Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas Suchanek

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Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus - Andreas Suchanek


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befinden uns zwölf Lichtjahre vom nächsten Außenposten der Parliden und dreiundzwanzig Lichtjahre vom Rand der Solaren Union entfernt. Galaktisches Niemandsland.«

      »Lieutenant Kensington, Sie sind am Zug.« Jayden fixierte die Ortungsoffizierin. »Finden Sie mir einen Hinweis auf die PROTECTOR.«

      »Wir haben den letzten Aufenthaltsort des Schiffes erreicht«, erwiderte der Blondschopf. »Sobald wir nahe genug sind, setze ich Sensorplattformen aus.«

      Obwohl der Abbremsvorgang Stunden in Anspruch nahm, brach auf der Kommandobrücke hektische Betriebsamkeit aus. Lieutenant Commander Akoskin begann mit der Entwicklung taktischer Szenarien auf der Grundlage der Umgebungsparameter. Lieutenant Task variierte den Schiffsvektor, um die HYPERION in die günstigste Ausgangslage für den Scan zu bringen.

      »Lieutenant McCall, finden sich irgendwelche Phasenfunkports in Reichweite?«

      »Negativ, Sir«, erwiderte sie. »Ich habe einen dauerhaften Suchlauf aktiviert. Bisher keine Signale.«

      »Das wird eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen«, bemerkte seine I.O.

      Jayden nickte nur und betrachtete die Daten der eingehenden Sensorauswertung.

      »Sir, ich habe etwas«, sagte Lieutenant Kensington nach zwei Stunden.

      »Die PROTECTOR?«

      »Nein, Sir, aber die Reststrahlung eines Phasendurchbruchs mit der typischen Signatur eines Schiffes der Space Navy.«

      Jayden atmete erleichtert auf. Das bedeutete immerhin, dass das Schiff nicht zerstört worden war. »Können Sie den Vektor bestimmen?«

      Kensington nickte. »Das ist kein Problem.« Sie machte einige Eingaben, dann blickte sie auf: »Die Flugrichtung weist in Richtung des Stillen Sektors.«

      »Lieutenant Task, setzen Sie den gleichen Vektor. Wir fliegen die Route der PROTECTOR im Interlink-Flug ab.«

      Da ein Schiff im Phasenraum den Kurs ebenfalls nicht ändern konnte, war es für die HYPERION kein Problem, den Vektor abzufliegen. Irgendwo musste der Leichte Kreuzer wieder in den Normalraum gestürzt sein.

      »Aye, Sir.«

      Jayden betrachtete skeptisch die Energieanzeige des Speicherrings. »Unser Energievorrat ist fast aufgebraucht. Und falls Sie in den Stillen Sektor geflogen sind, haben wir Sie sowieso verloren.«

      »Warum sollte Captain Bowman dorthin fliegen?«, fragte Ishida. »Der ursprüngliche Auftrag war eine Beobachtung der Grenze zum Parlidenraum. Eine simple Aufklärungsmission.«

      »Aufklärungsmissionen sind niemals simpel«, erwiderte Jayden. »Wir wissen nicht, was geschehen ist. Aber ich stimme Ihnen zu. Falls sie aus irgendeinem Grund dort reingeflogen sind, werden wir sie nicht wiedersehen.«

      Vor mittlerweile sieben Jahren hatte eine Flotte aus drei Leichten Kreuzern ein Sternensystem entdeckt, das von einem Wall aus unbekannter Strahlung eingehüllt wurde. Jede einfliegende Sonde verlor innerhalb kürzester Zeit ihre gesamte Energie. Bevor diese Gefahr jedoch in Gänze erkannt wurde, war eines der Schiffe schon auf dem Weg gewesen. Alle Systeme waren ausgefallen, während es von seinem Eigenschub weiter in das System getragen wurde. Dieses erste Schiff, die PROMETHEUS, befand sich noch immer auf ihrem Flug in das Sonnensystem. An Bord lebte längst niemand mehr. Tote Körper auf einer Reise ins Zentrum des Rätsels.

      Jeder Versuch, den Energiefluss in Testsonden bei Eintritt in das System aufrechtzuerhalten, war in den auf den Zwischenfall folgenden Monaten fehlgeschlagen. Daraufhin hatte die Admiralität den Sektor als verboten erklärt. Eine Wissenschaftsstation war am Rande errichtet worden. Sie sollte dazu dienen, Näheres über die Strahlung herauszufinden, doch bisher verzeichneten die Wissenschaftler an Bord keine nennenswerten Fortschritte.

