Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband). Arndt Ellmer

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Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband) - Arndt Ellmer


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      Irmina konzentrierte sich erst auf Zellen eines Organs im mittleren Körperbereich, die denen der menschlichen Leber entsprachen. Das war Routine. Mit ihrer Mutantenfähigkeit drang sie zielsicher in einen Zellkern ein, erfasste einen ganzen Zellstamm, ging gleich darauf ins Detail und löste eine Reizung aus, die zur Zellteilung führen sollte.

      Bei Skorsh passierte nichts.

      Das war keineswegs bedenklich. Es zeigte nur, dass es sich um eine nicht-menschliche Zelle handelte. Das war alles.

      Irmina konzentrierte sich auf die Armmuskeln, stellte eine ähnliche Untersuchung an und gruppierte einen kleineren Zellverband um. Sie löste eine spontane Wucherung aus, um mehr über den organischen Aufbau der Zellen zu erfahren. Skorsh hätte auch davon nichts merken dürfen ... aber der Animateur zuckte plötzlich mit den Gliedern. Irmina ließ augenblicklich von ihm ab.

      »... nur wer einmal die Elysischen Ringe von Erendyra mit eigenen Augen geschaut hat, nur wer durch die Heraldischen Tore von Siom Som gegangen ist, das Zentrum dieser Galaxis zu Fuß durchwandern durfte, wer das unbeschreibliche Glück hatte ...«

      »Halt ein, Stalker!«, kreischte Skorsh, am ganzen Körper bebend. »Was soll der Unsinn? Willst du, dass ESTARTU von Touristenströmen dieser Galaktiker überschwemmt wird?«

      Stalker lachte wie über einen guten Scherz. »ESTARTU bietet viel Raum für Besucher«, erläuterte er zu seinen Zuhörern. »Wir haben unzählige namenlose und unberührte Planeten, die wahre Paradiese sind ... Skorshs Horrorvision von aufdringlichen Touristen, die sich beim Betrachten der Wunder von ESTARTU gegenseitig auf die Zehen treten, ist nicht ernst zu nehmen. Als mein Widerpart kann er nicht anders. Er ist mein lebender Kontra-Computer. Keines der ESTARTU-Völker hat eine vergleichbare faszinierende Erfindung wie den Kontra-Computer hervorgebracht. Und dennoch haben unsere Zivilisationen vieles anzubieten, das für die Galaktiker von Interesse wäre. Da sind ...«

      Irmina zog sich wieder in den Mikrokosmos von Skorshs Metabolismus zurück. Sein Muskelkrampf war schnell abgeklungen. Womöglich war dieser Reflex gar nicht durch ihren Eingriff ausgelöst worden, sondern durch Stalkers Bericht.

      Sie konzentrierte sich auf Skorshs Gehirn und wollte nun schnell zu einem Ergebnis kommen. Während sie wie aus weiter Ferne Stalkers Schilderung der Wunder von ESTARTU vernahm, stieß sie mit ihrem Geist in das Gehirn seines Animateurs vor.

      Sie drang tiefer und tiefer vor ... ohne ans Ziel zu gelangen. Vor ihr war Leere. Wie weit sie auch tastete, die Gehirnzellen blieben für sie unerreichbar fern. Es war, als kreise sie wie ein Satellit um das Objekt ihres Interesses, ohne in dessen Schwerkraftfeld eindringen zu können.

      Irmina fühlte Augenblicke später Panik, weil sie erkannte, dass etwas sie gefangen hielt. Es war eine Kraft ähnlich der ihren, jedoch in einem anderen Frequenzbereich angesiedelt. Diese Kraft kam nicht von Skorsh, nicht von dessen Gehirn, das ihr mit einem Mal riesig erschien, es handelte sich um einen Psi-Strahl aus der Tiefe des Mikrouniversums.

      Irmina konzentrierte sich darauf und wanderte diesen psionischen Strang entlang, bis sie auf ein anderes ähnlich geformtes Objekt traf. Sie drang in jenes Gehirn ein – und auf einmal gab es keine Sperre mehr, sie konnte einzelne Zellen mit spielerischer Leichtigkeit erfassen, Zellkolonien umgruppieren und zur Wucherung veranlassen ...

      Jäh durchzuckte sie ein rasender Schmerz. Irmina erkannte, dass es ihr eigenes Gehirn war, in dem sie beinahe eine Kettenreaktion von Zellexplosionen verursacht hätte. Mit einem gellenden Aufschrei zog sie sich aus dem Mikrokosmos zurück – und fand sich in einer Welt der Dunkelheit wieder.

      Um sie waren aufgeregte Stimmen. Etliche Personen redeten durcheinander. Irmina konnte das Stimmengewirr kaum auseinanderhalten, das zum Summen eines Insektenschwarms anschwoll und schnell zum Kreischen wurde.

