Die Göttliche Komödie. Dante Alighieri

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Die Göttliche Komödie - Dante Alighieri


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an Theseus, zu erfüllen."

       "Wende dich um, die Augen schließe gleich!

       Wenn sie bei Gorgos Anblick offenständen,

       Du kehrtest nimmer in des Tages Reich!"

       Er sprachs und eilte, selbst mich umzuwenden,

       Verließ sich auch auf meine Hände nicht

       Und schloß die Augen mir mit seinen Händen.

       Ihr, die erhellt gesunden Geistes Licht,

       Bemerkt die Lehre, die, vom Schleir umgeben,

       In dich verbirgt dies seltsame Gedicht.

       Ich hört ein Krachen mächtig sich erheben

       Auf trüber Flut, mit einem Ton voll Graus,

       Daß die und jene Hüfte schien zu beben.

       Nicht anders war es, als des Sturms Gebraus—

       Wild durch der kalten Dünste Kampf mit lauen,

       Stürzt er durch Wälder, Äste reißt er aus,

       Durch nichts gehemmt, jagt Blüten durch die Auen;

       Stolz wälzt er sich in Staubeswirbeln vor,

       Und Hirt und Herden fliehn voll Angst und Grauen.

       Die Augen löst er mir. "Jetzt schau empor,

       Dorthin, wo du den schärfsten Rauch entquellen

       Dem Schaume siehst auf diesem alten Moor."

       Wie Frösche, sich zerstreuend, durch die Wellen

       Vor ihrem Feind, der Wasserschlange, fliehn,

       Bis sie am Strand in Scharen sich gesellen,

       So sah ich schnell, als einer dort erschien,

       Das Tor von den zerstörten Seelen leeren

       Und ihn mit trocknem Fuß den Styx durchziehn.

       Er schien den Qualm vom Antlitz abzuwehren,

       Vor sich bewegend seine linke Hand,

       Und dieser Dunst nur schien ihn zu beschweren.

       Ich sahs, er sei vom Himmel hergesandt.

       Zum Meister kehrt ich mich, doch, auf sein Zeichen,

       Neigt ich mich schweigend, jenem zugewandt.

       Mir schien er einem Zornigen zu gleichen.

       Er kam zum Tore, das sein Stab erschloß,

       Und ohne Widerstreben sah ichs weichen.

       "O ihr verachteter, vestoßner Troß!"

       Begann er an dem Tor, dem schreckensvollen,

       "Woher die Frechheit, die hier überfloß?

       Was seid ihr widerspenstig jenem Wollen,

       Das nimmermehr sein Ziel verfehlen kann?

       Wird er die Qual, wie oft, euch mehren sollen?

       Was kämpft ihr gegen das Verhängnis an,

       Obwohl eur Zerberus, ihr mögts bedenken,

       Mit kahlem Kinn und Halse nur entrann?"

       Dann sah ich ihn zurück die Schritte lenken.

       Uns sagt er nichts, und achtlos ging er fort,

       Als müsst er ernst auf andre Sorgen denken,

       Als die um kleine Ding am nächsten Ort.

       Worauf wir beide nach der Festung schritten,

       Nun völlig sicher durch das heilge Wort.

       Auch ward der Eingang uns nicht mehr bestritten;

       Und ich, des Wunsches voll, mich umzusehn

       Nach dieser Stadt Verhältnis, Art und Sitten,

       Ließ, drinnen kaum, das Aug im Kreise gehn,

       Und rechts und links war weites Feld zu schauen,

       Von Martern voll und ungeheuren Wehn.

       Gleichwie wo sich der Rhone Wogen stauen,

       Bei Arles, und bei Pola dort am Meer,

       Das Welschland schließt und netzt der Grenze Gauen,

       Grabhügel sind im Lande rings umher,

       Wo auf unebnem Grunde Tote modern;

       So hier, doch schreckte dieser Anblick mehr,

       Denn zwischen Gräbern sieht man Flammen lodern,

       Und alle sind so durch und durch entflammt,

       Daß keine Kunst mehr Stahl und Eisen fodern.

       Halboffen ihre Deckel allesamt,

       Und draus erklingen solche Klagetöne,

       Daß man erkennt, wer drinnen, sei verdammt.

       Und ich: Verkünde, Meister, wer sind jene,

       Die, hier begraben, sonder Ruh und Rast

       Vernehmen lassen solches Schmerzgestöhne?

       Und er: "Hauptketzer hält der Ort umfaßt,

       Und die den Sekten angehangen haben,

       In größrer Zahl, als du gerechnet hast-

       Denn Gleiche sind zu Gleichen hier begraben,

       Und mehr und minder glüht jedwedes Mal"—

       Er sprachs, worauf wir rechtshin uns begaben,

       Fortschreitend zwischen hoher Maur und Qual.

      Zehnter Gesang

      Fort ging nun, hier die Mauer, dort die Pein,

       Auf einem engen Pfad der edle Weise,

       Er mir voraus und ich ihm hinterdrein.

       Der du mich führst durch die verruchten Kreise,

       Sprach ich, ich wünsche, daß, wenn dirs gefällt,

       Dein Wort auch hier mich ferner unterweise.

       Darf man die sehn, die jedes Grab enthält?

       Die Deckel, offen schon, sind nicht dawider,

       Auch ist zur Wache niemand aufgestellt.

       "Iedweder Deckel sinkt geschlossen nieder,"

       Sprach er, "wenn sie gekehrt von Josaphat,

       Mitbringend ihre dort gelassnen Glieder.

       Wiss, Epicurus liegt an dieser Statt

       Samt seinen Jüngern, die vom Tode lehren,

       Daß er so Seel als Leib vernichtet hat.

       Befriedigung soll also dem Begehren,

       Das du entdecktest, dies Begräbnis hier,

       Sowie dem Wunsch, den du verschwiegst, gewähren."

       Und ich: Mein Herz verberg ich nimmer dir,

       Nur redet ich in bündig kurzem Worte,

       Und nicht nur jetzt empfahlst du solches mir.

       "Toskaner, du, der lebend durch die Pforte

       Der Feuerstadt, so ehrbar sprechend, drang,

       Verweil, ich bitte dich, an diesem Orte.

       ich erkenn an deiner Sprache Klang,

       Du seist dem edlen Vaterland entsprungen,

       Dem ich, ihm nur zu lästig, auch entsprang."

       Urplötzlich war dies einem Sarg entklungen,

       Drum trat ich etwas näher meinem Hort,

       Denn wieder war mein Herz von Furcht durchdrungen.

       "Was tust du? Wende dich!" rief er sofort,

       "Sieh grad empor den Farinata ragen,

       Vom Gürtel bis zum Haupte sieh ihn dort!"

       Ich, der auf sein Gesicht den Blick geschlagen,

       Sah, wie er hoch mit Brust


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