Die drei Kutter. Фредерик Марриет

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Die drei Kutter - Фредерик Марриет


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bekommt, ist eine junge Witwe namens Lascelles. Sie heiratete einen alten Mann, um Vater und Mutter gefällig zu sein, was wirklich sehr pflichttreu von ihr war. Sie wurde damit belohnt, daß sie als Witwe mit einem großen Vermögen zurückgelassen wurde. Da sie das erstemal ihren Eltern zuliebe geheiratet hat, will sie nun zu ihrem eigenen Vergnügen heiraten; aber sie ist noch sehr jung und hat gar keine Eile.

      Die junge Dame dort mit den sanften Gesichtszügen ist das ehrenwerte Fräulein Cecilia Ossulton. Sie ist lebhaft und verständig und kennt ihrer Natur nach keine Furcht; aber sie ist doch noch sehr jung, nicht älter als siebzehn, niemand weiß so recht, was mit ihr los ist – sie selbst am allerwenigsten.

      Dies ist also die Gesellschaft, die sich in der Kajüte der Jacht trifft.

      Die Mannschaft besteht aus zehn tüchtigen Matrosen, dem Steward und dem Koch. Dazu kommen der Kammerdiener von Lord B., der Diener von Herrn Ossulton und die Zofe von Fräulein Ossulton. Da für die übrige Dienerschaft kein Raum mehr war, ist sie an Land geblieben.

      Die Jacht macht jetzt Fahrt, alle ihre Segel sind gesetzt. Sie läuft zwischen Drake’s Island und dem Festland. Das Mittagessen ist angekündigt. Da der Leser einiges über die Vorbereitungen dazu erfahren hat, überlasse ich es ihm, zu entscheiden, ob es nicht sehr vergnüglich ist, sich auf einer Jacht zum Mittagessen niederzulassen. Die Luft hatte jeden hungrig gemacht, und erst nachdem abgedeckt war, wurde die Unterhaltung allgemein.

      „Herr Seagrove“, sagte Seine Lordschaft“, „Sie wären fast um ihre Seereise gekommen. Ich wartete seit Donnerstag auf Sie.“

      „Es tut mir leid, Mylord, daß Geschäfte mich daran hinderten, der freundlichen Aufforderung Eurer Lordschaft eher zu folgen.“

      „Kommen Sie, Seagrove, reden Sie keinen Unsinn!“ sagte Hautaine. „Sie haben mir selbst neulich gestanden, daß Sie nie in Ihrem Leben einen Prozeß geführt hätten.“

      „Was ein äußerst glücklicher Umstand ist“, erwiderte Seagrove, „denn wenn ich einen bekommen hätte, hätte ich nicht gewußt, was mit ihm anfangen. Es ist nicht meine Schuld, ich bin nur zum Vermittler geeignet. Aber ich hatte doch ein Geschäft, und obendrein ein sehr wichtiges: Ich wurde von Ponsonby aufgefordert, mit ihm zu Tattersall zu gehen, um meine Meinung über ein Pferd abzugeben, das er kaufen wollte, und ihn nach Forest Wild zu begleiten, um seine Sache vor seinem Onkel mit zu vertreten.“

      „Es scheint also, daß Sie doch als Anwalt verpflichtet wurden“, meinte Lord B. „Darf ich fragen, ob Ihr Freund seine Sache gewonnen hat?“

      „Nein, Mylord, die Sache ist verloren, aber er hat dafür einen Heiratsantrag gewonnen.“

      „Erklären Sie dieses Rätsel, mein Herr“, sagte Cecilia Ossulton.

      „Es ist so: Der alte Ponsonby ist sehr darauf bedacht, daß William Fräulein Percival heiratet, deren Gut an Forest Wild grenzt. Mein Freund William schätzt aber das Heiraten so sehr wie ich die Gesetze, und daher rührt der strittige Punkt.“

      „Aber weshalb wurden Sie denn mit herangezogen?“ fragte Frau Lascelles.

      „Weil Ponsonby, gnädige Frau, niemals ein Pferd kauft, ohne mich um Rat zu fragen ...“

      „Ich verstehe nicht den Zusammenhang, mein Herr“, bemerkte das ältere Fräulein Ossulton und warf ihren Kopf zurück.

