Der Traum von Mann und Frau. Osho

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Der Traum von Mann und Frau - Osho


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Seiende nennt man das Tao.

      Diese Definition ist wunderschön. Lu-Tsu sagt: „Das, was durch sich selbst existiert, das, was von niemandem unterstützt werden muss, das, was schon immer existiert hat, ob du seinem Lauf nun folgst oder nicht …“

      Ob jemand seinem Lauf folgt oder nicht, ist völlig belanglos. Tatsächlich folgt die ganze Existenz seinem Lauf, ohne sich dessen bewusst zu sein. Wenn du ihm bewusst zu folgen vermagst, wird dein Leben ein großer Segen sein. Wenn du ihm unbewusst folgst, dann wirst du immer wieder stolpern, dann kannst du dich nicht so daran erfreuen, wie du es solltest. Zum Beispiel kann man jemanden in einen Garten bringen. Vielleicht ist er betrunken oder im Koma oder unter Chloroform. Man kann ihn in den Garten bringen, er ist bewusstlos. Der Vogelgesang wird von seinen Ohren gehört werden, aber er weiß es nicht. Der Duft der Blumen dringt mit dem Wind an seine Nase, aber er weiß es nicht. Die Sonne wärmt ihn und schickt ihm ihr Licht, aber er merkt es nicht. Die Lüfte streicheln ihn, aber er merkt es nicht. Vielleicht legt man ihn in den kühlen Schatten eines Baumes, aber er weiß nichts davon. Genau so ist der Mensch.

      Wir sind im Tao, denn wo könnten wir sonst auch sein? Leben heißt, auf dem Weg sein. Leben heißt, in Gott leben. Atmen heißt, in Gott atmen. Wo sonst könnten wir sein? Aber so wie der Fisch im Ozean lebt und den Ozean total vergisst, so leben wir im Tao und haben das Tao total vergessen. Tatsächlich vergessen wir es nur deshalb, weil es so selbstverständlich ist. Der Fisch kennt den Ozean ganz genau, er wurde in ihm geboren, er hat ihn niemals verlassen. Er nimmt ihn als gegeben hin, deshalb ist der Fisch sich des Ozeans nicht bewusst.

      Wir sind auf dem Weg, wir sind in Gott, wir leben im Tao, durch das Tao, aber wir sind uns dessen nicht bewusst. Das Tao existiert, denn ohne das Tao wüchsen die Bäume nicht, zögen die Sterne nicht ihre Bahn, zirkulierte das Blut nicht in unseren Adern, gäbe es kein Ein- und Ausatmen. Das Leben würde vergehen.

      Leben ist nur möglich, wenn ein grundlegendes Gesetz es zusammenhält. Leben ist nur möglich, wenn es etwas gibt, das es trägt. Betrachtet die unermessliche Ordnung in der Existenz! Sie ist kein Chaos, sie ist ein Kosmos. Was macht sie zum Kosmos? Warum gibt es so viel Harmonie? Es muss eine Gesetzmäßigkeit geben, die die Harmonie aufrechterhält, in Gang hält, alles miteinander abstimmt. Aber davon wissen wir nichts. Wir wissen nichts von unserem eigenen Sein, und durch unser Sein sind wir mit dem Tao verbunden.

      Das Tao hat weder Namen noch Form. Es ist das eine

      Wesen, der eine Urgeist.

      Es ist der Ozean des Lebens, der uns umgibt. Es ist innen und außen – die pure Essenz. Es ist die Existenz, es ist der Urgeist. Es ist die Existenz, es ist der ursprüngliche Geist. Kein Name kann es enthalten. Alle Namen sind sein Name. Und das Tao hat keine besondere Form, denn alle Formen sind die Form des Tao. Das Tao existiert in Millionen von Formen. Im Baum ist es grün, in seiner Blüte ist es rot. Im Menschen ist es Mensch, im Fisch ist es Fisch. Es ist die gleiche Gesetzmäßigkeit. Man kann das Wort Tao durch Gott ersetzen, und es wäre dasselbe. Was Christen und Muslime Gott nennen, nennen die Taoisten Tao. Die Buddhisten nennen es dharma. Die Griechen pflegten es Logos zu nennen, aber sie meinen dasselbe. Kein Name kann es enthalten; oder: Es kann durch jeden beliebigen Namen ausgedrückt werden.

      Die Essenz und das Leben kann man nicht sehen.

      Sie sind enthalten im Licht des Himmels.

      Das Licht des Himmels kann man nicht sehen,

      es ist enthalten in den beiden Augen.

      Die Form kann man sehen, den Körper kann man sehen – der Körper ist die Form, die Substanz, die das Wesen, die Essenz umgibt – aber das Wesen kann man nicht sehen. Die Essenz ist nicht mit Augen zu sehen, nicht mit Sinnen zu erfassen. Sie muss unmittelbar gespürt werden, nicht durch ein Mittel. Ihr seht meinen Körper, ich sehe euren Körper – es geschieht durch ein Medium. Meine Augen teilen mir mit, dass ihr hier seid, eure Augen teilen euch mit, dass ich hier bin. Aber wer weiß?

