Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
Читать онлайн книгу.und hob seine Waffe. Er dachte nicht daran, hier ein Risiko einzugehen, denn er vermutete, dass es außer den streitbaren Mädchen noch weitere Gefahren in dieser unechten Umgebung gab. Die erste unliebsame Überraschung erlebten die Raumfahrer auch sofort.
Ihre Waffen funktionierten nicht!
Als sie das bemerkten, war es schon fast zu spät. Die Amazonen kamen mit gezückten Schwertern auf sie zu – zum Glück nicht allzu schnell, weil sie einer Buschgruppe ausweichen mussten. Die Crew nahm sie nicht recht ernst, Luca machte noch eine seiner berüchtigten Bemerkungen, ehe er abdrückte. Sein Grinsen erstarb jedoch sehr schnell, als er sah, dass die beabsichtigte Wirkung ausblieb. Die Mädchen meinten es offensichtlich ernst und waren zudem in der Überzahl.
Was zuerst nur den Anschein einer Farce gemacht hatte, wurde nun zum bitteren Ernst.
Die Raumfahrer betätigten mehrmals die Abzüge ihrer Strahler, ehe sie begriffen hatten. Taff dachte flüchtig daran, dass die Amazonen vielleicht genauso unecht sein könnten, wie alles andere ringsum; keine wirklichen Menschen, sondern nur Projektionen. Als ihn aber eine der Angreiferinnen erreicht hatte, duckte er sich sehr rasch unter dem Schwert hinweg. Er spürte den Luftzug, mit dem die Klinge über ihn hinweg pfiff und wusste im gleichen Moment, dass dieses Geschehen sehr real war.
Das Mädchen stieß einen schrillen Schrei der Enttäuschung aus und hob den Arm, um ihm die Schwertspitze in die Brust zu rammen. Der Commander wich abermals aus, ließ seine nutzlose Waffe fallen und stellte sich notgedrungen mit bloßen Händen zum Kampf. Es gelang ihm, durch eine blitzschnelle Wendung in den Rücken der Angreiferin zu kommen, ein kurzer Hebelgriff, und dann polterte das Kurzschwert zu Boden. Die Amazone gab jedoch nicht auf, sondern stürzte sich nun mit einem wahren Panthersatz auf ihn. Sie besaß erstaunliche Kräfte, und Taff hatte auch hier wieder Hemmungen, einem weiblichen Wesen so entgegenzutreten wie einem männlichen Kämpfer. Er beschränkte sich auf die Verteidigung, bis er dann sah, dass sich ein weiteres Mädchen auf ihn zu bewegte, das Schwert zum Schlag erhoben. Aus den Augenwinkeln sah er, dass auch die anderen Mühe hatten, sich ihrer Haut zu wehren, und nun agierte er so, wie es dem Ernst der Lage angemessen war.
Ein schneller Handkantenschlag schickte die erste Angreiferin benommen zu Boden. Caine tänzelte zur Seite, der Schwerthieb der zweiten ging ins Leere, und der Mann stellte ihr ein Bein. Auch sie fiel, Taff entwand ihr die Waffe und betäubte sie durch einen Karateschlag. Dann beeilte er sich, Lars zu Hilfe zu kommen, der einen schweren Stand gegen gleichfalls zwei Amazonen hatte. Die Luft war erfüllt vom Stampfen, Keuchen und Schreien der Kämpfenden. Mitani befand sich im Clinch mit einer Amazone, und beide schenkten sich nichts, Dorit rang mit einer weiteren um den Besitz ihres Schwertes. Luca hatte ein Mädchen zu Boden geschickt, besaß nun seine Waffe und focht ein mörderisches Duell mit einem anderen aus.
Lars benutzte einen dürren Ast dazu, die Schläge der Amazonen notdürftig zu parieren. Taff stürzte sich auf die rechte von ihnen und drehte ihr den linken Arm auf den Rücken, doch sie wirbelte herum und stach mit dem Schwert zu.
Die Klinge streifte seine linke Schulter und schlitzte die Kombination auf. Ein sengender Schmerz durchfuhr Caine. Rein automatisch stieß er Daumen und Mittelfinger der Rechten in die Nieren des Mädchens, das sich schreiend zusammenkrümmte und zu Boden fiel. Die zweite Amazone fuhr herum, um sich gegen ihn zu wenden, aber Gunnarsson schlug ihr mit dem Ast das Schwert aus der Hand.
Nun hatten es die beiden Männer nicht mehr schwer, beide durch wohldosierte Hiebe mit den Handkanten restlos kampfunfähig zu machen. Nun geriet Orvid Bashkiri in ihr Blickfeld, der gegenüber den anderen körperlich benachteiligt war. Ein Mädchen hatte ihn von hinten angesprungen, seinen rechten Arm um seinen Hals geschlungen und drückte erbarmungslos seine Kehle zu. Der kleine Astrogator begann bereits zu röcheln, sein Gesicht war blau angelaufen.
