Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman - Marisa Frank


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ganz tief in ihrem Herzen spürte sie eine winzige Enttäuschung. Hätte Fürst Drago sie nicht noch ein bißchen anders begrüßen können, ein bißchen herzlicher, inniger, nicht so onkelhaft?

      Ja, onkelhaft, das war das richtige Wort. So war Fürst Drago gewesen, aber einen verliebten, einen liebenden Mann stellte die kleine Prinzessin sich ganz anders vor.

      Doch, so tröstete sie sich, sie hatte ja noch gar keine Erfahrung. Sie wußte nicht, wie ein Mann sich in einer solchen Situation verhielt, vielleicht konnte Fürst Drago gar nicht anders. So würde es wohl sein.

      Edina war schon wieder obenauf. Sie hatte für alles eine Erklärung, eine Entschuldigung, durch nichts woll­te sie sich ihre Träume zerstören lassen, ihre wunderschönen Träume, die sie so unendlich glücklich machten.

      »Kommen Sie, Prinzessin, ich führe Sie Ihrem Tischherrn zu.«

      »Was war das? Edina hatte Mühe, die Worte zu begreifen, die die Fürstenmutter Edwiga zu ihr sprach.

      »Ich hoffe, daß Sie sich mit dem Grafen Brosz gut unterhalten werden. Er hat mir versprochen, sich Ihnen ganz besonders aufmerksam zu widmen.«

      Wie war das? Man hatte ihr einen anderen Tischherrn gegeben? Einen Grafen Brosz? Sie sollte nicht neben dem Fürsten sitzen, neben Drago, nach dem sie sich doch so sehr sehnte, von dem sie sich, das hatte sie sich schon vorgenommen, nie wieder trennen wollte.

      Was hatte das zu bedeuten?

      Wie in Trance folgte Prinzessin Edina der Fürstin, die mütterlich ihren Arm genommen hatte.

      Edina bemerkte nichts von den bewundernden Blicken, die ihr von allen Seiten folgten, sie hörte keines der vielen Worte, mit denen die Ballbesucher sich gegenseitig den Namen dieser bezaubernden Prinzessin zuraunten, die bisher gesellschaftlich erst sehr wenig in Erscheinung getreten war.

      Edina hörte nichts und sah nichts. Sie glaubte wieder einmal zu träumen. Aber diesmal war es ein Alptraum.

      Graf Brosz war ein sehr netter junger Mann. Er war ein guter Freund des Fürsten, sah wie dieser blendend aus und war ebenfalls, was vor allem die Damen interessierte, die gern seine Schwiegermutter werden wollten, eine ausgezeichnete Partie.

      Aber was kümmerte das schon die kleine Prinzessin Edina. Für sie gab es, davon war sie jedenfalls überzeugt, nur einen einzigen Mann auf der Welt, und das war der Fürst von Lukorin.

      »Gefällt Ihnen das Fest, Prinzessin?« fragte Graf Brosz.

      »Wie bitte?«

      Edina war mit ihren Gedanken weit fort gewesen, und jetzt zuckte sie fast ein bißchen zusammen, als sie angesprochen wurde.

      »Ich meine, ob Sie Gefallen an diesem Fest finden?« wiederholte Graf Brosz geduldig.

      »O ja, es ist wunderschön!«

      »Das finde ich auch. Nicht umsonst sind die Bälle von Schloß Lukorin berühmt. Aber Sie habe ich noch nie hier gesehen, Prinzessin.«

      »Ich bin auch erst in diesem Jahr in die Gesellschaft eingeführt worden.«

      »Ach ja, natürlich, das hätte ich mir denken können. Um so mehr freue ich mich, heute Ihr Tischherr sein zu dürfen.«

      »Wer ist die Dame dort?« fragte Edina unverblümt, »die Fürst Drago am Arm führt und mit der er wohl den Ball eröffnen will?«

      »Ach, Sie meinen Gräfin Valeska?« Graf Brosz lächelte. »Es wundert mich, daß Sie die Gräfin nicht kennen, sie ist ziemlich oft auf Schloß Lukorin.«

      »Oft?«

      »Aber ja, wenigstens in letzter Zeit. Gräfin Valeska hat sich lange im Ausland aufgehalten, doch nun ist sie wieder heimgekehrt. Fürstinmutter Edwiga hat früher wohl so etwas wie Mutterstelle bei ihr vertreten und…«

      »Dann handelt es sich um eine Verwandte?« unterbrach Edina aufgeregt.

