Die 12 Häuser der Magie - Schicksalsretter. Andreas Suchanek

Читать онлайн книгу.

Die 12 Häuser der Magie - Schicksalsretter - Andreas Suchanek


Скачать книгу

      »Ihr habt einen Zuschauer«, warf Nox ein. »Und dem wird gerade schlecht.«

      »Wieso bist du überhaupt noch hier?!« Nic warf dem Familiaris über Liz’ Schulter einen giftigen Blick zu.

      »Jemand musste doch auf sie achtgeben.«

      »Ha! Du wolltest nur sehen, wie die Wächter oder Inés sie umbringen.«

      »Habe ich das nicht verdient?« Nox sprang auf und stemmte die Fäuste in die Hüfte. »Wenigstens dieses Happy End sollte mir nicht verwehrt bleiben. Jetzt, wo du da bist, geht es bestimmt ganz schnell. Wo du auftauchst, sterben ständig Menschen.«

      »Das ist nicht wahr!«

      »Jeremiah. Angelos Bruder. Das eine oder andere Ratsmitglied. Deine Helfer, die die Apparatur wieder in Gang gesetzt haben.« Nox gingen die Krallen an der einen Hand aus zum Aufzählen, weshalb er zur anderen wechselte und ansetzte, weiterzusprechen.

      »Wieso bist du am Leben?« Liz trat einen Schritt zurück, betastete seinen Körper und konnte es noch immer nicht fassen, dass er vor ihr stand.

      »Tja.« Er kratzte sich an der Schläfe. »Irgendwie braucht das Schicksal mich noch. Da der Dämon jetzt zurück ist, bin ich der letzte Schicksalswächter. Und irgendwie hat auch mein Dad etwas damit zu tun.« Er nahm die Umgebung zum ersten Mal richtig wahr. »Wo sind wir?«

      Es war eindeutig ein Hotelzimmer, allerdings eines der untersten Kategorie. Der Teppich war fadenscheinig, die Vorhänge verblichen. Das Bett sah so aus, als sei es vom Sperrmüll gerettet worden.

      »Du hast das Portal in die Kanalisation von Rumänien geöffnet. Ich bin direkt dorthin gespiegelt und habe das nächstbeste Hotel aufgesucht. Ich musste von der Straße runter.« Liz rieb sich müde die Augen. »Die gesamte magische Welt ist in Aufruhr.«

      »Das war zu erwarten.«

      »Wegen uns, Nic!« Liz sank auf das Bett, das bedrohlich wackelte. »Niemand weiß, dass der Dämon zurückgekehrt ist. Inés schürt die Angst vor uns. Jedes Haus hält Ausschau, ich musste Sicherungen gegen jedes Talent anbringen. Die Traumwandler waren wirklich hartnäckig, doch ich konnte meine Träume schließlich schützen.«

      Nic sank in den Sessel gegenüber von Nox. »Irgendwer muss doch begreifen, was hier vorgeht.«

      »Wie denn? Inés hat dafür gesorgt, dass uns nach Österreich alle für Jünger des Dämons halten. Keiner glaubt irgendwelchen Gerüchten, die behaupten, er sei zurückgekehrt. Vergiss nicht, dass jeder außerhalb des dreizehnten Hauses und des Rates denkt, dass er damals getötet wurde. Die gewöhnlichen Magier wissen nichts von dem Fluch.«

      Was Inés letztlich genau den Vorteil gegeben hatte, den sie benötigte. »Dann müssen wir es ihnen zeigen.« Nic runzelte die Stirn. »Wie lange war ich überhaupt weg?«

      Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Liz müde und abgeschlagener wirkte als noch vor wenigen Stunden.

      »Ich bin vor etwa einer Woche aus dem Herrenhaus geflohen«, erklärte sie.

      Niedergeschlagen blickte Nic aus dem Fenster, vor dem sich die Fassaden der gegenüberliegenden Häuser abzeichneten. »Dann liegt es wohl an uns beiden, den anderen die Augen zu öffnen.«

      »Oh.« Liz sah ihn mit einem plötzlichen Lächeln an. »Matt, Jane und Sam haben überlebt.«

      »Was?!« Nic lachte auf. »Das ist ja … wie?«

      »Ich zapfe die Nachrichten aus der magischen Welt an.« Liz grinste verschmitzt. »Irgendwie sind die drei im dreizehnten Haus aufgetaucht und dann mit Ultinova und Pablo Flores geflohen. Wächter haben sie umzingelt und es kam zum Kampf.«

      »O nein.«

      »Die Wächter und Schattenläufer sind alle tot. Pablo hat es auch erwischt. Die anderen Schicksalswächter wurden gefangen genommen und verhört. Ein paar sind entkommen, die haben wohl kapiert, was Sache ist.«

      »Das muss ja übel gewesen sein«, flüsterte Nic.

      Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie Matt, Jane, Sam und Ultinova sich den Wächtern entgegengestellt hatten. Vor allem Matt verabscheute Gewalt. Als habe sein bester Freund nicht schon genug Leid ertragen müssen.

      »Wo sind sie jetzt?«, fragte Nic.

      »Keine Ahnung, glücklicherweise. Inés wirkte bei den bisherigen Auftritten allerdings nicht glücklich.«

      »Du solltest ihre Haare sehen.« Nox kicherte. »Fabelhafte Idee, sie und den Dämon am Rand eines Vulkans abzusetzen. Sie hat dunkle Stoppeln anstelle ihrer blonden Mähne.«

      Unweigerlich sah Nic die letzten Minuten im Herrenhaus vor sich. Chavale, der ihm die Klinge in den Körper bohrte. Inés, die seinen falschen Anima an sich nahm und glaubte, ihn geschlagen zu haben. Beide traten in den Spiegel. Nic hatte die Passage eigentlich schließen wollen, während sie sich noch darin befanden. Statt­dessen hatte er blutend auf dem Holz der Dielenbretter gelegen. Nox hatte in den Spiegel gespäht und verkündet, dass sie die andere Seite erreicht hatten.

      »Mir wäre es lieber gewesen, sie wäre verbrannt«, sagte Liz. »Dann hätten wir jetzt ein Problem weniger.«

      »Chavale hält sich versteckt?«, fragte Nic.

      »Kein Stück. Er steht bei den öffentlichen Auftritten direkt neben ihr. Wie ein gewöhnlicher Magier. Niemand weiß, wer er ist. Vergiss nicht, dass Egmont Chavale vor über zweihundert Jahren verschwand und vom ersten Regnum gibt es keine Bilder, keine Aufnahmen, nichts.«

      »Wirklich dreist«, sagte Nox, das Kinn auf seine Pranke gestützt. »Bestimmt hat er schon ganz viele Magier getötet und ihre Magie gefressen. Ohne Öffentlichkeit.«

      »Ja klar, das tut dir total leid«, kommentierte Nic ironisch.

      Nox sprang wieder auf und reckte seinen rechten Arm in die Höhe, die Krallentatze ausgestreckt. »Wir werden ihn vor aller Welt bloß­stellen. Dann muss er seine Gegner in aller Öffentlichkeit umbringen und wir können zusehen.«

      Nic schlug sich die Hand vor die Stirn. »Warum haust du nicht einfach ab?! Du bist frei. Ich habe unser Band gelöst.«

      »Eben.«

      »Was soll das denn heißen?«

      »Ich kann mich unmöglich bei den anderen Familiaris blicken lassen. Sie wissen, dass ich dich versklaven wollte, ganz wie in den guten alten Zeiten. Ich habe ihnen versprochen, dich nackt über einen Lavatümpel kriechen zu lassen. Deine Haut wäre verschmort, das Haar verbrannt, du hättest geschrien …«

      »Danke, ich kann es mir vorstellen.«

      »Jetzt kann ich leider nicht liefern.«

      Nox hatte ihnen bereits erzählt, dass seine Artgenossen auf sehr blutige Art reagierten, wenn ihnen der Spaß vorenthalten wurde. Oder das, was sie unter Spaß verstanden.

      »Aus diesem Grund habe ich beschlossen, euch beide weiter mit meiner Anwesenheit zu beglücken«, erklärte Nox, die Tatzen hinter dem Rücken verschränkt. »Ihr dürft euch jederzeit erkenntlich zeigen.« Er sah auf. »Oder kann ich dich doch noch von einem Leben als Sklave überzeugen? Es hat Vorteile.«

      »Eher friert die Hölle zu!«

      »Kein Grund, gleich so ungemütlich zu werden.« Nox seufzte. »Na schön. Ich übe mich in Geduld.«

      »Also ob.« Nic sank neben Liz auf das Bett und zog sie wieder in seine Arme. »Ich dachte wirklich, es ist vorbei.«

      »Zu sehen, wie du blutend auf dem Boden liegst und stirbst … wir lassen diese Sache mit dem Beinahetod, ja?«

      »Sag das Inés und ihrem Chef.«

      Sie umschlangen einander, um sich nie wieder loszulassen. Die Nähe zu Liz, ihr Herzschlag, ihr Atem, schenkte Nic neue Kraft. Wenn die Welt ringsum sich auch veränderte, sie war und blieb.

      »Hast


Скачать книгу