Erklärung der Psalmen. Athanasius der Große

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Erklärung der Psalmen - Athanasius der Große


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      Ps 7.

      V. 1. Ein Psalm Davids, den er zum Herrn sang wegen der Worte Chusis, eines Sohnes des Jemini.

      Inhalt.

      Ein Busenfreund Davids war Chusi, der von David an Absalom abgesendet wird, um sich dem Achitophel zu widersetzen, der gegen David Pläne schmiedete. Dieser ging fort und stellte sich, als wolle er Verrath spielen. Da nun Absalon mit eben diesem Chusi und mit Achitophel eine Berathung hielt, so rieth Letzterer zur Verfolgung, Ersterer aber nicht. Denn man muß nicht, sagte er, einen Mann vergeblich angreifen, der das Kriegshandwerk versteht, 23 und so retten er den David. Da er also nicht durch menschliche Hilfe gerettet worden sei, bringt er Gott hiefür einen Dankgesang dar, indem er Alles seiner Gnade und keinem der Menschen zuschreibt.

      V. 2. „Herr, mein Gott, auf Dich habe ich gehofft.“ Da ich, sagte er, einem Menschen wegen des Heiles nicht vertraue, wenn auch die Worte des Chusi vortrefflich sind, so rette mich von den gegenwärtigen Feinden, besonders aber vom geistigen Löwen. 24 der unserer Seele nachstrebt.

      V. 5. „Wenn ich denen vergolten habe, die mir Böses gethan haben.“ Er beruft sich auf die Verzeihung der Beleidigungen, indem er dadurch die Barmherzigkeit erflehen will. „Ich werde leer ausgehen von meinen Feinden.“ Hat der Gerechte gesiegt, so wird er voll von seinen Feinden ausgehen. Ist aber der Schlechte besiegt, so geht er leer von ihnen aus und hat Nichts, um die Leere auszufüllen.

      V. 6. „Es verfolge der Feind meine Seele.“ Seine Worte gehen darauf hinaus: Möge ich in die Hände des Teufels fallen, wenn ich so Etwas wie das eben Erwähnte gethan habe. Wenn ich das und das gethan habe, möge ich vor dem Tode von der Sünde nicht befreit werden. „Erhebe Dich in den Grenzen meiner Feinde.“ das heißt, unter den Starken meiner Feinde. Denn Grenzen bezeichnen das Äusserste.

      V. 7. „Und erhebe Dich, Herr mein Gott im Gebote, das Du gegeben.“ Deutlich verkündet er die Erscheinung Gottes im Heiland: „Und die Versammlung der Völker wird Dich umgeben.“ Deutlich verkündet er hier den Glauben der Kirche an ihn.

      V. 8. „Und wegen dieser kehre zurück auf die Höhe.“ wegen dieser Versammlung nämlich. Auf die Höhe aber deutet entweder auf das ehrwürdige Kreuz, an das er unsere Sünden erhoben hat, oder auf die Rückkehr in den Himmel. Denn er ging fort, um vor dem Angesicht des Vaters für uns zu erscheinen.

      V. 9. „Richte mich, o Herr, nach meiner Gerechtigkeit.“ Er bittet wieder, aus der Hand seiner Feinde gerettet zu werden, und fleht um Barmherzigkeit wegen dessen, was sie ihm angethan haben.

      Daniel Barbarus: V. 11. „Meine gerechte Hilfe ist vom Herrn.“ Wir müssen um Gerechtes bitten, damit wir durch die bloße Kraft und Natur der Bitte die Waagschale dessen, der die erhält, die rechten Herzens sind, leicht auf unsere Seite neigen.

      V.11. „Der die rettet, die aufrichtigen Herzens sind.“ Da Du, sagt er, die Gedanken unseres Herzens kennst, deßhalb bitte ich um Deine Hilfe.

      V. 12. „Gott ist ein gerechter Richter, stark und langmüthig.“ Deutlich erklärt er dadurch die Langmuth Gottes, die unsere Bestrafung aufschiebt, aber nicht gänzliche Nachsicht gewährt.

      V. 4. „Er hat seine Pfeile für Brennstoff bereitet.“ Unter Pfeilen versteht er die Strafe, mit Brennstoff die, welche das Feuer verdienen.

      V. 15. „Sieh, er hat Ungerechtigkeit geboren.“ der Feind unseres Lebens. „Er hat Schmerz empfangen und Unrecht geboren,“ das heißt, er ist mit sich zu Rathe gegangen und hat seine Beschlüsse in’s Werk gesetzt.

      V.16. „Eitle Grube hat er geöffnet und sie ausgegraben.“ Denn da er Christus dem Erlöser den Tod bereitet hatte, wird er selbst dem Tode übergeben.

      Ps 8.

      V. 1. Zum Ende, für die Kelter, ein Psalm Davids.

      Inhalt.

