Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie. Carmen von Lindenau

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Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie - Carmen von Lindenau


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Zweimal am Tag zum Arzt, das war für einen Jungen in seinem Alter schon ein bisschen heftig.

      »Frau Dornapfel kommt jetzt zu Ihnen«, kündigte Sophia Danny die nächste Patientin an, nachdem Marius und seine Mutter gegangen waren und Danny sich einen Kaffee in der Küche geholt hatte.

      »Schicken Sie sie zu mir, danach können Sie Ihre Einkäufe erledigen und nach Hause zu Ihrer Mutter fahren«, sagte Danny.

      »Danke, Doktor Norden. Aber es sind noch drei Patienten. Vielleicht brauchen wir noch eine Blutabnahme oder es will jemand geimpft werden.«

      »Keine Sorge, ich kann Blut abnehmen und impfen«, entgegnete Danny lächelnd.

      »Ich weiß, aber es ist doch unsere Arbeit. Sie haben genug mit anderen Dingen zu tun.«

      »Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Sophia. Ich komme ganz bestimmt zurecht«, versicherte ihr Danny.

      »Also gut, ich nehme Ihr Angebot an. Danke, Doktor Norden. Herr Berheim, ihr letzter Patient, ist Selbstzahler. Sie müssten ihm die Rechnung ausstellen, falls er sie gleich haben will.«

      »Kann ich machen.«

      »Er hat mir übrigens gleich gesagt, dass er keine bevorzugte Behandlung wünscht und wartet, bis er an der Reihe ist. Ein echter Ausnahmefall, sonst muss ich Privatpatienten erst einmal erklären, dass es bei uns immer der Reihe nach geht. Es sei denn, es liegt ein Notfall vor.«

      »Keine Regel ohne Ausnahme«, sagte Danny und erinnerte sich an die Unterhaltung, die er am Morgen mit Olivia Mai geführt hatte, dass möglicherweise auch dieser Mann, der sie verfolgte, eine Ausnahme war und sich nicht an diese Regel hielt, in seinem vertrauten Umfeld zu bleiben.

      »Na gut, Herr Doktor, wenn ich Sie wirklich allein lassen kann, dann fahre ich jetzt zum Supermarkt.«

      »Tun Sie das, und grüßen Sie Ihre Mutter von mir«, sagte Danny und lief mit der Kaffeetasse, die er nur zur Hälfte gefüllt hatte, zu seinem Sprechzimmer.

      Sophia ging währenddessen ins Wartezimmer und rief Frau Dornapfel auf. Danach schaute sie in jeden Raum, ob ein Patient etwas vergessen hatte. Es kam fast täglich vor, dass Halstücher, Ketten oder Armbänder, die die Patienten während einer Untersuchung auszogen, liegenblieben. Sie und Lydia sammelten diese Sache ein und legten sie in einen verschlossenen Schrank in ihrem Umkleideraum, bis sie von den Eigentümern abgeholt wurden.

      An diesem Abend fand sie nur eine rote Baseballkappe im Ultraschallzimmer. Sie wusste gleich, dass sie Marius gehörte. Er hatte sie getragen, als er mit seiner Mutter in die Praxis gekommen war. Sie schloss die Kappe im Schrank ein und zog sich um.

      Bevor sie die Praxis verließ, warf sie noch einen Blick ins Wartezimmer. Frau Kastner, die als nächste an der Reihe war, hatte sich in eine Zeitschrift vertieft. Arnold Berheim, der letzte Patient an diesem Abend, stand am geöffneten Fenster, hatte sich ein Stück nach vorn gebeugt und seinen Kopf nach links gewandt.

      Vermutlich liebt er schöne Gärten, dachte Sophia, weil er aus diesem Winkel heraus genau auf den verträumten Garten von Olivia Mai schaute. Da sie inzwischen bemerkt hatte, dass sie ihr Handy zu Hause vergessen hatte, rief sie ihre Mutter noch kurz über das Festnetz der Praxis an, um ihr zu sagen, dass sie schon jetzt zum Supermarkt fuhr. Danach beendete sie ihren Arbeitstag und ließ Danny mit seinen Patienten allein.

      *

      Frau Dornapfel verließ erst nach zwanzig Minuten Dannys Sprechzimmer. Sie war wegen ihrer Arthrose im Knie gekommen und hatte ihm von ihrer bevorstehenden goldenen Hochzeit erzählt, für die sie unbedingt fit werden wollte. Statt noch stärkere Medikamente zu verschreiben, wie sie es von ihrem früheren Arzt gewohnt war, riet er ihr zur Krankengymnastik.

      »Geh, Herr Doktor, Gymnastik? Ich kann mein Knie doch kaum bewegen«, entgegnete Ursel Dornapfel sichtlich erstaunt über das Rezept, das er ihr gleich darauf in die Hand drückte.

      »Deshalb verschreibe ich Ihnen Gymnastik. Die Schmerzen werden meistens von den Muskeln verursacht, die einfach nicht genug gefordert sind und durch die Schonhaltung, die wir Menschen unwillkürlich bei Schmerzen einnehmen, noch mehr verkümmern«, erklärte ihr Danny.