      »Ja, es besteht eine entfernte Verwandtschaft, gewissermaßen um mehrere Ecken.«

      »Also sind der Fürst und Gräfin Valeska Vetter und Base?«

      »Nun ja, man könnte es so nennen, wenn auch…«

      »Ach, es ist wunderschön auf diesem Fest!« Edina strahlte plötzlich. »Ich bin so vergnügt und so froh, ich könnte die ganze Welt umarmen.«

      »Dann machen Sie doch bei mir den Anfang«, sagte der Graf, der sich wohl über die Sprunghaftigkeit der kleinen Prinzessin wundern mochte, sie aber trotzdem reizend fand.

      Edina errötete leicht, denn sie merkte, daß ihr Temperament schon wieder mal mit ihr durchgegangen war. Aber sie hatte sich nicht beherrschen können, nachdem sich für sie mit einmal wieder alle Himmel geöffnet hatten, als sie hörte, daß der Fürst und diese Gräfin verwandt seien.

      »Sie ist hübsch, diese Gräfin Va­leska, nicht wahr?« bemerkte sie unbefangen.

      Graf Brosz nickte.

      »Ja, die Gräfin ist eine große Schönheit. Man findet diesen etwas herben Typ nicht oft.«

      »Aber sie ist sicher älter als der Fürst.«

      »Nein, nein, das nicht. Ihre königliche Haltung, das vollendet Damenhafte kann aber leicht dazu führen, daß man vergißt, eine junge Dame vor sich zu haben.«

      Edina schaute ihren Partner verständnislos an. Sie begriff nicht, daß ein Mann in dieser Form von einer Frau schwärmen konnte.

      Auch sie fand die Gräfin zwar schön, aber eben doch alt. Sie konnte sich, so meinte die Siebzehnjährige, in keiner Weise mit ihr selbst messen.

      Aber trotzdem fand sie die Gräfin sympathisch, schon allein darum, weil ihr von dieser Seite keine Gefahr zu drohen schien.

      Edina lächelte den Grafen Brosz so strahlend an, als dieser sie zum ersten Tanz führte, daß dem jungen Mann ganz warm ums Herz wurde.

      Sollte er Chancen bei der kleinen Prinzessin haben? So übel wäre das nicht, sie war wirklich zauberhaft, und die Aussicht, Schwiegersohn des Königs von Norawa zu werden, war auch nicht schlecht.

      »Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, daß Sie ein ganz bezauberndes Geschöpf sind, Prinzessin?« raunte er ihr beim Tanz keck ins Ohr.

      »Ja«, antwortete Edina ernsthaft. »Und außerdem weiß ich es auch selbst.«

      Das verschlug dem jungen Mann fast die Sprache. War das junge Ding nun schnippisch oder bloß naiv? Es war nicht klug aus ihr zu werden.

      Schon bei einem der nächsten Tänze erschien Fürst Drago und holte die junge Prinzessin von Norawa. Man registrierte es, aber niemand maß dem eine besondere Bedeutung bei, denn die Prinzessin zählte zu den höchstgestellten Gästen, und es war ganz selbstverständlich, daß ihr gleich zu Beginn des Festes ein Tanz mit dem Gastgeber gebührte.

      Doch für Prinzessin Edina war das anders. Jetzt, jubelte es in ihr, wird er kommen, jetzt wird es geschehen, jetzt wird er sage, daß er mich liebt…

      Und vor lauter Glück fürchtete sie ohnmächtig zu werden.

      Aber Edina wurde nicht ohnmächtig. Sie brachte es sogar fertig, damenhaft zurückhaltend zu lächeln, obwohl sie am liebsten gejauchzt und gejubelt hätte vor lauter Glück. Was würde der Fürst sagen? Wie würde er es sagen? Und was sollte sie antworten?

      Die ersten Tanzschritte machten sie schweigend.

      Edina hatte die Augen geschlossen. Sie tanzte wie auf Wolken, sie schien zu schweben, ein glückliches kleines Vögelchen.

      Fürst Drago blickte sie an, und es überkam ihn eine leise Rührung. Er hatte Edina noch als Kind gekannt, und nun war sie unversehens zu einem so süßen Geschöpf herangewachsen.

      »Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen, Prinzessin?« fragte er leise.

      Edina öffnete die Augen, und der Mann erschrak fast über den schwärmerischen Ausdruck


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