Perry Rhodan 3091: Erdmantel. Susan Schwartz
Читать онлайн книгу.Genuthu sah sie mit seinen hellen Augen an. »Ich ahne, was du damit meinst.«
Anzu lächelte matt.
»Ich bin müde«, sagte der Thesan. »Ich glaube, ich halte nicht lange durch, ehe ich wieder schlafe und ...« Er brach ab, ließ den Rest unausgesprochen. Ob er wohl davon ausging, nie mehr aufzuwachen? »Darum werde ich euch sagen, was ihr wissen müsst. Die Candad-Suil haben ihre Sonde ins Innere dieses Planeten geschickt, um die Station der Staubfürsten zu finden. Und danach unter Beobachtung zu nehmen. Daher wurden die Sensoren auf euer Fahrzeug aufmerksam. Die Maschinen wollen euch von der für sie feindlichen Einrichtung fernhalten.«
»Wie ist die Anti-Hyperstrahlenquelle gesichert?«, fragte Rhodan.
»Ich war nicht dort«, antwortete Zaradon Genuthu. »Ich halte aufgrund meiner Erfahrungen alles für möglich. Dass sie sich darauf verlassen, dass sowieso niemand dorthin vordringen kann ... oder dass Unmengen waffenstrotzender Verteidigungsanlagen aufgeboten werden. Die Wasserschatten-Roboter können ohnehin in der gesamten Sonde auftreten. Mit ihnen habt ihr ja Bekanntschaft gemacht.«
»Wir rechnen also am besten mit allem«, sagte Anzu. »Aber wenn die Candad-Suil diese Beobachtungssonde geschickt haben, wieso wussten wir nichts davon?«
Rhodan drehte sich zu ihr um. »Weil sich die Sonde seit einer Ewigkeit dort befindet – richtig?«
»Das vermute ich ebenfalls.« Der Thesan sah endgültig zu Tode erschöpft aus.
»Er muss schlafen!«, drängte Shiviob. »Wir dürfen ihn nicht länger ...«
»Ja«, sagte Genuthu. »Vielleicht kann ich ein zweites Mal erwachen und mehr berichten über mich und Jathao Vanoth und unsere Forschungen zu den Höheren Wesenheiten in dieser und der anderen Hälfte des Dyoversums. Aber für den Augenblick noch eines – wenn ihr angreift, werden die Maschinen euch vernichten wollen, und ihnen stehen weitere Möglichkeiten zur Verfügung. Euer Ziel muss sein, nicht nur die Anti-Hyperstrahlenquelle zu zerstören, sondern die gesamte Sonde der Candad-Suil.«
»Diese Station ist zu groß!«, gab Anzu zu bedenken.
»Ich habe nicht behauptet, dass es einfach wäre.« Der Thesan gab eine Art dumpfes Räuspern vor sich, vielleicht sein Äquivalent eines humorlosen Lachens. »Es gibt eine Zentrale, deren Technologie mit Schutzschirmen dafür sorgt, dass die umgebenden Gesteinsmassen die Sonde nicht zerquetschen. Sie liegt in der Nähe des Ortes, wo ihr mich auf dem Sockel gefunden und befreit habt. Vernichtet die Zentrale, dann wird euer Heimatplanet wahrscheinlich automatisch den Rest erledigen.«
Die letzten Worte waren kaum noch zu verstehen. Zaradon Genuthu hatte das Bewusstsein verloren.
*
»Bereit?«, fragte Iwa Mulholland wenige Minuten später. Sie streckte beide Hände aus; eine ergriff Perry Rhodan, die andere nahm Anzu.
Sie alle drei trugen SERUNS, an deren Rückseiten Behälter mit den fertiggestellten Bomben befestigt waren. Darin lagen jeweils fünf Stück. Sie sollten vor Ort so platziert werden, dass sie eine Kettenreaktion auslösten. Vier bis sechs bei der Anti-Hyperstrahlenquelle, der Rest bei und in der Zentrale.
Natürlich hatten sie überlegt, auf den Einsatz bei der Quelle zu verzichten, sich jedoch dagegen entschieden – sie mussten diese Waffe dringend ausschalten. Falls sie einen möglichen Einsturz der Sonde überstand, würde das Gäonautikum weiterhin festsitzen. Ein Risiko, das sie nicht eingehen durften.
»Bereit«, sagte Rhodan.
Auch Anzu bestätigte.
»Ich bringe uns an den Standort der Anti-Hyperstrahlenquelle«, kündigte Iwa Mulholland an. Den exakten Punkt hatte sie noch in der Sonde aus Zaradon Genuthus Gedanken entnommen, würde ihn also mit einiger Wahrscheinlichkeit direkt anpeilen können.
Die Teleportation verlief wie beim ersten Mal. Für Anzu schien keine Zeit zu vergehen, obwohl sie wusste, dass Iwas Wehgang genau zwei Minuten und neun Sekunden in Anspruch nahm. Diese Zeitspanne verbrachte Anzu als Passagierin ohne Bewusstsein, während die Mutantin sie und Rhodan mit sich schleppte.
Sie rematerialisierten in der Sonde der Candad-Suil.
Obwohl sie diesen Teil des Gebildes nicht kannten, bemerkte Anzu sofort, dass sie sich in der Station aufhielten – sie standen in derselben Umgebung wie überall sonst in diesem Labyrinth aus Korridoren und Hallen.
Mattes, erschöpftes Licht in einem Gang aus fahlen Wänden, 1,55 Meter in der Breite, aber erstaunliche 33,31 Meter hoch. Die Positronik des SERUNS maß diese Daten ebenso wie die Außentemperatur von exakt 61,2 Grad Celsius.
Iwa ächzte und ging in die Knie. Rhodan nahm den Kampfanzug der Mutantin in Parallelsteuerung, um ihr über die notwendige Erholungspause von zwei Minuten nach einem Wehgang zu helfen.
Wenige Meter vor ihnen unterbrach etwas die Monotonie. Dort weitete sich der Korridor um etwa das Doppelte, und darin stand eine Maschine.
Zumindest hielt es Anzu für eine Maschine.
Sie versuchte das Gebilde genauer anzusehen, doch der Anblick verwirrte sie so sehr, dass ihr Verstand sich weigerte, klare Formen zu erkennen. Sie konnte das Gebilde nicht fixieren, sah nur, dass es aus mehreren würfelartigen Blöcken eines schwarzen Materials bestand.
Stattdessen nahm sie das marginale Detail wahr, dass der SERUN die neue Breite des Korridors mit 2,4025 Metern angab, und ihr analytisch arbeitender Verstand begriff, dass es sich dabei um 1,55 mal 1,55 Meter handelte; ein weiterer Beweis für den exakten, strengen Aufbau der Sonde.
Sie sah wieder hin. Erkannte sie tatsächlich Würfel? Falls das zutraf, wieso gab es nur derart schmale, gedrungene Winkel? Und wenn das so war, weshalb konnte es sich dann quaderförmig präsentieren?
Der Anblick verwirrte sie völlig.
Am Rand des geweiteten Korridors, dicht an der Wand, tropfte Wasser von der Decke.
Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie auf die Maschine starrte, die sie für die Anti-Hyperstrahlenquelle hielt. Die automatische Zeitanzeige, die der SERUN neben den allgemeinen Messdaten auf die Innenseite der Sichtscheibe ihres Helms projizierte, bewies jedoch, dass sie erst vor zehn Sekunden angekommen waren.
Und mehr Zeit benötigten auch die Wasserschatten-Roboter der Candad-Suil nicht, um zum Angriff auf die Eindringlinge überzugehen.
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