      »Sie wollte mich töten!«, zeterte Skorsh. »Sie hätte mich umgebracht.«

      »Red keinen Unsinn!«, wies Stalker seinen Animateur zurecht. Einfühlsam fügte er hinzu: »Es tut mir leid, Irmina, das wollte ich nicht. Als mir auffiel, dass du mit Skorsh etwas anstelltest, da handelte ich wie im Affekt.«

      »Bist du wieder in Ordnung, Irmina?«, fragte Fellmer Lloyd.

      »Wir müssen umgehend zur BASIS!«, drängte Gucky. »Der Warner scheint wiederauferstanden zu sein. Wir nehmen dich mit.«

      »Nein.« Irmina schüttelte vehement den Kopf. »Ich gehe an Bord der ÄSKULAP.«

      Von ihrem Virenschiff würde sie jede benötigte Hilfe bekommen, das wusste sie. Ohnehin ging es ihr schon besser. Allmählich kehrte auch ihr Sehvermögen zurück, und die Dunkelheit wich. Der Schmerz in ihrem Kopf klang ab.

      Stalker stand wie ein Häufchen Elend da. Skorsh hielt sich an seinem Becken fest und blickte Irmina zwischen Stalkers Beinen hindurch feindselig an. Sein v-förmiges Gesicht wirkte mehr denn je wie eine Teufelsfratze.

      »Willst du nicht doch zur BASIS mitkommen?«, erkundigte sich Gucky besorgt. Als Irmina das ablehnte, fügte er hinzu: »Diese schmerzvolle Lektion hätte eigentlich mir gebührt, nicht wahr, Stalker?«

      »Es war keine böse Absicht«, beteuerte der Gesandte von ESTARTU. »Ich muss einfach lernen, mich zu beherrschen.«

      »Wir haben schon verstanden.« Gucky griff nach Fellmer Lloyds Hand und teleportierte gemeinsam mit ihm.

      Erst da erkannte Irmina, dass zwei Medoroboter in Begleitung bewaffneter Sicherheitsleute in Stalkers Unterkunft eingedrungen waren.

      »Ich soll dich zu Galbraith Deighton bringen«, sagte der Wachkommandant zu ihr.

      »Ich setze mich später mit ihm in Verbindung«, widersprach Irmina. »Nicht jetzt.« Sie wollte zurück auf ihr Virenschiff, nichts anderes.

      9. Reginald Bull

      Die Heraldischen Tore von Siom Som:

      Die Mächtigkeitsballung ESTARTU hat zwölf benannte Wunder, in jeder ihrer Galaxien eines, obwohl alle diese Sterneninseln zudem eine Vielzahl wundersamer Phänomene der Natur, der Kunst und der Technik bieten können.

      Dies ist das zweite jener Wunder, wie du sie nirgendwo sonst in diesem Universum finden wirst, Sternenwanderer. Siom Som ist identisch mit der Galaxis NGC 4503, auf den ersten Blick eine Galaxis wie jede andere. Hier finden sich jedoch die ältesten Kulturen der Mächtigkeitsballung neben den jüngsten, aufstrebenden.

      Im Zentrum von Siom Som ist eine Kraft wirksam, die jegliche Raumfahrt unmöglich macht. Darum sind die Tore entstanden, die es dir erlauben, mit einem Schritt von Welt zu Welt zu gehen. Meisterarchitekten haben sie entworfen; geniale Ingenieure haben sie gebaut; begnadete Künstler haben sie mit Wappen geschmückt. Die heraldischen Symbole sind Ausdruck der Lebensphilosophie von ESTARTU. Sie sind Spiegel der ethischen und moralischen Werte, tragen die Stempel der Architekten, sind zugleich Siegel der Ingenieure und enthalten die Mentalprints der Künstler.

      Die Tore von Siom Som sind nicht nur Monumente der Technik und des Geistes, nicht nur eine einmalige Synthese von Kunst und Wissenschaft, sondern weit mehr. Sie sind der Pulsschlag des Lebens in dieser Galaxis und damit Bindeglieder zwischen allen zivilisierten Welten, völkervereinende Brücken, Symbole kosmischen Denkens.

      Geh hin, du vom Sternweh geplagter Galaktiker, und schaue selbst das zweite Wunder von ESTARTU! Lass dich Schritt für Schritt von Welt zu Welt tragen!

      Zuerst war die warnende Stimme nur in einem Hangar der BASIS erklungen. Sie mochte schon eine Weile genörgelt haben, bevor eine der technischen Inspektionsgruppen dort eintraf und mit dem Monolog empfangen wurde. Alle waren sich sofort einig, dass sie die Stimme des Warners hörten.

      Die Techniker informierten ihren Vorgesetzten, der mit Verstärkung und umfangreicher technischer Ausrüstung eintraf. Die Quelle der Warnerstimme war dennoch nicht aufzuspüren.

      »... ich sage: Hütet euch vor dem falschen Propheten, der das Blaue vom Himmel verspricht, aber nur Dämmerung zu geben hat. Bleibt auf dem rechten Weg. Schaut auf die Wegweiser und prüft,


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