immer noch Flüchtlingsschiffe aus den Ruinen der Föderation. Aber sie werden spärlicher. Die ausgesandten Tötungskommandos der Hinrady sind sehr effektiv, wie ich leider zugeben muss. Aber wir lassen niemanden zurück. Jedes Leben ist wichtig. Jedes Leben zählt.«

      Carlo wandte sich seinem alten Freund zur Gänze zu. »Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als deinem Volk und dir alles Gute zu wünschen.«

      »Das wünsche ich dir auch, Carlo. Und vergiss nicht: Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung. Dieser Krieg ist noch nicht vorbei – auch wenn die Nefraltiri das gern glauben würden. Immer wenn die Menschen an den Rand des Abgrunds gedrückt werden, immer dann seid ihr am besten – und am gefährlichsten. Und ich spüre, dass dies eine Lektion ist, die nun auch die Nefraltiri werden lernen müssen.«

      4

      Master Sergeant Tian Chung wusste gar nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Mit verkniffener Miene machte er auf seinem Pad Häkchen an der richtigen Stelle, während am laufenden Band Paletten mit Munition, Waffen, medizinischer Ausrüstung und Rüstungen an ihm vorüberfuhren und in den gewaltigen Bauch des Transporters geladen wurden.

      Er rieb sich mit der flachen Hand über die inzwischen schweißnasse Stirn. Er hasste das. Viel lieber wäre er jetzt mit dem Rest der 7. Legion auf Sultanet und würde daran arbeiten, die Einheit wieder auf Sollstärke zu bekommen. Stattdessen stand er hier auf Perseus und musste sich als Logistikoffizier versuchen.

      Er zuckte zusammen, als ihm jemand wuchtig auf die Schulter schlug. Tian wirbelte herum mit einem derben Fluch auf den Lippen, bereit, denjenigen zusammenzustauchen, der ihn auf diese Weise in seiner Arbeit störte.

      Die von ihm zurechtgelegten Worte blieben ungesagt. Stattdessen verzogen sich seine Lippen zu einem erfreuten Lächeln. »Major Rinaldi«, begrüßte er seinen kommandierenden Offizier. »Ich wusste gar nicht, dass Sie auch auf Perseus sind.«

      Der hochgewachsene Legionsoffizier nickte zur Begrüßung und deutete mit einem Daumen lapidar hinter sich. Tian streckte den Hals und spähte in die angegebene Richtung. Er zog einen Schmollmund. Neben einem Personentransporter warteten ungefähr zweihundert Männer und Frauen darauf, wie Sardinen eingepfercht und verschifft zu werden. Neben jedem stand ein Koffer, in manchen Fällen nur ein Seesack. Einige der angetretenen Personen besaßen offenbar einen militärischen Hintergrund – auch wenn dieser unter Umständen schon eine Weile in der Vergangenheit lag.

      Tian wandte sich mit mitfühlender Miene seinem kommandierenden Offizier zu. »Frischfleisch?«

      Rinaldi nickte. »Ich fliege noch heute mit ihnen zurück nach Sultanet, um die schlimmsten Lücken innerhalb der Kohorte zu füllen.«

      Tian war vom Wert des menschlichen Nachschubmaterials nicht überzeugt. »Ist was Brauchbares dabei?«

      Bevor Rinaldi antwortete, wandte er sich zu den wartenden Rekruten um. Er rieb sich unschlüssig über das gut rasierte Kinn. »Ich bin mir nicht sicher. Ein paar ehemalige Soldaten sind dabei, die sich jetzt wieder freiwillig gemeldet haben. Mit denen lässt sich was anfangen. Zumindest müssen wir bei ihnen nicht bei null beginnen. Was die anderen betrifft … ich weiß nicht recht. Es sind viele dabei, die noch nie eine Waffe in der Hand hatten. Und wir müssen sie jetzt im Schnellverfahren ausbilden und an die Front werfen.«

      Tian verzog das Gesicht. »Kanonenfutter.«

      Rinaldi musterte seinen Unteroffizier missbilligend. »Das ist eine unschöne, wenn auch leider zutreffende Bemerkung.« Der Major seufzte. »Wie dem auch sei, wir brauchen jede Hand, die in der Lage ist, eine Waffe zu halten.«

      Tian neigte leicht den Kopf zur Seite. »Die eigentliche Frage dabei ist, was nützen uns schlecht ausgebildete Truppen gegen die Jackury oder – Gott bewahre! – die Hinrady? Die werden einfach über sie hinwegrennen.«

      »Es ist unsere Aufgabe, das zu verhindern. Ich denke, ich werde mit der Ausbildung schon während des Flugs beginnen, damit ich die vorhandene Zeit bestmöglich nutzen kann. Das gibt ihnen die Möglichkeit, wenigstens schon mal die Grundlagen und die Funktionsweise einer Rüstung zu erlernen.«

      »Neue Rekruten ausbilden«, erwiderte Tian spöttisch. »Ich möchte nicht mit Ihnen tauschen.«

      Rinaldis Blick glitt an Tian vorbei. »Ihr Job ist aber auch nicht gerade das, was Sie sich vorgestellt haben, als Sie sich meldeten«, entgegnete er leicht spöttisch. »Oder täusche ich mich?«

      »Sicher nicht.« Tian wandte sich der nächsten Fuhre zu, die gerade dabei war, verladen zu werden.

      Rinaldi schielte auf das Pad. »Ist wenigstens alles dabei?«

      Tian zögerte. Er wusste, was er zu sagen hatte, würde seinem Vorgesetzten nicht gefallen. Rinaldi bemerkte das Verhalten des Sergeants augenblicklich. »Was?«, wollte er wissen. Dabei stellte er die Frage harscher als eigentlich beabsichtigt.

      »Es fehlen fünf Paletten Granaten – drei mit Schall-, zwei mit Splittergranaten –, außerdem drei Paletten Nadelgewehre für Kampflegionäre und eine Palette mit schweren Nadelwerfern.« Er leckte sich über die Lippen. »Des Weiteren vermute ich, es wird auch eine Palette mit Waffen für die Sturmlegionäre fehlen.«

      Rinaldi hörte sich den Bericht schweigend an, wobei sich seine Augenbrauen immer weiter Richtung Nasenwurzel bewegten. »Wie kommt das? Wir brauchen diese Waffen, wenn die Siebte vor dem nächsten Einsatz wieder volle Stärke erlangen soll.«

      »Damit rennen Sie beim mir offene Türen ein. Das Problem ist der hiesige Logistikoffizier. Er meint, die Waffen wären umgeleitet worden.«

      »An wen?«

      »Eine der Schattenlegionen. An die Dritte.«

      Rinaldi stutzte. Die 3. Schattenlegion hatte auf Risena furchtbare Verluste erlitten, als sie eine große Anzahl Zivilisten und, nicht zu vergessen, auch noch General Finn Delgado vom Planeten geholt hatte. Diese Leistung nötigte einem schon Respekt ab. Dennoch durfte sich auch eine Schattenlegion nicht erlauben, dringend benötigte Waffen einfach zu konfiszieren. Schließlich saßen sie alle im selben Boot.

      »Wo ist der Kerl?«, fragte Rinaldi.

      Tian deutete mit einem Kopfnicken auf das nächste Lagerhaus. Der Major drehte sich auf dem Absatz um


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