Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

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Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton


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Latep war innerhalb ihrer Fachgebiete enorm tüchtig. Eine außerordentliche linguistische Begabung befähigte sie dazu, innerhalb kürzester Zeit auch die schwierigsten Idiome aller lebenden und nicht mehr existierenden Kulturen zu, begreifen. Außerdem ging sie auch allen Spuren nach, die ihr ein Verstehen dieser Kulturen auf psychologischer Grundlage ermöglichten.

      Sie war 43 Jahre alt und seit einem Jahrzehnt verwitwet. Ihr einziger Sohn studierte an der Sorbonne in Paris Kunstgeschichte und wollte später Maler werden. Das Dossier wies sie als ernsthafte Natur aus, die sich zuweilen ganz in ihre Arbeit vergrub. Privat war sie jedoch durchaus umgänglich, in ihren Kreisen beliebt und für ihren Sinn für Witz und Humor bekannt.

      »Gar nicht schlecht«, murmelte der Commander. »Jedenfalls weit besser als eine Dame vom Typ Norma Russell, die unsere Männer nur von ihren Aufgaben ablenkt. Auf diese wäre Luca fast hereingefallen, dabei ist sie längst in festen Händen.«

      Valentina Feodorowa war wiederum ein gänzlich anderer Typ.

      Sie lebte nur zeitweise auf der Erde. Die meiste Zeit verbrachte sie auf fremden Welten, um archäologische Forschungen zu betreiben. Ihr Hauptgebiet war die Analyse von Bauten und Kunstdenkmälern früherer Rassen extraterrestrischen Ursprungs. Zugleich versuchte sie, anhand dieser Artefakte die sozialen Gegebenheiten innerhalb dieser Zivilisationen zu ergründen, ihren strukturellen Aufbau und die Art der gesellschaftlichen Systeme. In dieser Hinsicht galt sie als unschlagbar.

      Sie war jetzt 51 Jahre alt und zweimal geschieden worden. Beide Verbindungen hatten nur wenige Jahre gedauert, als Scheidungsgrund war jeweils »unüberwindliche Abneigung« angegeben. Jeder dieser Ehen entstammte eine Tochter, beide lebten jetzt bei ihren Vätern, ohne noch Verbindung zur Mutter zu haben.

      »Die Frage ist dabei: War sie schon früher so unweiblich, oder hat sie erst ihr Missgeschick zu dem gemacht, was sie heute ist? Nun, das ist im Grunde auch gleich. Wir brauchen sie erst in zweiter Linie als Frau, wichtig ist vor allem, dass sie mit den Letho-Dimonds zurechtkommt und nach Möglichkeit auch etwas über die Dimonids herausfindet. Alles andere soll mich nicht weiter kümmern.«

      »Was soll dich nicht weiter kümmern, Taff?«, fragte Mitani. Sie war von hinten an ihn herangetreten und legte ihre Arme um seinen Hals. Caine erklärte es ihr, und sie überflog das Schriftstück. Dann zuckte sie mit den Schultern.

      »Immerhin wird sie als tüchtig und zuverlässig ausgewiesen. Bei der Vorstellung machte sie auf mich den Eindruck einer ... hm, sagen wir guten Kameradin. Vielleicht etwas nüchtern, aber in unserer Gesellschaft wird sie schon auftauen, wenn wir etwas nachhelfen.«

      Taff sah nachdenklich vor sich hin.

      »Es gibt eben Menschen, denen es nicht gegeben ist, ganz aus sich herauszugehen, und das wird ihnen oft als Hochmut oder Gefühlskälte angelastet. Schon möglich, dass darauf das Scheitern ihrer Ehen zurückzuführen ist. Wahrscheinlich fehlte es ihren Männern an Geschick oder Geduld, oder wie man es sonst nennen soll.«

      »Einfühlungsvermögen«, half ihm Mitani aus. »Ja, das könnte es gewesen sein. Nun, Dorit und ich, wir werden versuchen, während des Fluges nach Thorga durch betontes Eingehen auf ihre Psyche das Eis zu brechen. Auch mit den anderen werden wir gut auskommen, denke ich.«

      Caine grinste und schlug die Mappe zu.

      »Wer sich nicht mit der PROKYON-Crew verträgt, muss schon ein besonderes Ekel sein oder vollkommen humorlos. Jetzt aber genug von diesen Dingen. Wir legen uns ein paar Stunden aufs Ohr, anschließend rufe ich die Werft an. Dann machen wir uns noch einen netten Abend, es wird für lange Zeit der letzte sein. Die Reise zum NGC 188 wird uns für mehr als zehn Wochen von Terra fernhalten.«

      »Gehen wir in die Bar?«, fragte das Mädchen, aber Taff winkte ab. »Heute nicht, meine Teure. Jeder würde kommen, um uns zu gratulieren, und so gäbe es wieder Jubel, Trubel und Alkohol bis in die späte Nacht. Die Feier von gestern reicht mir vollauf; ich möchte morgen zur Übernahme des neuen Schiffes nicht mit wehender Fahne antreten.«

      »Die PROKYON Zehn!«, sagte Mitani versonnen. »Hoffen wir, dass sie nicht so bald das Schicksal ihrer Vorgängerin teilen muss. Ich habe einen Vorschlag: Fliegen wir doch hinüber zu der kleinen Künstlerkolonie am Festland, die wir schon zweimal besucht haben. Dort fragt niemand nach Rang und Orden, dort zählt nur der Mensch und sein Charakter.«

      »Eine exzellente Idee«, stimmte ihr Taff zu.