      Lorenz Bergwald, ein junger Physiotherapeut, den er vor Kurzem kennenlernte, hatte bereits einigen Patienten geholfen, ihre Schmerzmittel zu reduzieren oder ganz abzusetzen. Danny hatte schon vor Längerem von erstaunlichen Erfolgen durch diese Form der Bewegung gehört. Schließlich gelang es ihm, auch Frau Dornapfel davon zu überzeugen, ihre Schmerzen mit Bewegung zu bekämpfen.

      Frau Kastner, die nach Frau Dornapfel in Dannys Sprechzimmer kam, klagte über Halsschmerzen. Da sie kein Fieber hatte und er auch keine Entzündung der Mandeln feststellen konnte, verschrieb er ihr etwas zum Gurgeln, riet ihr viel zu trinken und sich zwei drei Tage zu schonen.

      Nachdem auch Frau Kastner gegangen war, schaute er kurz aus dem Fenster, von dem aus er das Grundstück der Mais sehen konnte. Offensichtlich gibt es erste konkrete Hinweise auf Frau Mais Verfolger, dachte er.

      Vor dem Haus der Mais hatte eine graue Limousine angehalten. Die attraktive Frau in dem dunklen Hosenanzug, die auf der Fahrerseite ausgestiegen war, war Thea Seeger, Lydias Mutter. Wenn sie Olivia Mai persönlich aufsuchte, musste etwas Entscheidendes passiert sein.

      Er war sicher, dass ihm Ophelia nach der Sprechstunde einen Besuch abstatten würde, um ihn über den neuesten Stand der Ermittlungen gegen den Mann, der ihre Mutter belästigte, aufzuklären. Falls nicht, konnte er ja auf einen Sprung zu den Mais hinübergehen, um sich zu erkundigen, ob es Fortschritte in der Sache gab. Aber zunächst musste er sich um seinen letzten Patienten kümmern.

      »Herr Berheim, bitte«, sagte er, nachdem er auf die Ruftaste seines Haustelefons gedrückt hatte, das mit dem Lautsprecher im Wartezimmer verbunden war. Schmerzen scheinen ihn keine zu quälen, dachte er, als der Mann mit dem kurz geschnittenen Haar auf ihn zukam.

      Er war mittelgroß, und er konnte an seinem Körperbau und seinem Gang erkennen, dass er regelmäßig Kraftsport trieb. Die Anzughose, das maßgeschneiderte Hemd und die eleganten Schuhe verrieten ihm, dass der Mann sicher nicht jeden Cent zweimal umdrehen musste.

      »Nehmen Sie Platz«, bat er Arnold Berheim, der mit hoch erhobenem Kopf das Sprechzimmer betrat. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er ihn, nachdem er sich auf seinen Stuhl hinter den Schreibtisch gesetzt hatte und sein Patient auf dem Stuhl davor saß.

      »Ich fühle mich in letzter Zeit ziemlich erschöpft und hier überall habe ich Schmerzen«, sagte Arnold und beschrieb mit der rechten Hand einen Kreis über seinen gesamten Oberkörper. »Vielleicht lässt sich der Ausgangspunkt des Schmerzes durch Druckpunkte lokalisieren. Wäre das ein Ansatz?«, fragte er und sah Danny direkt an. So als erwartete er, dass er ihm widersprach.

      »Legen Sie sich bitte auf die Liege«, sagte Danny stattdessen. Dieser Mann war nicht der erste Patient, der ihm begegnete und der darauf aus war, einem Arzt zu beweisen, dass er mehr Ahnung von Medizin hatte als der Arzt selbst.

      Er hoffte, dass er möglichst schnell herausfand, was Arnold Berheim fehlte. Obwohl er nichts über diesen Mann wusste, ihm noch nie zuvor begegnet war, fühlte er sich in seiner Gegenwart irgendwie unwohl.

      *

      »Frau Seeger, gibt es Neuigkeiten?«, fragte Olivia überrascht, als sie die Tür nach dem Klingeln öffnete und die Kommissarin vor ihr stand.

      »Ja, die gibt es in der Tat. Darf ich reinkommen?«, fragte Thea.

      »Aber ja, gern, bitte«, sagte Olivia und trat zur Seite, um Thea Platz zu machen. »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Vielleicht einen Kaffee?«

      »Ein Kaffee wäre wundervoll. Ich habe heute noch bis zehn Uhr Dienst, da kann ich ein bisschen Coffein vertragen«, entgegnete Thea.

      »Nehmen Sie im Esszimmer Platz, ich bin gleich bei Ihnen. Wie trinken Sie Ihren Kaffee?«, wollte Olivia wissen.

      »Schwarz, ohne alles«, sagte Thea. »Schön haben Sie es hier«, stellte sie fest, während sie sich in dem Esszimmer umschaute, das nur durch ein Sideboard von der Küche getrennt war.


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