Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.ausüben, wenn deine Untertanen lieber sterben wollen, als sich weiter zu beugen? Und wirst du die Wehrlosesten unter deinen Gegnern am meisten unter Druck setzen, um nur ja deine Ziele zu erreichen? Und was, wenn das schiefgeht – wirst du dann einen Flächenbrand legen? Wirst du Murnark angreifen, nur weil ich mich irgendwo dort aufhalte?«
Da Nardonn warf einen fragenden Blick zur Ortung. Dort schüttelte man den Kopf und deutete auf das Holo der TARTS.
»Natürlich nicht«, antwortete er daraufhin. »Außerdem bist du an Bord deines Flaggschiffs. Was soll die Frage also? Glaubst du, mich dazu verleiten zu können, meine eigenen Verbündeten anzugreifen? Denn ich bin sicher, dass die Murnarkoniden auf meiner Seite stehen! Auf dieser Welt werden Traditionen und die Werte aus den Zeiten des Großen Imperiums noch hochgehalten, das habe ich immer wieder während meiner früheren Besuche hier festgestellt.«
Er spürte das kurze Zögern seines Gegenübers. Hatte er endlich eine Schwäche gefunden?
»Eine Verbindung zur Tato Markane da Chao«, forderte er seine Funkabteilung auf. »Fragen wir die planetare Verwalterin, wem ihre Unterstützung gilt. Das muss dann wohl als die Stimme zumindest des hiesigen Volkes genügen, oder?«
Erneut zögerte Atlan, ehe er mit einer Geste seine Zustimmung gab.
In diesem Moment flackerte im Holo neben Atlans Bild das Gesicht einer Arkonidin auf. Sie hatte sich keine Mühe gemacht, die Spuren ihres fortgeschrittenen Alters kosmetisch zu korrigieren, und ihr weißes Haar war am Hinterkopf wie etwas aufgetürmt, das im nächsten Moment zustechen mochte. Von ihrem Aufenthaltsort war nur verwaschenes, halb transparentes Grau zu erkennen.
Der Blick, mit dem sie da Nardonn musterte, zeugte von hohem Selbstbewusstsein. »Wie kann ich dir helfen, Cousin?«
Die Anrede hatte nichts mit Blutsverwandtschaft zu tun, sondern war eine Sitte aus sehr alten Tagen, als der Hochadel noch enge Verbundenheit untereinander gepflegt hatte – und vermutlich auch ein Verwandtschaftsverhältnis oft nicht ganz auszuschließen war. Dennoch wertete da Nardonn sie bereits als einen Gewinn. Die Tato hätte sie sicher keinem gewährt, den sie rundheraus ablehnte.
»Mascant Atlan erhebt den Anspruch, für das arkonidische Volk zu kämpfen«, sagte da Nardonn. »Da er gerade die Klammer seiner Schiffe um Murnark gelegt hat, wüsste ich nun gerne, wie das Volk von Murnark darüber denkt.«
Die Augen der Tato wurden schmaler, und sie warf einen schnellen Blick auf etwas, das sich außerhalb des Erfassungsbereichs des Holos befand. Dann kehrte ihr Blick zu Jarak da Nardonn zurück.
»Jeder weiß, dass Murnark die Werte des Imperiums hochhält. Wir unterstützen gerne jeden, der dies ebenfalls tut und dabei unsere Souveränität respektiert.«
»Das tue ich selbstredend«, sagte da Nardonn schnell. »Kein Arkonide muss befürchten, von mir in seinen naturgegebenen Rechten beschnitten zu werden.«
Seine Gegenüber schien den Unterton herauszuhören; einer ihrer Mundwinkel zuckte kurz. Naturgegebene Rechte waren etwas, das vorrangig den Adel betraf, der auf Geburtsrechten aufbaute. Der Adel war es auch, dessen Macht und Einfluss da Nardonn schon immer am effektivsten für sich hatte gewinnen können, auch wenn einige seiner wichtigsten Unterstützer sich noch immer bedeckt hielten, um jederzeit das Fähnchen wechseln zu können.
»Unter diesen Umständen und im Vertrauen auf die Zusagen Jarak da Nardonns fordere ich Mascant Atlan dazu auf, seine Raumschiffe von unserem Planeten zurückzuziehen. Setz deinen Zwist mit dem imperialen Admiral meinetwegen außerhalb dieses Systems fort, aber unser Planet braucht euren Schutz nicht.«
Atlans Miene versteinerte. »Tato, willst du ernsthaft ...«
Noch ehe die Fürstin Antwort geben konnte, sprach die Ortung massiv an.