      *

      »Sie sind zufrieden, Taff?«, erkundigte sich die Admiralin. Der Commander wiegte den Kopf.

      »Mit dem Schiff schon, aber mit Ihnen weniger. Sie hätten uns wenigstens schonend vorbereiten können, Chefin! 409,57143 Lichtjahre pro Tag im Hyperraum, das ist schließlich fast eine Verdoppelung der bisherigen Triebwerksleistung, auch wenn sie erst auf längeren Strecken voll zur Auswirkung kommt.«

      Alexa lächelte. »Wem hätten wir das erste Exemplar der neuen Bauserie anvertrauen sollen, wenn nicht Ihnen? Kommen Sie mit den anderen Veränderungen gut zurecht?«

      »Wir waren und sind eine anpassungsfähige Crew«, sagte Taff. »Manches war zwar im ersten Augenblick ungewohnt, erwies sich aber als durchaus sinnvoll. Vereinfachte Bedienung bedeutet Zeitersparnis und erhöhte Effektivität.«

      Die anderen stimmten ihm zu. Alle waren zufrieden, vor allem aber froh darüber, nun wieder ein Schiff zu besitzen.

      Es war das alte Lied: Waren sie längere Zeit unterwegs, ergriff sie unweigerlich die Sehnsucht nach der Erde. Sobald sie sich aber einige Zeit auf ihr aufgehalten hatten, wurden sie unruhig und sehnten sich in den weiten Raum zurück. So erging es aber nicht nur ihnen, sondern fast allen Raumfahrern. Das Weltall-Syndrom nannten es die Galakto-Psychologen, ohne jedoch ein probates Mittel dagegen zu kennen.

      »In Ordnung«, sagte Alexa van Grooten schließlich. »Während Sie mit dem Schiff beschäftigt waren, hatten unsere Experten Zeit, ihre Angelegenheiten für die Zeit ihrer Abwesenheit zu ordnen. Sie werden am Abend wieder hier in der Basis eintreffen, ebenso ihr persönliches Gepäck und eine Anzahl spezieller Ausrüstungsgegenstände. Ich bin allerdings dafür, dass Sie erst morgen früh starten, damit alle ausgeruht sind. Trotzdem muss ich mich schon jetzt von Ihnen verabschieden. Mir steht eine Reise nach Europa bevor, die mich einige Tage fernhalten wird. Gute Reise Ihnen allen, und kehren Sie nicht nur erfolgreich, sondern auch wohlbehalten zurück.«

      »Wir werden, wie schon immer, unser Möglichstes tun, Chefin«, versprach Taff Caine.

      Die Crew begab sich anschließend in die Galaxy-Bar und nahm dort ein verspätetes Mittagessen ein. Es herrschte nur wenig Betrieb, niemand schenkte den Raumfahrern besondere Beachtung.

      »So schnell vergeht der Ruhm der Welt«, kommentierte Lars nachdenklich. »Gestern noch hätten sich alle nach uns Ordensrittern gerissen, heute schon sind wir nicht mehr aktuell.«

      »Mir soll das nur recht sein«, erwiderte Taff lakonisch. »So können wir uns in Ruhe noch eine Flasche Archer’s Tears zu Gemüte führen, ohne dabei belästigt zu werden. Moment – ich will mich eben erkundigen, ob der ›antike‹ Raum zur Zeit frei ist. Dort könnten wir in Ruhe unsere Gläser leeren, ohne dass uns jemand auf den Wecker fällt.«

      Fünf Minuten später saßen sie darin und fühlten sich wohl. Es wurde noch einiges besprochen, das mit der PROKYON X zusammenhing, aber dann wechselte der Bordingenieur das Thema.

      »Ich war gestern Abend allein zu Hause und hatte Zeit zum Nachdenken, Taff«, sagte er. »Dabei kam mir ein Gedanke, der vermutlich zutreffend ist. Warum, denkst du, hat sich Min Jian-Ksu wider Erwarten dazu entschlossen, uns nochmals zum Planeten der schwarzen Spiegel zu schicken, und das in Gesellschaft von drei Wissenschaftlern?«

      Caine sah ihn verwundert an.

      »Dunkel ist deiner Rede Sinn, mein Freund«, zitierte er. »Ich jedenfalls fand nichts Besonderes dabei.«

      »Ich schon«, entgegnete Lars und lehnte sich vor. »Der Große Weise Elefant hat schließlich gleich nach der Ordensverleihung sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, was er wirklich von


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