      Die Augen können täuschen, und manchmal täuschen sie. In der Dunkelheit der Nacht kannst du ein Seil für eine Schlange halten, und wenn du es für eine Schlange hältst, dann wirkt es auf dich wie eine Schlange: Du kriegst Angst, du läufst davon. Oder du siehst in der Wüste eine Oase, die gar nicht da ist, die nur eine Projektion ist, weil du so durstig bist, dass du dir wünschst, sie wäre da, also schaffst du sie dir. Die Augen täuschen uns auf vielerlei Weise. Also – wer weiß? Wenn die Wahrheit durch ein Medium erfahren wird, wird sie immer suspekt, zweifelhaft bleiben. Dann kann sie keine Gewissheit werden, kann sie keine absolute Gewissheit werden. Und eine Wahrheit, die keine absolute Gewissheit ist, ist überhaupt keine Wahrheit. Die Wahrheit muss absolut gewiss sein, sie kann nicht „in etwa“ gewiss sein. Es gibt also nur eins: Die Wahrheit muss ohne jegliches Hilfsmittel erkannt werden, direkt, unmittelbar. Man muss sie ohne alle Sinne erkennen. Und nur so wird sie auch erkannt: Leben kann man nicht sehen, aber man kann es fühlen. Es ist eine subjektive Erfahrung, kein Objekt.

      Die Essenz und das Leben kann man nicht sehen.

      Sie sind enthalten im Licht des Himmels.

      Das Licht des Himmels kann man nicht sehen.

      Es ist enthalten in den beiden Augen.

      Ihr habt diese beiden Augen. Für den Taoisten sind diese beiden Augen äußerst bedeutsam. Erst die moderne Wissenschaft war in der Lage, die Wahrheit hierin zu erkennen. Diese beiden Augen sind nicht nur die sichtbaren Augen. Diese beiden Augen stehen für das Männliche und das Weibliche in euch. Heute sagt die moderne Wissenschaft, dass das Gehirn des Menschen in zwei Hemisphären unterteilt ist, und dass die eine Hemisphäre männlich und die andere Hemisphäre weiblich ist.

      Die rechte Seite eures Gehirns ist weiblich, und die linke Seite eures Gehirns männlich. Das eine Auge repräsentiert also den Mann in euch und das andere repräsentiert die Frau in euch. Und wenn sich euer innerer Mann und eure innere Frau begegnen, so wird diese Begegnung „Himmel“ genannt – diese innere Kommunion des Männlichen und des Weiblichen in euch.

      Jesus sagt: „Wenn deine zwei Augen eins werden, so ist da Licht.“ Er spricht wie ein taoistischer Alchimist. Wenn deine beiden Augen eins werden, dann ist da Licht. Wenn deine beiden Augen eins werden – wenn dein innerer Mann und deine innere Frau ineinander aufgehen –, so ist das die höchste orgasmische Erfahrung. Das, was ihr fühlt, wenn ihr euch mit einem Mann oder einer Frau liebt, ist nur ein schwacher Abglanz davon, ein ganz flüchtiger Abglanz. Es ist so flüchtig, dass es in dem Augenblick, da ihr euch dessen bewusst werdet, bereits vergangen ist. Ihr werdet euch dessen nur im Nachhinein bewusst, so flüchtig ist es. Aber es ist ein flüchtiges Aufleuchten, ein Aufblitzen der Begegnung zwischen dem Mann und der Frau.

      Das ist eine äußerliche Begegnung. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt geschieht, wenn auch nur für einen einzigen Augenblick. Aber sie eröffnet eine tiefe Möglichkeit. Und genau darum haben sich Tantra, Tao, Yoga und all die großen Geheimlehren der Welt bemüht: euch zu helfen, euch eures inneren Mannes und eurer inneren Frau bewusst zu werden – dessen, was die Tantriker Shiva und Shakti und die Taoisten yin und yang nennen. Die polaren Gegensätze, das Positive und das Negative in euch, der Tag und die Nacht in euch – die müssen sich dort vereinigen.

      Das Licht des Himmels kann man nicht sehen.

      Es ist enthalten in den beiden Augen.

      Aber solange sie nicht eins werden, wirst du dir dessen nicht bewusst werden.

      Es ist enthalten in den beiden Augen.

      Du kannst es nicht eher sehen, als bis sie eins werden. Erst dann wird es freigesetzt. Dann gibt es eine große Explosion von Licht. Zarathustra nennt es „die Explosion des Feuers“. Laotse nennt es „die Explosion des Lichts“. Es ist dasselbe. Ihr müsst schon einmal gehört haben, was Johannes der Täufer gesagt hat. Er pflegte zu seinen Jüngern zu sagen: „Ich taufe euch mit Wasser. Nach mir wird einer kommen, der euch mit Feuer taufen wird.“ Genau das hat er damit gemeint: „Nach mir wird einer kommen, der euch mit Feuer taufen wird“, die Wassertaufe ist eine äußere Taufe. Für Johannes den Täufer symbolisiert Wasser das äußere Fließen.

      Merkt euch gut, dass das Abwärts-


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