Taff befreite ihn und schickte die Amazone ins Land der Träume. Indessen hatten auch Dorit und Luca ihre Gegnerinnen überwunden, nur Mitani kämpfte immer noch verbissen mit der ihren. Caine sprang hinzu, wartete einen günstigen Augenblick ab und griff dann zu. Die Amazone wand sich kreischend unter seiner Hand, sie schien die Stärkste von allen zu sein. Erst mit Lars’ und Dorits Hilfe gelang es, sie ganz zu überwältigen und ihr provisorische Fesseln anzulegen. Luca stopfte ihr ein Taschentuch in den Mund, denn sie schrie auch jetzt noch immer, ihre Augen waren hasserfüllt.
»Ich kann mir nicht helfen, Taff«, sagte er dann und massierte seinen linken Arm, den ein Hieb mit der flachen Klinge getroffen hatte. »Mir scheint fast, als hätten diese reizenden Mädchen etwas gegen uns.«
»Wie schnell er immer schaltet, unser Scherzbold vom Dienst«, kommentierte Orvid und hielt sich den schmerzenden Hals. »Bist du in Ordnung, Mitani?«
»So halbwegs«, sagte das dunkelhäutige Mädchen, doch dann weiteten sich seine Augen. »Du blutest ja, Taff! Dorit, schnell deine Medobox her, wir müssen ihn verarzten.«
Die beiden weiblichen Crewmitglieder kümmerten sich um Caine, der aber nur einen oberflächlichen Schnitt davongetragen hatte, der allerdings sehr schmerzhaft war. Die anderen Männer begannen damit, die besiegten Amazonen zu fesseln, was auch jetzt noch nicht immer ohne Gegenwehr abging. Im Großen und Ganzen war die Crew mit dem berühmten blauen Auge davongekommen, was bei Lars sogar wörtlich zu nehmen war.
Die Lage war bereinigt, zumindest für den Augenblick.
*
Taffs Blick suchte Alexandros Demosthenes, der noch immer unbeweglich auf dem Säulenstumpf saß. Er hatte die Gitarre zur Seite gelegt, lächelte und schüttelte anhaltend den Kopf.
»Ihr wart wirklich sehr beeindruckend, Freunde!«, rief er pathetisch aus. »Ich kann nicht umhin, euch allen meine Anerkennung auszusprechen, wenn ich auch sagen muss, dass das alles gar nicht nötig gewesen wäre. Ich war auf dem besten Wege, die Amazonen ganz in meinen Bann zu schlagen, auch ohne euer Dazwischentreten.«
»Wie denn, Sie misslungene Imitation eines Barden?«, knurrte Caine missmutig zurück. »Mit dem Schmalz in Ihrer Stimme etwa?«
Demosthenes nickte ungerührt.
»Das alte folkloristische Liedgut meiner griechischen Heimat«, dozierte er, »hat das gewisse Etwas, dem sich niemand auf die Dauer entziehen kann. Millionen von Touristen haben das seit vielen Jahrhunderten erfahren – nicht ganz umsonst, wie ich zugeben muss. Ich hatte zwar keine echte Bouzuki zur Verfügung, aber doch einen halbwegs passablen Ersatz. Die wilden Mädchen waren ganz hingerissen und hatten bereits vergessen, dass sie mich streng bewachen sollten. Nicht mehr lange, und ich hätte sie soweit gehabt, dass sie mich zum Transmitter zurückgebracht hätten. Bald wäre ich wieder auf Nimboid gewesen!«
»Dass wir jetzt auf einer anderen Welt sind, haben wir bereits bemerkt«, warf Lars ein. »Alles andere ist uns aber noch ziemlich unklar, Alexandros. Männer, die wie Terraner aussahen, haben Toburu überfallen und zu ermorden versucht, Frauen verschleppten Sie und brachten sie zum Transmitter in den alten Gewölben von Vulcanus. Mit diesen Amazonen waren sie aber bestimmt nicht identisch.«
Der Minister wiegte den Kopf.
»Alles weiß ich leider auch nicht, denn ich war einige Zeit ohne Bewusstsein. Zwei Männer überfielen mich im Schlaf, ich wehrte mich und rief über Funk um Hilfe, aber sie waren zu stark für mich. Sie hatten die Statur von Nimboiden, sahen jedoch wie Terraner aus. Sie überwältigten und betäubten mich, ich erwachte erst hier wieder. Da hatten mich drei überaus kräftige Frauen in ihrer Gewalt, übergaben mich diesen Mädchen und verschwanden wieder. Ich habe dann versucht, das Beste aus meiner Lage zu machen, bis Ihr Auftreten alles verdarb.«
»Die PROKYON-Crew hat schon vielen Leuten so manches verdorben«, sagte Taff zweideutig. »Ob Ihre Gesänge allerdings wirklich die gewünschte Wirkung gezeitigt hätten, wage ich stark zu bezweifeln, Alexandros. Diese Amazonen mit ihrer anachronistischen Bekleidung und Bewaffnung können nichts weiter als untergeordnete Helferinnen der Entführer sein, ohne eigene Entscheidungsfreiheit.«
»Das ist allerdings richtig«, gab Demosthenes zu. »Sie kooperieren zumindest mit denen, die mich überfallen und verschleppt haben. Auf dieser Welt haben sie aber