Was nun?. Osho

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Was nun? - Osho


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wirst du dich wundern: Einen besseren Kommentator findest du nicht. Dein Verstand wird dir sagen: „Diese Frau ist schön.“ Und wenn du das Verlangen nach Schönheit hast, sehe ich darin nichts Verkehrtes. Wenn du das Verlangen nach Hässlichkeit hättest, wäre etwas verkehrt; dann wärest du krank. Schönheit verlangt nach Bewunderung. Wenn du ein schönes Gemälde siehst, möchtest du es besitzen. Wenn du irgendetwas Schönes siehst, folgt wie ein Schatten der Gedanke: „Wenn diese schöne Sache doch mir gehören könnte …“ Solche Gedanken sind ganz natürlich. Doch der Priester wird sagen: „Der Regen ist nur ausgeblieben, weil ihr unreine Gedanken hattet!“ – und ihr seid absolut wehrlos. Ihr wisst, dass er Recht hat, und ihr schämt euch dafür.

      Gott hat immer Recht. Aber selbst wenn der Regen sich einstellt, werden euch genau die gleichen Gedanken durch den Kopf gegangen sein, denn ihr wart dieselben. Wenn ihr Hunger hattet, dachtet ihr an Essen. Wenn ihr durstig wart, dachtet ihr an Wasser. Solche Gedanken waren genauso vorhanden. Nur, wenn der Regen kommt, interessiert sich keiner für eure schlechten Gedanken. Dann wird der Priester euch loben, eure Disziplin und eure Frömmigkeit: „Gott hat euch erhört.“ Und dann fühlt sich das Ego befriedigt und man fragt nicht: „Was ist mit den unreinen Gedanken?“ Wer wird die unreinen Gedanken erwähnen, wenn der Erfolg sich einstellte und Gott euch erhört hat? Aber meistens erhört euch niemand. Der Himmel bleibt leer und es kommt keine Antwort. Das hindert aber die magische Religion nicht an ihrem Weiterbestehen.

      Die magische Phase ist die primitivste Stufe der Religion. Zum Teil besteht sie noch in der zweiten Phase weiter, es gibt keine klare Trennlinie. Die zweite Phase ist die der Pseudoreligionen: Hinduismus, Christentum, Islam, Judaismus, Jainismus, Buddhismus, Sikhismus – insgesamt mehr als dreihundert solcher „Ismen“. Sie alle sind Pseudoreligionen. Sie haben sich ein bisschen weiter entwickelt als die magische Religion. Die Religion auf der magischen Stufe ist grundsätzlich ritualistisch. Sie stellt den Versuch dar, Gott um Unterstützung zu bitten. Wenn der Feind Anstalten macht, das Land zu überfallen, wenn die Regenzeit ausbleibt oder wenn es zu viel Regen gab und die Flüsse über die Ufer treten und die ganze Ernte zu vernichten drohen … Jedes Mal, wenn irgendeine Katastrophe bevorzustehen scheint, wird Gott um Hilfe gebeten. Die magische Religion verlangt keine Disziplin von euch, darum unterdrückt sie nichts. Sie ist noch nicht an eurer Transformation interessiert; sie will euch nicht verändern.

      Die Pseudoreligionen verlagern die Aufmerksamkeit von Gott auf den Menschen. Gott bleibt zwar im Spiel, aber er tritt in den Hintergrund. Für den magisch-religiösen Menschen war Gott ganz nahe – er konnte mit ihm reden, konnte versuchen, ihn zu überzeugen. Die Pseudoreligionen haben das Konzept von Gott zwar beibehalten, aber ihr Gott ist weit weg – sehr weit, ganz weit weg. Die einzige Möglichkeit, ihn zu erreichen, besteht nicht mehr in Ritualen, sondern nur in einer wesentlichen Veränderung des eigenen Lebensstils. Mit den Pseudoreligionen beginnt der Versuch, die Menschen zu formen und zu verändern.

      Die magischen Religionen lassen den Menschen, wie er ist. Deshalb sind die Gläubigen der magischen Religionen natürlicher und weniger scheinheilig, aber urwüchsiger, primitiver, unzivilisierter. Die Anhänger der Pseudoreligionen sind gekünstelter, kultivierter, gebildeter. Für sie bedeutet Religion nicht bloß ein Ritual; Religion wird für sie zur Lebensphilosophie.

      In der zweiten Phase der Religion beginnt die Anwendung der Unterdrückung. Warum haben sämtliche Religionen die Unterdrückung als Hauptstrategie eingesetzt, und zu welchem Zweck? Das Phänomen der Unterdrückung zu verstehen, ist ungeheuer wichtig. In allen anderen Punkten unterscheiden sich die Religionen voneinander, in allen anderen Aspekten sind sie einander entgegengesetzt. Die Religionen stimmen in keinem einzigen Punkt überein – außer, was die Unterdrückung betrifft. Demnach scheint die Unterdrückung ihr wichtigstes Werkzeug zu sein. Was tun sie damit?

      Unterdrückung ist der Mechanismus, mit dem die Religionen euch versklaven. Damit bringen sie die Menschheit in eine psychische und spirituelle Sklaverei. Lange bevor Sigmund Freud das Phänomen der Unterdrückung entdeckte, hatten die Religionen es schon seit fünftausend Jahren angewandt, und mit Erfolg.

