Der Ruul-Konflikt 15: Operation Himmelswolf. Stefan Burban

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Der Ruul-Konflikt 15: Operation Himmelswolf - Stefan Burban


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Es gab vor Tausenden von Jahren ein viertes Reich. Dieses spaltete sich ab und wurde zur Nerai-Sphäre. Zwischen den Til-Nara und den Nerai gab es im Lauf der Zeit mehrere größere Kriege und unzählige Grenzscharmützel sowie kleinere Auseinandersetzungen. Obwohl hin und wieder ein System den Besitzer wechselte, blieb die Demarkationslinie relativ konstant. Keine der beiden Seiten konnte nennenswerte Gebietsgewinne verbuchen, aus denen man folgern könnte, dass jemand gewonnen hätte.«

      Frank beugte sich interessiert vor und betrachtete den Frontverlauf zwischen Til-Nara und Nerai auf der einen Seite sowie den Insektoiden und den Ruul auf der anderen. Währenddessen fuhr Bates fort. »Die Nerai haben seit Beginn des Krieges mehr als ein Drittel ihres Territoriums an die Ruul verloren. Bei den Til-Nara sieht es ähnlich katastrophal aus. Anfänglich umfasste die Hegemonie mehr als dreihundert Systeme. Sie ist inzwischen auf annähernd zweihundert zusammengeschrumpft, wobei die meisten Gebietsverluste auf die erste ruulanische Angriffswelle zurückzuführen sind. Die Ruul gingen dabei äußerst raffiniert zu Werke. Sie konzentrierten sich anfangs auf die Brutplaneten der Til-Nara und eroberten fünf von ihnen. Gleichzeitig überrollten sie die Verteidigung Dutzender Welten.

      Die Til-Nara sind in der Lage, unter so gut wie allen Umweltbedingungen zu siedeln. Aber zur Fortpflanzung sind sie von ganz bestimmten umweltbedingten Faktoren abhängig. Ein insektoides Volk wie die Til-Nara ist auf ihre Brutplaneten angewiesen. Ohne diese ist es für sie schwierig, ihr Militär wieder aufzustocken und zum Gegenangriff überzugehen. Die Til-Nara haben sich von diesem schweren Schlag bis heute nicht gänzlich erholt. Die Ruul wussten ganz genau, wie und wo sie die Til-Nara treffen mussten. Seit der ursprünglichen ersten Welle haben die Slugs in weiteren Wellen noch zwei Brutplaneten erobert und damit die prekäre Situation der Til-Nara zusätzlich verschärft.«

      Frank hob den Kopf und zeigte damit, dass er das Wort ergreifen wollte. Bates nickte ihm zu. »Ja, Commodore?«

      »Welches der drei Reiche hat die meisten Systeme verloren?«, wollte er wissen.

      »Asken-dor«, erwiderte Bates. »Sogar mit großem Abstand. Ungefähr fünfzig Prozent der gefallenen Systeme gehören diesem Til-Nara-Clan an.«

      Dushku rümpfte die Nase. »Ich weiß nicht, was das für uns für eine Rolle spielt.«

      Bevor Frank den Sinn hinter seiner Frage erläutern konnte, kam ihm der MAD-Agent zu Hilfe. »Die Frage ist sogar äußerst clever«, fuhr er dem Admiral in die Parade. »Darauf wäre ich ohnehin noch zu sprechen gekommen. Die Politik innerhalb der Til-Nara ist ein fragiles Gleichgewicht, das von Intrigen und dem Schmieden von Allianzen geprägt ist. Der Verlust derart vieler Systeme hat den Status der Königin Dor-Vaniri geschwächt. Wäre kein Krieg, wäre sie bereits abgesetzt, getötet und an die Larven der beiden anderen Reiche verfüttert worden. An ihrer statt wäre eine andere Königin eingesetzt worden. Sie kann von Glück reden, dass sie noch benötigt wird, um das Reich in Kriegszeiten zu regieren und zusammenzuhalten. Die beiden anderen Königinnen wollen die Lage durch einen Machtwechsel nicht zusätzlich destabilisieren.« Bates warf Dushku einen eindringlichen Blick zu. »Wir sollten äußerst vorsichtig im Umgang mit dem Triumvirat sein. Für die Til-Nara sind wir Außenstehende. Gut möglich, dass sie uns lediglich als bloße Schachfiguren in diesem Spiel um die Macht ansehen. Ich möchte dringend raten, dass wir uns nicht in ihre Machtspielchen hineinziehen lassen.«

      Dushku schnaubte. »Was hätten die Til-Nara davon? Ein solcher Versuch würde lediglich das Bündnis gefährden und das würde niemandem helfen.«

      Bates legte den Kopf leicht auf die Seite. »Wir haben es mit insektoiden Wesen zu tun, nicht mit Menschen. Wir dürfen ihnen keine menschlichen Denkmuster unterstellen. Wer weiß schon, was in einem insektoiden Gehirn vor sich geht? Wie gesagt, ich rate zur Vorsicht.«

      »Zur Kenntnis genommen«, erwiderte Dushku.

