Perry Rhodan 3101: Die Letzten der Lemurer. Robert Corvus
Читать онлайн книгу.»Ich werde Assena-Dree von deinem Erfolg berichten. Wir müssen unsere Stärke nutzen.« Sein unwiderstehlicher Geruch füllte ihre Nase. »Es ist der richtige Zeitpunkt für die Jungfernfahrt der GEVELU AVALANI.«
»Das stimmt«, befand Lat-Antin. »Aber deine Abreise hat noch eine Stunde Zeit.« Sie berührte seinen Oberschenkel. »Ich will jetzt einen Mann.«
5.
Cassiopeia
»Was wir bisher herausgefunden haben, bestätigt unsere Überlegungen zu Cassiopeia.« Ein anderer Redner hätte wohl seine Hände benutzt, um in Richtung der einen Meter durchmessenden Holoprojektion der Zwerggalaxis zu gestikulieren. Max Hilker ruckte jedoch nur mit dem Kinn. Der Chefastrophysiker der RAS TSCHUBAI hielt die Arme vor der breiten Brust verschränkt. »Dies ist eine sehr alte Struktur. Kaum ein Stern darunter, der jünger ist als acht Milliarden Jahre.«
»Doppelt so alt wie die Sonne«, stellte Farye Sepheroa-Rhodan fest. Sie vertrat Muntu Ninasoma, der nebenan in der Zentrale das Kommando führte. »Wieso ist es hier dann so still? Müsste sich da nicht eine Vielzahl von Zivilisationen entwickelt haben? Rein statistisch betrachtet?«
»Nur, wenn die Umgebungsparameter vergleichbar mit der Milchstraße wären«, gab Loscozar Totuyeret zu bedenken. Eine Greifzunge rollte sich aus dem rechten der drei Nasenlöcher des Cheborparners, der optisch auch durch seine Bockshörner und den schwarzen, drahtigen Pelz aus den anderen Umstehenden herausstach. Sie fasste den Becher, dessen Innenbeschichtung das enthaltene Getränk am Kochen hielt, und führte ihn zum schmallippigen Mund.
»Das sind sie nicht«, stellte Hilker fest. Er klang ein wenig ungehalten über die Unterbrechung seines Vortrags.
Perry Rhodan hielt die Besprechung im Konferenzraum ab, um den Fortgang der Mission zu planen, ohne die Abläufe in der Zentrale zu stören. Die Lemurische Allianz hatte Rhodan mit unbeschränkter Entscheidungsbefugnis ausgestattet, um die vage Geschichte der drei Deserteure zu überprüfen, gegebenenfalls den Chaoporter FENERIK aufzuspüren und mögliche Gefahren für die Milchstraße abzuwenden.
»Wie wir aus den Farbspektren, die wir aus Cassiopeia auffangen, schließen, sind die Vorkommen schwerer Elemente selten«, dozierte Hilker. »Insbesondere Metalle kommen kaum vor. Nur in wenigen Planetensystemen dürfte sich genug davon finden, um felsige Himmelskörper zu bilden. Wenn überhaupt, haben wir es hauptsächlich mit Gasplaneten zu tun.«
»Alles andere als ideal für die Entwicklung einer technologischen Zivilisation«, urteilte Karin Kafka.
Wie Totuyeret, der sich meist LoT nennen ließ, gehörte sie zur Besatzung des neuen Schlachtkreuzers BJO BREISKOLL, der das gleichnamige Schiff älterer Bauart ersetzt hatte. Sie war auf die Analyse fremder Technologien spezialisiert.
Rhodan fragte sich, ob die Dreißigjährige ausreichend Erfahrung mitbrachte, um auch chaotarchische Technik entschlüsseln zu können. Aber vielleicht war Erfahrung bei so exotischen Dingen, wie Rhodan sie zu finden erwartete, weniger wichtig als geistige Offenheit. Die Fähigkeit, Gewohntes auszublenden und dem Neuen vorbehaltlos zu begegnen, auch wenn es zunächst unsinnig erschien.
Was ihre Erscheinung anging, war Karin jedenfalls Spielereien gegenüber aufgeschlossen. Über der Bordkombination trug sie eine Kette, in der das Metall zu fließen schien und irisierend die Farben wechselte, und in das Gespinst, das ihr Armband mit dem Ring an ihrem Mittelfinger verband, waren Zahnräder eingearbeitet.
LoT stellte seinen Becher ab. »Ich sagte ja: Es gibt eine Unzahl von Parametern, wenn es um die Entwicklung von Leben geht.« Das war sein Fachgebiet. Er war Xenobiologe.
»Es würde uns allen helfen, wenn wir erst einmal den Bericht zu Ende anhören würden«, empfahl Anesti Mandanda.
Karin ließ sich in den Sessel zurückfallen und verdrehte die Augen, was besser als jede spitze Bemerkung verriet, was sie von Mandandas Meinung hielt.
