Verwandlung feiern. Helmut Schlegel

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Verwandlung feiern - Helmut Schlegel


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Osterzeit: Sie beginnt als ein Umkehrweg, durchschreitet die Passion, in der Gott mit uns die Tiefenerfahrungen des Lebens und Sterbens teilt, bis er uns hinführt zur befreienden Klarheit des Ostermorgens und weiter zum inspirierenden Geschehen der Geistsendung.

      Möge dieses Buch dazu beitragen, dass sich Menschen im Glauben, Beten und Feiern hineinnehmen und verwandeln lassen in das Christusereignis, das uns befreien will aus der Müdigkeit und Resignation hin zu einem erlösten Glauben. Das Bild auf dem Cover dieses Buches – der Schmetterling, der nach einer Zeit der inneren Verwandlung aus dem Kokon hervorgeht, mag ein Symbol sein für das Geschehen, das wir jedes Jahr im Osterfestkreis feiern.

      Allen, die mir bei der Erstellung und Durchsicht der Texte geholfen haben – vor allem Dr. Rudolf Zwank von Verlag Friedrich Pustet und Ricarda Moufang – sowie all jenen, mit denen ich einen Teil dieser Gottesdienste in Heilig Kreuz, Frankfurt, vorbereiten und feiern durfte, sage ich Dank.

       Helmut Schlegel

       WIE PHÖNIX AUS DER ASCHE

       ASCHERMITTWOCH

       Vorbereiten

      imageVor der Kirche: eine Wanne mit Palmzweigen vom letzten Jahr

      imageIn der Kirche: ein Bild des „Phönix in den Flammen“ (12. Jahrhundert, Aberdeen Bestiarium)

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      Alle versammeln sich vor der Kirche und bilden einen Kreis. Die Zweige werden angezündet. Alle verweilen in Stille.

       Einstimmen

      Hier vor der Kirche begrüße ich Sie. Das mag Sie verwundern, gewöhnlich treffen wir uns nur in der Osternacht um das Feuer vor der Kirche. Heute verbrennen wir die Palmzweige vom letzten Jahr. Was vom Feuer bleibt, ist nur Asche. Beides gehört zusammen – Feuer und Asche. Und beide sind urreligiöse Symbole. Das Feuer steht für Energie und Leidenschaft. Und auch für den Heiligen Geist. Die Asche steht für Vergänglichkeit und Tod. Aber auch in der Asche steckt Zukunft. Darin sind wertvoll Mineralien enthalten. Viele Menschen tragen Asche in ihre Gärten und düngen damit den Boden. So wird aus Totem neues Leben.

       Segnen

      Gott, im Feuer hat dich Mose erkannt, als du im brennenden Dornbusch deinen Namen geoffenbart hast: Ich bin der ICH-BIN-DA. Im Zeichen des Feuers ist am Pfingstfest der Heilige Geist über die Jüngerinnen und Jünger gekommen. Für uns wird im Feuer das Geheimnis deiner Kraft und deiner Wärme spürbar. Segne dieses Feuer.

      Segne auch die Asche, die von den brennenden Zweigen übrigbleibt. Sie erinnert uns daran, dass alles vergänglich ist und sich wandelt.

      Im Zeichen des Kreuzes wird Asche auf unser Haupt gestreut. So erinnern wir uns an Jesus Christus, der wie wir den Weg alles Vergänglichen ging und den Tod auf sich nahm, um der Welt das Leben zu schenken. Er sei mit uns in den heiligen vierzig Tagen, die heute beginnen.

      Segne auch uns und erneuere uns in Jesus Christus, deinem Sohn, damit wir ihm ähnlich werden.

      Alle gehen schweigend in die Kirche und nehmen ihre Plätze ein.

       Hören

      Joh 12,20–26

       Vertiefen

      Dazu kann das Bild vom „Phönix in den Flammen“ ausgeteilt werden.

      In der Antike wurde in verschiedenen Kulturen – so in Ägypten, China und Griechenland – die Geschichte von einem wundervollen, einzigartigen Vogel erzählt. Der Vogel heißt Phönix. Er wird, so die Legende, aus den reinigenden Flammen des Feuers geboren. Das flammende Gefieder leuchtet in seinen goldenen, feuerroten und blauen Tönen. Der Vogel ist ein Symbol von Weisheit, von Gelassenheit und Urvertrauen. Aber auch der Phönix ist vergänglich. Wenn sich die Zeit seines Lebens zum Ende neigt, fliegt der Vogel am Abend in die Wüste hinaus und bereitet sich ein Nest in den grünen Wedeln der größten Palme. Zum Bau des Nestes verwendet er kostbare Gewürze und duftende Harze. Die ganze Nacht baut er und vollendet sein Nest mit der Morgendämmerung. Er beginnt zu singen, und der Gesang zieht die Strahlen der Sonne in seinen Bann. Diese aber entflammen das Nest und den unermüdlich singenden Feuervogel, der eingebettet in den Gerüchen aus Zimt, Weihrauch und Myrrhe unter Schmerzen dieses Leben verlässt. Schon nach drei Tagen wird aus der Asche ein neuer Phönix geboren. Der junge Vogel entsteigt ihr in strahlender Schönheit und fliegt in seine Heimat zurück.

      Warum erzähle ich Ihnen diese Legende? „Wie Phönix aus der Asche steigen“ – dies ist eine bekannte Redewendung. Sie besagt, dass es immer Hoffnung auf einen neuen Anfang gibt. Ja, dass sogar das Tote – dafür steht das Symbol der Asche – fruchtbar werden kann.

      Es wundert nicht, dass diese Legende von den Christen der ersten Jahrhunderte aufgegriffen wurde. Der wahre Phönix, sagten sie, ist Christus. Er hat sein Leben hingegeben. Er ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt, seine Gestalt verliert und stirbt. Aber das ist nicht das Ende. Christus steigt aus dem Grab und verheißt uns allen neues Leben. Wer ihm nachfolgt, wer wie er die Verwandlung auf sich nimmt, der geht mit ihm auch den Weg der Auferstehung.

       Um Erbarmen bitten

      Du, unser Gott, gib uns reinen Geist;

      gib uns deinen Atem, damit wir in allem dich sehen. Herr, erbarme dich.

      Du unser Gott, gib uns demütigen Geist;

      gib uns deine Liebe, damit wir uns öffnen und dich hören.

      Herr, erbarme dich.

      Du unser Gott, gib uns liebenden Geist;

      gib uns dein Wort, damit wir dir glauben und dich lieben.

      Herr, erbarme dich.

       (nach einem Text von Dag Hammarskjöld)

       Bezeichnung mit dem Aschenkreuz

       Die aus der Wanne vor der Kirche entnommene Asche wird vor den Augen der Gläubigen mit einem Sieb gereinigt und in eine oder mehrere Schalen gefüllt. Der*die Leiter*in zeichnet den Gläubigen mit Asche ein Kreuz auf die Stirn und spricht jedem*jeder zu:

      „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.

      Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,14)

       Bitten

      Christus, um eines bitten wir dich vor allem: Bleibe bei uns!

      imageBleibe bei uns! Wir sind müde vom Weg. Du bestärkst uns durch dein gutes Wort.

      imageBleib bei uns! Entmutigung schleicht in unsere Herzen ein. Du entflammst in uns neuen Mut durch die österliche Gewissheit.

      imageBleibe bei uns! Wir können oft nicht an unsere Berufung glauben. Du sendest uns, Zeugen deiner Auferstehung zu sein.

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