      Jayden ließ seine Gedanken schweifen, während die HYPERION am Vektor der PROTECTOR entlang in Richtung des stillen Sektors flog.

      *

      Jayden beugte sich in seinem Sitz nach vorne, als die PROTECTOR im Holotank erschien. »Lieutenant Kensington, was können Sie mir sagen?«

      »Augenblick, Sir.« Die Ortungsoffizierin kniff die Augen zusammen. »Keine äußerlichen Schäden. Ich messe schwache Lebenszeichen. Eine klare Ortung ist nicht möglich. Irgendetwas zerfasert die Sensorstrahlen.«

      »Lieutenant McCall, können Sie dort drüben jemanden erreichen?«

      »Unsere Kontaktversuche werden nicht beantwortet, Sir.«

      Jayden fixierte die PROTECTOR. Das Schiff schwebte im Nichts zwischen den Sternen, viele Lichtjahre vom Stillen Sektor und jedem anderen System entfernt. Er konnte den Blick nicht von der vielfach gezoomten Aufnahme der Bugkamera wenden, während die HYPERION abbremsend auf den Leichten Kreuzer zuflog. Die Stunden des Wartens waren das Schlimmste.

      Als die Geschwindigkeit des Schiffes ausreichend gesunken war, wandte Jayden sich an Lieutenant Task. »Bringen Sie uns längsseits und aktivieren Sie den Traktorstrahl.«

      »Was haben Sie vor, Sir?«, fragte Commander Ishida.

      »Ein Trupp Marines soll rübergehen und nachsehen, was da nicht in Ordnung ist.«

      »Technisches Versagen?«

      »Möglich«, erwiderte er. »Aber ich glaube nicht daran. Laut der Dokumente liegt die letzte Wartung erst wenige Monate zurück.

      Lieutenant Kensington, gibt es Torpedopartikel im Umkreis um die PROTECTOR? Bekannte Energiesignaturen? Gamma-Strahlung?«

      »Negativ, Sir.«

      »Das Ganze wird immer mysteriöser«, murmelte Commander Ishida, während sie auf ihrer Kommandokonsole Daten abrief. »Die PROTECTOR ist von einer Blase aus Phasenstrahlung umgeben. In so hoher Konzentration dürfte dies im Normalraum nicht vorkommen.

      Lieutenant Kensington, versuchen sie, so viel wie möglich darüber herauszufinden.«

      Jayden zoomte die Aufnahmen des Bugteleskops heran. »Was ist das?«

      Seine I.O. runzelte dir Stirn. »Sir?«

      »Die Tore von Frachtraum 1 sind zerstört.« Es war Zufall, dass sie das Schiff aus eben jenem Winkel anflogen, der das Loch in der Hülle zeigte. »Was verdammt noch mal …«

      »Sir«, unterbrach ihn Lieutenant Kensington. »Ich konnte die Sensorauflösung ein wenig verbessern. Neben den menschlichen Lebenszeichen orte ich auch eine Parlidensignatur.«

      »Die Marines sollen sich auf Feindkontakt einstellen«, sagte Jayden zu Commander Ishida.

      Konnte es tatsächlich sein, dass die Parliden ein Schiff der Space Navy geentert hatten? Damit hatte sich die PROTECTOR gerade in ein politisches Pulverfass verwandelt.

      *

      Corporal Mark Pride blickte aus dem Bullauge auf die HYPERION, die rasch kleiner wurde. Nach allem, was Captain Cross im Briefing mitgeteilt hatte, erwies sich die Mission als zunehmend problematisch.

      Beim Anflug an die PROTECTOR hatte die Kommandobrückencrew festgestellt, dass der Traktorstrahl nicht einsetzbar war, weil sich die Oberfläche der Hülle auf molekularer Ebene verändert hatte. Erst nach einer umfangreicheren Rekalibrierung und erneuten Feinabstimmung konnten beide Schiffe miteinander gekoppelt werden.

      Leider hatte die Strahlung noch weitere Auswirkungen. Der Funk war gestört. Und ohne Funkverstärker gelang es nicht, Kontakt mit der K.I. der PROTECTOR herzustellen, wodurch Captain Cross auch nicht auf die internen Kamera-Feeds zugreifen konnte.

      Und jetzt war Mark mit seinem Team auf dem Weg in feindliches Gebiet – denn als nichts anderes sah er die PROTECTOR an. Lieutenant Kensington hatte einen Parlidenkontakt ausgemacht. Da sich keines dieser Aliens an Bord eines Schiffes der Space Navy befinden sollte, mussten sie mit feindlichem Beschuss rechnen.

      Das Shuttle vibrierte


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