Er war das dritte Besatzungsmitglied der BJO BREISKOLL im Besprechungsraum. Die Experten waren zusammen mit ihrer Kommandantin Oona Zocalo erschienen, weil Rhodan vermutete, dass der Schlachtkreuzer eher früher als später getrennt von der RAS TSCHUBAI in den Einsatz gehen würde. Ihm selbst waren die astronomischen Fakten, die Hilker bislang vorgetragen hatte, bereits aus einem Gespräch mit LAO-2, der Semitronik der Solaren Residenz, bekannt.
Während Zocalo mit ihren streng gebundenen Zöpfen Entschlussfreude zeigte, gehörte der Kosmopsychologe Mandanda zu den indifferentesten Erscheinungen, auf die Rhodan jemals bei Terranern gestoßen war. Das blonde Haar trug er kurz, die graue Kombination schloss schräg zur rechten Schulter hinauf, ein Stehkragen fasste den Hals ein. Er lehnte sich nicht an, die Hände hielt er stets über der Tischplatte. Er wirkte aufmerksam und zugleich wie jemand, der seinerseits keine Aufmerksamkeit erwartete.
Hilker wanderte hinter seinem Sessel auf und ab. Er hielt die Arme weiterhin verschränkt. »Doppel- und Dreifachsysteme sind häufig. Damit kommen wir insgesamt auf etwa zehn Millionen Sterne. Wegen der Armut an schweren Elementen werden sich nur wenige Felsplaneten gebildet haben.«
»Das sagtest du bereits«, bemerkte Karin.
Hilker ließ sich nicht irritieren. »Falls doch, werden sie in aller Regel kleiner als Terra sein. Vergleichbar mit dem Mars, höchstens. Aber manche Sterne könnten Planeten eingefangen haben, die vorher als Dunkelwelten durchs All gezogen sind.«
»Ebenfalls ungünstig für die Entwicklung einer technologischen Zivilisation«, ergänzte LoT. »Fernab eines Sterns entwickelt sich Leben nur äußerst selten, und wenn ein solcher Planet erst einmal ein paar Milliarden Jahre auf dem Weg von Andromeda hierher verloren hat, bleibt der Evolution entsprechend weniger Zeit.«
»Also gut«, ergriff Rhodan das Wort. »Solange unsere Sensoren keine Spur des Chaoporters finden, verlegen wir uns darauf, jemanden zu suchen, mit dem wir reden können. Vielleicht ist den Einheimischen etwas Ungewöhnliches aufgefallen. Du hast mir schon gesagt, dass das Ziel, das wir uns dafür ausgesucht hatten, nicht mehr infrage kommt, Max?«
Hilker verzog den Mund. Sein Schnurrbart verstärkte die Mimik. »Das stimmt. Es gab hier«, wieder eine Geste mit dem Kinn, die nur die ungefähre Richtung auf die Holoprojektion der Zwerggalaxis angab und rein gar nichts zur Klärung beitrug, »einen schönen Cluster von einem Dutzend gelber Sterne. Wenn die Planeten haben, stehen die Chancen recht gut. Aber ziemlich genau im Zentrum dieses Gebiets gab es eine Nova, wie wir gerade erst herausgefunden haben. Vor etwa vierzig Jahren.«
»Dann wird es noch über zwei Millionen Jahre dauern, bis das Licht davon die Milchstraße erreicht«, sagte Farye. Rhodans Enkelin war eine Offizierin der Raumlandetruppen, sie war Emotionautin, Erste Pilotin der RAS TSCHUBAI und neben der Ersten Offizierin Dja Dibaba eine der beiden Stellvertreterinnen des Kommandanten. All das hatte sie sich hart erarbeitet. Rhodan hoffte, dass auch die anderen sie nach ihren Leistungen beurteilten und nicht nach ihrem zellaktivatortragenden Großvater.
»Eine Nova bedeutet harte Gammastrahlung«, sagte LoT. »Falls es Planeten im ursprünglichen Zielgebiet gab, sind sie jetzt steril.«
»Habt ihr eine Alternative gefunden?«, fragte Rhodan.
Hilker löste eine Hand und betätigte ein Sensorfeld vor seinem unbenutzten Sessel. Das Holo wechselte auf eine Vergrößerung in einem Randgebiet Cassiopeias. »Wir haben unsere weiteren Kandidaten mit ANANSIS laufender Auswertung des Hyperfunkverkehrs abgeglichen. In dieser Gegend sollten wir zumindest einen klareren Empfang haben.«
Rhodan überflog die Daten, die neben den Markierungen für die Sterne angezeigt wurden. »Immerhin sieben Sterne in relativer Nähe ähneln Sol.«
»Und ein Roter Riese ist dabei«, stellte Farye fest. »Ich schlage vor, den steuern wir an.«
»Aber dort stehen die Chancen für Leben nicht besonders gut«, wandte LoT ein.
»Eben«, versetzte Farye. »Ich will nicht mit der RAS TSCHUBAI in ein bewohntes System platzen, ohne vorher zumindest eine Ahnung davon zu haben, was mich erwartet.«
»Der Rote Riese wird uns