Die neue Praxis Dr. Norden 1 – Arztserie. Carmen Lindenau

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Die neue Praxis Dr. Norden 1 – Arztserie - Carmen Lindenau


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aushalten.

      Nachdem sie sich angezogen hatte, wollte sie noch etwas essen, aber sie hatte überhaupt keinen Appetit. Sie trank nur ein Glas Wasser, setzte sich auf den Balkon und legte ein Kühlpad auf das angeschwollene Knie. Während sie auf Lorenz wartete, beobachtete sie den Sperling, der auf ihrem Apfelbäumchen gelandet war und versuchte, mit seinem Schnabel ein Stück von einem Apfel zu ergattern. Sie ließ ihn gewähren. Der kleine Kerl bewies Mut, so etwas zu versuchen, obwohl sie nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt war.

      Ich war mutig und habe mir Nadeln ins Knie stechen lassen, aber vielleicht sind diese Nadeln daran schuld, dass es mir jetzt so schlecht geht, dachte sie. Ein paar Minuten später war sie fest davon überzeugt, dass es genauso war, dass die Akkupunktur diese Schmerzen ausgelöst hatte.

      Als Lorenz um kurz vor fünf an ihrer Haustür klingelte, bat sie ihn, nach oben zu kommen, weil sie sich ein bisschen unsicher auf den Beinen fühlte. »Könnte das die Akkupunktur ausgelöst haben?«, fragte sie ihn, als sie ihm die Wohnungstür öffnete und sie den langen Rock, den sie trug, hochzog, damit er ihr Knie sehen konnte.

      »Nein, eigentlich nicht«, entgegnete er und ging in die Hocke, um sich das Knie näher anzusehen. »Es fühlt sich heiß an, die Haut ist gerötet, und druckempfindlich ist es auch«, stellte er fest, nachdem er einen leichten Druck auf das Knie ausgeübt hatte und Franziska zusammenzuckte.

      »Das heißt?«, fragte sie und sah ihn an, als er sich wieder aufrichtete.

      »Es könnte eine Schleimbeutelentzündung sein. Vielleicht hat dein Knie doch etwas abbekommen, als du angefahren wurdest. Aber überlassen wir die Diagnose Doktor Norden«, sagte er und half Franziska, die Treppen hinunterzugehen.

      Franziska hatte sich gerade auf dem Beifahrersitz in Lorenz` Auto angeschnallt, und Lorenz wollte den Motor starten, als ihr Blick auf einen bulligen Mann fiel, der ein dunkelblaues Kapuzenshirt und eine dunkle Sonnenbrille trug und gerade in einen schwarzen Sportwagen stieg, der ein paar Meter von ihnen entfernt in einer Parklücke stand.

      »Ob er der Mann ist, den wir suchen?«, flüsterte sie, obwohl sie im Auto doch niemand außer Lorenz hören konnte.

      »Fragen wir ihn«, sagte Lorenz und wollte aus seinem Auto steigen, als gerade in diesem Moment ein Lastwagen in die Straße einbog und ihn daran hinderte, die Tür zu öffnen. Als der Lastwagen endlich vorbei gefahren war, war von dem schwarzen Sportwagen nichts mehr zu sehen. »Falls es dieser Mann war, wohnt er ganz offensichtlich in der Gegend. Wir müssen nur die Augen aufhalten, dann finden wir ihn«, versuchte Lorenz, Franziska zu trösten.

      »Ehrlich gesagt mache ich mir gerade mehr Sorgen um mein Knie als um diesen Mann«, sagte sie, weil ihr Knie auf einmal von schrecklichen Stichen gequält wurde.

      »Auch wenn es sehr wehtut, ich glaube nicht, dass es etwas Schlimmes ist«, versicherte ihr Lorenz und startete den Motor seines Wagens.

      *

      Als sie in der Praxis Norden eintrafen, war das Wartezimmer bereits leer und der letzte Patient vor ihnen verabschiedete sich von Danny.

      »Hallo, wie geht’s dir?«, wollte der junge Mann, der aus dem Sprechzimmer kam, von Lorenz wissen.

      »Alles gut, und bei dir?«

      »Mit dem Brotmesser abgerutscht.« Der junge Mann, der mindestens zwei Meter groß war, deutete auf den Verband an seiner rechten Hand. »Bis Samstag zum Spiel ist alles wieder okay, meint der Doc. Wir sehen uns«, sagte er und verließ die Praxis.

      »Spiel?«, fragte Franziska.

