Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper


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waren, der dreieckige Castorhut sein Haupt überragte, so konnte er, da beide in ihrer Statur nicht zu verschieden waren, beim Sternenlicht wohl für den Sänger gelten. Sobald diese Vorkehrungen getroffen waren, wandte sich der Kundschafter an David und gab ihm zum Abschiede seine Verhaltungsregeln.

      »Seyd Ihr von Natur sehr furchtsam?« fragte er ihn mit derbem Freimuth, um sich erst das ganze Verhältnis angemessen klar zu machen, ehe er eine bestimmte Vorschrift zu geben wagte.

      »Meine Bestrebungen sind friedlich und meine Gemüthsart, wie ich in Demuth glaube, neigt sich hauptsächlich zur Milde und Liebe,« versetzte David, etwas verletzt durch diesen unmittelbaren Angriff auf seine Männlichkeit; »aber Keiner kann mir nachsagen, daß ich selbst in den größten Nöthen mein Vertrauen auf den Herrn verloren hätte.«

      »Die Hauptgefahr wird Euch in dem Augenblick drohen, wo die Wilden finden werden, daß sie betrogen sind. Schlägt man Euch da nicht auf das Haupt, so schützt Euch Euer Geisteszustand; und Ihr könnt dann mit gutem Grund erwarten, in Eurem Bette zu sterben. Wenn Ihr bleibt, so müßt Ihr Euch hier in den Schatten setzen und Uncas’ Rolle übernehmen, bis die schlauen Indianer den Betrug entdecken: dann wird, wie ich schon erwähnt, Euer Prüfungsstündlein kommen. So wählt denn selbst, ob Ihr einen Lauf mitmachen oder hier bleiben wollt.«

      »Das letztere!« antwortete David entschlossen; »ich will an der Stelle des Delawaren hier bleiben. Tapfer und edelmüthig hat er für mich gekämpft; soviel und noch mehr will ich für ihn thun.«

      »Ihr habt wie ein Mann gesprochen, und wie Einer, der unter weiserer Zucht wohl Größeres geleistet hätte. Drückt Euern Kopf herab und zieht Eure Beine ein; ihre Beschaffenheit möchte sonst die Wahrheit zu früh an den Tag bringen. Schweigt, so lang Ihr könnet; und wenn Ihr sprecht, so war’ es am klügsten, sogleich einen Eurer lauten Gesänge anzustimmen: dies wird die Indianer daran erinnern, daß Ihr nicht so zurechnungsfähig wie andere Menschenkinder seyd. Wenn sie euch aber den Skalp abziehen, wiewohl ich hoffe und glaube, daß sie dies nicht thun werden, so verlaßt Euch darauf, daß Uncas und ich es ihnen gedenken und Euch rächen, wie’s ächten Kriegern und treuen Freunden ziemt.«

      »Halt!« sprach David, als er merkte, daß sie ihn mit dieser Zusicherung verlassen wollten; »ich bin ein unwürdiger und geringer Nachfolger Dessen, der nie den verdammlichen Grundsatz der Rache predigte. Sollte ich fallen, so bringt meinen Manen kein Opfer; verzeiht vielmehr meinen Verderbern; und wenn Ihr überhaupt an sie denkt, so sey es nur im Gebet um Erleuchtung ihres Geistes und um ihr ewiges Heil.«

      Der Kundschafter zögerte und schien in Nachdenken versunken.

      »Das ist ein Grundsatz,« sprach er, »nicht wie man ihn in den Wäldern hat, und doch schön und edel, und sehr beherzigenswerth.« Mit einem schweren Sehnsuchtsseufzer, einem der letzten vielleicht nach dem Leben, das er so lange schon verlassen hatte, fuhr er fort: »ich möchte sehr gerne selbst ihm nachleben, als Einer, der keinen unächten Blutstropfen in seinen Adern hat; er ist aber nicht immer so leicht bei einem Indianer zu befolgen, wie bei einem Mitchristen. Nun, Gott segne Euch, Freund; Ihr seyd, glaub’ ich, nicht eben auf einer falschen Fährte, betrachtet man die Sache recht, wenn Ihr die Ewigkeit Euch immer vor Augen haltet. Freilich kommt viel auf die Naturgaben an und die Stärke der Versuchung.«

      Mit diesen Worten kehrte der Kundschafter um und schüttelte David herzlich die Hand. Nach dieser Freundschaftsbezeigung verließ er, von dem neuen Darsteller des Bären begleitet, die Hütte.

