Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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sich die niedrige Tür hinter ihnen geschlossen hatte, aktivierte Barbara wieder das Armbandgerät.

      »Bist du sicher, dass sie das nicht orten können?«, fragte die Swoon.

      »So sicher, wie man sein kann, wenn man nichts über den Gegner weiß. Die Cairaner geben bekannt, dass sie mittlerweile den gesamten Etappenhof erobert haben.«

      »Dreitausend Soldaten gegen dreißig«, sagte Rohonzori abfällig.

      »Auffällig ... alle Invasoren sind tot, bis auf die Tomopaten. Sie haben eine Warnung durchgegeben und die Truppen zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen.«

      »Das gibt es doch nicht. Der Etappenhof wird evakuiert ...«

      »Ja. Die letzten Fähren treten ihren Flug nach Kesk-Kemi an.«

      »... und die Rädelsführer laufen noch frei herum!«

      Barbara spitzte die Ohren. »Mittlerweile sind insgesamt vier Augenraumer der Cairaner bei Kesk-Kemi eingetroffen. Sie schleppen den Etappenhof gerade in einen höheren Orbit.«

      »Bislang hat Kesk-Kemi den fünften Planeten in einer Höhe von 20.000 Kilometern umkreist, oder?«

      »Ja. Aber jetzt wird er in 150.000 Kilometern Höhe stationiert, und wohl nur vorläufig. Legat Matetao Goniwari hat auf einer abschließenden Pressekonferenz verkündet ...«

      »Journalisten sind also noch an Bord?«

      »Vermutlich. Oder es war eine Holokonferenz, wieso fragst du mich so was? Darum geht es ja nicht. Jedenfalls hat Goniwari bekannt gegeben, dass bald ein weiteres Spezialistenteam der Cairaner an Bord gehen und weitere Untersuchungen vornehmen wird. Sicherheitshalber wird der Etappenhof dann ganz aus dem Orbit gelöst und aus dem System entfernt.«

      »Und verschwindet damit aus dem Blick der Milchstraße. In drei Tagen kräht kein Hahn mehr danach.«

      Barbara wollte das Armbandgerät gerade ausschalten, als sich vor ihr ein Holo bildete.

      Es zeigte das Gesicht und den Oberkörper der akonischen Priorrätin Rheelona tan Thanor.

      *

      Barbara Meekala verspürte sofort eine gewisse Ehrfurcht. Auch als Siganesin respektierte sie die Sprecherin des akonischen Hochrats.

      Die gesetzgebende Gewalt der Akonischen Räterepublik war der 150 Personen umfassende Rat, dessen Exekutivgremium wiederum der fünfzehnköpfige Hochrat und dessen Sprecher der Priorrat war. Damit stellte er praktisch den Regierungschef der Akonen dar.

      Zurzeit war das Rheelona tan Thanor. Faktisch hatte sich in den letzten Jahrzehnten eine Richtlinienkompetenz des Priorrats herausgebildet. Die Mitglieder des Hochrats fungierten allesamt als Minister.

      »Ich wende mich per Hyperfunk mit einem offenen Funkspruch an das Chrag-Odisz-System und den Etappenhof Kesk-Kemi«, sagte die Priorrätin. Ihre Haut war für eine Akonin verhältnismäßig dunkel, ihre Haare dunkelrot, kraus und kurz geschnitten. Sie hatte auffällig hellgrüne Augen und wirkte nicht besonders groß und eher grazil, geradezu knabenhaft. »Die Umstände zwingen mich zu diesem nicht alltäglichen Schritt.«

      Barbara wusste, dass sie 115 Jahre alt war. Geboren war sie im Jahr 1931 NGZ auf Galazin, in Ehembor, der Hauptstadt der Akonischen Räterepublik. Sie entstammte einer Diplomatenfamilie, ihre Mutter Benegad tan Thanor war langjährige Botschafterin auf der Vielvölkerwelt Lepso gewesen und hatte sich anschließend nach Tefor versetzen lassen. Einen Vater hatte sie nicht, der männliche Teil ihres Erbguts war ein von der Mutter bestelltes DNS-Kompositum gewesen. Sie hatte Kommunikationsstrategie studiert und war von ihrer Mutter, die sie ab und an auch noch beriet, protegiert worden.

      Das alles spielte für Barbara allerdings eine untergeordnete Rolle. Wichtig für sie war, dass Rheelona tan Thanor eine überzeugte Verfechterin der Lemurischen Allianz war.