»Einhundert Schiffe sind am Systemrand aus dem Linearraum gekommen«, meldete ein Offizier. »Es sind naatsche Ovoidraumer!«
Auch Atlan musste die Meldung erhalten haben. »Wir ziehen uns zurück – für dieses Mal, und weil wir keinen Schaden für Murnark riskieren wollen«, sagte er knapp. Sein Holo erlosch.
Mit erstaunlicher Effizienz löste sich der Gürtel der Schiffe um Murnark auf und trat den Rückzug zur TARTS an.
»Schießt jeden ab, der sich zu langsam bewegt«, zischte da Nardonn.
Er wollte zumindest den Hauch eines Sieges verspüren.
7.
Grand Jeté
»Du weißt, was du da von mir verlangt hast, Cousin?« Das Funkeln in Markanes Augen schien selbst durch das Holo der sicheren Leitung Hitze zu übertragen. Salkis bewunderte Vadkuin dafür, dass er darunter nicht zusammenzuckte.
Im Fall von Vadkuin und Markane war die familiäre Anrede berechtigt; sie waren tatsächlich Cousin und Cousine, wenn auch nach Salkis' Wissen nur zweiten oder dritten Grades. Zugleich waren sie Sandkastenfreunde, die mehr als einmal die Köpfe gegeneinandergerammt hatten – im übertragenen wie im wörtlichen Sinne. Sie waren beide typische Vertreter murnarkonidischer Sturköpfigkeit. Eine geplante Heirat war seinerzeit wegen befürchteter Lebensgefahr für beide Beteiligten abgesagt worden.
»Der Rat wird mir noch ewig wegen dieser Eigenmächtigkeit in den Ohren liegen«, schimpfte die Tato. »Ich konnte Ratsleiter Borten gerade noch davon abbringen, selbst mit da Nardonn Kontakt aufzunehmen und ihm zu sagen, dass er dort hingehen solle, wo kein Stern die Nacht durchbricht!«
»Ich weiß doch, dass du deine Leute im Griff hast«, säuselte Vadkuin mit einem Ton, den Salkis ihn noch nie gegenüber irgendeiner anderen Person als Markane hatte anschlagen hören. »Und Atlan und der Thantur-Baron sind dir für deine Leistung äußerst dankbar.«
»Was wird hier überhaupt gespielt?«
»Ich weiß es auch nicht, Liebes. Aber ich habe Vertrauen, und das solltest du ebenfalls haben.«
»Vertrauen? Etwa zu dir? Ha!« Sie rümpfte die Nase. »Also gut. Aber ich hoffe sehr, dass die Sache sich wirklich innerhalb der nächsten Stunden auflöst. Ich weiß nicht, wie lange ich den Sack voller Hitzköpfe hier noch ruhig halten kann. Wobei es ein Gutes hat: Ich weiß genau, wer sich wünschte, meine Worte wären so gemeint gewesen, wie da Nardonn sie aufgefasst hat, und wer dagegen protestiert.«
»Klare Fronten. Das liebst du, ich weiß.«
»Mehr als alles andere. Ganz sicher mehr als dich.« Sie schnaubte, und kurz streifte ihr Blick Salkis. »Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Abend.«
Das Holo erlosch. Dahinter kam wieder die Kontrollkonsole der Station zum Vorschein, von der aus Vadkuin seine Cousine kontaktiert hatte. In ihrer kantig-metallenen, auf reine Funktionalität ausgerichteten Art war sie so typisch für Murnark wie der Hochingenieur.
»Was sollte das denn nun schon wieder heißen?«, murrte Vadkuin und warf Salkis einen misstrauischen Blick zu.
Die hob die Hände in einer Geste, die Ahnungslosigkeit vortäuschen sollte. »Vielleicht einfach nur die typische Höflichkeitsfloskel einer Politikerin.«
Vadkuin schürzte die Lippen, wandte sich dann aber doch ab und dem Arkoniden zu, der im Halbdunkel hinter ihnen stand. Dieses Mal war er in einen SERUN gehüllt, ein terranisches Produkt, wenn Salkis sich nicht irrte.
»Also, Atlan – wozu diese ganze Scharade? Und wie geht es weiter?«
Der Mascant trat ins Licht. Den Falthelm hatte er kurz nach seiner plötzlichen Ankunft aus dem Nichts geöffnet. »Jetzt müssen wir abwarten und hoffen, dass die Dinge sich so entwickeln, wie ich es erwarte. Da Nardonn glaubt, ich wäre abgezogen und er hätte freie Hand.«
»Wäre es nicht besser gewesen, wenn er gewusst hätte, dass du hier bist? Warum die umständliche Relaisschaltung über die TARTS?«
»Erstens hätte er sich dann gefragt, wie ich hierhergekommen bin, und diese Trumpfkarte wollte ich ihm nicht in Erinnerung rufen«, sagte Atlan mit einer Handbewegung zu Gucky und dem