Uniquely Us. A.M. Arthur
Читать онлайн книгу.etwas getrunken. Ich konnte seiner Körpersprache entnehmen, dass er Interesse an mir hatte, was sowohl aufregend als auch beängstigend war.«
Dell war nicht in der Lage, Körpersprache zu lesen. Er hatte es während seiner Highschoolzeit meistens übersehen, wenn ein Mädchen mit ihm geflirtet hatte. »Warum war es sowohl aufregend als auch beängstigend?«
»Aufregend, weil es schon so lange her war, dass mich jemand geküsst hatte, und noch länger, seitdem ich mit jemandem Sex hatte. Einige Leute im Ace-Spektrum stehen überhaupt nicht auf Sex, andere hingegen schon. Ich mag Sex, aber es fällt mir schwer, jemanden zu finden, dem es nicht um Erst ficken, dann reden geht, denn das funktioniert für mich einfach nicht.«
»Das verstehe ich.«
»Und genau deshalb war es auch beängstigend. Es wäre ganz leicht gewesen, es einfach zuzulassen und es zu treiben, aber ich hätte mich hinterher schuldig gefühlt. Ich bin niemand für eine schnelle Nummer. So funktioniere ich nicht.«
»Ich verstehe dich besser, als du ahnst«, sagte Dell. Das Eingeständnis war ihm ein wenig peinlich, aber es schien Taro weiter zu entspannen.
Taro lächelte. »Ich schätze, das tust du. Marty hat mich aufgezogen, was Küsse beim ersten Date angeht, und ich habe gesagt, dass ich damit einverstanden bin. Auch wenn ich es im Nachhinein wohl nicht war. Ein kurzer Kuss auf die Lippen vielleicht, aber es wurde intensiver, als ich angenehm fand.«
Unerwarteter Ärger brachte Dell zum Kochen. »Ich dachte, du hättest gesagt, dass er dir nicht wehgetan hat.«
»Er hat mir körperlich nicht wehgetan«, sagte Taro fest. »Der Kuss wurde zu heftig und ich bin in Panik geraten. Ich wollte aufstehen, bin über meine eigenen großen Füße gestolpert und hab mir das Gesicht am Couchtisch angeschlagen. Das war mir so peinlich, dass ich abgehauen bin, und dann habe ich mich so geschämt, dass ich jeden ausgeschlossen habe, inklusive Cris und dir. Das tut mir leid.«
Dell wollte durch sein Handy hindurchgreifen und Taro eine Form von körperlichem Trost anbieten, aber er war nicht sicher, ob das selbst dann erwünscht gewesen wäre, wenn sie sich im selben Raum befunden hätten. Alles, was er tun konnte, war, Taro zu ermuntern, mit ihm zu reden. »Warum dachtest du, dass du dich vor uns verstecken musst? Besonders vor Cris? Er ist dein bester Freund.«
Taro stieß verzweifelt die Luft aus. »Ich wusste, dass Cris den Alphawolf raushängen lassen und versuchen würde, alles wieder hinzubiegen. Außerdem hat er schon genug mit Jake und Chet zu tun, sodass es nicht gut gepasst hat, als ich davon erzählt habe. Es kam mir so dumm vor überzureagieren, nur weil man während eines Kusses berührt wird.«
»Aber für dich ist es nicht dumm und für mich auch nicht. Ich hätte genauso reagiert, wenn ich einem Kuss zugestimmt hätte und der Typ auf einmal an mir herumtatscht.« Dells Magen verkrampfte sich. Er hatte die Worte ausgesprochen, ohne darüber nachzudenken, aber damit im Grunde zugegeben, dass er sich von einem Mann küssen lassen würde. »Es, hm, ist nicht wichtig, ob Marty ein netter Kerl ist, er ist zu weit gegangen. Du hast ein Recht darauf, entsprechend zu reagieren, Taro.«
»Danke. Cris hat etwas Ähnliches gesagt. Ich bin froh, dass er hergekommen ist und mir geholfen hat zu erkennen, dass es nicht meine Schuld war. Ich meine, klar, ich bin gestolpert, aber Marty hat meine Grenzen nicht respektiert. Ich habe ihm schließlich geschrieben, nachdem Cris gegangen ist. Ich habe ihm gesagt, dass es mir gut geht, aber dass ich lieber mit ihm befreundet wäre, als mehr anzusteuern. Er meinte, er wäre damit einverstanden.«
»Glaubst du ihm?«
Taro zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen bei einer Textnachricht. Ich schätze, wenn er das nächste Mal reagiert, wenn ich mich bei ihm melde, werde ich es wissen. Allerdings hat er etwas Merkwürdiges gesagt, als ich vor Scham aus seiner Wohnung geflüchtet bin.«
»Was denn?«
»Irgendetwas wie Warum laufen ausgerechnet mir immer die Seltsamen über den Weg?«
Dell knurrte, ein Instinkt, der ihn überraschte.