      Die Methode ist einfach. Sie besteht darin, dich dir selbst zum Feind zu machen. Aber sie wirkt Wunder. Wenn du erst einmal anfängst, dich selbst zu unterdrücken, ändert sich vieles, ganz zwangsläufig. Erstens wirst du dadurch geschwächt. Du wirst nie mehr die gleiche Stärke haben wie vorher. Vorher warst du eins mit dir selbst; jetzt bist du nicht nur zwei, sondern viele. Vorher warst du eine einzige, integre Einheit; jetzt bist du eine ganze Horde. In dir redet die Stimme deines Vaters aus einem Teil von dir, die Stimme deiner Mutter aus einem anderen Teil, und in deinem Inneren streiten sie sich immer noch, obwohl sie vielleicht längst nicht mehr auf der Welt sind! Alle deine Lehrer haben ihre Nischen in dir, alle Priester, die dir je begegnet sind, sämtliche Heiligen, Weltverbesserer und Moralprediger – sie alle haben sich in dir eingenistet, haben ihre Bastionen in dir errichtet.

      Jeder, der irgendwann Eindruck auf dich gemacht hat, ist zu einem Teil von dir geworden. Nun bestehst du aus vielen Leuten – Toten und Lebenden, Romanfiguren aus Büchern, die du gelesen hast, oder aus heiligen Schriften, die nichts anderes sind als religiöse Fantasy-Romane. Wenn du nach innen schaust, wirst du dich in dieser riesigen Menschenmenge nicht wieder finden können. Du wirst dich gar nicht erkennen können. Wer bist du inmitten dieser Menge? Welches ist dein ursprüngliches Gesicht? Alle diese Leute tun so, als wären sie du. Sie sehen alle aus wie du, sie sprechen deine Sprache. Und ständig liegen sie miteinander im Streit. Du bist zu einem Schlachtfeld geworden.

      Die ungeteilte Stärke des Individuums ist verloren gegangen. Dein Haus ist in sich geteilt. Du bist nicht mehr fähig, aus deiner Ganzheit heraus zu handeln. Manche Teile in dir sind immer dagegen, andere Teile sind dafür, und manchen Teilen ist es völlig egal. Sobald du etwas tust, versuchen die Teile, die dagegen sind, dir einzureden, dass du das Falsche tust, und erzeugen Schuldgefühle in dir. Die Teile, denen es egal war, gebärden sich wie Heilige und sagen dir, du solltest nicht so dumm sein, auf irgendwelche Leute zu hören, die keine Ahnung haben. Egal, ob du etwas tust oder nicht – du wirst auf jeden Fall verurteilt. Du befindest dich ständig in einem Dilemma. Ganz egal, wie du vorgehst, du bist immer der Verlierer. Ein größerer Teil von dir wird dich immer verurteilen. Bei allem, was du tust, kannst du immer nur mit der Unterstützung der Minderheit rechnen. Die Mehrheit wird sich mit Sicherheit auf dich stürzen und sich revanchieren. Sie wird sagen: „Wenn du das nicht so gemacht hättest, hättest du es anders machen können. Wenn du dich nicht für die eine Sache entschieden hättest, hättest du dich für die andere entscheiden können. Aber du bist ein Idiot. Du hörst ja nie auf mich! Jetzt musst du eben leiden. Du sollst es bereuen.“

      Das Problem ist, dass du nicht in der Lage bist, irgendetwas so hundertprozentig zu tun, dass später keine dieser Stimmen dich verurteilen und als dumm und unintelligent bezeichnen wird.

      Die Integrität des Menschen, seine Ganzheit und Stärke, wurden von den Pseudoreligionen als Erstes zunichte gemacht. Das ist notwendig, wenn man die Menschen versklaven will. Starke Menschen können nicht zu Sklaven gemacht werden. Und es ist eine ganz subtile Sklaverei, eine psychologische und spirituelle Sklaverei. Man braucht dafür keine Handschellen, keine Fesseln und keine Kerkerzellen, nein. Die Pseudoreligionen haben viel raffiniertere Arrangements getroffen. Ihre Arbeit setzt schon im Augenblick eurer Geburt ein. Sie lassen sich keinen einzigen Augenblick entgehen.

      Die Religionen haben den Sex verurteilt, sie haben eure Liebe zum Essen verurteilt, sie haben alles verurteilt, was Freude macht: Musik, Kunst, Singen, Tanzen. Wenn du dich auf der Welt umschaust und alle Verurteilungen durch die Religionen sammelst, wirst du sehen: In der Summe haben die Religionen den Menschen total verurteilt.

      Die Religionen haben kein gutes Haar am Menschen gelassen. Zwar hat jede Religion nur ihren jeweiligen Teil dazu beigetragen – denn wenn man den Menschen allzu sehr verdammt, dreht er vielleicht durch. Ein gewisser Sinn für Proportionen muss gewahrt bleiben. Man verurteilt ihn nur insoweit, dass er sich schuldig fühlt und den Wunsch hat, seine Schuldgefühle loszuwerden. Dann ist er bereit, die Hilfe der Religionen zu akzeptieren. Aber man darf ihn nicht zu sehr verurteilen, sonst entwischt er, oder er springt ins Meer und setzt seinem Leben ein Ende. Das wäre kein gutes Geschäft.

      Es ist wie mit den Sklaven in früheren Zeiten:


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