Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 3. Athanasius der Große

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Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 3 - Athanasius der Große


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ein Bischof, noch ein Priester, noch sonst irgend Jemand sich je über uns beklagt habe, und weil es nur Arianer bei jenem sah, und erkannte, daß er, ein Arianer, zu den Arianern von Eusebius und seinen Anhängern geschickt worden sey. Ihr wisset aber, Brüder, daß die Eusebianer immer Beschützer und Anhänger der gottlosen Ketzerei der Ariomaniten waren, daß sie uns durch diese immer nachgestellt, und daß sie unsere Verbannung nach Gallien verursacht haben. Aus diesem Grunde war das Volk mit Recht aufgebracht, es schrie laut und rief die andern Richter und die ganze Stadt zu Zeugen auf, daß ohne eine Klage von den Mitgliedern der Kirche, sondern nur, weil die ketzerischen Arianer ihr Spiel mit uns trieben, etwas so Neues und Ungerechtes gegen die Kirche verübt wurde. Denn wäre überhaupt irgend eine gegründete Klage gegen uns vorhanden, so hätte man doch keinen Arianer und keinen arianisch Gesinnten einsetzen, sondern nach den Canonen der Kirche und nach den Worten4 des Paulus, „wenn das Volk und der Geist der Verordnenden versammelt sind, mit der Kraft unsers Herrn Jesu Christi,“ Alles auf eine den Gesetzen der Kirche entsprechende Weise untersuchen und verhandeln sollen in Gegenwart der ihn verlangenden Laien und Kleriker, und er hätte sich nicht auf Verwenden der Arianer aus einem andern Lande, als wenn er den Namen des Bischofes nur gekauft hätte, bei denen, welche ihn weder begehrten, noch wollten, und welche den Hergang der Sache gar nicht einmal kannten, durch den Schutz und die Gewalt der weltlichen Richter eindrängen sollen. Denn dieses hebt die kirchlichen Vorschriften auf, und veranlaßt die Heiden zum Schmähen und zur Vermuthung, daß die Einsetzungen nicht nach einer göttlichen Satzung, sondern durch Kauf und Begünstigung erfolgen.

      3.

      Jene auffallende Einsetzung des Gregor wurde also von den Arianern vorgenommen, und hatte einen solchen Anfang; was aber sein Eintritt in Alexandrien für Gräulthaten veranlaßte, und welche große Uebel er verursachte, dieses könnet ihr aus meinem Schreiben und von denen, welche zu euch reisen, erfragen und vernehmen. Da das Volk mit Unwillen erfüllt war, und sich deßwegen bei diesem neuen Ereignisse in den Kirchen versammelte, damit sich die Gottlosigkeit der Arianer nicht in den Glauben der Kirche mischen möchte, brachte Philagrius, welcher schon früher die Kirche und ihre Jungfrauen mißhandelte, und jetzt Statthalter von Aegypten ist, ein Abtrünniger von dem Glauben und ein Landsmann des Gregor, ein Mann von nicht gutem Wandel, ein Schützling der Eusebianer, und deßwegen ein Eiferer gegen die Kirche, die Heiden und Juden und andere unordentliche Menschen durch Versprechungen, welche er nachmals erfüllte, auf seine Seite, reitzte sie auf, und schickte sie haufenweise mit Schwertern und Prügeln gegen das Volk in die Kirchen. Was nun hierauf folgte, läßt sich nicht so leicht sagen; denn es ist nicht möglich, dieses auf eine angemessene Weise zu bezeichnen und Niemand kann auch nur etwas Weniges davon ohne Seufzer und Thränen erzählen. Denn was dergleichen kam je bei den Alten in Trauerspielen vor? Oder was dergleichen wurde je bei einer Verfolgung oder in einem Kriege verübt? Die Kirche und der heilige Taufort wurde angezündet. Sogleich aber entstand Klagen, Heulen und Jammern in der Stadt, indem die Bürger über die Vorfälle aufgebracht waren, laut über den Statthalter klagten und sich über die Gewaltthat beschwerten. Denn heilige und unbefleckte Jungfrauen wurden entblößt, und litten Verruchtes; widersetzten sie sich, so liefen sie Gefahr; Mönche wurden zertreten und starben; Andere wurden mit Steinen geworfen; wieder Andere wurden mit Schwertern und Prügeln getödtet; und noch Andere wurden verwundet und geschlagen. Welche Gottlosigkeit und welcher Gräuel aber wurde an dem heiligen Tische verübt! Sie opferten Vögel und Tannenzapfen, priesen ihre Götzen, und lästerten dagegen selbst in den Kirchen unsern Herrn und Heiland Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes. Die göttlichen Bücher der Schrift, welche sie in der Kirche fanden, verbrannten sie. In den heiligen Taufort aber, ach des Verbrechens! traten die Mörder des Herrn, die Juden und die gottlosen Heiden ohne Scheu, und verübten solche Schandthaten und redeten, sich selbst entblößend, so anstößige Worte, daß man sich schämen muß, dieselben auch nur auszusprechen. Einige gottlose Männer ahmten die Härte der Verfolgungen nach, ergriffen Jungfrauen und enthaltsame Frauen, zerrten und rissen sie herum, und zwangen sie, den Herrn zu lästern und zu verläugnen, und die, welche ihn nicht verläugneten, schlugen und traten sie mit den Füssen.

      4.