Taro hob eine Braue, ging jedoch nicht darauf ein. »Ich gebe zu, dass ich seltsam bin. Ich habe akzeptiert, dass ich mich von den meisten anderen Männern unterscheide. Aber ich frage mich, wen der arme Kerl sonst noch aufreißen wollte, nur um an Persönlichkeitsmacken zu scheitern.«
»Schwer zu sagen.« Es war Dell egal. Er hasste es, dass Taro von dem Typ verletzt worden war, egal wie indirekt. »Aber Taro, geht es dir gut? Im Ernst jetzt.«
»Ja. Ich verspreche es. Ich habe angerufen, um dir zu sagen, dass ich in Ordnung bin und dass es mir leidtut, dass ich dich ausgeschlossen habe. Das war unglaublich unfair und ich kann mir höchstens vorstellen, was du jetzt von mir denken musst.«
»Um ehrlich zu sein, habe ich nicht schlecht von dir gedacht.« Taro war aufrichtig, also schuldete Dell ihm dasselbe. »Ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht.«
»Hast du nicht, ich schwöre es. Das geht ganz auf meine Kappe und die meines wirren Hirns. Wie schon gesagt, ich musste zu meinen vertrauten Routinen zurückkehren und du bist ein so neuer Teil meines Lebens, dass ich im ersten Moment dachte, es wäre das Richtige, dich auszuschließen. Auch wenn mir klar war, dass ich das in dem Augenblick brauchte, habe ich mich deshalb furchtbar gefühlt. Besonders, wenn du dachtest, dass du etwas falsch gemacht hast, obwohl das gar nicht der Fall war.«
»Es hilft, dass du das sagst.«
Irgendwie gelang es Taro, Dell mit seinem stechenden Blick durch das Handy hinweg festzunageln. »Aber glaubst du mir auch? Du hast nichts falsch gemacht, Dell.«
Selbstzweifel lagen im Kampf mit Taros entschlossener Feststellung. Dell blieb verwirrt zurück. »Ich möchte dir glauben.«
»Aber du hast damit Schwierigkeiten wegen…« Taros Miene wurde sanfter. »… der Freundschaft, von der du glaubst, dass du sie letztes Jahr ruiniert hast.«
»Ich habe sie ruiniert. Dazu stehe ich. Aber ich schätze ja. Ich bin davon ausgegangen, dass dein Schweigen meine Schuld ist, weil ich damals Fehler gemacht habe. Es tut mir leid, dass ich alles auf mich bezogen habe, während es dir schlecht ging. Ich wünschte, ich hätte dir helfen können.«
»Glaub mir, Cris geht es ebenso. Er hat eine Weile gebraucht, um zu begreifen, dass das Eindringen in meine Komfortzonen eher schadet als zu helfen, wenn ich aufgebracht bin. Inzwischen versteht er das, ohne dass ich etwas sage, aber du bist ein neuer Freund, also muss ich es erwähnen. Ich bin dir dankbar, dass du helfen wolltest, aber verstehst du, warum ich Freiraum brauchte?«
»Definitiv.« Dell konnte das vage Gefühl, dass er etwas falsch gemacht hatte, nicht abschütteln, aber das war sein persönliches Problem. Er wollte nicht, dass es seine Freundschaft zu Taro beeinflusste. »Also sind wir noch Freunde?«
Bitte.
»Natürlich sind wir noch Freunde. Und wenn du meiner Fähigkeit, nicht noch einmal abzusagen, vertrauen magst, würde ich gern noch einmal versuchen, uns zu treffen.«
Dell wollte Ja sagen, ganz eindeutig, lass uns uns treffen. Aber ihm war schon einmal abgesagt worden und er war deshalb in Panik geraten. Er war nicht sicher, ob er einem solchen Versprechen noch einmal vertrauen konnte. Doch er wollte auch nicht, dass Taro sich mies fühlte, weil er zu seinen Bedingungen mit seiner Zwangsstörung fertigwerden musste. Zuerst musste Dell seine Schwierigkeiten mit dem Thema Vertrauen in den Griff bekommen.
»Wie wäre es mit einem Kompromiss?«, fragte er. »Was, wenn wir zu der Routine zurückkehren, die uns beiden vertraut ist. Wir mailen uns eine Weile, noch eine Woche oder zwei. Reden, tauschen Geschichten aus, lernen uns besser kennen. Wenn wir uns beide zu hundert Prozent wohlfühlen, versuchen wir es noch mal persönlich.«
Die Erleichterung auf Taros Zügen festigte Dells Entscheidung. »Damit kann ich leben«, sagte Taro. »Danke für dein Verständnis.«
»Kein Problem. Ich hab's nicht eilig.«
Taros strahlendes Lächeln ließ Dell zurücklächeln. »Musst du bald auflegen? Du siehst müde aus. Schläfst du nicht gut?«