Die Ritter der Elfenkönigin 5 - Der schwarze Ritter. Peter Gotthardt
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Peter Gotthardt
Die Ritter der Elfenkönigin
Fünftes Buch
Der schwarze Ritter
Illustrationen von Jan Kjær
aus dem Dänischen von Julia Pfeiffer
Carlsens stribede ist eine Serie spannender Bücher für Kinder, die schon seit einiger Zeit lesen können und auf der Suche nach gesteigerter sprachlicher Herausforderung sind.
Der Lesbarkeitsindex (LIX) in den Carlsens stribede Büchern variiert. Es sind jedoch alle leicht zu lesen. Da die Berechnung des LIX nicht immer alles über den Schwierigkeitsgrad eines Buches aussagt, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Lesbarkeit für die jeweilige Zielgruppe durch weitere Faktoren zu unterstützen. In der Gestaltung der Texte werden vorzugsweise leicht wiedererkennbare Wörter, sowie eine große, offene Schriftart verwendet.
Außerdem enthalten die Bücher viele Abbildungen, mit denen das leichtere Lesen unterstützt wird.
Das Reich der Elfenkönigin
Weit hinter dunklen Bergen und dichten Wäldern liegt das Reich der Elfen. Hier regiert die Elfenkönigin Veronica. Mitten auf einer der grünen Wiesen ragt ein mächtiger Felsen empor. Dort liegt das Schloss der Königin.
Im Schlossgarten wächst eine große Eiche, die ihre Zweige in alle Richtungen ausbreitet. Hier, im Schatten des Baumes, pflegt Königin Veronica zu sitzen, wenn sie gerade Hof hält. Vor ihrem Thron stehen Hofmänner und vornehme Damen, Ritter und Diener.
Die Königin ist für alle da, die ein Anliegen haben. Wenn jemandem Unrecht getan wurde, versucht sie es wieder gut zu machen. Wenn jemand in Not ist, wird ihm geholfen. Wenn ein Ungeheuer irgendwo im Königreich auftaucht, entsendet sie sogleich einen ihrer Ritter, um die Gefahr zu bannen.
Das Königreich wird von Rittern bewacht, denn den Elfen drohen viele Gefahren. Außerhalb des Landes liegt das Reich der Schatten, in dem dunkle Kräfte ihr Unwesen treiben.
Großer Trubel herrschte im Schlossgarten. Ritter und Knappen drängelten sich rund um den Troll Grobkorn. Selbst die Königin war anwesend.
Erst vor Kurzem war Grobkorn zu Ritter Juglans’ Knappen ernannt worden. Er war der erste Troll auf dem Schloss der Elfenkönigin. Deshalb waren jetzt alle neugierig und wollten sehen, was Grobkorn alles konnte.
An diesem Nachmittag zeigte er den Elfen, wie man ohne Waffen kämpfen kann.
„Trolle haben kein Gespür für Schwert und Speer“, erklärte er. „Waffen kann man leicht verlieren, Hände und Füße aber hat man immer bei sich. Und wenn’s mal drauf ankommt, kann auch die gute, alte Kopfnuss Wunder wirken. Jetzt zeig’ ich euch einen doppelten Fußtritt. Ich nenne ihn den ‚Zwei-Schwalben-fliegen-übers-Meer-Tritt‘. Gibt’s Freiwillige?“
Ritter Aculeus trat vor. In seinen Händen hielt er einen dicken Stock.
„Diesem neumodischen Geschwätz traue ich ganz und gar nicht“, sagte er. „Sagen wir, dieser Stock hier ist ein Schwert. Wenn ich dich am Hals oder an der Brust berühre, hast du verloren. In Ordnung?“
Grobkorn nickte. Er blieb ruhig stehen, während Aculeus mit erhobenem Knüppel auf ihn zustürmte.
In letzter Sekunde sprang Grobkorn schnurstracks hoch. Seine Beine schnellten in die Höhe wie eine angriffslustige Schlange. Aculeus bekam zwei zielsichere Tritte ab. Der eine schlug ihm den Stock aus der Hand, der andere traf ihn an der Seite, sodass er zu Boden fiel.