      »Wir wollen dafür sorgen«, fuhr die Priorrätin fort, »dass ein Produkt akonischer Herstellung keine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt, und bitten daher um die Überstellung des von den Cairanern besetzten Etappenhofs Kesk-Kemi.«

      Die Siganesin lachte leise auf. Das war nichts anderes als eine diplomatisch geschickte Umschreibung. Im Klartext verlangte Rheelona tan Thanor die Herausgabe des Etappenhofs an seine Besitzer.

      Es dauerte eine beträchtliche Weile, bis sich ein zweites Holo bildete, das von Matetao Goniwari. Der cairanische Legat für die Sicherheit öffentlich-interstellarer Transportsysteme blickte nicht gerade freundlich drein. Aber als freundlich hatte Barbara ihn bisher ohnehin nicht erlebt.

      »Ich danke der akonischen Priorrätin für die höfliche Anfrage«, sagte er im hinlänglich bekannten barschen Tonfall, »muss sie aber leider abschlägig beantworten.«

      »Ist das dein Ernst?« Rheelona tan Thanor ließ ein kurzes helles, vielleicht etwas zu schrilles Lachen hören. »Mit welcher Begründung? Der Etappenhof ist ein Produkt der Akonischen Räterepublik. Er befindet sich keineswegs im Besitz der Cairaner. Deine Antwort ist nicht mehr und nicht weniger als ein Affront.«

      »Die Räterepublik hat kläglich versagt«, behauptete der Legat, »und ihre anfälligen Produkte drohen eine Gefahr für die Sicherheit der Milchstraße und damit für den Cairanischen Friedensbund zu werden. Daher verstehst du sicher, dass wir konsequent und zielstrebig handeln müssen, um weiteren Schaden abzuwenden.«

      Sein Holo erlosch.

      Rheelona tan Thanor starrte entgeistert und mit leicht aufklaffendem Mund in das Aufnahmegerät. Offensichtlich war sie es nicht gewöhnt, dass man so mit ihr umsprang.

      Dann löste sich auch ihr Holo auf.

      *

      »Rheelona tan Thanor hat recht«, sagte Barbara Meekala. »Zumindest ist sie auf der richtigen Spur. Diese ganze Sache stinkt!«

      Rohonzori schaute zweifelnd drein. »Ich bin noch nicht so ganz davon überzeugt!«

      »Denk doch mal nach, du Salatgurke!« Das Gesicht der Siganesin lief dunkelgrün an. »Die Cairaner haben inzwischen den Etappenhof erobert und rigoros gesäubert! Sämtliche Eindringlinge sind tot! Aber die beiden Tomopaten haben sie nicht gefangen! Die laufen frei herum und jagen uns!«

      Die Swoon kniff die beiden relativ großen, klaren und hervorquellenden Augen zusammen. »Nenn mich nicht so. Du meinst ...«

      »Ja, das meine ich. All die Arkoniden, Akonen, Terraner und Blues, das waren unwichtige Söldner, die man mit vielen Kreditchips ins Verderben gelockt hat! Willfährige, skrupellose Helfer, nichts weiter als Bauernopfer, die man einfach umgebracht hat, nachdem sie die Drecksarbeit erledigt hatten. Nur wir passen da nicht hinein, wir und die beiden Geheimagenten mit ihrer wirren Hintergrundgeschichte. Und jetzt hat an Bord des Etappenhofs die Jagd auf uns begonnen. Wir sind wichtige Zeugen, die die ganze Sache auffliegen lassen können, und müssen ebenfalls beseitigt werden!«

      »Und da es die beiden Tomopaten sind, die uns jagen, habe ich Angst. Schreckliche Angst. Sollten sie uns in die Tentakel kriegen, werden sie uns zerfetzen wie Stoffpuppen.«

      »Für mich steht es endgültig fest, Rohonzori! Die Tomopaten arbeiten für die Cairaner!«

      »Und warum?«

      »Das Ganze ist ein Manöver der Cairaner. Sie wollen den Etappenhof in ihre Gewalt bringen. Sie haben die Anschläge inszeniert! Die Anschläge eskalieren, die Cairaner übernehmen den Etappenhof und schleppen ihn dann ab!«

      »Und warum?«, wiederholte die Swoon.

      »Das weiß ich noch nicht. Vielleicht wollen sie sich die akonische Transmittertechnik unter den Nagel reißen und für ihre eigenen Zwecke adaptieren, vielleicht steckt etwas ganz anderes dahinter. Das finden wir womöglich heraus, wenn wir wissen, wohin der Hof gebracht wird und was man dort mit ihm anstellen wird.«

      »Und mit dem Hypersender können wir die galaktische Öffentlichkeit informieren ...«

      »Ich weiß nicht mehr, Rohonzori, ob wir wirklich


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