      „Verzeihung, gnädiges Fräulein“, fuhr Seagrove fort, „es hat damit folgende Bewandtnis: Da ich sonst immer Ponsonbys Pferden ‚den Rücken zu decken‘ habe, hielt er es nur für recht und billig, daß ich es in diesem Fall auch mit ihm täte. Er forderte für sich einen besonderen Sachwalter, aber sein Onkel stellte ihn wegen eines Kapitalverbrechens vor Gericht und bewilligte ihm keinen Rechtsbeistand. Als wir angelangt waren und ich mich kaum in das Zimmer hineinkomplimentiert hatte, komplimentierte mich Herr Ponsonby auch schon wieder hinaus. Glücklicherweise war die Tür noch offen. – Aber nun möchte ich mir ein Glas Wein nehmen.“

      „Tun Sie das“, sagte Seine Lordschaft, „aber vergessen Sie nicht, daß wir begierig auf Ihre Geschichte sind.“

      „Ich kann Ihnen versichern, Mylord, es war wie auf dem Theater.“

      Es muß hier angemerkt werden, daß Herr Seagrove eine große Begabung für das Komische hatte; er war ein ausgezeichneter Mimiker und konnte seine Stimme fast beliebig verändern. Er pflegte eine Szene so vorzutragen, wie sie sich bei den betreffenden Leuten abspielte, und das gelang ihm bemerkenswert gut. Wenn er bei einer Sache, die er erzählen wollte, sagte „wie auf dem Theater“, wurde das allgemein von seinen Bekannten so aufgefaßt, daß er nun gebeten werden wollte, diese Sache vorzuspielen. Deshalb bat Cecilia Ossulton auch sofort: „Bitte, spielen Sie es doch, Herr Seagrove!“ Worauf Herr Seagrove – nachdem er vorausgeschickt hatte, daß er alles Geschehene nicht nur gehört, sondern auch gesehen habe – seine Stimme wechselte und, seine Vortragsweise dem Inhalt anpassend, folgendermaßen begann:

      „Das Stück könnte ‚7000 Morgen hinter einem Zaun‘ heißen.“

      (Wir werden die mimischen Bewegungen Herrn Seagroves nicht beschreiben, sie müssen aus seinen Worten gefolgert werden.)

      „Herr Ponsonby, der mit raschen Schritten im Zimmer auf und ab gegangen war, seine Hände unter dem Rock, so daß die Schöße einen halben Meter hinter ihm senkrecht herunterhingen, hielt plötzlich an, wandte sich an seinen Neffen und sagte: ‚Es wird dann, ohne zu lügen, der schönste Besitz im ganzen Land sein – 7000 Morgen hinter einem Zaun.‘

      ‚Ich gebe es zu, Onkel‘, erwiderte William, der sich in einem Lehnstuhl aus grünem Marokkoleder rekelte und mit dem Fuß auf den Boden klopfte, ‚aber da du es dir in den Kopf gesetzt hast, die beiden Güter mit einem Zaun einzufrieden, willst du, daß auch ich in einem Zaun eingefriedet werden soll.‘

      ‚Ein herrlicher Besitz wird es sein‘, antwortete Herr Ponsonby.

      ‚Was, Onkel? Das Gut oder die Frau?‘

      ‚Beides, Neffe, beides. Und ich erwarte deine Zustimmung.‘

      ‚Onkel, ich bin nicht habsüchtig. Dein jetziger Besitz genügt mir völlig. Mit deiner Erlaubnis möchte ich, anstatt den Besitz und mich selbst zu verdoppeln, dein alleiniger Erbe und ledig bleiben.‘

      ‚Bedenke, William, daß sich eine solche Gelegenheit wahrscheinlich in Jahrhunderten nicht wieder bietet. Wir werden Forest Wild in seinem früheren Umfang wiederherstellen. Du weißt, es wurde vor fast zweihundert Jahren geteilt. Wir haben jetzt eine glänzende und glückliche Gelegenheit, die beiden Güter wieder zu vereinigen, und wenn das geschehen ist, wird der Besitz genau das sein, was er war, als er unseren Torfahren von Heinrich VIII. zur Zeit der Reformation verliehen wurde. Dieses Haus hier muß abgerissen werden, nur das Kloster bleibt. Dann ist alles wieder, wie es war, und der Besitz ohne Lasten.‘

      ‚Ohne Lasten, Onkel! Du vergißt, daß eine Frau dabei ist.‘

      ‚Und du vergißt, daß 7000 Morgen hinter einem Zaun dabei sind.‘

      ‚In der Tat, Onkel, du läutest es zu oft in meine Ohren, als daß ich es vergessen könnte. Aber so gern ich der glückliche Besitzer eines solchen Gutes wäre, so wenig fühle ich mich geneigt, der glückliche Besitzer Fräulein Percivals zu sein, um so mehr, als ich diesen Besitz noch gar nicht gesehen habe.‘

      ‚Wir werden morgen mal hinüberreiten, William.‘

      ‚Nun gut, ich will in den nächsten Tagen mit dir kommen, da ich den Besitz ebensowenig wie Fräulein Percival kenne.‘

      ‚Ich kann dir verraten, daß es ein sehr hübscher Besitz ist.‘

      ‚Wenn er nur nicht hinter einem Zaun wäre!‘

      ‚In gutem Zustand, William. Das heißt, ich meine, eine gute Gemütsart hat sie.‘

      ‚Das ist wertvoll in der Ehe.‘

      ‚Und wohlkultiviert – ich wollte sagen, wohlerzogen von ihren drei ledigen Tanten, wahren Musterbildern an Schicklichkeit und Anstand.‘


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