      Und überdieß hat der wunderliche und glänzende Einzug des Arianers Gregorius, sich erfreuend an solchen Drangsalen, um für diesen ungerechten Sieg den Heiden, Juden und überhaupt denen, welche solches gegen uns verübt haben, gleichsam einen Lohn und Preis zu gewähren, die Kirche5 als Beute hingegeben. Und was, nachdem ihnen diese Ungerechtigkeit und Unordnung gestattet worden war, geschah, ist ärger, als Kriege, und grausamer, als Straßenraub. Denn die Einen raubten, was ihnen in die Hände fiel, die Andern theilten unter sich die niedergelegten Güter Mancher; den Wein, welcher in Menge da war, tranken sie aus, oder ließen sie auslaufen, oder führten sie fort; das niedergelegte Oel raubten, die Thüren und Gitter nahm ein Jeder als Beute; die Leuchter stellten sie sogleich an die Wand, und die Kerzen der Kirche zündeten sie den Götzen an. Und überhaupt, Rauben und Morden fand in der Kirche Statt, und die gottlosen Arianer schämten sich solcher Thaten nicht, sondern fügten noch ärgere und grausamere hinzu; denn Priester und Laien wurden durch Schläge zerfleischt, Jungfrauen entschleiert zum Richterstuhle des Statthalters geschleppt und in Kerker geworfen; Andere wurden in die Acht erklärt, gestäupt; die Brode der Diener und Jungfrauen wurden weggenommen. Dieses aber geschah eben in der heiligen Fastenzeit um das Osterfest, wo die Brüder fasteten, der treffliche Gregor aber den Charakter des Kaiphas annahm und mit dem Statthalter Pilatus gegen die frommen Verehrer Christi wüthete. Als er nämlich am Rüsttage (Charfreitag) mit dem Statthalter und mit heidnischen Männern in Eine der Kirchen eintrat, und das Volk seinen gewaltsamen Eintritt verabscheuen sah, brachte er den höchst grausamen Statthalter dahin, daß er in Einer Stunde vier und dreißig Personen, theils Jungfrauen, theils Weiber und adelige Männer öffentlich mit Ruthen hauen und in das Gefängniß werfen ließ, unter welchen er eine Jungfrau, welche mit Lesen beschäftiget war, und noch den Psalter in den Händen hatte, öffentlich geißeln ließ; ihr Buch wurde von den Henkern geraubt, die Jungfrau selbst aber in den Kerker gesperrt.

      5.

      Nach diesen Thaten ruhten sie noch nicht, nicht einmal in der Folge, sondern sie faßten den Entschluß, auch in der andern Kirche, wo ich mich an jenen Tagen meistens aufhielt, ihre vorigen Gräuelthaten fortzusetzen, und beeiferten sich, ihre Wuth auch auf diese Kirche auszudehnen, um auf mich dort Jagd zu machen, und mich zu tödten; und dieses würde auch wohl mein Loos gewesen seyn, hätte mir nicht Christi Gnade geholfen, so daß ich mit Mühe entrann, und euch dieses, obwohl es nur wenig ist, erzählen kann. Denn da ich sah, daß sie von der größten Wuth ergriffen seyen, habe ich, aus Besorgniß, es möchte die Kirche verletzt, es möchten die Jungfrauen in derselben mißhandelt, es möchten wieder Mordthaten verübt, es möchte das Volk zum zweiten Male mißhandelt werden, mich der Volksmenge entzogen, eingedenk des Ausspruches des Erlösers:6 „Verfolgt man euch in dieser Stadt, so fliehet in eine andere.“ Denn ich schloß aus den Schandthaten, welche sie sich in der andern Kirche erlaubt hatten, daß sie auch gegen diese Kirche keine Gräuelthat unterlassen würden; und auch hier zeigten sie nicht einmal gegen den Tag des Herrn, dieses heilige Fest, Ehrfurcht, sondern sie warfen auch die Leute jener Kirche in das Gefängniß. Der Herr befreite zu dieser Zeit Alle aus den Banden des Todes, Gregor und seine Anhänger aber machten, als wenn sie einen Krieg wider den Heiland führen wollten, und kühn auf den Schutz des Statthalters vertrauend, jenen Tag der Freiheit den Dienern Christi zu einem Tage der Trauer. Denn die Heiden, welche diesen Tag scheuen, frohlockten; Gregor aber zwang, vielleicht um die Befehle der Eusebianer zu vollziehen, die Christen durch die Härte der Fesseln zur Trauer. Auf eine so gewaltthätige Weise hat also der Statthalter die Kirchen genommen, und die genommenen dem Gregor und den Ariomaniten übergeben. Und diejenigen, welche wegen ihrer Gottlosigkeit von uns ausgestossen wurden, brüsten sich nun mit der Einnahme der Kirchen. Das Volk Gottes aber und die Cleriker der katholischen Kirche sind gezwungen, entweder an der Gottlosigkeit der ketzerischen Arianer Theil zu nehmen, oder sich des Eintrittes in die Kirchen zu enthalten. Ja sogar auch den Schiffsherrn und Andern, welche auf dem Meere schiffen, hat Gregor keine geringe Gewalt und keinen geringen Zwang angethan, indem er durch Hülfe des Statthalters Einige foltern und mit Ruthen streichen, Andere in Fesseln schlagen und in Kerker werfen ließ, damit sie


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