      Es war einst im Dienste des Gesetzes eine einzige Vorkelter, nämlich der Altar im Tempel; nach der Berufung der Heiden aber sind viele Keltern. Das aber sind wohl die Kirchen, die die Früchte derer empfangen, die in Gottesfurcht leben.

      V. 2 „Herr, unser Herr, wie wunderbar ist Dein Name auf der ganzen Erde!“ Es ergreift ihn Staunen über die den Menschen verliehene Kenntniß des Namens Gottes. Denn nicht mehr dem Judenvolke allein ist Gott bekannt.

      V. 3. „Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast Du Dir Lob bereitet, derer nämlich, die in Gott Kinder sind, in Betreff der Bosheit, hievon ist aber auch in den Evangelien deutlich geschrieben, daß der Heiland es gesagt habe, als die Pharisäer den Kindern den Mund stopfen wollten, die ihn priesen 25 Wegen Deiner Feinde, damit Du den Feind und Rächer vernichtest,“ entweder den sinnlich oder den geistig wahrnehmbaren, oder das jüdische Volk. Denn sie verfolgten Christum als einen Feind und stellten sich, als ob sie das thäten, um den Vater zu rächen. Deßhalb sagte er, um ihnen von allen Seiten diesen Ausweg zu rauben: „Wer mich verachtet, verachtet auch meinen Vater.“ 26 „Den Feind und Rächer“, nämlich den Teufel, da er, nachdem er zur Vollbringung der Sünde verleitet hat, auch die Sünder straft und ihnen die Größe der Sünde vor Augen stellt, oder das Volk der Juden, das ein Feind der Wahrheit und ein Rächer ist, weil es das Gesetz zu rächen scheint.

      V. 4. „Denn ich werde die Himmel sehen, die Werke Deiner Finger.“ Jene sind ungehalten über die Kinder, die Lob spenden. Ich aber, ein so kleines Werk Deiner Schöpfung, sehe ein so großes und überaus schönes, den Himmel.

      V.5. „Was ist der Mensch, daß Du sein gedenkst, oder der Menschensohn, daß Du auf ihn achtest? Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt.“ Da das Paulus deutlich auf unsern Heiland bezogen hat. 27 muß man sich mit der Erklärung zufrieden geben.

      V. 8. „Alles hast Du seinen Füßen unterworfen.“ Nachdem Gott gesagt hatte: „Laßt uns den Menschen machen nach unserm Bild und Gleichniß.“28 fügt er bei: „Und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres,“ und zählt das Übrige einzeln auf und fügt dann bei: „Wachset und mehrt euch und erfüllt die Erde und herrschet über sie!“ 29 Denn der vernünftigen Natur verlieh er, da sie Gott ähnlich gemacht war, die Herrschaft über Alles. Und da der Mensch die Macht des göttlichen Bildes empfing, so wurde er, wie Gott der Herrscher über alle Dinge ist, in gleicher Weise zum Machthaber über die irdischen. Und wenn allgemein gesagt ist: „Und Du hast ihn über die Werke Deiner Hände gesetzt.“ und er anderswo sagt: „Und die Werke Deiner Hände sind die Himmel.“30 so hat er ihn offenbar über den Himmel gesetzt, und nicht mehr verborgen deutet er darauf bin, daß die im Himmel sich aufhalten werden, die von der Erve dorthin ihren Wohnsitz verlegen, wenn sie das Himmelreich erben werden, wie verheissen ist. Es sagt auch Paulus: „Erben Gottes und Miterben Christi.’ 31 In gleicher Weise muß man auch die Worte auffassen: „Du hast Alles seinen Füßen unterworfen.“ Und jetzt gilt das von den Thieren. Da aber ein engelgleiches Leben den Menschen im Himmel aufbewahrt ist, wird er, wenn er dort über die Werke seiner Hände gesetzt ist, den Himmel schauen und was sich in ihm befindet. Der selige Paulus aber hat auch Dieß vom Heiland verstanden als Etwas, was in der zukünftigen Zeit geschehen werde. Deßbalb spricht der Vater zu ihm: „Sitze zu meiner Rechten, bis ich Deine Feinde als Schemel unter Deine Füße legen werde.“ 32 „Alle Schafe und Rinder.“ Damit deutet er die Israeliten an, welche glaubten. „Dazu die Thiere des Feldes.“ Damit bezeichnet er die Heiden. „Die Vögel des Himmels,“ die Hochmüthigen im Leben, die hohen Sinn haben, die ganz Unverständigen.

      V. 10. „Herr, unser Herr, wie wunderbar ist Dein Name auf der ganzen Erde!“ Er spricht wiederholt seine Verwunderung aus, wie gesagt, von Staunen ergriffen über die den Menschen zu Theil gewordene Gotteserkenntniß.

      Ps 9.

      V. l. Zum Ende, für die Geheimnisse des Sohnes, ein Psalm Davids.

      Inhalt.

      In diesem Psalme zeigt er, was der Heiland geheim gethan hat. Er hat aber Vieles geheim


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