      Frank wandte leicht den Blick ab, damit niemand seine Verachtung für Dushku an seinem Gesicht ablesen konnte. Der Mann verhielt sich in höchstem Maße dumm und uneinsichtig. Bates’ Einwände waren berechtigt. Die Expeditionsstreitmacht durfte sich nicht in interne Machtkämpfe verwickeln lassen. Der Verdacht überkam Frank, dass Dushku die Bedenken des MAD-Agenten nur deshalb nicht ernst nehmen wollte, weil dieser ihm zuvor geholfen hatte. Frank richtete sich auf und hoffte, dass die vorübergehende Entgleisung seiner Mimik niemandem aufgefallen war. Er hatte bereits genügend Probleme, auch ohne dass sich seine Verachtung für Dushku herumsprach. Als er aufblickte, bemerkte er jedoch Lory Roberts, die ihn nachdenklich musterte. Die MAD-Agentin lächelte rätselhaft, als Franks Blick den ihren kreuzte.

      »Und wie ist die derzeitige strategische Lage?«, wechselte Dushku das Thema.

      Bates zuckte die Achseln. »Da gibt es leider nicht viel zu berichten. Zumindest nichts Positives. Die Fronten stagnieren. Es gibt regelmäßig Vorstöße beider Seiten in das jeweils andere Gebiet, aber der Verlauf der Hauptkampflinie bleibt dabei relativ stabil. Vor drei Monaten gab es eine große Schlacht in einem System namens Orm/aldy. Die Til-Nara versuchten, einen ihrer Brutplaneten wieder unter Kontrolle zu bringen.«

      Frank sah auf. »Und das Ergebnis?«

      Bates seufzte. »Niederschmetternd. Es wurde ein Patt. Die Til-Nara konnten sich im System festsetzen, aber es gelang ihnen nicht, sich zum Planeten durchzukämpfen. Außerdem erlitten beide Seiten schwere Verluste.« Bates warf Dushku einen leicht verzweifelten Blick zu. »Ich sage es nicht gern, aber ich befürchte, die Til-Nara brauchen dringend unsere Hilfe, wenn sie den Stellungskrieg beenden wollen, der zwischen ihnen und den Slugs herrscht.«

      Dushku dachte einen Augenblick über die Worte des MAD-Agenten nach und nickte ihm zu. »Danke, Captain Bates.«

      Der MAD-Agent setzte sich wieder.

      Dushku sah sich in der Runde um. »Irgendwelche Anmerkungen zu dem gerade Gehörten?«

      Niemand sagte etwas. Die Til-Nara gingen selbst nach den Jahren des Bündnisses mit den Menschen nicht sehr verschwenderisch mit Informationen um. Dass es in der Hegemonie so schlecht stand, davon hatte kaum jemand im Konglomerat überhaupt eine Ahnung. Frank jedenfalls wurde davon völlig überrumpelt. Wenn man den Begriff Insektoid hörte, dann dachte man dabei unwillkürlich an Massen von Soldaten und einen schier unerschöpflichen Nachschub. Dass es bei ihnen jedoch auch eng werden könnte, auf den Gedanken kam man nicht.

      Frank sah auf. »Gibt es bereits einen Plan, wie unsere Hilfe aussehen soll? Ich meine, gibt es schon konkrete Angriffsziele?«

      Dushku antwortete nicht, sondern sah vielsagend in Bates’ Richtung. Dieser schüttelte den Kopf. »Falls ja, wurden sie uns noch nicht mitgeteilt. Ich bin mir aber sicher, unsere Hilfsleistungen richten sich auf die Rückeroberung von mindestens zwei Brutplaneten. Vier wären sogar ideal. Damit könnten die Til-Nara ihre Kräfte so weit aufstocken, dass sie wieder eine ernst zu nehmende Macht in diesem Teil des Weltraums werden. Sie könnten sich zu einem echten Problem für die Slugs entwickeln. Aber wie gesagt, dafür brauchen sie diese verdammten Planeten zurück.«

      Frank zog eine Augenbraue hoch. »Aber was können ein paar Hundert terranische Schiffe erreichen, was Tausende von Til-Nara-Einheiten nicht geschafft haben? Welchen Unterschied bringt unser Erscheinen?«

      Bates öffnete den Mund, doch Dushku kam ihm zuvor. »Taktische Flexibilität. Terranische Schiffe besitzen Möglichkeiten, über die Til-Nara-Schiffe nicht verfügen. Zum Beispiel die Möglichkeiten des Fernkampfes. Til-Nara-Einheiten sind schwer bewaffnet und stark gepanzert, aber die Reichweite ihrer Waffen ist auf kaum mehr als Nahkampfdistanzen begrenzt. Wir werden gemeinsam mit unseren Verbündeten in eine Kampfzone springen und dann eskortieren wir sie ins innere System. Nah genug, dass die Til-Nara ihre Feuerkraft in die Waagschale werfen können. Das wird unser Auftrag sein. Und ich denke, das ist zu schaffen.« Dushku räusperte sich und sah erneut in die Runde. »Vor unserer Abreise habe ich persönlich mit der Präsidentin gesprochen. Sie hat mir mitgeteilt, von welch essenziellem Interesse unser Auftrag für das Konglomerat, die Koalition und die Kriegsanstrengungen sind. Unsere Mission besteht darin, dafür zu sorgen, dass unsere Verbündeten wieder ihre volle Schlagkraft erlangen, damit wir diesen verfluchten Krieg endlich beenden können. Schiffe haben die Til-Nara genug. Ihre Werften produzieren mit hundertprozentiger Auslastung. Nur


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