Die Revolution der Städte. Henri Lefebvre

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Die Revolution der Städte - Henri Lefebvre


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mit der Alternativ- und Anti-AKW-Bewegung an gesellschaftlichem Einfluss.

      Obwohl Lefebvre das Alltagsleben immer wieder als Ort »des Wirklichen und des Möglichen« beschwört, verflüchtigt sich diese Widersprüchlichkeit in seinen konkreten Gesellschaftsanalysen. Die propagierte Dialektik von »Entfremdung« und »Aneignung« geht zugunsten einer Perspektive verloren, in der die soziale Praxis der Kollektive fast gänzlich verdinglicht und normiert erscheint.

      Lefebvre und das Elend der deutschen Urbanistik

      Im Gegensatz zur Bildungssoziologie gelangte das Denken der Kritischen Theorie nur marginal in die Wissensbestände der urbanistischen Disziplinen. Zwar gab es in den siebziger Jahren eine Reihe von stadtsoziologischen Ansätzen, die sich auf marxistische Kategorien stützten, allerdings dominierte dann eine Kapital-Exegese, die letztlich alle Phänomene der Stadtentwicklung aus dem Wertgesetz abzuleiten versuchte. Lefebvres Zurückweisung des Ökonomismus, seine Grundannahme, dass die gesellschaftliche Totalität nur fragmentiert zu erfahren und zu erfassen sei, sowie die bewusst unsystematisch angelegte Begrifflichkeit seines Werks (im Fall von La révolution urbaine durch eine wenig kompetente Übersetzung verstärkt) schreckten deshalb auch kapitalismuskritische Stadtsoziologen davon ab, Überlegungen des französischen Raumtheoretikers in ihre Arbeit miteinzubeziehen.

      In den achtziger Jahren ergab sich mit der deutschen Veröffentlichung von David Harveys Essay »Flexible Akkumulation durch Urbanisierung« (1987) nochmals die Gelegenheit, die komplexe Raumtheorie von Lefebvre – wenn auch indirekt – zur Kenntnis zu nehmen. Allerdings vollzog die Urbanistik in der Bundesrepublik damals gerade einen Paradigmenwechsel: Politökonomische Erklärungsmodelle verloren zunehmend an Bedeutung und wurden zugunsten eines »Kultur-Dispositivs« an den Rand des »Wahren« gedrängt. Die Öffnung der urbanistischen Disziplin für postmoderne Konzepte erfolgte jedoch unter weitgehender Ausblendung damit verbundener diskurs- und symbolanalytischer Verfahrensweisen. Insbesondere der Bereich des Macht-Wissens-Komplexes (Foucault etc.) blieb (und bleibt) im Mainstream der deutschen Stadtforschung eine Leerstelle. Auf diese Weise fiel Lefebvre, der »romantische Revolutionär« (Kurt Meyer), doppelt durchs Raster: Mit der wachsenden Institutionalisierung sozialer Bewegungen (z. B. Die Grünen) und dem Verebben militanter Kämpfe ließ das Interesse an einer grundsätzlichen Staats- und Gesellschaftskritik nach. Und in der Stadtforschung war Lefebvres Einfluss stets marginal gewesen. Der französische Philosoph, der hierzulande nie den Bekanntheitsgrad von Michel Foucault oder Gilles Deleuze erreichte, wurde fast wie ein »toter Hund« behandelt.

      Die Wiederentdeckung von Lefebvre erfolgte im Kontext des »spatial turn«, mit dem ein verstärktes Interesse an räumlichen Fragestellungen einherging. Nicht zufällig inspirierte Lefebvres Buch La production de l’espace (1974), 1991 erstmals ins Englische übersetzt, insbesondere ideologische Strömungen einer postmodern ausgerichteten Geographie (vgl. u.a. Soja 1989). Das »wilde Denken« von Lefebvre erleichterte einen »poststrukturalistischen « Zugriff auf dessen Raumtheorien, allerdings unter Ausblendung seiner revolutions-theoretischen Ambitionen. So »entschlackt«, ist Henri Lefebvre inzwischen in den Olymp der Klassiker aufgestiegen und gilt nun als Vordenker einer Raumvorstellung, die zum festen Bestandteil des sozialwissenschaftlichen Wissens gehört (Löw et al. 2008, S. 55).

      Angesichts der sozialen Proteste in Kairo und Istanbul, die ihren Ausgang von der Besetzung zentraler städtischer Plätze nahmen, erweist sich eine Aussage in Die Revolution der Städte als prognostisch: »[...] das Vakuum (ein Platz) zieht an; das ist sein Sinn und sein Zweck. Hier oder da kann sich eine Menge versammeln, Objekte können sich anhäufen, ein Fest kann sich entfalten, ein angenehmes oder entsetzliches Ereignis eintreten. Hier, in der möglichen Zentralität, liegt die Faszination des städtischen Raums. Gleichzeitig kann dieser Raum sich leeren, kann, wenn man so sagen darf, den Inhalt ausschließen, zum Ort der Seltenheit oder der Macht im Reinzustand werden.« (Ebd., S. 140)

      Klaus Ronneberger, Frankfurt a.M. im November 2013

      Literatur

      Brückner,


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