Zen – Den Klang der Stille hören. Osho

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Zen – Den Klang der Stille hören - Osho


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braucht keine Logik. Wenn er dem logischen Denken folgt, schnappt ihn früher oder später die Polizei, weil die genauso denken.

      Im zweiten Weltkrieg war es auch so… Drei Jahre lang gewann Hitler ununterbrochen, und zwar nur, weil er unlogisch war. Alle anderen Länder, die ihn bekämpften, taten es logisch. Freilich, denn sie waren geübter in der Kriegsführung, eingeweiht in militärische Praktiken, in dieses und jenes, und sie hatten Experten, die versichern konnten: „Diesmal wird Hitler von dieser Seite aus angreifen.“ Und wäre Hitler bei Sinnen gewesen, hätte er genau das getan, weil die feindliche Abwehr dort ihren Schwachpunkt hatte. Natürlich muss man den Feind an seiner schwächsten Stelle angreifen, das ist logisch. Also erwarteten sie Hitler am schwächsten Punkt, zogen sie dort alle Kräfte zusammen … und was tat er? Er schlug irgendwo anders zu, unvorhersehbar. Nicht einmal auf seine eigenen Generäle wollte er hören. Er hatte einen Astrologen, der ihm riet, wo er angreifen solle. Nun, dergleichen hatte es noch nie gegeben: Kriege werden nicht von Astrologen geführt! Sobald Churchill Wind davon bekam, sobald seine Spione ihn wissen ließen, dass gegen diesen Mann nichts zu machen war, weil er absolut unlogisch war, dass alle Entscheidungen von einem törichten Astrologen nach den Sternen getroffen wurden, der keine Ahnung vom Krieg hatte, der nie an der Front gewesen war – was hatten denn die Sterne mit einem Krieg zu tun, der sich auf der Erde abspielte? Also berief Churchill sofort einen Astrologen des Königs und man richtete sich fortan nach dem königlichen Astrologen. Auf einmal passte alles zusammen, denn jetzt wahrsagten zwei Narren. Da wurde es einfacher.

      Würde sich ein Einbrecher nach Aristoteles richten, würde man ihn früher oder später schnappen, da die Polizei sich nach derselben aristotelischen Logik richtet.

      Erst vor ein paar Tagen hatte Vedanta die schöne Idee, sich mit dem Jeep des Ashrams davon zu machen. Natürlich musste man das der Polizei melden. Alle nahmen an, dass er in Richtung Chanda fahren würde, weil er immer davon geredet hatte, nach Chanda gehen zu wollen, um einen Ashram wiederzueröffnen, den es dort mal gegeben hatte – Kailash. Wäre er tatsächlich dort hingefahren, wäre ihm die Polizei kaum gefolgt, aber die Polizei dachte logisch und befand: „Wenn er ständig davon geredet hat, nach Chanda zu fahren, wird er jetzt nicht nach Chanda fahren, weil er befürchten müsste, auf der Straße dorthin abgefangen zu werden. Da fährt er nicht hin.“ Also kümmerten sie sich gar nicht um jene Strecke und schnappten Vedanta in Lonavla – er war nach Mumbai unterwegs. Die Polizei hatte sich das schon gedacht.

      Wenn du dich an die Logik hältst, dann kriegt dich jeder zu fassen, der sich an dieselbe logische Methode hält. Ein Einbrecher muss unberechenbar sein, Logik ist ausgeschlossen. Er muss unlogisch sein, in einem Maße, dass er für niemanden vorhersagbar ist. Aber unlogisch kann nur der sein, dessen gesamte Energie durch die rechte Gehirnhälfte fließt.

      Eingesperrt in der Truhe packte den Jungen der Zorn, und vor Schreck wusste er nicht aus noch ein, wie er entkommen könne…

      „Wie?“ ist eine logische Frage, folglich erschrak er, denn es gab keinen Ausweg, das „wie“ griff einfach nicht. Da kam ihm blitzartig eine Idee. Nun, hier verlagert sich etwas: Nur in gefährlichen Lagen, wo die linke Gehirnhälfte aussetzt, kann sie zulassen, dass die rechte Hälfte ein Wörtchen mitredet, als letzter Strohhalm. Wenn sie selber nicht weiter weiß, wenn sie das Gefühl hat, in der Patsche zu sitzen, wenn sie sich geschlagen geben muss, dann sagt sie: „Warum nicht der unterdrückten, der eingesperrten Hirnhälfte eine Chance geben? Soll die auch ihre Chance kriegen. Wer weiß… schaden kann es jedenfalls nicht!“ Bis plötzlich …

      Bis ihm blitzartig eine Eingebung kam: Er miaute wie eine Katze.

      Nun, das ist nicht logisch. Zu miauen wie eine Katze ist einfach eine absurde Idee. Aber es funktionierte.

      Man schickte eine Magd mit einer Kerze, um die Truhe zu untersuchen. Kaum wurde der Deckel gehoben, sprang der Bursche raus, blies die Kerze aus, schob die erstaunte Magd beiseite und suchte, von allen verfolgt, das Weite.

      Am Straßenrand sah er einen Brunnen, warf einen dicken Stein rein und verschwand im Dunkeln. Seine Verfolger scharten sich um den Brunnen und reckten die Hälse, um den Einbrecher ertrinken zu sehen.

