Magie. Ines Witka

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Magie - Ines Witka


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das ließ Gil nicht gelten. »Ja, das hätten die Männer wohl gerne, eine simple Rechtfertigung für ihre sexuellen Übergriffe. Doch nur weil die Mehrheit aller Frauen immer noch Fantasien darüber haben, wie sie zum Sex gezwungen werden, darf man es nicht tun.« Sie sprühte vor Verachtung. »So einfach darf man es sich nicht machen. Überwältigungs-Fantasien sagen nichts darüber aus, was Frauen tatsächlich erleben möchten. Die Vorstellungen sind davon geprägt, welche schmerzhaften Erfahrungen Frauen gemacht haben. Fantasien helfen, sie in lustvolle umzuwandeln, Konflikte zu bewältigen, an Tabus zu rühren. Es sind komplexe Prozesse des Gehirns. Egal, wie extrem deine Fantasien sind, sie rechtfertigen keine Misshandlungen. Deine Fantasien haben ein Skript. Du wählst den Mitspieler, kontrollierst die Dosis des Schmerzes und der Demütigung. Und, das ist das Entscheidende, sie lassen sich sofort von dir stoppen. Es sind deine Regeln, und es dient deiner Lust.«

      Nun könnte ich vor Vergnügen jauchzen, wie gut unser erster Roter Mond Salon geklappt hat.

      »Und?«, fragt Gil und lässt sich zu mir aufs Sofa fallen. Der Champagner in ihrem Glas schwappt über.

      »Ich fühle mich wie ein Pferd in der Wildnis. Befreit. Erleichtert. Glücklich.«

      Gil trinkt einen Schluck Champagner und stellt ihr Glas auf den Boden. »Mir geht es ähnlich. Zu aufgekratzt, um nach Hause zu gehen.«

      Sie schiebt die Ärmel ihrer weißen Bluse hoch und legt den Arm um mich. Auf ihrem Unterarm ist Forget the rules eintätowiert. Gil ist ein unruhiger Geist, verfügt über eine unerschöpfliche Energie, arbeitet viel und geht meistens spät ins Bett.

      »Du strahlst so was Erwartungsvolles aus. Hast du noch was vor?«

      »Stimmt«, kichert sie und dehnt sich genüsslich. »Du, die Bühne ist noch nicht umgebaut. Die gesamte Ausstattung der Samstagsaufführung steht uns beiden jetzt allein zur Verfügung.« Sie öffnet den Verschluss ihrer Halskette mit dem Anhänger aus zwei silbernen Kugeln und lässt ihn in ihre Hand rutschen. »Liebeskugeln für die Lady«, grinst sie.

      Bevor ich die Kugeln ganz genau betrachten kann, bewegt sie diese schon auf meinem Venushügel hin und her. »Was meinst du? Hast du Lust, sie zu tragen?«

      Als ich nicke, schiebt sie die Kugeln in ihren Mund, öffnet den Reißverschluss meiner Jeans, lässt ihre Hand mit den nun befeuchteten Kugeln in meinen Slip gleiten. Die Objekte rollen die Vulvalippen entlang. Sie sind erstaunlich schwer. Ein leichter Druck, und schon verschwinden sie mühelos nacheinander in mir. »Oh«, murmelt sie. »So bereit?«

      Sie beugt sich zu mir herunter und küsst mich auf den Bauch. Langsam und behutsam schließt sie den Reißverschluss.

      »Ich habe noch nie solche Kugeln getragen«, gestehe ich. »Was muss ich tun?«

      »Nichts«, gluckst sie. »Genieße! Komm!«

      Sie streckt mir die Hand hin. Gespannt richte ich mich auf. Die Objekte sind kaum zu spüren. Erst als ich loslaufe, schwingen sie leicht in mir und massieren mich.

      Sie stellt eine volle Champagnerflasche in den Kühler und kippt eine Ladung Eiswürfel dazu. Gemeinsam gehen wir zur Künstlergarderobe hinüber.

      »Zieh dich um. Die Rollen sind klar, oder?«, fragt Gil. »Ich bin die Baronin.«

      Heiß fährt mir ihre Ansage unter die Haut. Will sie eine Szene aus dem Stück Revenge nachspielen? Wenn ja, welche? Und wenn sie die Baronin ist, dann bin ich sicher eine der drei jungen Frauen, die der Baronin zu Diensten sind. Was sie wohl von mir erwartet? Ich bin keine Schauspielerin.

