Soldaten des Glücks. Richard Harding Davis

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Soldaten des Glücks - Richard Harding Davis


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des Ertrages zufrieden sein wird, und natürlich müsste sie Maschinen und Werkzeuge zollfrei einführen lassen.“

      Sechs Monate, nachdem dieser Bericht in New York eingetroffen war, wurde die „Bergwerksgesellschaft Valencia“ in aller Form Rechtens gegründet und ein Mann Namens van Antwerp mit zweihundert Arbeitern und einem halben Dutzend Hilfsbeamten nach dem Süden geschickt, um die Frachteisenbahn zu bauen, den Hafendamm anzulegen und die fünf Berge von Wald und Unterholz zu befreien. Das war keine Feiertagsarbeit, sondern eine ernste und schwierige Aufgabe, die viel Umsicht erforderte, und van Antwerp war nicht der Mann dazu, sie zu lösen. Abwechselnd eigensinnig, selbstbewusst und gleichgültig, verliess er sich nicht auf seine Untergebenen, sondern verteidigte seine eigenen Ansichten eifersüchtig gegen jede Anzweiflung oder Besprechung und stiess bei jedem Schritte die ihre Bequemlichkeit liebenden Leute, in deren Mitte er arbeiten sollte, vor den Kopf. Ihre Gewohnheit, alles aufzuschieben, machte ihn ärgerlich, und er verletzte beständig ihre träge Gutmütigkeit und ihren Stolz. Die reichen Pflanzer, denen das Land zwischen den Bergwerken und dem Hafen gehörte, über das die Eisenbahn geführt werden musste, behandelte er mit ebenso wenig Rücksicht, als er dem Regiment Soldaten erwies, das ihm die Regierung als Bergarbeiter verpachtet hatte.

      Sechs Monate, nachdem van Antwerp die Leitung der Arbeiten bei Valencia übernommen hatte, wurde bei Clay, der eben mit dem Bau der Eisenbahn in Mexiko, wovon King gesprochen hatte, fertig geworden war, telegraphisch angefragt, ob er die Leitung der Gewinnung des Erzes, das er entdeckt hatte, und seiner Verschiffung nach dem Norden übernehmen wolle. Dieses Anerbieten, das ihm den Titel „Betriebsdirektor“ nebst einem ungeheuren Gehalt einbrachte, nahm er ohne Zögern an. Die schwierigsten Vorbereitungsarbeiten seien bereits erledigt, und seine Aufgabe werde darin bestehen, unter seiner Leitung die wichtigere Arbeit der Ausbeutung der fünf Berge, des Pochens des Erzes und der Beladung der Dampfer fortzusetzen, wurde ihm mitgeteilt. Auch erhielt er die Vollmacht, van Antwerp abzusetzen, und ein Empfehlungsschreiben an den Minister der öffentlichen Arbeiten. Weiter wusste er nichts über die Aufgabe, die seiner wartete, allein er schloss aus dem Umstande, dass ihm die beinahe unerhörte Summe, die er für seine Dienste verlangt hatte, anstandslos bewilligt worden war, dass sie sehr wichtig sein müsse, oder dass er diejenige Stelle seiner Laufbahn erreicht habe, wo er wirklich zu arbeiten aufhören und als Sachverständiger, der die Leistungen anderer beurteilt, in aller Bequemlichkeit leben könne.

      Von Valencia nach dem Bergwerke gondelte Clay in einem Raddampfer an der Küste entlang, der bis zur Grenze seiner Brauchbarkeit auf dem Mississippi gedient hatte und am Quai von New Orleans verfaulte, als van Antwerp ihn mietete, um Werkzeuge und Maschinen nach den Bergwerken zu schaffen und ihm später als Privatjacht zu dienen. Clay hatte die Wahl zwischen diesem Dampfer, einem kleinen Boote oder einem Ritt an der unvollendeten Eisenbahn entlang. Jeder dieser drei Wege nahm sechs wertvolle Stunden in Anspruch, und Clay, der nicht wenig begierig war, sein neues Thätigkeitsfeld zu Gesicht zu bekommen, klopfte ungeduldig auf die Brüstung des rollenden Zubers, der sich durch die See wälzte.

      Die drei ersten Tage nach seiner Ankunft bei den Bergwerken brachte er in den Bergen zu, auf denen er herumkletterte oder deren Fuss er umritt, wobei er da schlief, wo die Nacht ihn überraschte. Bei dieser Besichtigungsreise begleitete ihn van Antwerp nicht, vielmehr überliess er diese Pflicht einem Ingenieur Namens Mc Williams und einem Herrn Weimer, dem Konsul der Vereinigten Staaten in Valencia, der der Gesellschaft vielfach nützlich gewesen und in alles eingeweiht war.

      Drei Tage lang dauerte der beschwerliche Marsch, der über gefallene, durch das Moos von Jahrhunderten schlüpfrig gewordene Baumstämme und durch Wasserschründe führte, wo die Wanderer auf dem losen Gestein rückwärts glitten; dann wieder mussten sie sich fast flach auf den Rücken ihrer Ponies legen, um den hängenden Schlingpflanzen auszuweichen.

