Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

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Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


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schwarz wie seine Haut,

       Befleckt, abscheulich, aller Welt ein Greul.

       Was stahlt Ihr heimlich vom Gefolg Euch weg,

       Stiegt ab von Eurem schmucken weißen Zelter

       Und schlicht hieher an diesen finstern Ort,

       Von einem wilden Mohren nur geführt,

       Wenn böse Lust Euch nicht verleitete?

      Lavinia.

       Und weil er Euch gestört in solchem Spiel,

       Versteht sichs, müßt Ihr meinen edlen Herrn

       Für Frechheit schelten. – Bitt Euch, gehn wir fort.

       Gönnt ihr des rabenfarbgen Buhlen Kuß,

       Dies Tal ist höchst gelegen solchem Werk.

      Bassianus.

       Dem Kaiser, meinem Bruder, meld ich dies.

      Lavinia.

       Ja, solch Entweichen ward schon längst bemerkt;

       Wie gröblich täuscht man dich, du guter Fürst! –

      Tamora.

       Wie hab ich noch Geduld, dies anzuhören? –

      Chiron und Demetrius kommen.

      Demetrius.

       Wie, teure Kaiserin und gnädge Mutter,

       Was blickt Eur Hoheit so verstört und bleich?

      Tamora.

       Was meint ihr, hab ich Grund nicht, bleich zu sehn?

       Die zwei verlockten mich in dieses Tal;

       Ihr seht den wüsten, grauenhaften Ort,

       Die Bäum, obwohl im Sommer, kahl und dürr,

       Erstickt von Moos und tückschem Mistelwuchs.

       Hier scheint die Sonne nie, hier nistet nichts,

       Nachteulen nur und unglückdrohnde Raben.

       Und als sie mir gezeigt die grause Schlucht,

       Erzählten sie, wie um die Mitternacht

       Wohl tausend Geister, tausend Schlangen zischend,

       Zehntausend schwellnde Kröten, Molch' und Igel

       Erhüben solch ein furchtbar wirres Schrein,

       Daß jeden Sterblichen, der dies vernimmt,

       Wahnsinn befällt, wenn er nicht plötzlich stirbt.

       Drauf, als sie kaum erzählt die Höllenmär,

       Alsbald mich festzubinden drohten sie

       An eines grausen Eibenbaumes Stamm,

       Daß ich so schnödem Tod verfallen sei.

       Dann schalten sie mich Ehebrecherin,

       Verbuhlte Gotin und die herbsten Worte,

       Die je ein Ohr im bittern Schmähn vernahm;

       Und kamt ihr durch ein Wunder nicht zum Glück,

       Sie hätten diese Rach an mir vollbracht.

       Rächt eurer Mutter Leben, liebt ihr mich,

       Sonst nenn ich nimmer meine Kinder euch.

      Demetrius (ersticht den Bassianus).

       Nimm dies zum Zeugnis, daß ich sei dein Sohn! –

      Chiron (durchsticht ihn gleichfalls).

       Der Stoß für mich, zum Zeichen meiner Kraft! –

      Lavinia.

       Ja, komm, Semiramis – nein, wilde Tamora!

       Kein Name ziemt dir, als der eigne nur! –

      Tamora.

       Gebt mir den Dolch, laßt eurer Mutter Hand

       An ihr vergelten eurer Mutter Schmach.

      Demetrius.

       Halt, Königin, hier ist noch mehr im Werk;

       Erst drescht das Korn, und dann verbrennt das Stroh.

       Dies Püppchen rühmte viel von ihrer Zucht,

       Von ihrem Ehgelübd und reiner Treu,

       So mit geschminkter Tugend trotzt sie Euch:

       Und nähme sie das alles mit ins Grab?

      Chiron.

       Wenn dies geschieht, müßt ich ein Hämling sein.

       Schleif ihren Gatten einer Höhle zu,

       Sein toter Leib sei Pfühl für unsre Lust.

      Tamora.

       Doch war der Honig euer, den ihr wünscht,

       Laßt nicht die Wesp am Leben, uns zu stechen.

      Chiron.

       Ich schwör Euch, Fürstin, ruhig sollt Ihr sein. –

       Kommt, Dame, jetzt gewaltsam rauben wir,

       Was Ihr so spröd und ängstlich habt bewahrt.

      Lavinia.

       O Tamora, du trägst ein weiblich Antlitz –

      Tamora.

       Ich will sie nicht mehr hören, führt sie weg!

      Lavinia.

       O liebe Herrn, ein Wort nur laßt mich sprechen!

      Demetrius.

       Vernehmt sie, schöne Frau! Sei's Euer Ruhm,

       Sie weinen sehn: doch bleib Eur Herz so hart

       Wie Kiesel, fühllos bei des Regens Guß.

      Lavinia.

       Wann lehrte je des Tigers Brut die Mutter?

       O lehr sie keinen Grimm, sie lehrt' ihn dich!

       Die Milch, die du gesogen, ward zu Marmor;

       Schon an der Brust empfingst du Grausamkeit.

       (Zu Chiron.) Doch sind nicht jeder Mutter Söhne gleich:

       Fleh du zu ihr um Mitleid für ein Weib!

      Chiron.

       Was! Sollt ich selber mich zum Bastard stempeln?

      Lavinia.

       's ist wahr, der Rabe brütet Lerchen nicht;

       Doch hört ich einst – (o fänd ichs nun bewährt),

       Bewegt von Mitleid ließ der Löwe zu,

       Daß man die königlichen Klaun ihm stumpfte;

       Der Rabe, sagt man, füttre Waisenkindlein,

       Derweil im eignen Nest sein Junges darbt.

       Oh, sei du mir, sagt auch dein Herz dir nein,

       Wenn auch so mild nicht, etwas doch gerührt! –

      Tamora.

       Ich weiß nicht, was das heißt; hinweg mit ihr!

      Lavinia.

       Ich lehr es dich: um meines Vaters halb,

       Der dir, dem Tod verfallen, Leben schenkte,

       Sei nicht verstockt; öffne dein taubes Ohr! –

      Tamora.

       Und hättst du selber nimmer mich gekränkt,

       Um seinetwillen bin ich mitleidlos.

       Gedenkt nur, Knaben, wie ich weint umsonst,

       Vom Opfer euern Bruder zu befrein;

       Doch nimmer gab der grimme Titus nach!

       Drum schafft sie fort, verfahrt mit ihr nach Lust;

       Je schlimmer, um so besser mir geliebt.

      Lavinia.

       O Tamora,


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