MENSCH:GEMACHT. Gregg Braden
Читать онлайн книгу.ist eine große Ironie der modernen Welt, dass gerade die Wissenschaft, von der man erwartete, dass sie seine Theorie bestätigen und schließlich sogar die Rätsel des Lebens lösen würde, genau das Gegenteil getan hat. Die jüngsten Entdeckungen offenbaren Tatsachen, die einer seit langem bestehenden wissenschaftlichen Tradition vollkommen widersprechen, insbesondere was die menschliche Evolution betrifft. Zu diesen Gegebenheiten gehören die folgenden:
Tatsache 1.Die Beziehungen, die der übliche evolutionäre Stammbaum des Menschen zeigt – die gestrichelten Linien, die ein Fossil mit dem anderen verbinden und zum modernen Menschen in der Krone des Baumes führen – beruhen nicht auf Evidenz. Man glaubte lediglich, dass diese Beziehungen existieren müssten, aber sie wurden niemals wirklich bestätigt, sondern bestehen nur aus Vermutungen oder Spekulationen.
Tatsache 2.Moderne Menschen mit hoch entwickelten Merkmalen, die uns von allen bekannten Lebensformen unterschieden, die sich bis dahin entwickelt hatten, traten ganz plötzlich vor rund 200.000 Jahren auf der Erde auf.
Tatsache 3.Das Fehlen einer gemeinsamen DNA zwischen vorzeitlichen Neandertalern, die zum Teil für unsere Ahnen gehalten werden, und frühen Menschen mit einer DNA, die der unseren ähnelt, besagt, dass wir ursprünglich nicht von den Neandertalern abstammen, auch wenn wir uns in einem gewissen Maße mit ihnen vermischt haben.
Tatsache 4.Neueste Gen-Analysen enthüllen, dass die DNA, die uns von anderen Primaten unterscheidet, das Ergebnis einer uralten, mysteriösen und doch sehr präzisen Mischung von Genen ist, die darauf hinweist, dass irgendetwas außerhalb der Evolution unser menschliches Wesen erst möglich gemacht hat.
Um es ganz deutlich zu sagen: Die als Tatsache 2 identifizierten hoch entwickelten Merkmale haben sich nicht etwa allmählich über lange Zeiträume hinweg entwickelt, wie es die Evolutionstheorie nahelegt. Stattdessen wiesen die modernen Menschen, als sie in Erscheinung traten, bereits erstaunliche Eigentümlichkeiten auf, wie ein fünfzig Prozent größeres Gehirn als das unserer nächsten Verwandten unter den Primaten, und sie verfügten über ein komplexes Nervensystem, dessen emotionale und sensorische Fähigkeiten außerordentlich genau auf unsere Welt abgestimmt sind.
Mit anderen Worten, die heutigen Menschen gleichen den Menschen von damals, sie leben nur zweitausend Jahrhunderte später!
Diese Tatsachen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen von Fachleuten beruhen, sind ein ziemliches Problem für die lange Zeit anerkannte evolutionäre Darstellung unseres Ursprungs. Die neuen Fakten bestätigen das konventionelle Narrativ von der Vergangenheit, wie wir es aus der Schule kennen, nicht. Die populäre Geschichte, die heute in unseren Klassenräumen und Lehrbüchern wiedergegeben wird, führt uns zu dem Glauben, dass wir bedeutungslose Wesen sind, deren Existenz vor langer Zeit als biologischer Zufall begann und dann 200.000 Jahre voll von brutalem Wettkampf und dem »Überleben des Stärksten« allein deshalb überdauerte, damit wir feststellen, dass wir machtlose Opfer in einer feindseligen Welt von Trennung, Wettstreit und Auseinandersetzung sind.
Die in diesem Buch beschriebenen wissenschaftlichen Entdeckungen legen nun allerdings etwas vollkommen anderes nahe. Aus diesem Grund brauchen wir eine neue Erzählung, um den neuen Tatsachen gerecht zu werden. Oder andersherum gesagt, wir müssen den Tatsachen, über die wir bereits verfügen, zu der neuen Geschichte folgen, die sie uns erzählen.
Der Physiker und Nobelpreisträger Niels Bohr erinnerte uns vor seinem Tod 1962 daran, dass der Schlüssel dafür, ein Rätsel zu lösen, im Rätsel selbst zu finden ist. »Jedes große und tiefe Geheimnis trägt seine Offenbarung in sich selbst«, sagte er. »Es zwingt uns dazu, anders zu denken, um sie zu finden.«2 Bohrs Worte sind auch heute noch genauso kraftvoll wie vor mehr als einem halben Jahrhundert, als er sie aussprach.
Von Fossilien und Grabstätten bis zur Gehirngröße und DNA – die offenkundigen Tatsachen lösen bereits das Rätsel des Ursprungs unserer Art. Sie erzählen uns schon unsere neue Geschichte. Der Schlüssel liegt darin, dass wir erst anders über uns selbst denken müssen, um das zu akzeptieren, was die Erzählung enthüllt. Ich habe dieses Buch als eine Einladung geschrieben, genau dies zu tun.
Leitsatz 3Indem wir zulassen, dass neue Entdeckungen uns zu den neuen Geschichten hinführen, die sie erzählen, anstatt sie in das vorgegebene Raster unserer Ideen zu zwingen, werden wir schließlich die wichtigsten Fragen unserer Existenz beantworten können.
WARUM DIESES BUCH?
Der Zweck dieses Buch besteht 1) darin, neue Entdeckungen über unseren Ursprung mitzuteilen, was in Teil 1 geschieht, und 2) soll es zeigen, wie sich diese Entdeckungen in unser tägliches Leben einfügen, was in Teil 2 geschieht. Anstatt darüber zu spekulieren, wie die erste lebende Zelle auf der Erde erschien, beginne ich so, wie es Darwin tat, als er damals unserem geheimnisvollen Ursprung nachspürte. Beide Teile des Buches enthalten Übungen, die Ihnen dabei helfen sollen, die Bedeutung bestimmter Entdeckungen im eigenen Leben zu verankern.
WAS DIESES BUCH NICHT IST
WAS DIESES BUCH IST
NEUE ENTDECKUNGEN VERLANGEN EINE NEUE GESCHICHTE
Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind und anerkennen, dass diese Welt sich wandelt, dann folgt daraus, dass sich auch unsere Geschichte ständig wandelt. Höchstwahrscheinlich wird die neue Geschichte des Menschen eine Mischung aus Theorien sein, die es bereits gibt. Diese werden in den neuen Bildteppich einer großen Chronik verwoben, die eine außerordentliche,