      Sobald sich Hawk-eye unter den Augen der Huronen befand, richtete er seine hohe Gestalt nach der unbeholfenen Weise Davids empor, reckte seinen Arm aus, als ob er den Takt angeben wollte und begann eine Art Nachahmung seines Psalmgesangs. Zum Glück für den Erfolg dieses mißlichen Versuchs hatte er es mit Ohren zu thun, die an den süßen Wohlklang harmonischer Töne wenig gewöhnt waren: sonst hätte sich dieses klägliche Beginnen unfehlbar entdeckt. Sie mußten in eine gefährliche Nähe mit der dunkeln Gruppe der Wilden gelangen, und je mehr sie heranschritten, desto lauter ertönte des Kundschafters Stimme. Als sie zunächst an den Feinden waren, streckte der Hurone, welcher englisch sprach, den Arm aus und hielt den vermeintlichen Singmeister an.

      »Der Hund von Delawarer –« sprach er, sich vorwärtslehnend, um den Ausdruck des Andern durch das Dämmerlicht zu erkennen: »fürchtet er sich? Werden die Huronen Seufzer von ihm hören?«

      Ein so entsetzlich natürliches Brummen aber erscholl in diesem Augenblick aus dem Bärenrachen, daß der junge Indianer seinen Mann losließ und bei Seite fuhr, als wollte er sich erst überzeugen, ob, was vor ihm hertrollte, ein wirklicher Bär oder eine Nachahmung sey, Hawk-eye, in der Furcht, seine Stimme möchte ihn den schlauen Feinden verrathen, benutzte die Unterbrechung mit Freuden zu einer neuen musikalischen Produktion, die in der Sprache der verfeinerten Gesellschaft ohne Zweifel ein Höllenlärm genannt worden wäre. Bei seinen jetzigen Zuhörern aber gab es ihm nur einen Anspruch mehr auf die Achtung, welche sie Solchen, die ihrer Meinung nach geisteswirr sind, nie versagen. Der kleine Indianerhaufe zog sich zumal zurück und ließ den vermeintlichen Beschwörer mit seinem begeisterten Gehülfen weiter ziehen.

      Es war keine geringe Aufgabe für Uncas’ und des Kundschafters Seelenstärke, den langsamen, gravitätischen Schritt beizubehalten, den sie längs der Wohnhütten angenommen hatten, besonders, als sie gleich darauf gewahrten, daß die Neugierde bei den Wächtern die Oberhand über die Furcht gewonnen hatte, so daß sie sich der Hütte näherten, um Zeugen der Wirksamkeit der Bezauberungen zu seyn. Die geringste unüberlegte oder ungeduldige Bewegung Davids konnte sie verrathen, und für die Sicherheit des Kundschafters bedurfte es nothwendig einiger Zeit. Der laute Gesang, den der Letztere gerathen fand fortzusetzen, zog verschiedene neugierige Gaffer unter die Thüren der Hütten, an denen sie vorübergingen, und ein-oder zweimal führte Aberglaube oder Wachsamkeit einen finsterblickenden Krieger quer über ihren Pfad. Sie wurden jedoch nicht angehalten. Die Dunkelheit der Nacht und die Keckheit des Wagestücks waren ihre besten Verbündeten.

      Die Abenteurer hatten das Dorf hinter sich und näherten sich nun rasch dem Schutze der Wälder, da ließ sich aus der Hütte, in welcher Uncas bewacht worden war, ein lautes, anhaltendes Geschrei vernehmen. Der Mohikaner stand auf seine Beine und schüttelte sein zottiges Kleid, als ob das Thier, welches er darstellte, eine verzweifelte Anstrengung machen wollte.

      »Halt!« sprach der Kundschafter, seinen Freund an der Schulter greifend, »laß sie noch einmal schreien; es war nichts als ihre Verwunderung!«

      Sie hatten keinen Grund zu zögern: im nächsten Augenblick erfüllte ein neues Geschrei die Lüfte und lief durch das ganze Dorf. Uncas warf seine Haut ab und schritt in seinem eigenen schöngeformten Gliederbaue weiter. Hawk-eye schlug ihn leicht auf die Schulter und glitt voran.

      »Jetzt mögen die Teufelskinder unsere Fährte finden!« sagte der Kundschafter, indem er zwei Büchsen mit allen nöthigen Erfordernissen unter einem Busch hervorzog, seinen Wildtödter schwang und Uncas die andre Waffe hinhielt; »zwei wenigstens laufen dem Tode in die Arme.«

      Gleich Jägern, die des Wildes harren, ihre Gewehre niederhaltend, eilten sie fort und waren bald in der Dunkelheit des Waldes begraben.

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