Die Zuschauer jubelten. Aculeus kam wieder auf die Beine und stöhnte: „Au, meine Rippen! Diesen Trick musst du uns beibringen.“
„Dein Knappe ist offenbar wirklich geschickt“, sagte die Königin zu dem jungen Ritter Juglans. „Gut, dass du ihn hierher gebracht hast.“
„Er hat mir mein Leben gerettet. Sein größter Wunsch war es schon immer, eines Tages Ritter zu werden“, sagte Juglans. „Das bin ich ihm schuldig.“
Im selben Augenblick kam beim Eingang Unruhe auf. Die Menge trennte sich, als ein Ritter in den Schlossgarten stürmte.
Der Ritter trug eine schwarze Rüstung mit vorgeschobenem Visier, das sein Gesicht verdeckte. Das Tier auf dem er ritt ließ die Leute erstarren. Ein riesengroßer Panther stand vor Ihnen – weiß wie Schnee und schnell wie der Wind.
Der schwarze Ritter sah sich in der Menge um und rief: „Ist der Falkenritter unter euch?“
Juglans, sein Wappen war ein Falke, trat vor. „Das bin ich“, sagte er. „Was suchst du hier?“
„Rache“, antwortete der schwarze Ritter. „Rache für meine Familie, die ein grausames Schicksal erfahren musste. Ich habe mein Zelt auf dem Feld hinter dem Schloss aufgeschlagen. Bist du ein ehrenhafter Ritter, kommst du morgen früh wenn die Sonne aufgeht hinaus und forderst mich zum Zweikampf heraus. Es wird ein Zweikampf um Leben und Tod!“
Die letzten Worte klangen kläglich, beinahe so, als ob sie der Ritter nicht aussprechen konnte.
Der Panther drehte sich um und verschwand mit seinem Reiter im Galopp.
Verwirrt starrte man dem fremden Ritter hinterher. Schon bald hörte man die Leute im Schlossgarten tuscheln. Wer war er? Woher kam er? Zu welchem Volk gehörte er?
„Ich muss dich sprechen“, sagte Königin Veronica zu Juglans. „Alleine.“
Er folgte ihr in den Obstgarten des Schlosses. Hier duftete es nach reifen Pflaumen und die Äpfel hatten rosige Bäckchen.
„Der schwarze Ritter hat dich zum Kampf aufgefordert“, sagte die Königin. „Kennst du ihn?“
„Sie“, verbesserte sie Juglans. „Als ich unlängst auf dem Weg nach Hause war, griff sie mich im Wald an. Ich konnte ihr Gesicht sehen, als ihr der Helm vom Kopf rutschte.“
„Sie griff dich an?“, wiederholte die Königin. „Aus welchem Grund? Und was ist ihrer Familie zugestoßen?“
„Ich habe keine Ahnung“, antwortete er. „Und ich weiß auch nicht, wer sie ist.“ Er seufzte tief.
„Du hast also ihr Gesicht gesehen?“, bemerkte die Königin. „Wie sieht sie denn aus?“
„Sie ist wunderschön“, sagte er. „So schön wie eine sternenklare Nacht.“
„Sie hat wohl Eindruck bei dir hinterlassen“, sagte die Königin mit einem Augenzwinkern. „Kannst du sie nicht ein bisschen näher beschreiben?“
„Ihre Haut ist weiß wie Marmor, und ihr Haar ist kohlrabenschwarz“, berichtete er. „Und ihre Augen funkeln wie Diamanten.“
„Eine Nachtelfin“, unterbrach ihn die Königin. „Sie leben also noch.“
„Eine Nachtelfin?“, wiederholte Juglans. Er kannte Nachtelfen nur aus Märchen und alten Liedern. Es hieß, dass sie in einem unterirdischen Reich im Inneren der Berge lebten. Aber außer, dass man sich vor ihnen in Acht nehmen müsse, wusste kaum jemand etwas über sie.
„Wer sind diese Nachtelfen eigentlich?“, fragte er.
Die Königin