      Auch dies hat nichts mit logischem Denken zu tun, denn das erfordert Zeit. Logik erfordert Zeit um fortzuschreiten, nachzudenken, zu argumentieren, ob so oder so, welche Alternative von vielen… und man hat tausendundeine Alternative. Wenn man sich in einer Lage befindet, wo es keine Zeit gibt zu denken – und wenn man verfolgt wird, wie kann man da denken? Denken taugt nur, wenn man in einem Sessel sitzt. Mit geschlossenen Augen kann man philosophieren und grübeln, danach suchen, was dafür oder dagegen spricht und alles abwägen, aber wenn die Leute hinter einem her sind und es ums Überleben geht, gibt es keine Zeit nachzudenken, lebt man im Augenblick, wird man einfach spontan.

      Er beschloss nicht etwa, den Stein zu werfen, es passierte einfach. Es war keine Schlussfolgerung, er hat nicht erst groß drüber nachgedacht, sondern sah sich’s nur machen. Er warf einen Stein in den Brunnen und versteckte sich im Dunkeln. Die Verfolger blieben in dem Glauben stehen, der Einbrecher sei im Brunnen ertrunken.

      Kaum zu Hause angelangt, beschimpfte er seinen Vater, doch als er ihm zu erzählen begann, wie er entkommen war, sagte der Vater nur: „Vergiss die Einzelheiten: Du bist wieder da – folglich hast du die Kunst erlernt.“

      Wozu noch Einzelheiten erzählen? Sie taugen nichts. Was die Intuition betrifft, taugen Einzelheiten deshalb nichts, weil sich die Intuition nie wiederholt. Einzelheiten taugen erst etwas, wenn es um Logik geht. Daher gehen logische Leute immer bis in die winzigsten Einzelheiten, damit sie, falls sich dieselbe Situation wiederholt, alles unter Kontrolle haben und wissen, was zu tun ist. Aber im Leben eines Einbrechers wiederholt sich nie dieselbe Situation. Und auch im wirklichen Leben wiederholt sich nie dieselbe Situation. Wenn du alles im Voraus weißt, bist du so gut wie tot, gehst du auf nichts mehr ein. Im Leben muss man auf alles eingehen können, nicht reagieren: Da musst du aus dem Nichts heraus handeln, innerlich unvoreingenommen. Man muss unroutiniert handeln. Man muss aus dem Unbekannten heraus ins Unbekannte hinein handeln.

      Und genau das pflegte Goso Hoyen zu sagen, wenn man ihn fragte, was es mit Zen auf sich habe. Dann erzählte er immer diese Geschichte. Zen ist haargenau wie ein Einbruch. Es ist eine Kunst, keine Wissenschaft; es ist weiblich, nicht männlich, nicht aggressiv, sondern empfänglich; es ist keine gut durchdachte Methode, sondern immer spontan. Es hat nicht mit Theorien, Hypothesen, Glaubenssätzen, heiligen Schriften zu tun – es hat nur mit Einem zu tun, und zwar Bewusstheit.

      Was ist in jenem Moment geschehen, da der Junge in der Truhe saß? In solcher Gefahr darfst du nicht dösen. In solcher Gefahr bist du hellwach. Du musst es sein: Dein Leben steht auf dem Spiel, du musst total wach sein. Genauso hellwach sollte man jeden Augenblick sein. Und wenn du hellwach bist, kommt es zu dieser Verlagerung: aus der linken Gehirnhälfte wechselt die Energie in die rechte Gehirnhälfte. Wann immer du hellwach bist, wirst du intuitiv, hast du blitzartige Eingebungen – aus dem Unbekannten, aus heiterem Himmel. Du magst sie nicht beachten, aber dann lässt du dir viel entgehen. Tatsächlich stammen sämtliche wissenschaftlichen Entdeckungen aus der rechten Gehirnhälfte, nicht der linken.

      Ihr kennt sicherlich Madame Curie – die einzige Frau, die je einen Nobelpreis bekommen hat… Seit drei Jahren hatte sie an einer bestimmten Mathematikaufgabe geknobelt, ohne sie lösen zu können. Sie hatte ihr Bestes gegeben, war das Problem von allen denkbaren Seiten angegangen, aber keinen Weg finden können. Eines Nachts wachte sie auf, ging zum Schreibtisch, schrieb die Antwort auf einen Zettel, ging zurück und schlief wieder ein.

      Am nächsten Morgen fand sie die Antwort auf ihrem Schreibtisch liegen. Sie konnte es nicht fassen: Wer hatte das getan? Das konnte doch keiner! Der Diener? – von dem war das nicht zu erwarten, er hatte keine Ahnung von Mathematik. Sie erinnerte sich wohl, dass sie am Abend zuvor noch einmal eine Riesenanstrengung gemacht hatte… aber ohne Erfolg. Was war da passiert? Sie versuchte sich zu erinnern, denn es war ihre eigene Handschrift! Und dann dämmerte ihr dunkel, dass sie sich in der Nacht wie im Traum an den Tisch gesetzt und etwas geschrieben hatte. Woher war diese Antwort gekommen?

      Jedenfalls nicht aus der linken Gehirnhälfte; die hatte sich drei Jahre lang damit abgequält. Und auf dem Blatt stand nur die Lösung,


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