      »Handball, der Verein hat mich als Physiotherapeut für ihre Handballer engagiert.«

      »Das heißt, du musst zu jedem Spiel.«

      »Ja, schon, würde dich das stören? Ich hatte schon einige Beziehungen, die an diesem Einsatz für den Verein gescheitert sind.«

      »Ich finde Handball spannend. Dürfte ich denn hin und wieder mitkommen?«

      »Aber ja, jederzeit«, sagte Lorenz und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

      »Das ging schnell«, flüsterte Lydia Sophia zu.

      Die beiden standen nebeneinander hinter dem Tresen, hatten ihre Arme aufgestützt, ihr Kinn auf die zur Faust verschränkten Hände sinken lassen und ihre Blicke auf Lorenz und Franziska gerichtet.

      »Er war ihr Retter nach dem Unfall«, raunte Sophia Lydia zu.

      »Ihr beide dürft nach Hause gehen«, sagte Danny lächelnd, der sich vor ihnen aufbaute und ihnen die Sicht auf das junge Paar versperrte.

      »Das machen wir doch gern, Herr Doktor«, antwortete Lydia schmunzelnd.

      »Kommen Sie bitte mit mir«, bat Danny Franziska und Lorenz, ihm in sein Sprechzimmer zu folgen.

      »Über unseren Chef können wir uns wirklich nicht beschweren«, stellte Sophia fest, nachdem Danny die Tür zum Sprechzimmer hinter sich geschlossen hatte.

      »Nein, absolut nicht, besonders angenehm ist es, dass es keine Arztgattin gibt, die uns das Leben schwer macht. Das habe ich schon erlebt«, seufzte Lydia.

      »Das heißt aber nicht, dass du ihm lebenslange Einsamkeit wünschst, oder?«

      »Sophia, mal ehrlich, glaubst du, dass es für einen Mann wie ihn möglich ist, lange allein zu bleiben? Ich meine, er kann sich nicht vor allen Frauen in Sicherheit bringen, die es auf ihn abgesehen haben. Irgendwann kann er nicht mehr entkommen.«

      »Nein, vermutlich nicht«, gab Sophia ihrer Kollegin recht.

      »Was ist eigentlich mit dir? Du solltest dir auch mal ein bisschen Zeit für dich nehmen. Oder willst du für immer allein bleiben, Baronesschen?«, fragte Lydia mit einem spitzbübischen Grinsen.

      »Lydia, reiz mich nicht«, spielte Sophia die Beleidigte und huschte in den Raum neben der Küche, in dem sie sich vor und nach der Arbeit ­umziehen konnten.

      *

      Nachdem Danny Franziskas Knie untersucht hatte, bestätigte er Lorenz` Verdacht, es könnte eine Schleimbeutelentzündung sein.

      »Möglicherweise eine Folge des Unfalls. Vielleicht sind Sie während Ihres Sturzes doch auf Ihr Knie gefallen«, sagte Danny.

      »Aber es war doch gar nichts an meinem Knie zu sehen, nicht einmal ein kleiner Kratzer, und es tat auch nicht mehr weh als vorher. Andererseits, da es ohnehin wehtat, habe ich eventuell gar nicht gespürt, dass das Auto mich am Knie berührt hat oder dass ich draufgefallen bin«, stellte Franziska nachdenklich fest.

      »Eine Prellung macht sich nicht immer gleich bemerkbar.«

      »Muss ich mir jetzt Sorgen machen? Muss ich wieder Antibiotika schlucken?«, wollte Franziska von Danny wissen.

      »Nein, nicht unbedingt. Ich werde Sie ins Krankenhaus zur genaueren Abklärung der Beschwerden überweisen.«

      »Bitte nicht ins Krankenhaus. Da war ich lange genug«, entgegnete Franziska und verschränkte die Arme vor der Brust, um ihre Abwehr gegen seinen Vorschlag zu demonstrieren.

      »Keine Angst, Sie müssen nicht dortbleiben. Das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist die Punktion des Knies. Das heißt, falls sich zu viel Flüssigkeit angesammelt hat, wird sie herausgesaugt. Aber vielleicht ist das gar nicht nötig«, beruhigte Danny sie.

      »Und wenn jemand auf die Idee kommt, erneut eine Arthroskopie durchzuführen?«

      »Das wird nicht passieren, weil ich Sie in die Klinik überweisen werde, die meine Eltern leiten. Dort werden keine unnötigen Eingriffe durchgeführt«, versicherte er ihr.

      »Das heißt, Sie sind auch der Meinung, dass diese Arthroskopie, die mir das dicke Knie beschert hat, nicht nötig war?«

      »Nachdem ich Ihre Akte gründlich gelesen habe, bin ich davon überzeugt, dass eine Ultraschalluntersuchung ausreichend gewesen wäre.«

      »Vermutlich wurde eine mögliche Meniskusverletzung diagnostiziert,


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