      Oft ging es stundenlang zusammengekrümmt im Gänsemarsch, wobei sie nichts sahen, als die glänzenden Rücken und Schultern der vor ihnen herziehenden und ihnen einen Weg durchs Dickicht bahnenden Neger. Dann wieder standen sie plötzlich am Rande eines Abgrundes, sogen den weichen, kühlen Duft des Ozeans ein und schauten Tausende von Metern hinab, wo das undurchdringliche Grün, durch das sie eben gekrochen waren, von der schillernden Fläche der Karaibischen See begrenzt wurde. Es waren drei Tage fieberhafter Thätigkeit von Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Nacht, und besorgte Fragen beschäftigten die Ermüdeten noch lange am Lagerfeuer, wenn sich die Dunkelheit auf sie herabgesenkt hatte und keine anderen Laute an den Bergabhängen hörbar waren, als das Rauschen eines Wasserfalles in einer fernen Schlucht und der Schrei der Nachtvögel.

      Am Morgen des vierten Tages kehrten Clay und seine Genossen ins Lager zurück und ritten nach dem Orte, wo die Leute eben angefangen hatten, den Abhang eines Berges wegzusprengen.

      Als Clay zwischen den Blechbaracken und Palmenhütten der Soldaten hindurchritt, kamen sie heraus, um ihn zu begrüssen, und einer, der ihr Wortführer zu sein schien, ergriff Clays Pferd am Zügel und bat mit dem Sombrero in der Hand um ein Wort mit dem Señor Direktor.

      Die Nachricht von Clays Rückkehr hatte sich an der Arbeitsstelle verbreitet, und das Stampfen der Maschinen sowie das Sprengen hörte auf, während die Hilfsingenieure das Thal herunterkamen, um den neuen Betriebsdirektor zu begrüssen. Als sie ihn erreichten, sass er auf seinem Pferde, blickte gerade vor sich hin und hörte die Geschichte des Soldaten an, dessen Finger, während er sprach, mit der ganzen Anmut und Leidenschaft einer südlichen Natur in der Luft zuckten. Dabei standen seine Genossen als ein schweigender Chor mit gespannten, flehenden Blicken demütig hinter ihm. Auf das, was der Mann sprach, erwiderte Clay einige kurze Worte, in der spanischen Mundart, worin er angeredet worden war, und wandte sich dann mit einem finsteren Lächeln der Gruppe der Ingenieure zu. Diese liess er einige Augenblicke warten, während deren er sie musterte, als ob er sie noch nie zuvor gesehen hätte.

      „Nun, meine Herren,“ begann er endlich, „ich freue mich, dass ich Sie alle hier beisammen habe, und bedaure nur, dass Sie nicht früh genug gekommen sind, um zu hören, was dieser Mann mir gesagt hat. Für gewöhnlich schenke ich Klagen nicht so viel Beachtung, aber was er mir mitgeteilt hat, habe ich zum Teil mit eigenen Augen gesehen, zum Teil ist es mir auch schon von anderer Seite bestätigt worden. Drei Tage bin ich jetzt hier, und ich versichere Ihnen, meine Herren, wenn ich nur an meine eigene Bequemlichkeit dächte, thäte ich am besten, meine Sachen wieder einzupacken und mit dem nächsten Dampfer nach Hause zu fahren. Ich bin hierher geschickt worden, um die Leitung eines in vollem Betriebe befindlichen Bergwerks zu übernehmen. Und was finde ich? Ich finde, dass Sie in sechs Monaten so gut wie nichts gethan, und dass das wenige, was zu thun Sie sich herbeigelassen haben, so schlecht ausgeführt ist, dass alles noch einmal gemacht werden muss, dass Sie nicht nur ein halbes Jahr Zeit verschwendet haben — und ich weiss nicht, wie viel Geld —, sondern dass Sie es auch fertig gebracht haben, die Leute, auf deren guten Willen wir unbedingt angewiesen sind, aufsässig zu machen. Ihre Maschinen haben Sie verrosten und Ihre Arbeiter in Krankheit verkommen lassen. Sie haben nicht nur nichts gethan, sondern Sie haben noch nicht einmal eine Zeichnung, woraus ich ersehen könnte, was zu thun Sie beabsichtigten. Niemals in meinem Leben ist mir Faulheit, Misswirtschaft und Unfähigkeit in so grossartigem Massstabe entgegengetreten. Der Hafendamm ist nicht gebaut, die Eisenbahn ist noch nicht im Betriebe, und Sie haben noch nicht ein Gramm Erz gefördert. Valencia ist Ihnen besser bekannt, als dieses Bergwerk; die Stadt freilich kennen Sie von der Alameda bis zum Kanal. Die Abende, wo die Musik auf der Plaza spielt, können Sie mir nennen, aber mir die Höhe eines einzigen dieser Berge anzugeben, sind Sie nicht im stande. Ihre Tage haben Sie auf dem Pflaster vor den Cafés verbracht und Ihre Nächte in den Tanzsälen, aber Ihr Gehalt haben Sie jeden Monat pünktlich erhoben. Vor diesen Mischlingen, die Sie in diesem Fiebernest haben verhungern lassen, habe ich mehr Achtung, als vor Ihnen. Sie haben diese armen Menschen schlimmer behandelt, als ich einen Hund behandeln würde, und wenn einer von den Leuten stirbt, so kommt sein Tod auf Ihr Haupt. Sie haben sie in ein Fieberlager gelegt und sich noch nicht einmal die Mühe genommen, es zu entwässern. Ihre Verpflegungseinrichtungen sind unter dem Strich, und Sie lassen die Leute so viel Rum trinken, als ihnen beliebt. Nicht einer von Ihnen ...“

      Die Gruppe der schweigenden Männer löste sich auf; nur einer von ihnen trat vor und drohte Clay mit dem Zeigefinger.

      „Solche Reden lasse ich mir von keinem Menschen gefallen,“ rief er erregt.


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