      In der Garderobe hängen die Kostüme auf Kleiderständern, alle mit den Namen der Schauspielerinnen versehen. Eine der Frauen hat ungefähr meine Größe. An ihrem Ständer bediene ich mich. Da beim Umkleiden für den Auftritt meist Eile geboten ist, ist das Korsett bereits vorgeschnürt, sodass ich es mühelos allein schließen kann. Mit dem raffinierten Slip Ouvert, den schlichten halterlosen Strümpfen und den rot bemalten Lippen habe ich doch eine überraschende Ähnlichkeit mit der Nichte der Baronin. Die mit Rüschen versehene, kurze Schürze verdeckt, was der Slip sichtbar lässt: Mein feinsäuberlich gestutztes Haar auf dem Venushügel, mein Piercing, die rasierten Lippen. Der Stoff der Jeans, der den Kugeln bisher Halt gegeben hatte, fehlt. Um sie nicht zu verlieren, spanne ich die Beckenbodenmuskulatur an. Als ich versuche, nun auch noch auf High Heels zu gehen, werden die Kugeln zur Herausforderung. Die hohen Absätze verändern die Stellung meines Beckens. Um bei dieser Höhe elegant zu laufen, schwinge ich bei jedem Schritt die Hüften. Der Hüftschwung verstärkt die innere Massage und lässt die Kugeln tiefer sacken. Hoffentlich erreiche ich die Bühne, ohne sie zu verlieren.

      Das Bühnenbild des Pariser Salons ist in sanftes Licht getaucht. Der dunkle Zuschauerraum ist kaum wahrnehmbar. Gil sitzt mit übereinandergeschlagenen Beinen in einem roten Samtsessel. Sie hat sich nicht umgezogen. Muss sie gar nicht. Sie sieht auch so aus wie eine Baronin. Allerdings hat sie während meiner kurzen Abwesenheit den Lippenstift nachgezogen und die Augen mit Kajal umrandet. Um sie herum ein Lichtermeer: Kerzen brennen in silbernen Leuchtern, auf Tabletts sind unzählige Teelichter arrangiert. Sie spielt mit ihrem Zigarettenetui, öffnet es und holt eine Zigarette heraus. Die legt sie jedoch neben das Feuerzeug. Das Spiel beginnt.

      »Möchten Sie rauchen? Darf ich Ihnen Feuer geben?«, hauche ich mit einem leichten Zittern in der Stimme.

      »Besser nicht, sonst sind die Rauchmelder wahrlich überlastet.«

      »Darf ich Ihnen, Frau Baronin, dann etwas zu trinken einschenken? Champagner vielleicht? Gekühlt. Wie Sie ihn lieben.«

      »Bitte.« Mit einer Geste weist sie auf die Flasche im Kühler auf dem Tisch direkt neben ihr. Ein Paar Fußfesseln in rot-schwarzem Leder und ein schwarzes Paddel mit drei eingearbeiteten roten Herzen liegen daneben. Die Gläser stehen auf einem weiter entfernten Tisch. Ich unterstelle ihr Absicht. Als ich dorthin stöckele, bemüht, die Liebeskugeln nicht zu verlieren, kann ich ihren Blick spüren.

      Das Glas balanciere ich auf einem kleinen Tablett zurück. Sie nickt hoheitsvoll und trinkt genüsslich, ohne mich weiter zu beachten. Was für eine köstliche erotische Qual!

      »Du bist für die nächste Stunde mein Dienstmädchen«, stellt sie mit sanfter Stimme klar. »Das heißt, du bist mir zu Diensten!«

      »Auch das, wenn Ihr es wünscht, Frau Baronin.«

      »Dann komm doch bitte ein wenig näher. Lass mich fühlen, wie gut dich mein Geschenk vorbereitet hat.«

      Mit dem nächsten Schritt stehe ich vor ihrem Sessel. Sie fährt mit ihren Fingern unter die Schürze, streicht über meine Vulva bis zu meiner Spalte, schiebt zwei Finger hinein und lacht, weil es offensichtlich ist, wie bereit ich bin. Mit betonter Langsamkeit spielt sie mit den Kugeln. Ich beherrsche mein Verlangen, mein Geschlecht gegen ihre Hand zu pressen und laut aufzustöhnen.

      Sie fischt einen Eiswürfel aus dem Kühler heraus und reibt ihn auf meinem Geschlecht bedächtig hin und her, bis das Schmelzwasser meine Oberschenkel hinunter rinnt.

      »Tut das gut?«

      Ich nicke.

      »Hole dir einen Stuhl, liebste Nichte, leiste mir Gesellschaft.«

      Unter großer Mühe, die Kugeln und meine Beherrschung zu behalten, stelle ich ihn gegenüber ihrem Sessel ab. Derweilen nippt sie am Champagner.

      »Setz dich.«

      Vorsichtig lasse ich mich nieder.

      Sie wirft mir die Fußfesseln zu und befiehlt: »Fixiere dich.«

      Ich bücke mich, richte mich auf, bücke mich noch mal. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis ich meine Fußgelenke an die Beine des Stuhls gefesselt habe. Feucht klebt die Haut meiner Oberschenkel auf dem Sitz.

      Sie mustert mich eine Weile. »Du siehst sehr schön aus.« Sie trinkt das Glas in einem Zug aus. »Zu blöd allerdings, dass ich nun meinen Champagner selbst nachschenken muss.«

      Ich beobachte sie dabei, auch wie sie einen Eiswürfel in ihren Mund gleiten lässt.

      »Hol


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